Augsburg – Sehenswertes, Geschichte, Sagen, Mythen und Gebräuche der Region. Das „etwas andere“ Portal mit Links, Landkarten, historischen Ansichtskarten, Fotos, Ausflugszielen.
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Schwäbisch-Alemannischer Lexikoneintrag
Aogschburg (regional [aogʃbʊrg], sonsd [aogsbʊrg]) isch d Haobdsdadd vom bayrischa Regirongsbezirk Schwaba, mid Sitz vo dor Bezirksregirong, ond Graessdadd vom gleichnamicha Landgraes. Nåch Trier zwåedeldesda Sdadd en Deidschland, isch Augsburg heid mid ogfär 300.000 Aewonor de driddgreesd Sdadd em Bundesland Bayern. Dor Nãma gåd zrugg uff d remischa Provinzhaobdsdadd „Augusta Vindelicorum“, grinded vom Kaisor Augustus anna 15 vår Christus. Augsburg leid vorkehrsginsdich an dor Audobã A 8 Sduagord – Mincha. Vo dor Audobã här nåch Sida gåd d Bundessdrås B 17, virsburich ausbaud, middla durch d Sdadd durch.
Em Zwåeda Wäldgriag isch Aogsburg zo fasd 80 % zersdeerd wårda, weil-s då zom Beisbil mit dir Firma MAN (Maschinafabrigg Augsburg – Nirnbärg) wirdschafliche Griagsziil gäa håd. Nåch-em Griag isch d Sdadd mit viil Sachvorsdand nåch alde Blẽ widor uffbaud wårda, so dass d Ennasdadd heid a wirglich schees Bild härmachd.
Quelle: Alemannische Wikipedia: https://als.wikipedia.org/wiki/Augsburg
Fotos & Abbildungen
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Historische Ansichtkarten
Die historischen Postkarten stammen aus der Jahrhundertwende 1900. Die Ansichtskarten habe ich digital „gereinigt“, in Farbintensität und Kontrast verändert, einige neu coloriert. Die Ursprungskarten waren CC0. Für die hier dargestellten, veränderten Karten gilt ©CC BY-NC edition Wolfgang Autenrieth, 20240. Ein Klick ins Bild öffnet eine größere Ansicht mit Beschreibung und Jahresangabe des Postversands.
Historische Lexikoneinträge
Augsburg (Meyer 1905)
ehemals reichsunmittelbares Bistum, dessen zerstreute Besitzungen 2540 qkm und 86,000 Einw. in zwei Städten (Dillingen und Füssen), elf Marktflecken und vielen Dörfern enthielten. Der Bischof stand unter dem Erzbischof von Mainz, residierte in Dillingen, hatte aber Kathedralkirche und Hof in Augsburg. Die Einkünfte des Bistums und Domkapitels, das aus 40 Domherren bestand, betrugen über 400,000 Gulden. Die Reihe der 66 Bischöfe, die neben dem alten Chor im Dom zu Augsburg abgebildet sind, beginnt angeblich mit Sosimus (gest. 600); geschichtlich ist erst St. Sindbrecht (778–809). Der letzte regierende Bischof war Klemens Wenzeslaus (seit 1768), ein jüngerer Sohn Augusts III. von Polen, zugleich Bischof von Freising und Regensburg sowie Erzbischof und Kurfürst von Trier. Als 1802 das Hochstift säkularisiert und zur Entschädigung Bayerns verwendet wurde, sah sich Klemens auf die geistliche Würde beschränkt und starb 1812. Nach dem Konkordat von 1817 wurde das Bistum dem Erzstift München-Freising unterstellt.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 114.
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Augsburg (Brockhaus, 1837)
die Hauptstadt des Oberdonaukreises im Königreich Baiern, war schon zu den Zeiten des Augustus unter dem Namen Augusta Vindelicorum als großer Handels- und Lagerplatz eine der wichtigsten Colonien der Römer.
