Fridingen a.d. Donau – Sehenswertes, Geschichte und Insidertipps. Das etwas andere Portal zu Fridingen in Oberschwaben. Hier gibt es nützliche Links, (alte und neue) Karten, Fotos, Ausflugsziele, Sagen, Mythen, Geschichten und Gebräuche

Allgemeines

Internetauftritt der Stadt / Gemeinde
Wikipediaeintrag
Alemannische Wikipedia
Wikisource: Historische Quellen und Schriften

Historische Lexikoneinträge

Fridingen (Meyers 1907)
Stadt im württemberg. Schwarzwaldkreis, Oberamt Tuttlingen, an der Mündung der Beera in die Donau und an der Staatsbahnlinie Ulm-Tuttlingen, 625 m ü. M., hat eine kath. Kirche, ein Schloß (jetzt Armenhaus), eine Fettwarenfabrik, Seifensiederei, Knochenmühle und (1900) 983 Einw.; dabei das Jagdschlößchen Bronnen.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 103.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006635563

Fridingen (Pierer 1858)
Stadt an der Donau im Oberamte Tuttlingen des württembergischen Schwarzwaldkreises; 1070 Ew. Dabei die v. Enzbergische Burg Brunnen. Fridingen (vormals Hohenberg) machte sich als Veste im Mittelalter berühmt u. hatte seine eigenen Herren, bis es 1444 an Württemberg kam.
Quelle: Pierer’s Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 715.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20009953310

Karten

Luftlinie-org berechnet die Luftlinienentfernung
sowie die Straßenentfernung zwischen zwei Orten und stellt beide auf der Landkarte dar. Startort ist Fridingen_an_der_Donau, den Zielort müssen Sie noch wählen. Voreingetragen ist ➥ Bisoro in Burundi

Karte eingebunden aus https://www.openstreetmap.de/

Fotos & Abbildungen

Fridingen, Stadtansicht
Fridingen, Stadtansicht von Eberhard Emminger um 1850

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Abbildungen auf Tumblr
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Filme in der ARD-Retro-Mediathek (Filmbeiträge der 60er-Jahre)
Fotos und Abbildungen auf leo-bw.de

Kunst, Kultur und Brauchtum

Kultur und Sehenswürdigkeiten (Wikipedia)
Abbildungen auf ‚Bildindex‘
➥ Bilder auf ‚Google-Art‘
Fridingen_an_der_Donau auf ‚Zeno-Org‘
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(Karten, Archivmaterialien und Luftaufnahmen vom Landesarchiv Baden-Württemberg)
Alphabetisch sortiertes Verzeichnis auf www.kloester-bw.de
Beschreibungen vom Landesarchiv Baden-Württemberg

Geschichte

Ortsbeschreibung von Merian: ➥ https://de.wikisource.org/wiki/Topographia_Sueviae:Fridingen_an_der_Donau

Ausflüge und Sehenswertes

Wikivoyage – Projekt der Wikimedia
Wikitravel – der freie Reiseführer

Natur & Parks

Webcams

Webcams in Fridingen_an_der_Donau und Umgebung

Nachbargemeinden

angrenzende Städte und Gemeinden (aus Wikipedia)

Teilgemeinden und Ortschaften

Ortschaften und Wohnplätze von Fridingen_an_der_Donau (aus Wikipedia)

Sagen, Mythen und Geschichten

Sagen und Mythen

Literatur

Fridingen ist Station einer Figur von Jules Verne in dessen Roman: „Der Pilot von der Donau“
Quelle: http://www.zeno.org/Literatur/M/Verne,+Jules/Romane/Der+Pilot+von+der+Donau/3.+Kapitel?hl=fridingen

