Meßkirch (Möskirch, Mößkirch, Messankircha) – Sehenswertes, Geschichte und Insidertipps.
Das etwas andere Portal zu Meßkirch in Oberschwaben. Hier gibt es nützliche Links, Insidertipps, (alte und neue) Karten, Fotos, Ausflugsziele.

Plan von Meßkirch: aus der Zimmerschen Chronik,  Darstellung des Etters Meßkirch, um 1575

Plan von Meßkirch aus der Zimmerschen Chronik in der Darstellung des Etters um 1575
Höhere Auflösung: ➥ https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Etter_Meßkirch_1575_1.jpg

Allgemeines

Internetauftritt der Stadt / Gemeinde
Wikipediaeintrag
Alemannische Wikipedia
Wikisource: Historische Quellen und Schriften

Historische Lexikoneinträge

Meßkirch (Meyers 1908)
Amtsstadt im badischen Kreis Konstanz, an der Ablach und der Staatsbahnlinie Radolfzell-Mengen, 610 m ü. M., hat eine evangelische und 4 katholische Kirchen, unter letztern die schöne alte Pfarrkirche mit Altargemälde von B. Beham und zwei großen, in Erz gegossenen Epitaphien der Grafen von Zimmern, ein Schloss, ein neues Rathaus (1899), Realschule, landwirtschaftliche Winterschule, Amtsgericht, eine Bezirks- und eine fürstlich Fürstenbergsche Forstei, Bürsten- und mechanische Schuhfabrik, Spulendreherei, berühmte Viehzucht, bedeutende Zuchtviehmärkte und (1905) 2202 meist katholische Einwohner. In Meßkirch wurden der Schlachtenmaler Johann Seele (1774–1814) und der Komponist Konradin Kreutzer geboren; dem letzteren wurde hier 1883 ein Denkmal gesetzt. – Meßkirch fiel 1627 an die Grafen von Fürstenberg, 1806 an Baden. Am 5. Mai 1800 siegten bei Meßkirch die Franzosen unter Moreau über die Österreicher unter Kray. In der Nähe die gut erhaltene Ritterburg Wildenstein, der Aussichtsturm Buchener Hans sowie Reste einer römischen Niederlassung.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 670.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007079931

Epitaph des Georg von Zimmern - Ansichtskarte um 1910
Epitaph des Georg von Zimmern – Ansichtskarte um 1910
Schlacht bei Meßkirch Karte Schautafel am Feldherrnhügel
Schlacht bei Meßkirch Karte Schautafel am Feldherrnhügel

Möskirch (Mößkirch) (Pierer’s 1860)
1) Bezirksamt im badischen Seekreise, größtenteils dem Fürsten von Fürstenberg gehörig; 10,000 Einwohner; 2) Stadt darin, an der Ablach; Amtssitz, Schloss, Kapuzinerkloster, 1730 Einwohner Hier 5. Mai 1800 Sieg der Franzosen unter Moreau über die Österreicher unter Kray, (Französischer Revolutionskrieg). Von Möskirch hieß eine fürstlich Fürstenbergische Linie, welche 1744 ausstarb. Seit 1806 ist diese Herrschaft rechts von der Donau unter badenscher, links unter hohenzollern-sigmaringenscher Hoheit, und hier bildet sie ein Obervoigteiamt mit 4 Dörfern, 2 Weilern.
Quelle: Pierer’s Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 484.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010471405

Karten

Luftlinie-org berechnet die Luftlinienentfernung
sowie die Straßenentfernung zwischen zwei Orten und stellt beide auf der Landkarte dar. Startort ist Meßkirch, den Zielort müssen Sie noch wählen. Voreingetragen ist ➥ Bisoro in Burundi


Karte eingebunden aus OpenStreetMap – Veröffentlicht unter ODbL

Fotos & Abbildungen

Bildersammlung auf Wikimedia-Commons
Meßkirch auf ‚Tumblr‘
Meßkirch auf ‚Pinterest‘
Meßkirch auf ‚Flickr‘

