Roßhaupten – Sehenswertes, Geschichte, Sagen, Mythen und Gebräuche. Das „etwas andere“ Portal mit Links, (alten und neuen) Karten, Fotos, Ausflugszielen

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Fotos & Abbildungen

Postkarte Roßhaupten, 1914
Postkarte Roßhaupten, 1914
Postkarte Roßhaupten, 1903
Postkarte Roßhaupten, 1903

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Ausflüge und Sehenswertes

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Teilgemeinden und Ortschaften

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Sagen, Mythen und Geschichten

Sagen und Mythen

Der Jägerhansl auf der Senggele

Auf der Senggele, einem langgestreckten, größtenteils mit Gebüsch und Wald bewachsenen Bergrücken zwischen Enzenstetten und Roßhaupten, hauste früher der Jägerhansl. Er hatte einen großen, breitkrämpigen Hut auf, der ihm bis zu den Achseln herabhing und ritt gewöhnlich auf einem Schimmel, den er meist am Senggelebrunnen tränkte. So sah ihn einmal ein Bub, der in dem Gesträuche, den Schwarzblättchen gerichtet hatte, wie er ganz in der Nähe auf einer uralten Mähre an ihm vorbeiritt. Er saß ganz schlapp droben und so oft das Ross einen Schritt machte, machte er auch mit dem Kopfe einen Schnaggler. Langsam ging es auf dem schlechten Wege dahin, dann aber wich auf einmal der Gaul vom Wege ab und schritt einer abstürzenden Felswand zu, über die hinaus er einen wilden Sprung in den Abgrund machte.

Der Junge glaubte nicht anders, als Ross und Reiter müssten nun zerschmettert unten liegen. Wie er aber gleich darauf an der Stelle nachsah, waren beide verschwunden und auch nicht mehr die geringste Spur irgendwo davon zu entdecken. Aber auch sonst ist der Jägerhansl schon von vielen gesehen worden und manche behaupteten, sein Schimmel habe gar keinen Kopf gehabt. Er verfolgte die Leute zuweilen bis zur Roßfälle oder andererseits bis gegen Roßhaupten oder Hopfen und verführte sie oft, so dass sie Weg und Richtung verloren und dann stundenlang herumirren mussten, ehe sie sich wieder zurecht fanden.

Darum hat aber auch der Hundertste früher nicht allein durch die Senggele gehen mögen, insbesondere am Abend oder zur Nachtzeit; und noch heutzutage werden Leute, die dort zu tun haben, zuweilen scherzweise gewarnt, sich vor dem Jägerhansl in acht zu nehmen. Wenn der Jägerhansl der Jagd oblag, so ging es gar wild her und an ein Rauschen und Tosen, als tobte der stärkste Sturm und dabei hörte man weithin selbst bis nach Seeg mit gellender wilder Stimme „hio! ho! hio ho!“ rufen. Manche meinten das sei eigentlich der Ruf der „Wilden Jagd“ überhaupt gewesen. Am öftesten soll man ihn in Enzensberg beim Höfler bemerkt haben, wie er im Wald oberhalb des Hauses jagend vorbeisauste, dass die Äste krachten und abknickten und zwar sei das dann gewöhnlich zur Mittagsstunde vorgekommen. Wenn der Jägerhansl überhaupt am hellen Tag erschien, so war das gewöhnlich um 12 Uhr herum und dann hörte man im Senggele Wald oftermalen ein fürchterliches Krachen und Prasseln in den Tannen, als würde der ganze Wald niedergestreckt oder als wollte der stärkste Sturm alles niederreißen, wenn auch sonst kein Lüftchen wehte. Ein Förster, der zu dieser Zeit einmal in dem Walde war, konnte nicht schnell genug fliehen, so schrecklich ging es da zu und auch sonst wollten schon viele solches wahrgenommen haben, wenn sie in der Nähe arbeiteten oder vorbeigingen. Sah man dann darauf im Walde nach, so konnte man nie eine besondere Veränderung oder sonst etwas Verdächtiges entdecken.