Von den Alemannen im 5. Jahrh. zerstört, unter den fränk. Königen, besonders den Karolingern, wieder zu Glanz und Wohlstand gediehen, wurde sie dann vielfach von den Ungarn auf ihren Raubzügen heimgesucht. Später waren besonders die schwäb. Kaiser, vorzüglich Kaiser Rudolf, ihre Beschützer. Schon im 6. Jahrh. ward sie der Sitz eines Bischofs, dann zum reichsunmittelbaren Bistum erhoben und dieses erst 1802 aufgehoben und zu Baiern geschlagen. Bis ins 16. Jahrh. war sie die bedeutendste Handelsstadt des südl. Deutschlands und diente zum Stapelplatz für den Handel zwischen dem nördl. und südl. Europa. Ihren Wohlstand begründeten und erhielten lange Zeit einige reiche Bürgerfamilien, die sich jedoch von den übrigen Bürgern aristokratisch sonderten. Jetzt zählt Augsburg etwa gegen 200 Handelshäuser, unter denen mehre einen sehr bedeutenden Wechsel. und Speditionshandel, besonders nach Östereich und Italien, treiben. Außer den zahlreichen Fabriken, welche seidene und baumwollene Zeuge liefern, sind besonders die Arbeiten in Gold- und Silbertressen zu erwähnen. Ausgezeichnet durch großartige Handelstätigkeit steht in A.’s Geschichte besonders das Geschlecht der Fugger da. Die von demselben zum Besten unbemittelter Familien in Augsburg im J. 1519 erbauten Häuser, 106 an der Zahl, bilden mit ihren drei Haupt-und drei Nebengassen eine kleine Stadt, die noch jetzt die Fuggerei heißt.
Auch in neuerer Zeit hat sich in Augsburg der Sinn für wohltätige Unternehmungen bewährt, wobei wir nur Dessen gedenken, was der Bankier von Schätzler für wohltätige Zwecke tat und des Vermächtnisses des Juweliers Klauke von 400,000 Gulden für das evangelische Armenhaus. Augsburg hat gegenwärtig etwa 21,100 Einw., während es im 15. Jahrh. 80,000 und noch vor dem dreißigjährigen Kriege gegen 54,000 hatte. Es ist unregelmäßig gebaut, hat aber einzelne große und im edeln Style erbaute Gebäude. Unter den öffentlichen Gebäuden zeichnet sich das zu Anfange des 17. Jahrh. von Elias Holl erbaute Rathhaus aus. Der sogenannte goldne Saal darin ist 110 F. lang, 58 F. breit und 52 F. hoch; in den daran stoßenden Fürstenstuben befindet sich eine Gemäldegalerie. Unter den Kirchen, die ebenfalls schöne Gemälde enthalten, sind zu erwähnen das St.-Galluskirchlein, dessen Gründung in die ersten Zeiten des Christentums hinausreicht, und die Domkirche, ein merkwürdiges gotisches Gebäude, dessen Bau im 10. Jahrh. begann und im 15. endete. In A. wurden mehre Reichstage gehalten, unter welchen der im J. 1530 wegen Übergabe des Glaubensbekenntnisses der Protestanten der merkwürdigste ist. Auch wurde zu A. 1555 der Religionsfriede geschlossen.
Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 146.
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Augsburg (Pierer, 1857)
1) (Geogr.), Hauptstadt des baierischen Kreises Schwaben u. Neuburg, zwischen dem Lech u. der Wertach, um u. auf einem Hügel (Rosenauberg), Sitz der königl. Regierung, eines Kreis- u. Stadtgerichts, Wechselgerichts 1. Instanz, Wechselappellationsgerichts, Oberpost-, Eisenbahn-, Hauptzoll-, Rent- u. Salzamtes, Stadtcommissariats, Magistrats 1. Klasse, Bistums mit dem Domkapitel, des 2. Armee-Divisions-Commandos. Die Stadt ist mit Mauern u. Gräben umgeben, doch höchstens gegen einen Überfall gesichert; sie zerfällt in die obere, mittlere u. untere Stadt. A. hat 5 Haupt- u. 5 Nebentore, meist breite Straßen u. schöne Plätze mit mehreren Springbrunnen. Der östliche u. tiefer gelegene Teil der Stadt wird von mehreren Kanälen des Lech u. der Brunnenbäche durchschnitten. Diese Kanäle mit dem Wertachkanal (Holzbach, Sinkel) setzen gegen 300 Wasserräder u. Turbinen in Bewegung, sie bieten eine Wasserkraft von mehreren tausend Pferdekräften, versehen die Stadt, ja fast jedes Haus mit gutem Quellwasser u. geben einer großen Anzahl von verschiedenen Fabriken Triebkraft. Kirchen hat A. seit der Säkularisation der Klöster nur noch 17, darunter 5 katholische u. 5 evangelische Pfarrkirchen. Merkwürdig: der Dom, im 10._– 15. Jahrhundert gebaut, mit Glasmalereien, Gemälden u. ehernen Flügeltüren u. einem Kreuzgang, welcher einen Reichthum der herrlichsten plastischen Arbeiten vom 14. bis 16. Jahrh. enthält, die protestantische St. Annen-, Barfüßer-, St. Ulrichs- u. Kreuzkirche, alle mit Gemälden von Rubens, L. Cranach, A. Dürer, Rottenhammer u.a.
