Gams_SG – Sehenswertes, Geschichte, Sagen, Mythen und Gebräuche. Das „etwas andere“ Portal mit Links, (alten und neuen) Karten, Fotos, Ausflugszielen

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Meyers Enzyklop. Lexikon, 1905. http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Gams_SG?hl=Gams_SG

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Sagen, Mythen und Geschichten

Sagen und Mythen

Die Wildenburg

Im Kanton Sankt Gallen am Wege nach Gambs hinaus liegen einsam von den schönsten Tannenbäumen umzäunt, in deren Gipfeln die Raben hausen, auf würfelförmigem Kalkfelsen die Überreste der Burg Wildenburg, aus welcher ein viereckiger, etliche dreißig Fuß hoher Turm hervorragt. Die uralte Sage erzählt, dass auf Wildenburg ungeheure Schätze in Schutt und Sand verborgen liegen, welche von zehn der hässlichsten Kobolde und Gnomen gehütet werden. Diese bösen Geister sollen die Zwingherren sein, welche zum Schrecken des Volks auf der wilden Burg wohnten und die nun zur ewigen Strafe Tyrannen zur warnenden Lehre in den schrecklichsten Gestalten ihr zusammengestohlenes Gut Tag und Nacht bewachen müssen.

Um Mitternacht, wenn kein Sternchen glimmt, kriechen sie aus ihren Höhlen hervor, springen umher, leuchtend wie Irrwische, raufen sich in den Haaren und toben und heulen, dass es den Leuten in der Nachbarschaft durch Mark und Bein geht und die Alpen erschüttert. Zu gewissen Zeiten ändern sie die Gestalt. Das eine dieser Ungeheuer ist jung und frisch, das andere alt und kränklich und ein drittes schwarz. Bald erscheinen sie als Riesen, bald als Zwerge mit Höckern, zuweilen als Hunde, Raben, Schweine und Böcke. Wenn die Quatember oder andere heilige Zeiten nahen, spuken sie in der Gegend weit umher.

Dem Wildenberger See entlang, worin schon mancher Berggeist umkam, wandelt eine alte Matrone, welche – wird sie Jemand gewahr – eifrig die Hände reibt und klagt und winselt. Dem Wanderer nahe rümpft sie die Nase durch deren allmähliche Verlängerung ein enormer Rüssel sich bildet, womit sie nach Beute hascht. Glücklich, wer dann im Schleier der Nacht Schutz und Rettung findet. Weiter stößt man auf einen gewaltigen Mann mit großem, breit gerändertem Hut und gehüllt in eine schwarze Kutte; endlich sieht man mitten auf dem Wege ein Ungetüm mit Zigeunerbart und Räuberblick. Diese Ungeheuer leben zusammen in ewigem Hader. Tritt einmal ein ruhiger Augenblick ein, so sitzen sie um ihre großen Kessel und zählen schäkernd ihr Gold.
Plötzlich werfen sie dann Alles wieder hin, sich selbst mit geballten Fäusten schlagend und so quälen sie sich, bis endlich die ausgestandene Pein ihre verübten Grausamkeiten sühnen wird. Nach ihren Schätzen waren schon Manche lüstern, aber von den Eingeborenen hat keiner das Herz, sich mit den mächtigen Gnomen zu schlagen, die an der eisernen Pforte der grauenvollen Gewölbe strenge Wache halten.