Sagen

Das Hardtweible

Auf dem Hardt, einem Anhange des großen Heubergs, besonders in der Umgegend von Werenwag, Jrrendorf, Bärenthal u.s.w geht ein Fräulein geistweis um, das man nach dem Berge das „Hardtweible“ oder „Hardtfräulein“ nennt. Es ist ganz schwarz gekleidet und trägt einen runden breitrandigen Schlapphut, der ebenfalls schwarz ist. Andre wollen das Hardtfräulein auch schon in weißer Kleidung und mit einem Besen in der Hand gesehen haben. Man hört es oft laut lachen. Es führt die Menschen gern auf Irrwege, indem es übers Feld oder über den Weg läuft, ohne auf eine Frage Antwort zu geben. Einmal hat es einen Mann dergestalt verblendet, dass er sein eigenes Haus nicht mehr erkannte, Ja, als er bereits in seiner Stube hinterm Ofen saß und seine Frau ihn zum Essen rief, stand er auf, nahm seinen Stock und Hut und sagte: „Ich muß machen, dass ich Heimkomme, die Meinigen werden sonst zu lange auf mich warten müssen!“ Andre Leute sind von dem Hardtfräulein schon zerrissen oder in Abgründe gestürzt worden. Einem Knaben, der bei Nacht am Saume eines Waldes über das Hardt ritt, machte das Fräulein das Pferd scheu, worauf das Tier mit ihm durch Hecken, durch Büsche und Bäume jagte und der Knabe am andern Morgen tot und ganz zerfetzt gefunden wurde. (Mündlich aus Jrrendorf und Friedingen a. d. Donau)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 1, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Das Riesenweible

Ein Teil des Welschenbergs zwischen Friedingen und Mühlheim heißt wegen seiner Schluchten und Felsenrisse, in denen man Holz herabschleift, der Riese (d.i. Holzrutsche), und ein Geist, der hier umgeht, wird das Riesenweible genannt. Von dem erzählt man sich mancherlei. Einst suchte eine arme Frau in dem dortigen Walde Holz und setzte sich endlich, weil sie Hunger und Durst litt auf die Erde und weinte. Da sah sie auf einmal einen Krug dastehen, den sie zuvor nicht bemerkt hatte, und nahm ihn, um sich einen Trunk Wasser aus der Donau zu schöpfen. Wie sie nun den Krug näher betrachtete, lag trockenes Laub darin, das sie alsbald hinausschüttete. Da klingelten aber blanke Goldstücke auf die Erde. so dass die arme Frau plötzlich sehr reich wurde. Man glaubt, dass sie dies dem Riesenweible zu verdanken hatte. Ebenso haben auch andere Leute an verschiedenen Plätzen bei Friedingen z B auf der Höhe, wo Altfriedingen gelegen haben soll, schon oftmals Häfen, Scherben und Schüsseln gesehen, die mit Laub mit kleinen „Krotten“ und dergleichen angefüllt waren. Hätten sie diese Gefäße mitgenommen, so wäre gewiss der Inhalt derselben in Gold verwandelt worden. (Mündlich aus Friedingen)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 1 , S. 48/49, Nr.53, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Steine in Gold verwandelt

Eine Frau aus Friedingen a.d. Donau ging einst auf den Berg, woselbst vor dem Schwedenkriege Altfriedingen gestanden sein soll. Indem sie hier den Boden aufhackte, kamen so hübsche Steine zum Vorschein, dass sie es nicht unterlassen konnte einige davon einzustecken und ihren Kindern mitzunehmen. Am andern Morgen aber fand sie, dass alle in schweres Gold verwandelt waren. Jetzt eilte sie auf den Berg, um auch die übrigen Steine zu holen; allein die waren alle fort und bloß eine Menge kleiner Krotten (Kröten) sprangen auf dem Platze herum. (Mündlich aus Friedingen)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 1 , S. Nr.54, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Den Trilpetritsch jagen

In Spinnstuben, wenn mutwillige Burschen und Mädchen zusammen sind, veranlasst man wohl einen recht dummen Menschen den Trilpetritsch zu fangen. Er wird während der Dunkelheit mit einem Sack ins Freie geführt und vor ein Erdloch oder eine enge Gasse hingestellt, um den Trilpetritsch, den die übrigen jagen wollen, in seinen Sack aufzufangen. Dabei muss er aber ganz still sein. Während er nun mit geöffnetem Sack an seinem Platze steht und die Andern tun als ob sie den Trilpetritsch hineintreiben wollen, schleichen sie sich auf einem Umwege wieder ins Haus zurück und lassen den Dummen so lange draußen stehn, bis er selbst merkt, dass man ihn nur zum Besten gehabt. Nachher wird er noch lange ausgelacht und heißt der Trilpetritsch.