Filmbeiträge

Ein Bericht über den Meister von Meßkirch, SWR vom 29.7.1961

Fotos & Abbildungen

Bildersammlung auf Wikimedia-Commons
Abbildungen auf Tumblr
Infos und Fotos auf Pinterest
Filme in der ARD-Retro-Mediathek (Filmbeiträge der 60er-Jahre)

Kunst, Kultur und Brauchtum

Kultur und Sehenswürdigkeiten (Wikipedia)
Abbildungen auf ‚Bildindex‘
➥ Bilder auf ‚Google-Art‘
Meßkirch auf ‚Zeno-Org‘
Suchfunktion nutzen für Meßkirch auf leo-bw.de
(Karten, Archivmaterialien und Luftaufnahmen vom Landesarchiv Baden-Württemberg)
Alphabetisch sortiertes Verzeichnis auf www.kloester-bw.de
Beschreibungen vom Landesarchiv Baden-Württemberg

Geschichte

Urgeschichte

In den Bohnerzgruben bei Meßkirch wurden urzeitliche Versteinerungen gefunden:

Dinotherĭum (Riesenthier)

urweltliches, fossil gefundenes, zu den Flossenfüßlern (Cetaceen) gehörendes aber vierbeiniges Säugethier, hat nach unten gerichtete Hauzähne in der 3 Schuh langen Unterkinnlade, Backenzähne mit großen Querleisten, in jedem Kiefer sind 5. Man unterscheidet 2 Arten: D. giganteum (Tapir giganteus, weil man es erst für eine Tapirart, Riesentapir, hielt), gefunden bei Eppelsheim in Rheinhessen, im weißen, eisenhaltigen Sande, in der gleichalterigen Schicht bei Georgensgmünd u. im Wiener Becken, Lyon, Grenoble, Chevilly, Orleans, in Podolien, in der Braunkohle von Locle u. Egg in der Schweiz u. in den secundären Lagerstätten in den Bohrerzgruben der württembergischen Alp u. des Schwarzwaldes bei Mößkirch etc.; D. Koenigii, um die Hälfte kleiner, u. D. australe, von mittlerer Größe, von den Darling Dowes in Australien.
Quelle: Pierer’s Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 161.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/2000978960X
siehe auch Wikipedia: ➥ https://de.wikipedia.org/wiki/Deinotherium

Plerŏdon, vorweltliche Krokodilgattung

wohl kaum von Crocodilus verschieden; in Bohnerzgebilden von Mößkirch u. in der Melasse von Stein am Rhein.
Quelle: Pierer’s Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 209.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/2001065254X
siehe auch Wikipedia: ➥ https://de.wikipedia.org/wiki/Liopleurodon

Ortsbeschreibung von Merian / Zeiller (1643)