Da geschah es dass aus den Laguneninseln des adriatischen Meeres viele Menschen auswanderten und sich in allen Winkeln der Erde zerstreuten. In Wildhaus, einem Dorfe unweit der Burg, kannte man sie unter den Namen „Venediger“ und sie wurden als Hexenmeister und Tausendkünstler geehrt und gefürchtet. Ein Solcher hatte auch Lust, die hässlichen Geizhalse in der Burg zu plündern, sann aber vorerst auf ein Mittel, wie er sie wohl blenden könnte. Nach langem Grübeln beschloss er, die Ungeheuer mit der sogenannten weißen Ziegenkrautblume zu bannen, welche jedoch äußerst selten gefunden wird. Unermüdlich durchstrich er die höchsten Alpen, bis er sie endlich entdeckte. Nun machte er sich mutig auf den Weg zur berüchtigten Höhle. Beim Wildenburger See stieg er in den unterirdischen Gang hinab, der vor Zeiten in die Burg führte und nach wenigen Minuten stand er an einer großen, eisernen, mit schweren Barren kreuzweise befestigten Tür, die sich ihm auf die Berührung der Zauberpflanze krachend öffnete.

Und er betrat eine finstere Felsenkammer, die nur zuweilen vom Glanze des Goldes, wie von einer Wetterleuchte, feurig erhellt wurde. Furchtlos und ohne Zaudern legte er nun Hand ans Werk, raffte von den zahllosen Goldklumpen, die an den Wänden herumlagen, so viel er tragen konnte zusammen und versprach sich schon zum Voraus recht bald wieder zu kommen, als ihn auf einmal, da er eben gehen wollte, mit leisem Wimmern ein unsichtbares Wesen umschwebte und ihm vernehmlich die Mahnung zuflüsterte: „Laß’s Best nicht liegen! Laß’s Best nicht liegen!“

Darob erschrak der goldgierige Mann. Dem wohlmeinenden Rate gehorchend, besah er seine reiche Beute noch einmal und eilte dann schaudernd von dannen. Erst nachdem sich die Tür unter Donnergetöse geschlossen, bemerkte er, dass er das Beste vergessen hatte: die weiße Ziegenkrautblume. Von nun an wagte sich Niemand mehr dahin, lieber grub man sich Gold im Gebirge, dessen Eingeweide an diesem köstlichen Metalle so reich gewesen sein sollen, dass einst ein anderer Venediger, der durch seine Zaubereien das Leben verwirkt hatte, eine goldne Kette um die Stadt Lichtensteig zu schmieden versprach, wenn er begnadigt würde. Ob er es getan oder was aus ihm geworden, wird nicht weiter erzählt.

Der Sturz der Wildenburger Herren
Über den Sturz der Wildenburg, welchen das Volk im Kampfe für Freiheit gegen die letzten Vögte errungen haben will, meldet noch heute die Sage Folgendes: Bis ins fünfzehnte Jahrhundert lebten und webten bald streng, bald mild dort auf sicherem Felsenthrone, wo wilde Kobolde jetzt hausen, adlige Herren. Diese führten ein wahrhaft freiherrliches Leben, nur der eigenen Willkür folgend. Ein Haus hatten sie, das war größer, fester und reicher ausgeschmückt, als der Grafensitz Werdenberg unten am Rheinstrome. Was die Kunst damals Köstliches spendete, prangte in goldnem Schimmer in den Sälen, was den Gaumen gelüstete, wurde in der weiten Küche stündlich zubereitet. Unter der Menge der ausgesuchtesten Speisen und Getränke bogen sich die Tische.

Von Arbeiten wussten die Herren nichts, gab es etwas zu tun, so wurden die Hirten oder Sennen dazu gebraucht. Selbst ihre Knechte hatten es besser als der Pfarrer oder Ammann im Dorfe. Damals gab es noch Bären und Wölfe genug. Gemsen traf man in ganzen Herden an. Wollten die Herren nur jagen, so riefen ihre Hörner die Hirten vor die Burg. Dann zogen sie aus, die Doggen und Windhunde voraus, hintennach die Jäger zu Fuß oder zu Pferd mit dem Hirtentross die ganze Gegend, Alpen und Wälder durchstreifend. Kamen sie einem Wolf, Bären oder einer Gemsenschaar auf die Spur, mussten die Hirten springend und schwitzend sie in eine Waldecke zusammentreiben, damit sie die Jäger bequem schießen konnten. Erst Abends spät, wenn der Schimmer der untergegangenen Sonne an den kahlen Wänden im Westen längst erbleicht war, ertönten die Hörner zur Rückkehr.

