Sagen, Mythen und Geschichten

Der wilde Jäger

Im »Wagenhardt« ging vor Zeiten ein wilder Jägersmann, Namens »Laute«, geisten; er hat bei seinen Lebzeiten die Leute, welche in die Kirche gehen wollten, vom Kirchgang zum Jagen weggenommen. Er fährt nicht blos bei Nacht, sondern sogar zeitenweise bei Tag im Walde umher; man hört dann Hunde bellen, Hörner blasen, Peitschen knallen. Der Jagdzug fährt über die »Wischbel« (Tannenwipfel) weg. Er verführt die Leute, daß sie im Wald sich verirren und zwei, drei Tage lang im Walde herumlaufen. Dieser »Laute« ist sprichwörtlich geworden; man sagt daher, wenn man sich nicht zurechtfinden will: î moĩ der Lautẽ häb‘ mẽ verfüehrt!

[Das Abhalten von der Kirche, das Holen der Bauern aus derselben ist »Sagen von bösen Rittern« eigen. Es läßt dieses sogleich errathen, warum der Junker, oder wer er sei, in die Sage übergegangen und gebrandmarkt ist. Gleiches thut auch der Junker auf der Kocherburg; mündlich und bei Meier, Sagen S. 98, 99. Betreffend das Wort »Wag« in Wagenhart kann ich folgende Beispiele anführen: Wagelai (Wurml. Feld. Namen). Wagrõe (Wurml., Tuttl.). Orts- und Wasserbenennungen: Nërewåg; Möhringer Wåg, Wåg (Wurml., Tuttl.). Wåg bei Mülheim a.D. Wågsauter, ehemaliger Thurm in Ueberlingen. Wagehald, verschwundener Marchthaler Flecken; Hörschwag (Sigmaringen). Wëerewåg (Heimat des Minnesängers Hugo, vgl. v.d. Hagen, Minnes. II. Nr. 82), mhd. Werbenwåg. Wâc, wâk, wâg strk. m. bewegtes Wasser, gurges. W. Wackernagel, Wrtb. z. altd. Lesebuch DLXVII. Lauchert, Rotw. Lautlehre S. 4.]

Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 14. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000456085X

Großer weißer Mann als Hausgeist

In der Spitalstube zu Königseggwald war vor etlichen und achtzig Jahren eine Ofenbank, auf welche Niemand sitzen durfte, wollte man sich nicht der Gefahr aussetzen, von einem Geist hinuntergeworfen zu werden. Die Bursche, welche dorthin in die »Hohstube« kamen, sezten sich bisweilen aus Muthwillen auf die Bank. Aber sofort trat ein alter, großer, weißer Mann zur Thüre herein und warf sie herunter. Dann ging er wieder schweigend wie er gekommen. Oefters sah man ihn Nachts im Hause umlaufen, besonders sah er gern zu, wenn man buck und Brod einschoß. (Mündlich von Königseggwald)

Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 290, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004567269

Schrättele hat plumpe Füße

Zu einem Weib in Königseggwald kam das Schrättele häufig. Der Mann sah es eben so gut zur Thüre herein »latschen« wie die Frau, weßhalb er dann zu sagen pflegte: »Guck, do kommt dein Kamerad wieder!« Das Schrättele hatte aber sehr plumpe, breite, latschige Füß!

Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 304-305, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004567552

Vom Riesen und dem Storken

Ein Riese wurde einst von den Zwergen gefangen in die Unterwelt geführt und mußte dort das Vieh hüten. Ein Zwerglein verriet ihm, wie er loskommen könnte, wenn er nämlich einen Storchen, der bei den Zwergen war, mit dem Vieh fütterte, das er hüte. Der Riese gab dem Storchen einen Ochsen zu fressen und setzte sich auf den Storchen, der hob sich gewaltig hoch, aber als der Riese bereits den Sternenhimmel sah, verließ den Storchen die Kraft und sie sanken wieder in das Zwergland hinab. So probierte es der Riese mit allem Vieh, aber der Storch ermattete immer, ehe er an die Oberwelt kam. Zuletzt versuchte er das Aeußerste. Der Riese gab dem Storchen eine der eigenen Hinterbacken zu fressen. Da bekam der Storch eine solche Kraft, daß er den Riesen bis auf die Oberwelt zu tragen vermochte. So ward er wieder frei. (Königseggwald)

Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 363-364, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004568923

Volksglaube, Wetter und Gestirne

Am Mittwoch

… soll man nicht von den Hexen reden (Königseggwald)

Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 329, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004568397

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