Wikipedia: Obermarchtal

Obermarchtal, Postkarte von 1907

Sagen, Mythen und Geschichten

Churfürst Moriz von Sachsen in Marchtall

Von Augsburg, das sich dem Churfürsten freiwillig ergab, zog er gen Ulm. Hier soll er verwundet worden und in Folge davon diesseits der Donau heraufgezogen sein. Der Abt floh in’s Würtembergische mit den Conventualen, ließ aber, um das Kloster zu schonen, Früchte, Wein, Fleisch etc. zurück. Der Conventual Bartholomäus, der Rote genannt, stieg noch unten an des Fischers Haus über die Mauer des Conventbegräbnisses, um Krebse mitzunehmen, wurde entdeckt, mitgenommen, verhört und bis zum Schlosse Stein unter einer Sicherheitswache gebracht.

Im Kloster wurde übel gehaust. Die Schlösser von den Thüren gerissen und verkauft, Früchte und Alles, was ging, wurde gleichfalls verkauft. Den Bildern in der Kirche Nasen und Ohren, andern Hände und Füße abgehauen. An die Wände gemalten Bildern wurden die Augen ausgestochen. Die Kirche, das Capitelshaus, die Gänge und der Speisesaal waren lauter Pferdeställe. Der Wein, den sie nicht trinken konnten, wurde laufen gelassen, so daß der ganze Boden überschwemmt war. – So hauste des Churfürsten Heer. (Nach der Marchtaller Chronik S. 74)

[In Münsters Cosmogr. (ed. lat.) heißt es auch von Marchtall: ubi inveniuntur Maximi cancri, worüber sich Seb. Sailer in seinem Jubilierenden Marchtall 1771 S. 5 gewaltig ärgert, daß dieses die einzige Notiz sei über Marchtall.]

Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 213-214, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004565673

Die Ebene, in der Marchtall liegt

… wird durch eine ziemlich tiefe Felsschlucht von S nach N bis an die Donau durchschnitten. Gleich am linken Ufer der Donau beginnt das schwäbische Albgebirge, so daß das Donauthal bei Obermarchtall die Alb von dem sog. Gau scheidet. An der östlichen Seite oben berührter Felsenschlucht liegt das Stift Marchtall, zu welchem früher eine lederne Brücke, die über die Schlucht ging, von Altenburg aus geführt haben soll.

[Vgl. Marchtall. Chronik S. 2. Vgl. die lederne Brücke in der Sage vom Königsstein bei Aarau Rochholz A.S. I. 142, und bei Tegerfelden II. 241. Die Burg Rosenstein und die untergegangene Stadt Heubach auf der schwäb. Alb waren durch eine lederne Brücke verbunden; ebenso die Burgen Kalenberg und Friedingen a.d. Donau. Meier S. 163. Nr. 182. Zwischen den beiden Burgen Sälischlößli und Wartburg in Aargau soll eine lederne Brücke gestanden haben. Rochholz A.S. II. S. 216, eine war zu Oberfrick und Schupfart im Frickthal (a.a.O.). Eine lederne Brücke ging von Galgenlöhli- oder Isenhubel nach der Bysigbrugg (a.a.O.); ebenfalls ging eine von den Appenzellerschlössern Rosenburg und Rosenberg (a.a.O.). Ueber lederne und eiserne Brücken siehe Rochholz A.S. II. S. 217.]

Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 237-238, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004566130

Die Hexe zu Obermarchtall

Unschuldig gefoltert, gestand eine Hexe, um den Schmerz zu enden, betheuerte dem Scharfrichter ihre Unschuld und sagte im lezten Augenblicke zu ihm: »der Pfahl, an dem sie gebunden, werde nach ihrem Tode blühen.« Dieses soll denn auch, obwohl der Pfahl vom Feuer stark angegriffen worden, geschehen sein. (Obermarchtallische Chronik S. 82)

[Die Sagen von dürren Stäben, die wieder Blüten treiben, sind zahlreich und gründen sich auf IV. Mos. XVII, 8. Vgl. rabbinische Legenden von dem Stabe Mosis bei Eisenmenger, neuentdecktes Judenthum. Bd. I. S. 337 ff. Th. Vernaleken, Mythen u. Bräuche S. 118. Grimm, deutsche Sagen Nr. 180. 355. 454; die Literatur dieser Sagen bei Vernaleken S. 119. In Legenden ist dieser Zug ungemein häufig. Eine zahlreiche Literatur dieser Art Sagen und Legenden bei F. Liebrecht, Gerv. Tilb. otia imper. S. 22. 112. Anmerk. 40a. Vgl. Legenda Aurea v.J.a. Voragine cap. 126. und c. 95. In Thietmars von Merseburg Chronik VII. 54. haben wir einen ähnlichen Zug von unserer Sage. Ein Unschuldiger wird an einen dürren Baum aufgehängt, worauf dieser grünte und zeigte, daß es ein Märtyrer Christi war. Vgl. Lasaulx, Philosophie der Geschichte 1857 S. 119 Anmerk. Ich erinnere hier auch an die Märe vom »Tanhauser«. Ueber den grünenden Stab siehe den Aufsatz: »die Sage vom Ritter Tanhauser, dessen Leben und Lieder,« im Abendblatt zur Neuen Münchener Zeitung Nr. 305 (v.H. Holland) Anmerk. 3 und 7. Grimm, Myth. S. 888. Gräße, Tannhäuser und Ewige Jude. 2. Auflage. S. 28. Anmerk. 9. In der Legende von S. Pantaleon kommt das Grünen und Blühen des dürren Baumes auch vor.]

Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 319, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004567838

Der unversehrte Handschuh

Abts Jacob Heß von Obermarchtall Grab wurde 20 Jahre nach seinem Tod von den Schweden geöffnet, weil sie Schätze zu finden hofften. Siehe, da war der Handschuh der rechten Hand, die er für Arme so oftmals öffnete, unversehrt und alles Uebrige bis auf die Gebeine verwesen.

Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 431-432. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004569830

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