Mößkirch / Meßkirch  Diese Statt so in Madach / vnnd bey einem Wald gelegen / wird zum Hegöw / zu Ihr aber das Frawen-Stifft im Wald / gerechnet: vnnd hat ein Decanat. Sie hat durch die Grafen von Rohrdorff das StattRecht erlangt. Ihr Stammhauß Rohrdorff ist ohngefähr von Meßkirch / auff einem ziemlichen Hügel gelegen / mit einem Flecken dieses Nahmens gleich darbey. Wie das alt GemäwerWerck anzeiget / muß es ein feiner Sitz gewesen / vnnd nach dem Mößkirch gebawen / nicht mehr wie zuvor / vnderhalten worden seyn. Diese Grafen von Rohrdorff hatten / vor Zeiten auch jren Sitz zu Mörspurg / ehe sie solchen Orth dem Bischoff zu Costantz verkaufft haben. Anno 1289 lebte die letzte Gräfin von Rohrdorff / Fraw Juliana / H. Friderichs / Truchsessen zu Waldburg / Gemahlin: Welcher / vnd seine Nachkommen / auch den Tittel der Grafen von Rohrdorff führten: Auß denen / H. Berchtold / Truchseß von Waldburg / Graf zu Rohrdorff / sich An. 1345. zu Meßkirch / so sein eigen war / der Nothbrüderschafft einverleiben lassen. Herr Werner von Zimbern heurate Frawen Annam / Truchsessin von Waldpurg / Gräfin von Rohrdorff / der erkauffte von seinem Schwähern / Herrn Wernern / Truchsessen / Grafen von Rohrdorff / etc. die Burg / vnd Dorff Mäningen / mit dem Dorff Hittischoven / ohnweit von Mößkirch gelegen / vnnd allem / was darzu gehörte. Hernach Anno 1369. gaben obigen Herrn Werners Söhne / H. Otho / vnd Friko / Truchsessen von Waldburg / vnd Grafen von Rohrdorff / H. Wernern von Zimbern / zu Mößkirch / den halben Kirchensatz / mit andern mehr Gerechtigkeiten / biß diese Güter gantz an die von Zimbern kommen. Es starb aber obgemeldte Fr. Anna / Truchsessin / bald hernach / vnd heurate obgemeldter H. Werner von Zimbern / Frawen Brigittin / ein Freyin von Gundelfingen. Seine Nachkommen besassen solche Güter / sampt jhren eignen / biß auff Ableiben deß letzten Graf Wilhelms von Zimbern / H. zu Wildenstein / vnd Mößkirch / so noch Anno 1591. gelebt hat / vnnd hernach ohne LeibsErben verstorben ist. Vnd haben darauff seine sieben bey Leben verlassene Schwestern / als Anna / Leonora / Appollonia / Johanna / Kunigunda / Sibylla / vnnd Maria / diese Graf- vnnd Herrschafften miteinander getheilt / vnnd etwas davon in gemein verkaufft. Vnd hat Fraw Apollonia / vermählte Gräfin von Helffenstein / die Graffschafft Mößkirch / sampt Hayngen (so nach Absterben der von Gundelfingen / erstlich auff den Zimmberischen Stammen gelangt seyn solle / ) vnd Wildenstein an sich gelößt / vnd jhrem Sohn / Graf Froben von Helffenstein / vberlassen / der einen Sohn Graff Georg Wilhelmen von Helffenstein / vnnd eine Tochter gehabt; welcher Georg Wilhelm aber / so mit einer Gräfin von HohenZollern verheuratet gewesen / ohne LeibsErben abgestorben; vnd hat hernach / als der letzte Graf Rudolf von Helffenstein / der Mößkirch / vnd andere Güter / nach Abgang deß gedachten Graf Georg Wilhelms / besessen / auch die Welt gesegnet /…
… aus der Beschreibung von Merian / Martin Zeiller 1643:  
https://de.wikisource.org/wiki/Topographia_Sueviae:_Mößkirch

Gebäude im 19. Jahrhundert

Souvenirblatt Messkirch -Repräsentantive Gebäude um 1850
Souvenirblatt Messkirch -Repräsentantive Gebäude um 1850

Detaillierte Darstellung auf ➥ commons.wikimedia.org

Linktipps

 ➥ Wikipedia – Messkirch#Geschichte

Personen des „Geniewinkels“

Abraham a St. Clara

hieß ursprünglich Ulrich Megerle und war zu Krehenheinstetten bei Mößkirch in Schwaben 1642 geboren, wurde 1662 Augustiner Baarfüßer, 1669 Hofprediger in Wien, zuletzt auch in seinem Orden definitor provinciae und starb 1709. Abraham war einer der einflussreichsten Kanzelredner seiner Zeit; von tiefer Religiosität und innigem Gefühle besaß er zugleich die Gabe des Witzes im hohen Grade und seine Freimütigkeit verschonte keinen Stand. Seine Sprache ist derb, fessellos, leidet aber auch durch die Geschmacklosigkeit der Zeit. Ein Auszug aus seinen Schriften ist 1834–39 in Passau in 12 Bänden erschienen; Abraham a St. Clara ist ein Typus des süddeutschen Humors und von keinem neueren deutschen Schriftsteller erreicht.
Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 18.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003179702