Gewöhnlich führt man dies Jagen des Trilpetritsch nur bei strenger Winterkälte auf, so dass der Angeführte recht frieren muss. Auch kommt es vor, dass man dem Sackhalter, wenn er lang dagestanden, von hinten Wasser über den Kopf gießt. Was für ein Wesen man sich unter dem Trilpetritsch bestimmter vorgestellt, wusste Niemand mehr zu sagen. Einmal, erzählt man, sei in der Nähe von Friedingen einem solchen Burschen, der vor einer alten Fuchsgrube, stand ein Has in den Sack gesprungen, worauf er ganz vergnügt ins Haus gelaufen und gesagt, er habe den Trilpetritsch gefangen. Und dann habe er zu allgemeinem Schrecken den Hasen in der Stube losgelassen. (Mündlich aus Friedingen a. d. D. und aus Tettnang)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 1 , Nr. 100, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Lederne Brücken

Die Burgen Kalenberg und Burgstall bei Friedingen an der Donau sollen ehemals durch eine lederne Brücke verbunden gewesen sein. (Mündlich aus Friedingen)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 1, Nr.182, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Herrgottsritte

In der Schwäbischen Alb, im Aalbuch über Heubach, liegt die Burgruine Rosenstein auf einem steilen und schroffen Felskegel, der dennoch von wildem Rosengesträuch dicht überwachsen ist. In ihrer Nähe ist eine tiefe Höhle, die Scheuer geheißen, die sich eine halbe Stunde durch den Berg hindurch erstrecken und mit der Burg in Verbindung gestanden haben soll. So soll auch auf dem nahen Hohberge eine Stadt, Hochstadt oder Hochstädt, vordessen gestanden haben, die mit der Burg durch eine lederne Brücke verbunden war, gerade wie auch die Burgen Kalenberg und Burgstall bei Friedingen an der Donau.

Auf Burg Rosenstein, gegenüber dem Scheulberg, hat Christus der Herr gestanden, und der Teufel zeigte ihm von da alle Herrlichkeit der Welt und wollte, daß Christus niederfalle und ihn anbete – also geht die Sage. Aber Christus warf den Versucher in die nahe Teufelsklinge und trat von dem Burgberge hinüber auf den Scheulberg (Schauelberg), hoch über das Tal von Heubach hinweg, und prägte seiner Fußtritte Spur beiden Felsen tief ein. Zu diesen Tritten ist hernachmals häufig gewallfahrt worden, ward auch ein Marienbild nahebei aufgestellt, aber die württembergische Regierung verbot in einem strengen Edikt vom 8. Juni 1740 das Wallen und ließ den Herrgottstritt auf Rosenstein mit Pulver wegsprengen, das gipserne Marienbild aber einziehen – Aberglauben zu verhüten. In der Teufelsklinge mußte der Teufel tausend Jahre gefesselt liegen und grimmige Tränen weinen, die als trübes Wasser aus ihr zutage flossen, nunmehr aber ist er schon längst wieder los und spaziert hin, wohin es ihm beliebt. Auf dem Scheulberg wachsen nahe dem Herrgottstritt Wetterkräutlein, vor denen scheuen sich die Gewitter und zerteilen sich an seinem Scheitel.
Quelle: Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 604-605. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004543882

Der Schierle Urban

Ein alter glaubwürdiger Mann aus Friedingen erzählte folgende Geschichte:
„Mein Aehne und der Schierle Urba sind emol im hoaßa Summer über Feald ganga. Nu, wie ma so schwätzt, um d’Langweil z’vertreiba, sind se an dees und an dieses und z’lezta au dara kumma, dass es doch in der Welt viel Wunderlichs giab, dees koan Duifel begreifa ka. Do hot nu mein Aehne g sait: „aber du Urba, do hont se vora paar Taga wieder davon g’sait, du könnest au hera. Aber dees glaub i bi Gott doh nit.“ „Kaspar hot druf der Urba versetzt, soll ia Weatter macha, s’ist hüt doch so siedig bruotig hoaß, so a Weatterreagle dät gwiß küahla.“ Mein Achne hot druf ausg’lacht und hot g’sait: „Kerli mach mi zu kom Narra! Du a Weatter macha dees mött i au siah!“

Mit deana Reda sind se uf oanmol annen Stoanhaufa kumma und do ist der Urba na und auhne nu a stearbes Weartle z’saga, dreimol hinterfür um de Stoanhaufa rumg sprunga. Mein Achne hot em zuegucket und hot g’lachet, dass em fast der Bauch versprungan ist; er hot nemli gmont, er wöll de G’spaß weiter treiba. Abers Lachan ist em bald verganga denn uf oanmol hots gweattert und blitzt und durnet as ob der Himmel rafalla wött. „Um tausad Gottes Willa, Urba, was bist du für a Ma!“, mit deana Worta ist mein Aehne für en nan’gfallan und hot beatan und g’heult bis er’n endli grüert hot. Do ist er no nu wieder dreimol um de Stoanhaufa rumg’sprunga aber deesmol reat und litt bot ni finterfür und älls ist vorbei g sei und d Sonna hot so fründli scheint as ob se koom a Stund alt wär.

