Friedrichshafen am Bodensee – Sehenswertes, Geschichte und Insidertipps
Das etwas andere Portal zu Friedrichshafen in Oberschwaben. Hier gibt es nützliche Links, Insidertipps, (alte und neue) Karten, Fotos, Ausflugsziele

Friedrichshafen: Kunstobjekt an der Promenade

Allgemeines

Internetauftritt der Stadt Friedrichshafen
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Wikisource: Historische Quellen zu Friedrichshafen

Historische Lexikoneinträge

Friedrichshafen (Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1907)
Stadt im württembergischen Donaukreis, Oberamt Tettnang, 410 m ü. M., am Bodensee, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Bretten-Friedrichshafen und Fischbach-Lindau, besteht aus zwei Teilen: der alten, ehemaligen Reichsstadt Buchhorn und dem Kloster und Dorf Hosen. Das schönste Gebäude in Friedrichshafen ist das Schloß (die ehemalige Propstei Hosen), die gewöhnliche Sommerresidenz der königlichen Familie, in schöner Lage am Bodensee und mit herrlicher Aussicht. An das Schloß schließt sich die frühere Kloster- und jetzige evang. Pfarrkirche an. Die kath. Pfarrkirche steht in dem frühern Buchhorn. Friedrichshafen zählt (1900) 4627 Einw., davon 1120 Evangelische, hat Denkmäler Kaiser Wilhelms I. und des Dichters G. Schwab und zwei Häfen.

Von hier aus wurde die Dampfschiffahrt auf dem Bodensee zuerst versucht. Friedrichshafen ist Sitz eines Hauptzollamts, hat eine Latein- und Realschule, Parkettfußboden-, Konserven- und Lederfabrik, eine Eisenbahnwerkstätte, Seebäder, eine Naturheilanstalt und ist ein stark besuchter Sommeraufenthalt.

Buchhorn kommt schon in Urkunden von 837 unter dem Namen Buachihorn oder Puchihorn vor und war einst der Sitz mächtiger Grafen. Nach deren Aussterben (1089) fiel das Besitztum an die Welfen und von diesen 1191 an die Hohenstaufen. 1275 erhielt die Stadt durch König Rudolf I. Reichsfreiheit (Anm.:“Freie Reichsstadt“ W.A). Nach Aufhebung der Reichsfreiheit (1802) kam sie zuerst an Bayern, 1810 aber an Württemberg, dessen König (Anm.: Friedrich I. von Württemberg, W.A) sie mit dem Kloster Hosen verband und beiden den Namen Friedrichshafen gab. Das Kloster Hosen wurde 1050 als Benediktiner-Nonnenkloster gestiftet; 1090 übergab es Welf IV. dem Kloster Weingarten, von dem es 1420 in eine Propstei umgewandelt und mit Mönchen besetzt wurde. Nach dem Brand von 1634 ward es 1695 durch den Abt von Weingarten neu aufgebaut und kam 1802 an den Fürsten von Nassau-Oranien, der es aufhob, 1804 durch Tausch an Österreich und 1805 an Württemberg. König Friedrich I. ließ den Hafen anlegen.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 145.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000663644

Friedrichshafen (Pierer’s Universal-Lexikon, 1858)
Stadt, am Bodensee, im Oberamte Tettnang, des württembergischen Donaukreises; Schloß (sonst Priorat Hosen), Sommeraufenthalt der königlichen Familie; evangelische Kirche, Töchterpensionat (Paulinenstift), Kurort; Hafen, Stapelplatz des württembergischen Handels auf dem Bodensee mit der Schweiz u. Italien; Hauptzollamt; Eisenbahnstation mit Maschinenwerkstätte; 1170 Ew. Der Ort hieß früher Buchhorn, hatte ursprünglich seine eigenen Grafen, wurde dann Reichsstadt, hierauf baierisch u. gehört seit 1809 zu Württemberg;
Quelle: Pierer’s Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 741.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20009954007

Friedrichshafen (Herders Conversations-Lexikon, 1854)
württemberg. Stadt am Bodensee mit 2000 E., Hafen, südl. Endstation der württemberg. Eisenbahn, sehr lebhafter Verkehr; das ehemalige Kloster Höfen ist jetzt königl. Lustschloß. Friedrichshafen hieß früher Buchhorn, wurde 1275 Reichsstadt, die allerkleinste, 1803 württembergisch und Friedrichshafen genannt.
Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 809.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003341631