Der heilige St. Hemeradus

siehe unten bei Sagen und Mythen

Froben Christoph von Zimmern

Die Familienchronik der schwäbischen Herren von Zimmern (seit 1538: Grafen) wurde 1540/1558 bis 1566 von Froben Christoph von Zimmern im Schloss Meßkirch geschrieben. Als Zimmerische Chronik (auch Chronik der Grafen von Zimmern, seltener Zimmernsche Chronik oder Zimmersche Chronik) bezeichnet man diese Chronik als wichtiges deutsches Geschichtswerk aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Chronik ist eine herausragende Quelle zur Kultur des Adels im 16. Jahrhundert, dessen Werten und Familienleben, aber auch zur Volkskultur.
siehe Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Zimmerische_Chronik

Martin Heidegger

Martin Heidegger (* 26. September 1889 in Meßkirch; † 26. Mai 1976 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Philosoph. Er stand in der Tradition der Phänomenologie vornehmlich Edmund Husserls, der Lebensphilosophie insbesondere Wilhelm Diltheys sowie der Existenzdeutung Søren Kierkegaards, die er in einer neuen Ontologie überwinden wollte. Die wichtigsten Ziele Heideggers waren die Kritik der abendländischen Philosophie und die denkerische Grundlegung für ein neues Weltverständnis.
siehe Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Heidegger

Konradin Kreutzer

beliebter Componist, geb. 1782 zu Mößkirch in Baden, war nach einander Kapellmeister in Stuttgart, Donaueschingen, Wien, zuletzt in Riga, wo er 1849 starb. Zuerst machte er sich durch seine lieblichen Compositionen Uhlandʼscher Lieder bekannt, reiste dann als Klavierspieler, komponierte auch für das Klavier, später ausschließlich Opern, deren bekannteste »Libussa« und das »Nachtlager von Granada« sind.
Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 659.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003404447

Meister von Meßkirch

Als Meister von Meßkirch (tätig zwischen 1515 und 1540) wird ein namentlich nicht bekannter deutscher Maler der Renaissance bezeichnet. (…)
Im Jahre 1532 erhielt der Meister von Meßkirch einen Großauftrag von Veronika von Rietheim, die von 1521 bis 1551 amtierende Äbtissin des Klosters Heiligkreuztal war. Das Münster erhielt 1532 ein Gewölbe und das Refektorium, Kapitelsaal und Kreuzgang wurden mit einem Netzgewölbe versehen. Für die Ausmalung der Kirche wurde der Meister von Meßkirch beauftragt. (…)
In der zweiten Hälfte der 1530er Jahre war der Meister von Meßkirch fest an das Haus Zimmern gebunden. Das erschließt sich nicht nur aus dem Auftragsvolumen seines Hauptwerks, der Altarausstattung der durch Gottfried Werner von Zimmern neu errichteten Stiftskirche St. Martin in Meßkirch, sondern auch aus den daraus erhaltenen Werken.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Meister_von_Meßkirch

Meister von Messkirch Heilige Dreieinigkeit mit Engeln, Heiligen und Stifterfamilie von Bubenhoven um 1530
Meister von Messkirch Heilige Dreieinigkeit mit Engeln, Heiligen und Stifterfamilie von Bubenhoven um 1530

Ausflüge und Sehenswertes

Wikivoyage: Meßkirch (Projekt der Wikimedia)
Wikitravel: Meßkirch
Grillplätze, Angelmöglichkeiten, Aktivurlaub

Campus Galli

Auf der Baustelle „Campus Galli“ herrscht wieder reger Betrieb. Dort wird mit Mitteln der experimentellen Archäologie ein Klosterplan des Mittelalters in die Realität umgesetzt. Geplante Bauzeit: 40 Jahre. Die Handwerker arbeiten mit den Mitteln, die um das Jahr 1000 verfügbar waren. Die ersten Gebäude stehen.
Website: ➥ https://www.campus-galli.de/
Wikipedia: ➥ https://de.wikipedia.org/wiki/Campus_Galli

Der Plan:

Campus Galli Plan Codex Sangallensis 1092 verso retuschiert
Campus Galli Plan Codex Sangallensis 1092 verso Original
Campus Galli Plan Codex Sangallensis 1092 verso retuschiert
Campus Galli Plan Codex Sangallensis 1092 verso retuschiert

 

Kloster Sanct Gallen nach Lasius, Zeichnung von J. Rahn 1876
Kloster Sanct Gallen nach Lasius, Zeichnung von J. Rahn 1876

Webcams

Webcams in Meßkirch und Umgebung

Nachbargemeinden

angrenzende Städte und Gemeinden (aus Wikipedia)

Teilgemeinden und Ortschaften

Die Stadt besteht aus der Kernstadt Meßkirch (mit Igelswies und Schnerkingen) und den Teilorten Dietershofen (mit Buffenhofen), Heudorf, Langenhart, Menningen (mit Leitishofen), Rengetsweiler, Ringgenbach und Rohrdorf.