Andere Gebäude: das 1616–1620 von Holl gebaute Rathaus, eins der schönsten Deutschlands, in ihm ist der große goldene Saal (in ihm u. den daran stoßenden 4 Fürstenzimmern fanden 2 Wahlen römischer Könige Statt); gegenüber das Polizeigebäude u. die neue Börse, u. nahe dabei der auf der Anhöhe Perlach einzeln stehende Perlachturm an der 1064 gebauten Peterskirche, mit 300 Stufen, u. das 1607 gebaute Zeughaus, das Geschütz-, Gieß- u. Bohrhaus, die königl. Residenz beim Dom (sonst Bischofspalast, wo die Augsburgische Confession 1530 übergeben wurde, früher ein adeliges Fraueninstitut, jetzt durch den König Ludwig I. als Benedictinerabtei hergestellt), das Theater in der Jakobervorstadt; die 1519 von den Fuggern gegründete Fuggerei. eine kleine Binnenstadt in der Jakobervorstadt, mit 6 Gassen, 3 Toren, eigener Kirche u. 106 Wohnungen, welche Unbemittelten für 2 Gulden Jahreszins für jede Wohnung offen stehen.
Wissenschaftliche u. Wohltätigkeitsanstalten: Protestantische Studienanstalt (Gymnasium) bei St. Anna, katholische Studienanstalt bei St. Stephan, katholisches Studentenseminar, katholisches Seminar der Adeligen, 1835 neugegründete Benedictinerabtei; Polytechnische Schule, Kreis-, Landwirtschafts- u. Gewerbschule, Handwerks-Feiertags-Schule u. sonntägige Zeichenschule; Kleinkinder-Bewahranstalten; 12 Knaben- u. 11 Mädchen-, 13 Sonn- u. Feiertagsschulen; 4 weibliche Industrie-Schulen; Töchter-Anstalt für die Katholiken bei den englischen Fräulein, für Protestanten im v. Stettenschen Erziehung s- u. Ausstattungs-Institut (1803 von Barbara v. Stetten mit 300,000 Fl. gegründet); Landwirtschaftlicher Verein des Kreises Schwaben, Polytechnischer, Kunst-, Gewerbs-, naturhistorischer u. historischer Verein, königliche Gemäldegalerie mit trefflichen Gemälden aus der altdeutschen, insbesondere der schwäbischen Schule, auch mehrere vorzügliche Italiener sind in ihr vorhanden. Mehrere Privatsammlungen von Gemälden, Kupferstichen u. Altertümern; Maximiliansmuseum, in welchem die Gewerbshalle, der historische u. naturhistorische Verein ihre Sammlungen ausgestellt haben; die historischen umfassen die römischen Altertümer der Stadt u. des Kreises, mittelalterliche Kunstgegenstände, Kupferstiche, Handzeichnungen, Gemälde, Münzen, Siegel, Autographe, darunter bes. große Seltenheiten, wie die Verteidigungsschrift Götzens von Berlichingen von seiner eigenen Hand geschrieben, u. eine reichhaltige historische Bibliothek; die naturhistorischen Gegenstände aus allen Bereichen der Natur, eine bes. schöne Colibrisammlung mit 790 Arten u. eine paläontologische Sammlung; in der Gewerbshalle sind die hervorragendsten gewerblichen Erzeugnisse u. Musterzeichnungen ausgestellt;
Vereinigte königliche Kreis- u. Stadtbibliothek mit 125,000 Bänden, Sternwarte; mehrere Waisenhäuser, Kranken- u. Versorgungs-Institute, Beschäftigungs- u. andere Wohltätigkeits-Anstalten, worunter das evangelische Armenhaus des Goldarbeiters Klauke, 1805 mit einem Vermächtnis von 400,000 Gulden gestiftet u. mit einer Aussteueranstalt verbunden; die Henlesche Stiftung (1853), ein Krankenhaus für Protestanten u. Katholiken, mit 100,000 Gulden Stiftungskapital.