En anders mol sind se mit no a paar andera Manna uf de Edierlewiesa gi mäha g’sei s’ist grad Heuet und am Morga früa’he. Do find au so a paar Rehle a paar nette lustige Thierle in Dunem Donau rakumma vermutli hont se reat Durst g’hett, se hont g’mont so früah wie sui sei no Niemert uf. Die Manna bent lang zuegucket wie se g’wata und lustig und vergnügli am Baßer rumtrapplet sind Do hot mein Aehne g sait ganz unschuldig hot natürli an nints denkt und selle Affäre uffam Hardt mittem Weatter hot er schau wieder nausg schwigt g hett er hot also g sait wemmer die nu hüba hättet Sie sind nemli über der Dunem düba g sei Do hot no der Urba g sait wie wärs wenn se zu eins kämet Ja wenn dees g schäh hont die An dera g sait hont aber natürli an nints denkt Doch mein Aehne ist ganz mäusle still woara denn jeß ist em wieder sell ander G schicht eing falla.

Der Urba aber iß uf de Boda kniet hot ebbes für si na brummlet und hot no d Händ ausg streckt Do hont de Rehe uf oanmol a mörderisches Geschrua ausglau dees ist oam dur Hearz und Mark ganga Und wie wenns ebber treiba dät wider ihrn Willa sind se langsam mitten dur Dunem g schwomman und bis zu deana Manna kumma se hont aber am ganze Leib zittert wie an Eschp und g schwißt ärger as a Bierlump De Thierle hont se grausig duret und se hont dees net mit anseha könne drum bont se den Urba beattelt und beata bis er se hot gau lau dees hot er endli dau nu hot er deana Rehe no dees g sait merket ui wemma am Morga z bald anfangt treibt mas gewöhnli it bis Obed und d Stier die z hißig anziehet lället bald und as ob se’s verstande hättet sind se no langsam davo ganga. Der Urba aber hots druf nimma lang triba.

Sein Weib hot nemli em Buchemer Pfarr iahr häuslis Loadwesa bichtet dass iahr Ma nit in Kirch gang und nu älleweil fluoch und schwör wie a wahrer Türk Do hot der Pfarr dem Weib grata es soll guckan obs nints b sundres in seina Kloader find und dees soll es in der Naht am zwölfi hinterfür über de Schierlefelsan in Dunem nawearfa Sein Weib hots so g macht und hot a Päckli im linka Hosasack g fundan und hots gnumman und ist mit uf de Schierlefelsan und hots hinterfür nagworfa Aber do wärs vor Schreackan und Angst fast umkumma so wüst hots in der Dunem dau der loadig Duifel in der Höll kan it so dua Am Morgan aber do hots dahoam mittem Ma schier Händel gea s Weib hot z airsta älles g laignet z lehta aber älles g standa und do ist er eigentli no froh g sei dass es so ganga ist und von dort a hot ma kon brävera Ma finda könna Mündlich und schriftlich aus Friedingen Schierle oder Schürle ist eine kleine Scheuer und bezeichnet einen kleinen Hof im Donauthal zwischen Friedingen und Beuron wo der Urban gewohnt hat In der Nähe find die Schürlewiese und der steile Schürlefelsen bei dem die Donau sehr tief ist.
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 1, Nr.227, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Die sieben Knaben

Zwischen Schömberg und Rottweil liegt die Ruine Wildeck, da wohnte einst eine vornehme Frau, die während der Abwesenheit ihres Mannes mit sieben Knaben auf einmal niederkam. Darüber entsetzte sie sich dergestalt, dass sie sogleich sechs davon ersäufen lassen wollte und dieselben der Magd übergab und ihr sagte, dass wenn Jemand sie befrage, so möge sie nur antworten, sie müsse junge Hunde ertränken. Da begegnete aber der Magd ihr eigener Hausherr, dem sie alsbald Alles bekennen musste.