Auf Schloss Menningen = „Mano“ saßen mehrere Jahrhunderte die Grafen von Gremlich. „Luitin“ (Leitishofen) befand sich ebenfall in ihrem Besitz. Erstmals erwähnt wurde das Geschlecht der Gremlich im Jahr 1216 in Pfullendorf. Mehr als 350 Jahre lang hatten die Reichsritter „Gremlich zu Jungingen“ Menningen in ihrem Besitz. 1348 wurden Burg und Dorf Menningen-Leitishofen von Ritter Berthold von Rohrdorf an Werner von Zimmern (Möskirch) verkauft, der bis zu seinem Tod 1594 Herr über Menningen war. Danach ging der Besitz von Menningen an das Haus Fürstenberg.

Ortschaften und Wohnplätze von Meßkirch (aus Wikipedia)

Sagen, Mythen und Geschichten

Sagen und MythenDer heilige St. Hemeradus

S. Heimeradus (Haymeradus), Presb. Conf.
(28. Juni, al. 8. März, 1. Juli).
Vom Altd. heim = Heimath, Vaterland etc., und rad = Rath etc., also: Berather des Vaterlands etc.; nach Andern: verschwiegen in der Rede etc.

Der hl. Priester Heimerad, auch Heimered, Heymerad, Hemerad etc. genannt, lebte um die Zeit, wo der hl. Sebaldus in Nürnberg wirkte, in Hessen auf einem Berge, wo nachmals das Kloster Hasungen stand. Hier auf einsamer Höhe am Habichtswalde, nahe beim Städtchen Wolfshagen, stand seine Klause.

Er war zu Möskirch (Messankircha) im jetzigen Großherzogthum Baden geboren. Priester geworden, machte er Wallfahrten nach Rom und Palästina. Wie er von Haus aus arm gewesen war, so blieb er’s sein Leben lang. Vom Almosen lebend, theilte er sogleich wieder an Arme aus, was er über die Nothdurft bekommen hatte. Wußte er den Nächsten in Noth, so schenkte er auch das letzte Stücklein Brod weg. Allzeit war er fröhlich und vertraute dem lieben Vater im Himmel. Nach langen Wanderungen kam er nach dem ehemals hochberühmten Kloster Memleben (Mimilebum) an der Unstrut in Thüringen, welches der im J. 736 gestifteten, durch den westphälischen Frieden an Hessen-Cassel gekommenen Abtei Hersfeld untergeben war, deren Abt Arnold ihn dort traf und ihn nach einiger Unterredung nach Hersfeld schickte, wo er ihn einzukleiden gedachte. Heimerad ließ es jedoch nicht geschehen.

Doch lebte er aufs Strengste, weder rechts noch links schauend, den goldenen Weg der klösterlichen Regel. Wie der Steuermann, wenn er die Segeln dem Winde überläßt, in die Höhe blickt, so weilte der Blick seines Geistes unaufhörlich im Himmel. Eines Tages warf er sich aber im Capitel vor dem Abte und den Brüdern auf den Boden nieder und bat um seine Entlassung, weil er hier das Heil seiner Seele nicht finden zu können glaubte.

Darüber wurde der Abt sehr böse, hieß ihn einen Vagabunden und jagte ihn davon. Als Heimerad sich beim Weggehen beklagte und unter Anderm das Wort fallen ließ, so gehe man mit dem »Bruder des Kaisers« nicht um (er verstand nämlich unter »Kaiser« den Herrn Jesus Christus), ließ ihn der Abt sogar geißeln. Während dieser Züchtigung sprach der Heilige den 50. Psalm, brachte ihn aber nicht ganz zu Ende, weil man ihm so viele Schläge nicht geben wollte. Ein Weib, das durch Thränen ihr Mitleid mit ihm zeigte, erhielt von ihm die Lehre, sie möge lieber ihre Sünden beweinen, davon würde sie größeren Nutzen haben.