Die Industrie, früher sehr gesunken, hebt sich jetzt wieder. Es existieren Fabriken in Coton, Barchent, Leinwand, Wolle, Baumwolle, Seide, Papier (auch gefärbtes), Tapeten, chemischen Produkten, Schwefelsäure, Wachsleinwand, Leder, Pergament, Rauch- u. Schnupftabak, Gold-, Silber- u. andere Treffen, Bronze u. Messing, Uhren, optischen, musikalischen u. anderen Instrumenten, Schriftgießereien, Gold- u. Silberarbeiten; die Schnupftabakfabrik von Lotzbeck & Comp., Messingfabrik, Fischbeinfabrik von Dellefaut, 2 Maschinenpapierfabriken, Maschinenbauanstalt von Reichenbach; die Bierbrauerei ist stark. Durch die Kanäle des Lech u. der Wertach werden zahlreiche Mahl-, Säge-, Schleif-, Polier-, Gewürz-, Krätz-, Walk- u. andere Mühlen (darunter die große A-er Mühle mit 20 Mahlgängen), sowie mehrere Eisen-, Kupfer- u. andere Hämmer getrieben. Unter 13 Buchdruckereien ist bes. bemerkenswert die Cotta’sche mit 9 durch Dampfkraft getriebenen Schnellpressen. Außer mehreren Lokal-Tageblättern erscheinen in A. die Augsburger Allgemeine Zeitung, die Augsburgische Abendzeitung u. die Augsburger Postzeitung. Der Warenhandel ist zwar noch bedeutend, aber lange nicht das, was er im Mittelalter war; der Wechselhandel wird durch Bankierhäuser gefördert, n.A. ist nächst Frankfurt der bedeutendste Wechselplatz in Deutschland. Der übrige Handel betrifft bes. Zwischenhandel zwischen Italien u. Deutschland, Depots für süddeutsche, italienische u. griechische Weine, u. Ausfuhr in Fabrikaten; auch der Buchhandel ist noch von Bedeutung u. beschäftigt 14 Buch- u. Kunsthandlungen. Befördert wird der Handel durch die Eisenbahnen, indem hier der Mittelpunkt des süddeutschen Eisenbahnnetzes liegt, von dem Zweige nach Frankreich, Preußen, Österreich u. der Schweiz auslaufen.
Dukat 1738 Kaiser Karl VI., geprägt in Augsburg
Abb: Eckhardju, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons
Münzen, Maße u. Gewichte. A. rechnet im gewöhnlichen Verkehr nach Gulden à 60 Kreuzer, à 4 Pfennige im 24 Guldenfuß; die eigentliche Wechselzahlung ist der Conventions- od. 20 Guldenfuß (Corrent). A. hatte sonst eigene Münzen; als Münzstätte bestand A. schon in den Zeiten der Karolinger, u. Bischof u. Stadt münzten; vgl. Beischlag, Münzgeschichte A-s, Stuttg. 1835. Maße: die baierische Elle = 369,27 Par. Linien, die A-er kleine (Leinwand-) Elle = 262,62 Par. Linien; der baierische Fuß = 129,88 Par. Linien; der Acker (Jauchart) = 4000 Quadratfuß. Getreidemaß: 1 Scheffel hat 6 Metzen = 24 Vierling = 48 Achtelmetzen = 96 Mäßlein = 208 Schenkmaß = 8944 baierischen Decimal-Kubikzoll = 11209,5984 französischen Kubikzoll. Flüssigkeitsmaß: der Schenkeimer = 60 Schenkmaß = 2580 baierischen Duodecimal-Kubikzoll; der Visireimer = 64 Schenkmaß; die Maß = 53,8923 Par. Kubikzoll. Gewicht: Handelsgewicht hat der Centner 100 Pfund, = 108,917 preuß. Pfd.; 1 Pfd. = 32 Loth = 128 Quent = 512 Richtpfennige = 560 französischen Grammen. Gold- u. Münzgewicht ist die Kölnische Mark.