Derselbe ließ nun die Knaben auf einer andern Burg erziehen und gab dann nach mehren Jahren ein Fest, wozu er auch diese Kinder kommen ließ. Seine Frau wusste nichts davon, dass es ihre eignen Söhne waren. Während der Mahlzeit fragte der Mann gelegentlich seine Frau, welche Strafe wohl eine Mutter verdiene, die sechs Kinder habe umbringen wollen. „Die sollte man lebendig in Öl versieden“, sagte sie. „So hast du dein eigen Urteil dir gesprochen!“ sagte der Mann, und ließ es an der Frau auch ausführen. (Mündlich aus Friedingen an der Donau)

Dieselbe Sage knüpft sich an die Ruine Ramsteig zwischen Oberndorf und Harthausen Vergl. ferner die zwölf oder sieben Hund von Dorfheim bei Saalfelden im Pinzgau bei Panzer, Beiträge zur deutschen Mythol. 1848, S.7, Ferner S.19, 30 von drei Welfen, S.100, 134, 335. Eine verwandte Sage aus Eutin bei Müllenhoff, Sagen u.s.w. aus Schleswig Holstein S.523. Die longobardische von fünf Kindern bei Grimm: Deutsche Sagen Bd II S.379. Die thüringische von neun, ebendas. S.366, Die flämische bei Wolf: Niederländische Sagen. Nr. 128
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 2, Nr.372.2, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Weibles Teich

Eine halbe Stunde unterhalb Friedingen bildet die Donau eine Schlucht, in der ein schwarzes Weib hausen soll, das die Menschen irre führt. Die Stelle hat den Namen „Weibles Teich“. (Mündlich aus Friedingen) Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 1
Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Brauchtum

Fasnacht vergraben

In einigen Orten kommt es auch vor, dass man die letzten Fastnachtsküchlein feierlich mit dem Strohmann in die Erde gräbt. Sonst hat man auch wohl einen wirklichen Menschen unter Stroh bedeckt herumgetragen. Andre folgten mit Pickel und Schaufel, als ob sie ein Grab machen wollten; aber es kam nicht dazu. Das nannte man die „Fastnacht vergraben“ (Friedingen). In Rottweil wurde der Fastnachtsnarr am Aschermittwoch trunken gemacht und dann unter Stroh begraben wobei ein großes Klag und Jammergeschrei stattfand.
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr.2, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Scheibenschlagen

Zu Friedingen an der Donau hielt man das Scheibenschlagen immer auf der Anhöhe, die das „Härdtle“ heißt. Der Spruch lautete hier so:
„Scheibo, Scheibo, – Wem soll die Scheibe sein? – Die Scheibe fliegt wohl über den Rhein – Die Scheibe soll meinem Schäßle sein!“

In Altshausen sagte man: „Scheib auf, Scheib ab. – Die Scheib geht krumm und grad. – Die Scheib geht links, geht rechts, – Geht aus und ein – Sie geht dem und dem zum Fenster hinein!“

Am Bodensee sagt man:
„Scheible aus, Scheible ein – Scheible über den Rhein. – Wem soll dies Scheible sein? – Es soll dem und dem sein!“

Im Wiesenthal lautet der Spruch:
„Schibi, Schibo – Wem soll die Schibe go? – Die Schibe fahrt links und rechts. – Sie fahrt dem und dem ebe recht. – Fahrt sie nit so gilt sie nit. – Hat sie kei Loch so stinkt sie nit. – Schibi, Schibo.“

Jetzt kommt dies Scheibenschlagen namentlich noch vor in der Umgegend von Altdorf, Wolperschwende, Blitzreute, Baienfurt, Frohnhofen, ferner bei Ravensburg, Tettnang Wangen, Leutkirch, Waldsee u.s.w. Die Scheiben trägt man auf einer Schnur und hat immer auch mehre Schleuderstöcke. In der Gegend von Wangen schießt man auch während des Scheibenschlagens.
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 22, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Am Agathentage

den 5.Februar, schreibt man in Friedingen und der Umgegend von Riedlingen, Marbach u.s.w. verschiedene Zettel mit lateinischen und deutschen Wörtern und Sprüchen und klebt diese an die Tür zur Abwehr einer Feuersbrunst.
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 32, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Pfingstmontag