Von Hersfeld schlug er den Weg nach Paderborn ein. Der Vicar des Dorfes Deitmelle (heutzutage die Stadt Detmold) nahm ihn auf und wies ihm eine Kirche der Pfarrei an, in welcher er ihm gestattete, die heil. Messe zu lesen. Bald hatte der hl. Heimerad sich das Vertrauen der Gemeinde erworben. Als er aber eines Tags eine Gabe der Haushälterin des Vicars zurückwies, weil Gott dieselbe nicht annehme, wenn sie nicht ihr Leben und ihre Sitten bessere, ließ ihn der Vicar, der sich hiedurch an seiner Ehre verletzt glaubte, mit Hunden aus dem Orte hetzen. Heimerad war allerdings der Läuterung noch sehr bedürftig. Sein Streben nach Vollkommenheit war sicherlich aufrichtig; aber er befand sich noch immer nicht auf dem rechten Wege.

In Paderborn angelangt, wurde er deshalb sogar vom hl. Bischof Meinwerk hart angelassen. Auch hier bekam er Schläge und wurde, als des Bundes mit dem Bösen verdächtig, mit Ruthen gestrichen. Man kann hieraus ermessen, wie weit er das rechte Maß der Verdemütigung überschritt, so daß es möglich war, selbst Heilige, wie den Bischof Meinwerk (Meginwerc) und die Kaiserin Cunigundis, welche eben damals in Paderborn anwesend war, gegen sich zu erbittern.

Jetzt begab er sich nach Hasungen, wo er das Ende seines mühevollen Wanderlebens in Uebungen der Gottesfurcht abzuwarten beschloß. Als er den Berg hinanstieg, war es ihm, als sehe er den Himmel über sich geöffnet. Die umwohnenden Leute ließen ihn gern da wohnen; er aber brachte die Zeit mit Gebet, Lesung und Arbeit zu und spendete von den Almosen, die er erhielt, reichliche Liebesgaben. Er er baute neben seiner Zelle ein Kirchlein, in welchem er predigte und vor Allem eifrig zur Liebe des Nächsten ermahnte. Nochmal kam er hier mit dem hl. Meinwerk zusammen.

Ein Graf von Wartburg, Namens Dudecho, hatte Beide zu Tische geladen. Sie hauen sich kaum gesetzt, als Meinwerk sich gegen diesen »hirnwüthigen Abtrünnling« (deliraa apostatam) in den heftigsten Ausdrücken er ging. Die Versöhnung folgte aber auf dem Fuße. Meinwerk hatte sich durch das bis aufs Äußerste vernachlässigte Aussehen Heimerad’s täuschen lassen. Als er aber dann auf Befehl des Bischofs das »Alleluja« in einer Weise sang, daß Meinwerk gestand, noch nie habe er aus menschlichem Munde einen so schönen Gesang gehört, nahm ihn dieser bei Seite, bat ihn um Verzeihung und wurde von jetzt an sein aufrichtigster Gönner.

Möge man dieses Betragen der beiden Heiligen beurtheilen wie man will, so wird man doch sagen müssen, daß zeitweilige Mißgriffe und Härten auch im Leben sonst tadelloser. ja heiliger Männer vorkommen können. Das sicherste Kennzeichen der Heiligkeit ist die Demut, in welcher alle wahren Jünger Jesu es einander zuvortun müssen. Man weiß nicht, wer in dieser Tugend größer war: Heimerad, der mit so vieler Geduld auch die ungerchtesten Vorwürfe schweigend hinnahm, oder Meinwerk, der einen einfachen Priester, dem er Unrecht getan, fußfällig um Verzeihung bat.