Hofen (Pierer’s Universal-Lexikon, 1859)
sonst Dorf u. Kloster am Bodensee, seit 1811 mit der vormaligen Reichsstadt Buchhorn vereinigt u. Friedrichshafen (s.d. 1) genannt
Quelle: Pierer’s Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 440.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010123237

Karten

Luftlinie-org berechnet die Luftlinienentfernung
sowie die Straßenentfernung zwischen zwei Orten und stellt beide auf der Landkarte dar. Startort ist Altshausen, den Zielort müssen Sie noch wählen. Voreingetragen ist ➥ Bisoro in Burundi


Karte eingebunden aus OpenStreetMap – Veröffentlicht unter ODbL

Fotos & Abbildungen

Friedrichshafen: Handkolorierter Holzstich
Friedrichshafen: Handkolorierter Holzstich nach der Zeichnung von R.G.Winkler um 1860

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Kultur und Brauchtum 

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Geschichte

Gründung

Friedrichshafen entstand 1811 aus der ehemaligen Reichsstadt Buchhorn (von der sie das Wappen übernahm) durch Zusammenschluss mit dem nahen Dorf und Kloster Hofen. Die Stadt wurde nach dem ersten württembergischen König Friedrich I. umbenannt. Die Stadt war privilegierter Freihafen und Warenumschlagplatz für den Handelsverkehr mit der Schweiz. Im 19. Jahrhundert diente Friedrichshafen den württembergischen Monarchen als Sommerresidenz. Das ehemalige Kloster Hofen wurde zum königlichen Schloss umgebaut.

Merian: Buchhorn (Friedrichshafen)
Merian: Buchhorn (Friedrichshafen), Kupferstich, 1643/1656

Münzen

Hirtenpfennige, kleine, einseitige Hohlmünzen der schwäbischen Stadt Buchhorn, aus ganz geringhaltigem Silber mit einem Baum und einem Horn im Perlrande; so geheißen, weil sie ein Hirt ohne Mißbrauch eines Wappens geschlagen haben sollte.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 374.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006777856

Industrialisierung

Die Industrialisierung Friedrichshafens ist vor allem von Ferdinand von Zeppelin geprägt. Der in Konstanz geborene Graf siedelte in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts die Produktion seiner Starrluftschiffe, der Zeppeline, hier an. Am 2. Juli 1900 erhob sich die 128 m lange LZ1 in der Manzeller Bucht zum ersten Mal. Die 1909 in Bissingen an der Enz durch Wilhelm Maybach auf Initiative Zeppelins gegründete Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH übersiedelte 1912.
Eine Erfindung des Ingenieurs Max Maag, die das Herstellen präziser Zahnräder in Serie möglich machte, trug zur Weiterentwicklung der Zeppeline bei und führte 1915 zur Gründung der Zahnradfabrik Friedrichshafen (ZF), die 1922 zu einer AG wurde. Mit der Zahl neuer Arbeitsplätze stieg auch der Zustrom an Feriengästen allmählich an. 1912 beschäftigte der „Zeppelinkonzern“ etwa 200 Mitarbeiter, die großteils in einer eigens für sie errichteten neuen Siedlung, dem Zeppelindorf, lebten.

Der Beginn des Ersten Weltkriegs beschleunigte das Wirtschaftswachstum, da viele Luftschiffe für den Kriegseinsatz gebaut wurden. Graf Zeppelin starb 1917. Das Büro Dornier, das zunächst mit Metallflugzeugbau im Hause Zeppelin beschäftigt war, wurde 1922 von Claude Dornier übernommen; dies war der Anfang für die späteren Dornier-Werke.

Nationalsozialismus und 2.Weltkrieg

In der nationalsozialistischen Zeit wurde der Fremdenverkehr in Friedrichshafen zu einem wichtigen wirtschaftlichen Faktor. Seit 1933 bestand in Friedrichshafen eine Außenhauptstelle der Württembergischen Politischen Polizei, die ab 1938 als „Geheime Staatspolizei – Grenzpolizeikommissariat Friedrichshafen“ firmierte.

Rüstungsbetriebe

Die Industrie, die auf Kriegswirtschaft umgestellt worden war, wuchs stetig. Von 1942 bis Ende 1944 fertigte die Firma Zeppelin auch Teile für die A4-Rakete (die so genannte V2); für die Überprüfung kompletter A4-Raketen wurde zwischen 1942 und 1943 bei Oberraderach eine Prüf- und Abnahmestelle gebaut.