Die ledigen Leute auf dem Welzheimer Walde trinken am Pfingstmontag im Wirtshause die „Schöne“. Eigentlich dürfen an diesem Trinken nur Mädchen, die noch unbescholtenen Rufes sind Teil nehmen. (Schriftlich aus Altdorf)
Ein ähnliches Fest kommt in Stockach am Bodensee vor; am Sonntag Lätare d.i. drei Wochen vor Ostern. Da ziehen alle Weiber, auch die ältesten, ins Wirtshaus und trinken sich heiter in Wein. Das nennt man die Hübsche oder die Schönheit trinken. (Friedingen)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 93, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Pfingstlümmel – Pfingstbutz

Auch sonst ist es noch ziemlich allgemeine Sitte, dass man einen „Pfingstlümmel oder Pfingstbutz“ macht. Ein starker, dicker Bursch wird im Walde mit Blumen und belaubten Zweigen ganz umwunden und dann im Dorfe herumgeführt. Das Gesicht ist meistens mit einer Baumrinde bedeckt und auf dem Kopfe trägt er eine grüne spitze Laubmütze. Gewöhnlich werden Gaben dabei eingesammelt. Zuletzt pflegt man auch wohl den Pfingstbutz unter Stroh und Mist zu begraben. (Derendingen und sonst.)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 95, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Johannisfeuer

In Friedingen an der Donau musste jeder, der am Abend vor Johannistag über das Johannisfeuer springen wollte, etwas Holz mitbringen. Daher sang man schon beim Ansagen des Feuers in den Straßen herum:
„Komm Niemand zum Johannisfeuer
Ohne Brandsteuer! Oder – Hut und Käppelesfeuer!“
d.h. wer kommt, ohne Holz beizusteuern, dessen Hut oder Kappe wird in’s Feuer geworfen, was auch wirklich geschah. Ebenso im ganzen Hegau und Seekreise. Gewöhnlich machte man ein solches Feuer noch an zwei andern Abenden, etwa an den beiden folgenden Sonntagen, oder wenn Johannistag auf einen Mittwoch fiel, so machte man das erste Feuer schon am Sonntag vorher. Diese Johannisfeuer, die in Friedingen seit einigen Jahren eingegangen sind, machte man gern auf Kreuzwegen. Man sagte auch, wer darüber springe, der könne sehen, wo Schätze verborgen lägen. (Friedingen)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 112, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Sankt Annentag

Am Festtage der heiligen Anna, am 26.Juli, wurde früher in Friedingen die Wanderung der zwölf Apostel mit dem Heilande an der Spitze dargestellt. Die ganze heilige Schar fuhr auf einem Leiterwagen zu der Kapelle, die vor dem Städtchen jenseits der Donau liegt und führte unterwegs allerlei biblische Szenen auf. (Friedingen)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 140, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Erntegebräuche

In Friedingen a.d.D. heißt derselbe Drescher, der den letzten Schlag tut, Sau, und zwar nach der Frucht – Gerstensau, Kornsau, u.s.w. und muss den übrigen einen Trunk zahlen.
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 162, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Andreastag (30.Nov.)

Wenn ein Mädchen in der Andreasnacht um 12 Uhr in den Brunnen sieht, so schaut der künftige Ehemann daraus hervor; zugleich aber auch der Teufel (Friedingen)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 185, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

In der Andreasnacht können die Mädchen den Stand ihres künftigen Mannes kennen lernen. Sie nehmen entweder ein Ei, tun das Gelbe heraus und schütten dann das Weiße unter Gebeten in ein Glas Wasser, wobei sie aber ganz allein im Zimmer sein müssen; – oder sie schütten geschmolzenes Blei auf dieselbe Weise in ein Glas Wasser und schließen aus den Figuren, die das Ei oder Blei bildet, auf das Gewerbe des künftigen Geliebten. Da sieht man in dem Wasser ganz deutlich Seile, Hobel, Hämmer, Scheren u. dgl., was dann einen Seiler, Schreiner, Schuster, Schneider bedeutet. Man schreibt die ganze Sache aber dem Teufel zu, und hält überhaupt den Andreasabend für einen verworfenen und unglücklichen. (Friedingen)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 186, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Weihnachten

Am Abend vor Weihnachten soll man den Platz unter dem „Obertenloch“ (Luke) ganz rein kehren und am andern Morgen nachsehen, welche Frucht in der Nacht herabgefallen ist; diese wird nämlich in dem folgenden Jahre ganz besonders gut geraten. (Friedingen)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 203, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Advent

Am Barbaratage (4. Dec.) holt man Zweige von allen möglichen Bäumen und stellt sie ins Wasser. Werden sie bis Weihnachten grün, so gibt’s ein gutes Jahr. (Friedingen)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 203, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Drei Königstag (6.Jan.)