Viele Wunder werden vom hl. Heimerad erzählt. Einst geriet er bei der heil. Messe in eine Ekstase, von welcher er erst gegen Abend zu sich kam. Alle Anfechtungen des bösen Feindes schlug er durch das heilige Kreuzzeichen ab und mahnte auch Andere, sich durch dasselbe vertrauensvoll und eifrig gegen alle Versuchungen zu schützen. »Gegen dieses Zeichen,« pflegte er zu sagen, »hält keine Gefahr Stand.«

Als er im Jahr 1019 starb, geschahen zahlreiche Wunder. Auf Hasungen aber erhob sich, wie er vorausgefagt, ein Kloster. Wegen der schnellen Hilfe, die Gott durch seine Verdienste den andächtig an seinem Grabe Betenden spendete, wurde die Kirche daselbst ein viel besuchter Wallfahrtsort. Das bezeugt seine Gedenktafel, auf welcher unter Anderm zu lesen war:

Qui prece multa pia quaerunt solatia dia,
Ejus per merita capiunt relevamina cita.
Bei Ferrarius steht er am 1. Juli, bei den Boll. aber am 28. Juni.

Quelle: Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 611-613.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20002974800

Balladen und Gedichte

Der Graf von Zimmern, oder die Jagd im Stromberg

Dort oben, wo von Wald umgraut
Die alte Burg hernieder schaut ,
Wohnt? einst ein Wildgraf rauh und kühn,
Den wilden Zimm’rer hies man ihn,

Der Jagden blut’ges Würge=spiel
Dem jungen Waidmann nur gefiel ,
Und wenn vom schloss sein Horn erklang,
War‘ s Thieren draus und Menschen bang;

Des Armen Feld , der Wittwe Gut
Blieb nicht verschont von seiner Wuth,
Es stieg, verhöhnt von seinem Spott
Manch schwerer Seufzer auf zu Gott,

Einst zog er in des Morgens Grau
Zur Jagd hinaus in Strombergs Gau,
Da stellt’ ein Hirsch, schneeweis von Haar –
Von fern sich seinem Auge dar

Und kaum daß ihn der Graf erblickt
Stürzt er, – den blanken Stahl gezückt, –
Ihm nach durch Feld, durch Sumpf und Dorn,
Ihn trieb die Wuth, sein Roß der Sporn.

Sieh da! in dunkler Wälder Nacht
Ein altes Schloss in goth’scher Pracht,
Von hohen Warten rings umschirmt,
Vor ihm hoch in die Luft sich thürmt.

Es öffnet knarrend sich das Thor
Von Eisen, und es tritt hervor
Mit ernstem Schritt ein alter Mann
Und blickt aus hohlem Aug‘ ihn an.

Ein Bart in krausen Wellen goß
Hinab sich in des Greisen Schoos,
Ein zottig Bärenfell umhüllt
Die Lenden schaurig ihm und wild.

Auf! brummt er, durch die Eisenthür,
Verweg’ner Waidmann! folge mir,
Und bebend folgt des Geistes Macht
Der Graf nun in den dunklen Schacht.

Durch langer Gänge nächtlich Grau’n
Führt ihn der Greis; Gesichter schau’n
Jhn grinzend an im bleichen Licht,
Das dämmernd durch die Rizzen bricht.

Sie wandeln Treppen auf und ab;
Doch endlich, von des Alten Stab ,
Berührt, erôffnet sich ein Saal,
Erhellt von kargem Lampenstrahl.

An hoher Tafelrund erschaut
Der Graf zwölf Schöppen hier — ihm graut, —
Und auf der Tafel Mitte steht
Ein blank geschliffnes Schwert erhöht.

Die Schöppen sitzen stumm und bleich,
Gespenstern aus den Gräbern gleich
Und hu! Ein Ritter wankt heran,
Sein blut’ges Urtheil zu empfah’n.

Er wirft vor ihnen Gramgebeugt
Sich hin, sein Jammer-Antlitz zeugt
Von Schuld; der Schöppen erster winkt,
Und schnell ein Vorhang niedersinkt.

Den Zimmrer mahnt der Greiß und spricht:
Sieh hier der Geister Vehm-Gericht!
Nachts, mit der zwölften Stunde Schlag
Erwacht der Rache blut’ger Tag:

Und kaum daß ers gesagt, erschallt
Ein Hifthorn durch den nahen Wald,
Und näher zieht sich eine Jagd
Dem Schloß aus dichter Eichen-Nacht.