Öffentliche Vergnügen. Geschlossene Gesellschaften: Erheiterung, Frohsinn, Gemütlichkeit; zur Promenade dienen die Alleen um die Stadt. Vergnügungsplätze außer der Stadt: Schießgraben, Rosenau, Badeanstalten von Bosch u. Ott, der 7 Tisch-Wald mit der Insel, dem Ablaß u. den 7 Tischen. Einwohner: Civilbevölkerung 35,132, mit dem Militär. 10,695, mit 3/5 Kaëtholiken, 2/5 Protestanten u. 100 Juden. Wappen (Pyr, soll griechisch sein u. Fichtennuß bedeuten): eine grüne Fichtennuß auf weiß u. rot halbiertem Felde; es soll schon das Coloniezeichen der römischen Augusta Vindelicorum gewesen u. in einer colossalen Abbildung 1467 unter den Trümmern eines alten römischen Wartturmes aufgefunden worden sein.
2) Geschichte siehe unten
3) Sonst reichsunmittelbares Bistum, 46 QM., 80,000 Bewohner in 2 Städten, 11 Flecken u. vielen Dörfern u. 400,000 Gulden Einkünfte. Der erste Bischof war Sosimus I., er wurde 582 eingesetzt u. st. 600; von den übrigen 61 Bischöfen, die seit dem 15. Jahrh. in Dillingen residierten, sind merkwürdig: Ulrich, Graf von Dillingen, ward 923 Bischof, verteidigte A. gegen die Ungarn u. focht tapfer in der Schlacht auf dem Lechfelde, st. 973; Christoph von Stadion, zur Zeit der Reformation, verließ 1537 A. u. st. 1543 zu Nürnberg; Otto Truchseß von Waldburg, Nachfolger des Vor., eifriger Verfolger der Protestanten, st. 1573 zu Rom, wo er wegen der Papstwahl mehrmals war u. seit Jahren lebte; Sigmund Franz, Erzherzog von Österreich, seit 1646, abdicirte u. st. 1665; Pfalzgraf Alexander Sigismund, ward 1700 Bischof, erhielt wegen Kränklichkeit 1714–18 den Bischof von Constanz zum Coadjutor u. st. 1737; Joseph, Prinz von Hessen-Darmstadt, ward 1740 Bischof u. st. 1768; Clemens Wenceslaus, des Vor. Nachfolger, zugleich Bischof von Freisingen u. Regensburg, u. Erzbischof u. Kurfürst von Trier, unter ihm ward das Bistum 1802 säkularisirt u. zur Entschädigung Baierns verwendet. Clemens st. 1812. Vgl. Braun, Gesch. der Bischöfe von A., Augsb. 1813–18, 4 Bde., Steichele, Beitr. zur Gesch. des Bisthums A., 1850–53, 2 Bde.
Quelle: Pierer’s Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 15-17.
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Karten
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sowie die Straßenentfernung zwischen zwei Orten und stellt beide auf der Landkarte dar. Startort ist Augsburg, den Zielort müssen Sie noch wählen. Voreingetragen ist ➥ Bisoro in Burundi
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Kunst, Kultur und Brauchtum
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➥ Augsburg auf ‚Zeno-Org‘
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(Karten, Archivmaterialien und Luftaufnahmen vom Landesarchiv Baden-Württemberg)
➥ Alphabetisch sortiertes Verzeichnis auf www.kloester-bw.de
Beschreibungen vom Landesarchiv Baden-Württemberg
Geschichte
Zur Geschichte Augsburgs
Augsburg ist viel älter, als man es ihm auf den ersten Blick ansehen würde. Seine Entstehung fällt zurück in die graue Zeit des Heidentums. Als die Römer um die Zeit Christi erobernd bis gegen die Donau vordrangen, war Augsburg bereits eine ansehnliche Ansiedelung. Diese wurde durch die Römer zur Hauptstadt Vindeliziens erhoben und erhielt den Namen Augusta Vindelicorum. Früh fand das Christentum durch die römischen Krieger hier Eingang. Bereits zu Anfang des 4. Jahrhunderts ist hier die Märtyrin Afra freudig für ihren Glauben gestorben.
In Augsburg lebte und wirkte gar segensreich auch der hl. Bischof Ulrich. Die Rührigkeit und der Unternehmungsgeist der Augsburger Kaufleute machten die Stadt bald (schon zur Zeit der Kreuzzüge) zu einem der bedeutendsten Handelsplätze der Welt. Die Augsburger Kaufherren unternahmen wahre Handelszüge nach dem Süden und Norden. Sie hatten Schiffe auf allen Meeren. In Venedig hatten die Deutschen ein eigenes Kaufhaus und die Augsburger Kaufherren genossen dort ein Ansehen wie Fürsten. Die Geschlechter der Welser und Fugger in Augsburg besaßen aber auch einen Reichtum wie Fürsten. Die Welser erwarben Länder in Amerika, und die Fugger, deren Stammvater ein armes Weberlein gewesen, konnten dem Kaiser Geld leihen.