Am Dreikönigstag wird Salz, Brot und Kreide geweiht. Mit der Kreide schreibt man dann über die Tür: K.M.B. nebst der Jahrszahl und zeichnet unter jeden Buchstaben ein Kreuz. Die Buchstaben bedeuten die Namen der heiligen drei Könige Kaspar, Melchior und Baltes, und das Ganze drückt aus, dass der Ein- und Ausgang gesegnet sein möge. (Rotenburg.) Das geweihte Salz wird gewöhnlich mit Weihwasser angefeuchtet; dann läßt man es hart werden und schabt dem kranken Vieh etwas davon ab, was eine besonders gute Wirkung haben soll. (Friedingen)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 233, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Hochzeitsgebräuche

Wenn die Lichter bei einer Trauung ruhig brennen so bedeutet das eine ruhige und friedliche Ehe flackern und zittern sie aber so gibts Unfrieden (Friedingen)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 275, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Haus und Hof

Wer ein Schwein schlachtet, schickt allen Freunden die Metzelsuppe, d. i. ein paar frische Würste und ein Stück Fleisch. In Friedingen a.d.D. wird die Metzelsuppe Sende genannt.
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 318, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Balladen und Gedichte

Fasnacht

Zu Friedingen a. d. D. ging sonst in der Fastnacht ein Bettelmann herum, knallte mit der Peitsche, jauchzte hell auf und sammelte Fastnachtskuchen, Eier u. dergl. ein, indem er sprach:

„Juchhei holla, holla sind it erschrocka!
No viele Jahr lass i eu hocka!
I komm hiehear aus fremdem Land
Um ze siah, wie eua Sach im Stand.
Ob eua Guot sich het vermehrt,
Dass (da) dees mein Herr von eu begeahrt
Dass ihr mir follet die Rechning geaba
Und au zuglei dean Tribut daneaba.

Die Schuldigkeit wißt ihr gar wohl
Was a jeder geaba soll.
Von ema Rind da ist’s a Zentner Schmalz
Wie au a Faß mit Salz
Vom Ackersbau sechs Malter Wiasa
Hab’s erst gestert im Akkord ragleasa
Auch taused Thaler Geald
Dees wär für mi gar wohl bestellt.

I wär gwiß a graußer Herr,
Wenn nu für mi koi Mangel wär!
Aber bei mir Alles fehla thut,
Darum sinkt mir mei Muot,
Drum bitt i thut mi erhöra
Ihr wißt schaun mei Begeahra!
Hans Hans heiß i, mei Weib Lisabet,
Wer meine Worte hört, der wird mi wohl verstehn.
(Einen Fetthafen „Schmotzblatter“ hinhaltend)

Hausvater und Hausmutter, laßt eu nit verdrießa
Und laßt dem Narra au eabbes in sei Bli=Bla=Blätterle neifliaßa!
It z’klein und it z’groß,
Damit dem Narra sei Bli=Bla=Blätterle nit verstoß!
Holla holla juchhe!
(Friedingen)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr.10, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Der Pfingstritt in Friedingen an der Donau

Zwölf und oft mehre Reiter zogen sonst am Pfingstmontag mit einem Platzmeister, Pfingstbutz, Fähndrich u.s.w. im Orte herum und sammelten Gaben ein, nachdem sie vorher Folgendes aufgeführt hatten:
Sie hüllten im Felde den Pfingstbutz ganz in Tannenrinde und Laub ein und zogen in die Nähe des Pfarrhofes. Dann ritt der Platzmeister vor und sprach zu der versammelten Menge:

„Frisch auf, frisch auf, das ganze Hausgesind,
Ab Platz, ab Platz (ab vom Platze) mit Weib und Kind!
Den Platz, den muß i rummen,
Es werden noch viele Gesellen nach mir kummen.“

(Hierauf sprengt der Rittmeister mit seinen Leuten herbei und zu diesen wendet sich der Platzmeister:)
„Woher, woher treibt euch der Wind,
Dass eure Schuh und Strümpfe so staubig sind?“

Rittmeister:
„Ab alle Wiesen und Aecker,
Was geht dees di an, du junger Lecker!“

Dann reitet der Maienführer vor:
„Maienführer, Maienführer bin ich genannt,
Den Maien führ ich in meiner Hand,
Den Degen an der Seiten,
Mit dem Türken muß ich streiten.“

