Geschichte der Friedhofskapelle 1521 – 1531
Peter Buffler, reicher Isnyer Patrizier und Ratsherr, hatte 1521 eine ‚Kapelle für seine Vorfahren auf dem Gottesacker‘ gestiftet und erbauen lassen. Diese Kapelle ließ Buffler wurde Anfang März 1531 durch seine Knechte und Gehilfen wieder abbrechen und zerstören. Damit hatte das Kirchlein nur 10 Jahre existiert. Die Friedhofskapelle stellte mit Versammlungsraum, Gewölbe, Chor, Säulen, „Frauenaltar“ (=Marienaltar) und Turm ein durchaus stattliches Gebäude dar.
Weshalb war der Abriss erfolgt?
Kurz zuvor – am 2. Februar 1531 war Isny dem Schmalkaldischen Bund beigetreten. Nach nach reformatorischer, Zwingli’scher Lehre war der „Totenkult“ ein Aberglaube und Sünde. Reformator Andreas Blarer hatte Buffler den Abriss angeraten. Schon vorher war Buffler zu einem vehementen Verfechter und Förderer der Reformation in Isny geworden. Der Anlass für den Abriss war jedoch auch eine Anordnung und Provokation des Klosterabts, der die Isnyer Räte damit sehr erbost hatte.
Der Abt gab bekannt:
„(…)’Was aber den Plan der Yßner betreffe, die Messe auch im Gotteshaus abzuschaffen und auszumustern, so wolle er ihnen hiermit entgegen treten. Die Yßner sollten wissen, dass ihnen damals, wo Yßni noch ein Dorf war, wo es also noch keine Stadt und noch nicht mit einer Mauer umgeben war, keinerlei Gerechtigkeiten jemals zugestanden haben, auch jetzt stehen ihnen solche nicht zu, weshalb sie in Betreff der Messe nichts zu verordnen hätten.‘
Wir brauchen nicht erst zu sagen, dass alle diese ernsten Reklamationen das Werk des Umsturzes nicht zu hindern vermochten, im Gegenteil wurde die Lage von Tag zu Tag kritischer und der Fanatismus immer ärger. Die nächste Zielscheibe desselben war die – von dem Ratsherrn Peter Buffler im Jahre 1521 auf sein und der gesamten Stadt Ansuchen mit Genehmigung des Abtes auf dem Gottesacker erbaute Kapelle. Dieselbe wurde jetzt im Frühjahr 1531 auf Anraten Blarer’s des Freundes Bufflers von den erleuchteten Gottesmännern zu Jsny abgebrochen und zerstört, ohne dass der Abt den Abbruch der Kapelle oder wie man vorgab die Umwandlung derselben in ein Seelenhaus abzuwehren vermochte. Auch der schriftliche Befehl des Truchsessen vom 17. März an Bürgermeister und Rath, sie sollten diese Gebäu unverändert bleiben lassen, da er laut versiegelten Revers in der Sache zuständig sei, hatte keinen Erfolg. Die Kapelle wurde von Grund aus zerstört und man glaubte noch ehrlich zu sein wenn man die schönen steinernen Pfeiler und Säulen zu den Ross-Ställen wozu sie es verwendet haben gebrauchte, anstatt solche in einem Gott geweihten Bethaus für die Liebe der abgestorbenen kristlichen Seelen stehen zu lassen.“2
Fußnoten von Scharff (1871):
*Dieselbe stand auf der Stelle, die jetzt den städtischen Katholiken als Begräbnisplatz angewiesen ist.
*(Fußnote) Der Abbruch der sehr schönen Kapelle scheint nicht auf einmal geschehen zu sein – wie aus einem an Truchsess Wilhelm abgefassten Berichte vom 16. März erhellt; denn es heißt dort:“c.c sie haben das Gewölb im Chor, sogar den Turm mehr als halb, auch den Frauenaltar abgebrochen u.s.w.“1
Reste des Fundaments sind auf dem Friedhofgelände noch vorhanden und die Grundmauern sind mit GoogleMaps noch erkennbar. Aus dem Satellitenbild lässt sich das Außenmaß auf ca. 11 m Breite und 16 m Länge bestimmen. Die Ausrichtung der Kapelle liegt Richtung NNO, die Schrägen der Chormauer sind oben rechts erkennbar. Der Standort des Turmes lässt sich aus der Luftaufnahme nicht genau erkennen. Möglicherweise befand er sich oben rechts – und die zwite Mauer auf der rechten Seite war ebenfalls eine der Grundmauern. Damit hätte die Kapelle einen fast quadratischen Grundriss gehabt. Genaueres müsste vor Ort untersucht werden – ebenfalls, ob es sich bei den erkennbaren Mauerresten nicht um die Relikte der Kapelle handelt.
In der Kapelle befand sich ein „Frauenaltar“. Der Zeitpunkt der Entstehung könnte mit dem Spätwerk Strigels übereinstimmen. War der ➥ Strigel-Altar von Buffler für diese Kapelle bei der „Memminger Altarbau-Firma Strigel“ in Auftrag gegeben worden? Entstehungszeit, Größe, künstlerische Reife Strigels, die Ausgestaltung als „Frauenaltar“ (Marienaltar), örtliche und zeitliche Nähe und „Verschwinden“ könnten zusammenpassen. Eventuell hatte Peter Buffler als Auftraggeber des Altares die Gemälde nach dem Abbruch in seinem Privathaus ‚eingelagert‘.
Möglich ist auch, dass der ehemals in einer Nische der Nikolaikirche stehende Frauenaltar – der bei der Kirchenerweiterung mit Chorraum weichen musste, durch einen neuen Frauenaltar ersetzt wurde, den Buffler stiftete und dafür der „alte“ Frauenaltar in die Friedhofskapelle „umgesiedelt“ wurde.
Leider wurden die Urkunden der Kirchenpflege und Stadtverwaltung aus jener Zeit, durch welche der Auftrag nachvollziehbar wäre, durch die verschiedenen Stadtbrände zerstört (siehe ➥ „Isnyer Katastrophen„).
1 Bernard Scharff: Geschichte der Reformation der ehemaligen Reichsstadt Isny, grösstentheils aus archivalisschen Quellen gesammelt und verfaßt von Caplan Bernard Scharff, Präses des katholischen Gesellenvereins in Isny, Waldsee, Druck und Verlag von Carl Liebel 1871 (104 Seiten)
➥ https://books.google.de/books?id=EZUKAAAAIAAJ&printsec=frontcover
2 Scharff, a.a.O, S.47 (Rechtschreibung zur leichteren Lesbarkeit angepasst)