Vier große Rüstungsbetriebe machten Friedrichshafen zu einem wichtigen Rüstungsstandort im Deutschen Reich:
– Luftschiffbau Zeppelin GmbH (Radaranlagen, Peilanlagen, Fallschirme, Teile für den Flugzeug- und Raketenbau)
– Maybach-Motorenbau GmbH (Fertigung aller Motoren für die Kettenfahrzeuge der Wehrmacht [allerdings nicht alle am Standort Friedrichshafen])
– Zahnradfabrik AG (Getriebe für schwere Fahrzeuge)
– Dornier-Werke GmbH (etwa 6000 Flugzeuge)
In diesen Betrieben sollen bis zu 14.000 ausländische Arbeitskräfte beschäftigt gewesen sein, darunter etwa 1.000 KZ-Häftlinge, die zum größten Teil in Lagern untergebracht waren.

KZ-Häftlinge und Zwangsarbeit

Zwischen Juni 1943 und September 1944 befanden sich ungefähr 1200 KZ-Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau im KZ-Außenlager Friedrichshafen. Nach der Zerstörung des Lagers (zwischen Hochstraße und Luftschiffbau) durch einen Bombenangriff am 28. April 1944 wurden die KZ-Häftlinge in die Nähe des V2-Werks in Raderach verlegt. Dort befand sich seit 1942 bereits ein Arbeitslager für kriegsgefangene Zwangsarbeiter. Am 25. September 1944 wurden 762 dieser KZ-Häftlinge in das KZ Dora-Mittelbau in Nordhausen gebracht.
on Oktober 1944 bis April 1945 errichteten KZ-Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau einen unterirdischen Stollen bei Überlingen, den Goldbacher Stollen, um die gefährdeten Friedrichshafener Produktionsstätten zu verlagern und so die Produktion vor den Bombardierungen zu schützen. Die beim Bau des Stollens gestorbenen Zwangsarbeiter wurden auf dem KZ-Friedhof Birnau beigesetzt.

Wiederaufbau

Die Produktionsstätten elementarer Rüstungsindustrie waren der Grund dafür, dass insgesamt elf Luftangriffe auf Friedrichshafen zwischen Juni 1943 und Februar 1945 durchgeführt wurden. Dabei wurde Friedrichshafen zu zwei Dritteln zerstört und musste in den 1950er Jahren fast komplett neu aufgebaut werden.

Der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt Friedrichshafen ist auch der Stiftung zu verdanken, die 1908 von Grafen Zeppelin gegründet worden war und der Förderung des Luftschiffbaus dienen sollte. Für den Fall, dass der ursprüngliche Stiftungszweck nicht mehr erfüllt werden könne, sollte die Stiftung an die Stadt Friedrichshafen fallen. In diesem Falle sollten die Erträge aus der Zeppelin-Stiftung für wohltätige Zwecke eingesetzt werden. Am 1. März 1947 ging das Stiftungsvermögen an die Stadt Friedrichshafen über. Die Zeppelin-Stiftung hält 93,8 Prozent der Aktien der ZF Friedrichshafen AG und ist Eigentümerin der Luftschiffbau Zeppelin GmbH und der Zeppelin GmbH. Im Jahr 2021 hat die „ZF“ mit weltweit rund 157.500 Mitarbeitern einen Umsatz von 38,3 Milliarden Euro erzielt. Mit den Erträgen aus diesen sogenannten Stiftungsbetrieben finanziert die Stiftung satzungsgemäß mildtätige und gemeinnützige Zwecke.2

Ausflüge und Sehenswertes 

Wikivoyage: Friedrichshafen (Projekt der Wikimedia)
Wikitravel: Friedrichshafen
Tripadvisor: Friedrichshafen

Schulmuseum Friedrichshafen

Google-Maps
Schulmuseum Friedrichshafen am Bodensee – (beim Graf-Zeppelin-Haus) – Friedrichstr. 14 – 88045 Friedrichshafen – Tel.: 07541.32622 – Fax: 07541.370335
info@schulmuseum-fn.de
Öffnungszeiten
1. April bis 31. Oktober täglich 10.00 bis 17.00 Uhr
1. November bis 31. März: Di – So 14.00 bis 17.00 Uhr, Montags geschlossen
Führungen nach Anmeldung auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich
Homepage
Informationen für Besucher
Anreise für Schulklassen
Per Bahn mit Ba-Wü-Ticket, Anreise über Sigmaringen-Ravensburg-Friedrichshafen – das Museum liegt ca. 400 m vom Bahnhof Friedrichshafen-Stadt entfernt