Komm, sprach der Greiß, und laß uns geh’n,
Die selt’ne Jagd mit anzuseh’n,
Bald tönt hinaus in Nacht und Sturm
Der zwölften Stunde Schlag vom Thurm.

Er tönt! Und auf umzäuntem Plan
Erscheint aufs neu der Rittersmann,
Und auf ihn speit der Wald, o Graus!
Ein zahllos Heer von Thieren aus.

Sie hezzen ihn mit schnellem Lauf
Den Plan hinab, den Plan hinauf,
Sie hezzen ihn in wilder Hast
Und gönnen ihm nicht Ruh, nicht Rast;

Der Eber fletscht auf ihn den Zahn,
Jhn fällt der Hirsch rachsüchtig an, |
Dem Haasen selbst erfüllt die Wuth
Die scheue Brust mit Löwen-Muth.

Es stürzet Gevögel wild und kühn
Aus hoher Luft herab auf ihn,
Jhn neckt der Kauz, ihn zerrt der Weih,
Und immer wird das Schauspiel neu.

Kennst du den Ritter? frug der Greiß
Den Grafen, dem das Blut zu Eis,
Ob dem, was er geseh’n, gerann:
Er ist dein Vater! Sich ihn an!

Wie er vordem das Wild gehezt,
So hezt des Wildes Schaar ihn jetzt,
Und bis der Morgenstern erwacht,
Erneut dies Spiel sich jede Nacht.

Der Greiß verschwand; der Morgen graut,
Und wie der Graf nun um sich schaut,
Versunken war mit Jagd und Troß
Der Geister schreckenvolles Schloß.

Und neben ihm im Morgen-Gold
Die Zaber still vorüberrollt,
Sein Roß im Grünen waidend stand
Nicht ohnfern an des Flusses Strand.

Rasch schwingt er sich aufs treue Roß
Und fliegt auf seiner Heimath Schloß;
Welch Wunder! Aus des Strombergs Gau
Kehrt er an Bart und Haaren grau!

Und lange stachelt noch der Schmerz
Des grausen Anblicks ihm das Herz.
Oft jagt ihn auf in stiller Nacht
Des Vaters Bild in Leichentracht.

Von nun an ruhten Spieß und Wehr,
Von nun an scholl kein Hifthorn mehr,
Entlassen ward der Jäger Troß,
Und Ruhe herrscht in Wald und Schloß.

Drauf baut er für des Vaters Schuld :
Ein Klösterlein mit reicher Huld,
Zur Warnung ließ er drinn auf Stein
Die Schreckens-Jagd abkonterfei’n.

Dies Lied sey manchem Herrn zur Lehr!
Der wilden Jäger giebts noch mehr,
Die, werth, daß man auch einst sie hezt,
Der Thier und Menschen Qual ergözt!

Quelle: Magenau, Rud. Friedr. Heinr.: Poetische Volkssagen und Legenden größtentheils aus Schwaben nebst andern Erzählungen, Stuttgart, 1825 (transkribiert aus Frakturschrift, historische Schreibung beibehalten W.A.)


³ Die historischen Texte habe ich zur besseren Lesbarkeit „sachte“ an die gültige Rechtschreibung angepasst, historisch überholte Begriffe jedoch belassen. Die historischen Postkarten wurden von mir retuschiert, Flecken und Schrift habe ich entfernt und die Karten in Farbe und Kontrast geändert, manche auch digital coloriert.

Literatur

Hier findet ihr Literatur zu Meßkirch
Der Link leitet zur Seite von Amazon. Dies ist für mich die einfachste und effektivste Art, auf Literatur hinzuweisen – denn dort finden sich Abbildungen, Preise und Rezensionen. Bestellen könnt ihr die Bücher dann beim lokalen Buchhandel 😉
Anmerkung: Es handelt sich beim Link um einen „Affiliate-Link“. Falls ihr nach dem Aufruf etwas bei Amazon bestellt, erhalte ich eine geringe Provision, mit der ein Teil der Server- und Websitekosten gedeckt werden kann.

Loading