Oft hörte man den Jägerhansl bloß juchzen und johlen, aber auch da litt es keinen Spaß; denn wenn man „ihm angab“, war er mit seinem Schimmel gleich zur Stelle, wie er überhaupt die Vorwitzigen gerne schreckte. So hatten ihn auch einmal Drescher bei Hopfen gehört und in ihrem Übermute jauchzten sie ihm allesamt zu. Da kam er bis in die Tenne geritten. Die Drescher aber waren, als sie ihn kommen sahen, alle auseinander gesprungen und hatten fortan keine Lust mehr, dem Jägerhansl „zuzujauchzen“ (Bavaria). Auch in Langegg und in Hopferau soll er, wenn man das Korn drosch, öfters zur Mittagsstunde in die Tenne gekommen und durch das Stroh geritten sein. Der Jägerhansl wechselte zuweilen seine Gestalt und erschien auch wohl ohne Schimmel. So sah man ihn oft im Fels einer Gemarkung bei Rieder und auch bei Nußburg in einem gewöhnlichen Jägergewand und mit grünem Hütlein, wie er auf einem Baumstock (Strunk) saß und johlte, dass es nur so hallte und man seine Freude hätte daran haben können, wenn sein Kommen und Verschwinden und sein Wesen nicht gar so unheimlich gewesen wäre. Einem Hirten soll er einmal lange Zeit des Nachts jedesmal das Vieh vom Hofplatze getrieben und es scheu und wild gemacht haben.

Da ließ man die Hirtengeißel weihen und sobald man bemerkte, dass das Vieh vor dem Jägerhansl in Unruhe geriet, musste der Hirt vor die Hütte und mit der geweihten Geißel recht schnellen (knallen). Das half jedesmal und vertrieb den Jägerhansl, so dass alles wieder ruhig wurde. Einige sagen er sei zur Winterszeit in Rieder sogar öfters in eine Bauernstube gekommen, um sich zu wärmen. Dabei habe er sich aber jedesmal unsichtbar gemacht, so dass man eigentlich von ihm nichts sah und nur hinterm Ofen vor hörte, wie er „hutsche hutsche“ flüsterte, als wenn es ihn recht fröre. Der Jägerhansl soll ursprünglich ein Förster gewesen sein, der die Hölzer auf der Senggele zu verteilen hatte. Dabei habe er die Leute betrogen und sich selbst bereichert, wofür ihn dann Gott in der Weise strafte, dass er auf der Senggele umgehen musste. Nach anderen soll er falsch gemarkt haben.
(Roßhaupten, Füssen, Seeg, Nesselwang, Hopferau, Neuried u. a. O. vergl. Bavaria II, 2, S.787 )

Quelle: Reiser, Karl August: Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus – aus dem munde des Volkes gesammelt und herausgegeben, Kempten, 1895, S.23, Nr.1
Link: https://www.google.de/books/edition/Sagen_gebräuche_und_sprichwörter_des_A/yNwNAQAAIAAJ

Roßhaupten

„In diesen Hainen, die regelmäßig, wie die heute noch in Schwaben also benannten häufigen Allenberge beweisen, auf Berghöhen lagen und an den sonst üblichen Kultusstätten, beteten die Schwaben zu den Göttern und brachten ihnen ihre Opfer dar. Geopfert wurden Tiere aller Art, insbesondere Pferde, die edelsten und vornehmsten Opfertiere und Stiere, sodann auch Bier und aus Teig hergestellte Götterbilder. Letztere haben sich bis zur Stunde in den Klausenbroden erhalten, mit denen die Kinder am Tage des hl. Nicolaus, der hierei den begabenden Gott Fro vertritt, beschenkt werden.