Zeppelinmuseum

Website des Zeppelin-Museums

Dorniermuseum

Website des Luft- und Raumfahrt-Museums beim Flughafen Friedrichshafen

Messe Friedrichshafen

Auf dem Messegelände finden regelmäßig interessante Veranstaltungen statt. Eine Auswahl:
www.makerfairebodensee.com/
Das Event rund ums Machen, Tüfteln und Gestalten für Experimentierfreudige mit Sinn für Kreativität und Originalität. Raum für Tüftler, Macher und Gestalter sowie für die entsprechende Industrie. Es geht um gute Ideen, Erfindergeist und die Hingabe im Umgang mit Technik. Ein Schwerpunkt liegt auf Upcycling.

www.kreativmaerkte.de
Messemarkt für Kleinerzeuger, frische junge Labels, Selfmade-Designer, Upcycling sowie Privatpersonen aus der Region und ganz Deutschland. Umschlagplatz für Designprodukte in Verbindung mit Materialangebot an Wolle, Strick- und Häkelnadeln, Stoffen, Bändern, Borten, Knöpfen, Papier und Perlen usw. Schauvorführungen, Mitmachaktionen und Mini-Workshops für Groß und Klein.

www.ibo-messe.de/
IBO- die Internationale Bootsaustellung – bietet mehr als Schiffe. 4 Parallelveranstaltungen URLAUB FREIZEIT REISEN, GARTEN & AMBIENTE Bodensee, Neues BauEn und die große Frühjahrsmesse IBO mit gro0em Rahmenprogramm.

www.tuningworldbodensee.de/
Für Auto-„Modder“. Heute ist die TUNING WORLD BODENSEE Europas größte reine Tuningmesse.

u.v.a.m. siehe
www.messe-friedrichshafen.de
Überblick über alle Messen der Messe Friedrichshafen

Webcams

Flughafen-Friedrichshafen
Friedrichshafen
Webcam Friedrichshafen
Friedrichshafen
Friedrichshafen (BW)

Angrenzende Orte

Nachbargemeinden

Teilorte und Wohnplätze

Stadtgliederung

Sagen, Mythen und Geschichten

Frau Wendilgard

Zu Buchhorn am Bodensee saß vorzeiten ein Graf und Herr im Linzgau, Udalrich geheißen, der war ein Nachkömmling von Karl dem Großen und heiratete eine Enkelin Heinrichs des Finklers, das war eine geborne Gräfin von Eberstein. Da geschahen die verderblichen Einfälle der Hunnen, gegen die zu streiten hochnotwendig war. So zog auch Graf Udalrich mit gegen die Hunnen zu Felde und kam nicht wieder, und da seine Hausfrau Wendilgard ihn vergebens erwartete und nicht Neigung zeigte, wie Kaiser Karls Gemahel und Heinrichs des Löwen und des edlen Möringers und des Herrn von Falkenstein und andere, wiederum mit einem andern Manne sich zu verbinden, so ging sie in ein Kloster, darin sie das Gelübde einsamen Lebens ablegte, andächtig Gott diente und selbiges Kloster alle Jahre nur einmal verließ, um an dem Tage, an welchem ihr Gemahl sich von ihr geschieden, in Buchhorn das Jahrgedächtnis desselben mit Messelesen, Buße und Beten und Almosenausteilen zu begehen.
Da war sie stetig von hungernden und lungernden Armen nicht minder umdrängt wie die heilige Elisabeth, und einstmals war auch ein recht alter Betbruder darunter, von der Sorte, wie es schien, welche die Hand nimmt, wenn man ihr einen Finger reicht, ja noch schlimmer, denn Frau Wendilgard reichte dem Alten gar keinen Finger, und dennoch nahm er ihre ganze Hand und drückte sie herzhaft, und da er einmal die Hand gedrückt, so schlang er auch den Arm um die fromme Wendilgard und drückte sie fest an sich. Darauf schriee die fromme Frau Wendilgard was weniges und wollte solch zudringliches Umfahen nicht leiden, und die um sie waren, schrieen auch und wollten’s auch nicht leiden, der Alte aber, da er einmal im Drücken war, wollte auch herzen, denn die Rede geht vom Herzen und Drücken als etwas Gleichzeitigem, und da küßte der Alte die Frau Wendilgard, die auch keine Junge mehr war, mitten auf ihren Mund. Da entstand großes Erschrecken und Ungunst, und das Ingesinde der Gräfin wollte dem Alten die Zärtlichkeit mit Fäusten eintränken und ihm die ungefüge Minne versalzen, aber er erwehrte sich aller und rief lachend: Schlagt mich nur nicht, ich bin geschlagen worden genug, daß ich euch allen, wie ich wohl sehe, unkenntlich worden bin. Ich bin ja Udalrich, euer Herr und Gebieter!