So mussten die armen Menschen ärger als die Hunde den adligen Herren auf der Wildenburg dienen. Doch meinten diese es noch christlicher mit ihnen als ihre Nachfolger. Die Herren auf der Wildenburg starben aus und es kamen auf ihren kühnen Felsensitz wilde Vögte, wahre Tyrannen. Die hätten auch gern in Saus und Braus gelebt; weil ihnen aber die Mittel dazu fehlten, halfen sie sich durch Raub, der manche Sennen in große Not brachte. Des Tages sandten sie ihre Knechte in die Ställe auf die Weiden und Alpen, wo sie Ochsen, Kühe, Rinder oder Butter und Käse mitnahmen. Ließ einmal ein furchtloser Mann einem solchen Diebe feine starken Knochen fühlen, so fand er im finsteren Kerker den Tod. Wussten sie irgendwo eine hübsche Sennentochter, die führten sie gewaltsam auf ihre Burg, wobei sie auf ihren Zügen, die sie regelmäßig alle Nächte wiederholten, raubten was sie fanden.

Noch erinnert der Wald über der Simmi, der „blutlose“ genannt, an manche Verbrechen, die dort von ihnen verübt wurden. Lange litten so die Wildenburger Untertanen alles Ungemach mit sklavischer Unterwerfung. Als aber die Gräueltaten sich immer mehr häuften, die Misshandelten keine Linderung ihres traurigen Zustandes voraussahen und da sie überdem wussten, wie so häufig schon freie Männer zur Rettung persönlicher Freiheit solche Zwinghäuser ungestraft überrumpelt und die Zwingherren daselbst gemordet hatten, da wurde die Lust nach Rache reger in ihrer Brust. Sie schworen den Tyrannen und ihrem Höllenneste den Untergang.

In einer finstern Nacht, als diese keine Gefahr ahnend auf Raub auszogen, stellte sich eine Schar in den Burgwald auf die Lauer. Plötzlich fiel sie aus ihrem Hinterhalt und erschlug jene nach kurzem blutigem Kampfe. Jauchzend kehrten die Tapferen heim. Jung und Alt erschraken freudig, als sie den Tod ihrer Unterdrücker vernahmen. Aber noch war die Tat nicht ganz vollendet. Einer war noch in der Burg zurückgeblieben der bis jetzt vergebens zu entfliehen gesucht hatte. Eben wollte er sich mit einem Sprung durchs Fenster retten, da sah’s ein geschickter Schütze – die Bogensehne schwirrte und der Pfeil durchbohrte das Herz des letzten Vogts auf der Wildenburg. Kaum hatte das Volk hiervon Kunde, so versammelte es sich jubelnd um die Burg, warf zur Vollendung des Werkes brennende Fackeln hinein und bald verkündete die Glut am nächtlichen Himmel ihren letzten Tag. Prasselnd fiel das Gebäude der Gewalt, nachdem es Jahrhunderte lang der Zeit und den Menschen getrotzt hatte, zusammen. Auf seinen Trümmern beschworen die freien Wildenburger im Frohgefühl der Befreiung von vögtischer Tyrannei den Bund für Freiheit und gegen Unterdrückung. Dies und noch mehr erzählen die Wildhauser von der Zerstörung ihrer Burg.

Noch ragt aus dem Schutt, gleich einer Warnungstafel und als bleibender Zeuge, die Hälfte ihres Turmes hervor, in dessen Gemäuer über geraubtem Gut zwischen Kröten und Vipern die Gespenster der geopferten Vögte als heulende Geister herumirren.
Quelle: Philipp von Steinau (=Ferdinand Grimm): Volkssagen der Deutschen,1838, S.74-81
Link: https://books.google.de/books?id=5EI7AAAAcAAJ

Info zur Burg

https://www.burgenwelt.org/schweiz/wildenburg_sg/object.php

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