Fähndrich:
„Fähndrich, Fähndrich bin ich genannt,
Den Fahne führ ich in meiner Hand.
Wer neben mir reitet und zieht nit ab den Hut,
Der wird gestrafet mit unsrer Ruth,
Der wird gestrafet für unsere Ehr,
Für unsre menschliche Ehr und Respekt.
Hätten wir aber solche – Sache
(mit einer Fingerbewegung wie beim Geldzählen)
Wollten wir lassen Küchle bache.“

Oberst:
„I bin der Oberst unter de Husara,
I will tapfer mit dem Türka verfahra,
I hab jung frisch Bluot,
Will waga mein Guot und Bluot.
‚Raus mit der Fuchtel,
Und reacht tapfer g‘fochta!
Kamerad sprich ohne Zweifel,
Helf mir Gott und dir der Teufel!“

(Hierauf ritten alle dreimal um den Brunnen und badeten den Pfingstbutz in demselben, zogen dann zum Betteln mit ihm herum und zwar zuerst vor das Pfarrhaus, indem Einer sprach:)
„Hier bringe mir en arme Ma,
Er hat schon sieben Jahr im Wald gelebt,
Alle Doktor und Balbir sind bei ihm gewest,
Und haben uns gerathen,
Wir sollten ihn baden,
Lieber in Wein als in Wasser.
Daher wollen wir den Herrn N.N. um einen Zehrpfennig ansprechen.“
(Friedingen)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 98, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Neujahr

Von Weihnachten bis Dreikönigstag ziehen in manchen Dörfern noch drei Knaben herum und stellen die heiligen drei Könige aus Morgenland vor, die dem Sterne nachgezogen. Sie tragen ein langes weißes Überhemd mit einem ledernen Gürtel um die Lenden, dazu eine ausgeschnitzte Krone von farbigem Papier. Einer hat sich als Mohrenkönig das Gesicht geschwärzt und geht in der Mitte; ein Andrer trägt an einer Stange einen Stern, der wie ein Haspel gedreht werden kann, und so ziehen sie von Haus zu Haus, treiben den Stern herum stellen sich unters Fenster und singen:

Wir kommen daher aus aller Gefahr,
Wir wünschen euch allen ein glückhaft neus Jahr!
Ein glückhaft neus Jahr, eine fröhliche Zeit,
Gleich wie’s uns Gott Vater vom Himmel rab geit.
Vom Himmel herab, die ewige Freud,
Gott Vater, Gott Sohn, Gott heiliger Geist.

Wir ziehen wohl über die Heide hinein.
Wir finden Maria, ein Kindelein klein;
Ein Kindelein klein, ein großer Gott,
Der Himmel und Erden erschaffen hat.
Der Himmel und Erden erschaffen hat,
Drum wollet uns spenden eine Gab.

Wollt ihr uns eine Gab spenden so gebt sie uns bald,
Wir müssen heut noch durch den finstern Wald;
Durch den finstern Wald, durch den tiefen Schnee,
Wie tuts uns heilgen drei König so weh!
(Nachdem sie eine Gabe empfangen haben singen sie noch:)
Man hat uns hier ein Almosen geben,
Der liebe Gott woll es euch mit Freuden vergelten!

(Gesprochen:)
Vergelts Gott!

In Friedingen a.d.D. singen sie folgendes Lied:

De hoiliga Dreikünnig mit ihrem Stearn,
Se suchet de Herra, se hättet ihn gearn;
Es laufet äll drei s’Bergli nauf,
Se seahnt de Steara wohl überm Haus,
Do gucket der Herodes zum Fensterli raus,
Er sait mit falschem Bedacht:
„Worum ist dear mittler Künnig so schwarz?“
Ear ist so schwarz, er ist wohl bekannt,
Ear ist dear Künnig außem Mohreland.“

Es gont ålle drei ins Häuseli nei
Se findet d’Mareia und s’Kindelein nacket und blauß,
Se geants Mareia, sein’r Muoter in d’Schauß.
Jietz, wenn ihr üs (uns) ebbes gea went, so geants üs bald,
Mer müeßet hüt no dur de finstere Wald.
Und wemma gont, so gemma g’schwind,
Und wemma gont, so frierts üs an d’Füeß und d’Hånd.
(Friedingen)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 231, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

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