Mit diesen Opfern war immer ein Opferschmaus verbunden. Das beste Stück, insbesondere die Köpfe der geopferten Stiere und Pferde, gehörte dem Gotte und wurde für denselben an der heiligen Stätte an Bäumen oder auf eigenen Stangen erhöht aufgesteckt, das übrige verzehrte gemeinsam die Opfergemeinde. Ganz ebenso ging es beim Opfern von Getränken: jeder der am Opferschmause teilnahm, schüttete einen Teil des Getränks zu Ehren des zu feiernden Gottes aus und dann erst trank er. Das hieß man die Minne d.i. „das Andenken der Götter trinken“. Eine dunkle Erinnerung an diese uralten Opfergemeinschaften ist die Sitte vom Erntemahle oder von dem für den Winter geschlachteten Tiere auch den Nachbarn und Anverwandten einen Teil zuzuschicken.

Eine altschwäbische Opferstätte befand sich ohne Zweifel zu Roßhaupten und zwar eine dem Wuotan geweihte, denn heute noch lässt dort das Volk den Jägerhansl auf einem kopflosen Schimmel den Leuten zujauchzend und sie irre führend auf dem Senfele, dem Bergrücken zwischen Roßhaupten und Hopfen, hinreiten; dieser gespenstige Reiter aber ist nichts denn eine Verzerrung Wuotans, wie sie unendlich oft in allen deutschen Landen wiederkehrt. Selbst der Name Roßhaupten kündet diese alte Opferstätte an, denn er ist sicher von den aufgesteckten Köpfen der dort geopferten Rosse abgeleitet. Auch die Legende des hl. Magnus gibt zu erkennen, welche Bewandtnis es eigentlich mit diesem Orte habe, indem sie zu Roßhaupten einen grimmen Drachen hausen lässt, der die Pferde der Vorüberreitenden gefressen und die letzteren als Fußgänger weiter geschickt habe. Hier ist einfach der Pferdeopfer heischende Wuotan, wie auch sonst so häufig in Legenden zum bösen Dämon, zum teuflischen Drachen herabgesunken.“

Baumann, Franz Ludwig (1846-1915): Geschichte des Allgäus: Band 1: Von der ältesten Zeit bis zur Zeit der schwäbischen Herzöge (1268) , Kempten, 1881
Link: https://www.google.de/books/edition/Geschichte_des_Allg%C3%A4us/iKconzVNl7IC, S. 86

Sankt Mang zu Kempten und Roßhaupten

Magnus, der Apostel des Allgäus, kam auf seiner Wanderschaft mit Thosso nach Kempten. Dort hatten sich seit geraumer Zeit die Bewohner vor schrecklichen Drachen und Schlangen geflüchtet, welche ihrer statt die Häuser bewohnten. Magnus erkannte darin einen Wink des Himmels, die Heiden durch wunderbare Hilfe für den wahren Gott zu gewinnen. So geschah es eines Tages, als Magnus und sein Gefährte betend für das Volk auf den Knien lagen, dass ein ungeheurer Drache aus dem Gemäuer hervorbrach. Der heilige Magnus befiehlt ihm im Namen Jesu Christi, des lebendigen Gottes, sich vor ihm zu beugen, und schlug ihm mit dem Stabe des heiligen Gallus auf den Kopf. Augenblicklich stürzte das Untier tot vor ihm nieder, und auch alles übrige Gewürm und Ungeziefer verschwand.

So hauste auch in der Gegend, wo jetzt das Pfarrdorf Roßhaupten liegt, in tiefer Schlucht ein scheußlicher Lindwurm, der Menschen und Vieh erwürgte. Die Sage erzählt, derselbe habe besonders Pferden nachgestellt und in seiner Höhle einen ganzen Berg von Roßhäuptern angelegt, woher denn nachmals dem Dorfe der Name Roßhaupten. Der heilige Magnus kam dahin, ging, mit einem Kreuze auf der Brust, seinen Stab in der einen und einen Pechkranz in der andern Hand, auf den Lindwurm los, und schleuderte ihm unter Anrufung Gottes den Pechkranz in den Rachen. Das Untier zerbarst vor seinen Füßen, der Heilige aber dankte Gott auf den Knien für die wundervolle Tat.

Quelle: Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 35-36.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20005667534

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