Da war die Freude groß, am meisten bei Frau Wendilgard, und sie tät eiligst das Gelübde einsamen Lebens von sich, und der Bischof Salomo von Konstanz sprach sie dessen los und ledig, wodurch er als ein wahrer Salomo handelte, segnete dann auch gleich den neuen Hochzeitbund mit dem wieder heimgekehrten Gemahl ein, und war allenthalben Freude die Fülle und fröhliches Wesen.
Quelle: Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 590.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004543599

Udalrich und Wendilgart und der ungeborne Burkard

Udalrich, Graf zu Buchhorn (am Bodensee), abstammend aus Karls Geschlecht, war mit Wendilgart, Heinrich des Voglers Nichte, vermählt. Zu seiner Zeit brachen die Heiden (Ungarn) in Bayern ein, Udalrich rückte aus in den Krieg, wurde gefangen und weggeführt. Wendilgart, die gehört hatte, daß er tot in der Schlacht geblieben, wollte nicht wieder heiraten, sondern begab sich nach St. Gallen, wo sie still und eingezogen lebte und für ihres Gemahls Seele den Armen Wohltaten erwies. Weil sie aber zart aufgezogen war, trug sie immer große Lust nach süßen Speisen. Sie saß eines Tages bei Wiborad, einer frommen Klosterfrau, im Gespräch und bat sie um süße Äpfel. »Ich habe schöne Äpfel, wie sie arme Leute essen«, sprach Wiborad, »die will ich dir geben«, und zeigte ihr wilde Holzäpfel. Wendilgart nahm sie gierig und biß darein; sie schmeckten so herb, daß sie ihr den Mund zusammenzogen, warf sie weg und sagte: »Deine Äpfel sind sauer, Schwester; hätte der Schöpfer alle so erschaffen, so würde Eva keinen gekostet haben.« – »Mit Recht führst du Even an«, sprach Wiborad, »denn sie gelüstete gleich dir nach süßer Speise.« Da errötete die edle Frau und tat sich hernach Gewalt an, entwöhnte sich aller Süßigkeiten und gedieh bald zu solcher Frömmigkeit, daß sie vom Bischof den heiligen Schleier begehrte. Er wurde ihr gewährt, und sie ließ sich einkleiden, lebte auch fortan in Tugend und Strenge. Vier Jahre verflossen, da ging sie am Todestage Udalrichs, ihres Gemahls, nach Buchhorn und beschenkte die Armen, wie sie alljährlich zu tun pflegte.

Udalrich war aber unterdessen glücklich aus der Gefangenschaft entronnen und hatte sich heimlich unter die übrigen verlumpten Bettler gestellt. Als Wendilgart hinzutrat, rief er laut um ein Kleid. Sie schalt, daß er ungestüm fordere, gab ihm aber doch das Kleid, als dessen er bedurfte. Er zog die Hand der Geberin mit dem Kleide an sich, umfaßte und küßte sie wider ihren Willen. Da warf er seine langen Haare mit der Hand hinter die Schulter und sprach, indem einige Umstehende mit Schlägen droheten: »Verschont mich mit Schlägen, ich habe ihrer genug ausgehalten, und erkennt euren Udalrich!« Das Volk hörte die Stimme des alten Herrn und erkannte sein Gesicht unter den wilden Haaren. Laut schrie ihm alles zu.

Wendilgart war, gleichsam beschimpft, zurückgetreten: »Jetzt erst empfinde ich meines Gemahls gewissen Tod, da mir jemand Gewalt zu tun wagt.« Er aber reichte ihr die Hand, um sie aufzuheben, an der Hand sah sie eine ihr wohlbekannte Wundennarbe. Wie vom Traum erwachend, rief sie: »Mein Herr, den ich auf der Welt am liebsten habe, willkommen, mein liebster Gemahl!« und unter Küssen und Umarmungen: »Kleidet euern Herrn und richtet ihm ein Bad zu!« Als er angezogen war, sagte er: »Laßt uns zur Kirche gehen.« Unter dem Gehen sah er ihren Schleier und fragte: »Wer hat dein Haupt eingeschleiert?« Und als sie antwortete: »Der Bischof in der Kirchenversammlung«, sprach Udalrich zu sich selbst: »Nun darf ich dich erst mit der Kirche Erlaubnis umarmen.« Geistlichkeit und Volk sangen Loblieder; darauf ging man ins Bad und zur Mahlzeit.

Bald versammelte sich die Kirche, und Udalrich forderte seine Gemahlin zurück. Der Bischof löste ihr den Schleier und verschloß ihn im Schrein, damit, wann ihr Gemahl früher verstürbe, sie ihn wiedernehmen sollte. Die Hochzeit wurde von neuem gefeiert, und als Wendilgart sich nach einiger Zeit schwanger befand, ging sie mit dem Grafen nach St. Gallen und gelobte dem Kloster das Kind, wenn es ein Knabe wäre. Vierzehn Tage vor ihrer Niederkunft erkrankte plötzlich Wendilgart und starb. Das Kind aber wurde lebendig aus dem Leibe geschnitten und in eine frisch abgezogene Speckschweinschwarte gewickelt. So kam es auf, wurde Burkard getauft und sorgsam im Kloster erzogen. Das Kind wuchs, zart von Leib, aber wunderschön; die Brüder pflegten ihn den ungeborenen (Burcardus ingenitus) zu nennen. Seine Haut blieb immer so fein, daß jeder Mückenstich Blut herauszog und ihn sein Meister mit der Rute gänzlich verschonen mußte. Burkard der Ungeborne ward mit der Zeit ein gelehrter, tugendhafter Mann.
Quelle: Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen. Zwei Bände in einem Band. München [1965], S. 509-511.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004911180

Wie die Buchhorner die Kirche schieben

Die Buchhorner (Friedrichshafen) bauten mal eine neue Kirche. Da stand sie nicht genau auf dem ausgesteckten Raum, sondern zu weit einerseits hinaus, anderseits zu weit zurück. Der Bauführer beriet nun mit den Buchhornern, was zu thun wäre. Man einigte sich dahin: die Buchhorner stellen sich um die Kirche und schieben sie vorwärts. Der Baumeister wirft seinen Mantel hin, wie weit geschoben werden müsse. Während des Schiebens stiehlt ein Handwerksbursch den Mantel und Alle meinten, sie hätten zu stark geschoben, weil der Mantel ganz unter der Kirche liege.

Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 449-450. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004570294

Volksglaube, Wetter und Gestirne

Langnase

In Fischbach und Umgegend erschreckt man die Kinder mit einem weiblichen Gespenst mit langer, langer Nase, »Langnäs, Langnase« geheißen.

Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 249, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004566394

Sprichwörter

„Er wird obenan gesetzt wie der Rathsherr von Buchhorn“

Ein Rathsherr von Buchhorn ward zu Constanz bei den Metzgern ganz unten an den Tisch gesetzt, wo er beständig ihm gegenüber den Zunftmeister anlächelte. Als dieser endlich fragte, dass er ihn, den Unbekannten, immer so freundlich anblicke, erwiderte er: Weil ich zu Hause in eben dem Ansehen stehe, wie du hier. Der Zunftmeister ordnete sofort an, dem fremden Gast einen Platz obenan zu bereiten.
Quelle: Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1086.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20011678224


1 Informationen zusammengestellt bzw. zitiert aus Wikipedia (Quelle siehe „Allgemeines“)
2 Zusammengefasst aus Wikipedia

³ Die historischen Texte habe ich zur besseren Lesbarkeit „sachte“ an die gültige Rechtschreibung angepasst, historisch überholte Begriffe jedoch belassen. Zahlreiche historische Postkarten habe ich retuschiert, Flecken entfernt und einige farblich angepasst

Literatur

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