Der Kaiser war stolz auf solche Untertanen. Als man ihm einst zu Paris große Schätze zeigte, äußerte er: „Zu Augsburg ist ein Leineweber, der kann dies alles mit barem Gelde bezahlen.“ Die Fugger taten mit ihrem durch Fleiß erworbenen Reichtum viel Gutes.
So gründeten sie (15019) in der Jakobervorstadt die „Fuggerei, dass armen, frommen Bürgern sie eine Wohnung sei“. Diese kleine Binnenstadt hat eine eigene Kirche und zählt in 88 Häuslein 106 Wohnungen. Durch Bienenfleiß und Tugend war die Bürgerschaft zu solcher Wohlhabenheit gelangt, dass man Augsburg ehrender Weise das „goldene“ hieß. Außer den Fuggern und Welsern genossen besonders die Patriziergeschlechter der Stetten, Herwart, Ilsung, Langenmantel und Rehlingen hohes Ansehen.
Nicht bloß der Handel, sondern auch das Gewerbe stand in Augsburg in schönster Blüte. Augsburg zählte seiner Zeit über 270 Goldschmiede, darunter Künstler ersten Ranges. „In Deutschland nieden und oben hörte man sie allweg loben.“
Augsburg ist die Geburtsstadt der berühmten Maler Hans Holbein (Vater und Sohn). Mehrere deutsche Fürsten heirateten Augsburger Bürgerstöchter. So wurde die schöne, aber unglückliche Baderstochter Agnes Bernauer (der Engel von Augsburg) die Gemahlin des Herzogs Albrecht IV von Bayern; Klara Detten ward die Gattin des Kurfürsten und Pfalzgrafen am Rhein Friedrich des Siegreichen. Tettin, eines Ratsknechtes – namens Tett oder Tott – Tochter, war „eine Jungfraue, so durch Schönheit des Leibes und der Seele selbst die hohen Weiber übertraf und von männiglich gelobt und liebgehabt wurde“, sagt ein Zeitgenosse von ihr. Philippine Welser, deren Haut so zart und weiß war, dass man in den Adern am Halse das Blut fließen sah, wurde die Gemahlin des Kaiserssohnes Ferdinand von Osterreich. – Öfters versammelten sich die Fürsten des Reiches zur Beratung in Augsburgs Mauern. Unter den Reichstagen, die zu Augsburg abgehalten wurden, sind besonders die aus dem Jahre 1530 und 1555 wichtig. Auf ersterem überreichten die Protestanten ihr von Melanchthon verfasstes Glaubensbekenntnis, die sogenannte Augsburger Konfession; der letztbezeichnete große Reichstag endete mit dem sogenannten Augsburger Religionsfrieden, welcher den Katholiken und den Protestanten völlig gleiche Rechte einräumte.
Quelle: Bayerisch‘ Land und Volk (diesseits und jenseits des Rheins) in Wort und Bild Franz Joseph Bronner BV047657612 Seite 227 ff
https://digi.evifa.de/viewer/image/BV047657612/247
Geschichte Augsburgs (
Augsburg war ein alter germanischer Ort, der nach der Volkssage Cizaris (Zizeris) geheißen haben sollte; im I. 13 v. Chr. schickten die Römer, nach Besiegung der Vindelicier, eine Kolonie hierher u. nannten diese Augusta Vindelicorum. Wegen seiner Lage an der Straße von Bregenz nach Regensburg war der Ort wichtige Handels- u. die Hauptstadt von Rhätien u. Sitz des Schatzmeisteramtes in Rhaetia secunda. In der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts wurde es von den Römern aufgegeben u. den Alemannen überlassen. Das Christentum wurde früh hier gepredigt, u. 304 starb Sta. Afra hier den Märtyrertod, u. 582 wurde ein Bistum hier gegründet. 481 wurde A. von Attila zerstört, doch bald wieder aufgebaut; 496 kam es unter die Franken; in den Kriegen Karls des Großen mit Thassilo ward es abermals zerstört. Später stand A. unter den Herzögen von Schwaben, u. Herzog Ulrich schützte es gegen die Ungarn, welche Kaiser Otto I. 955 in der Schlacht auf dem Lechfelde bei A. besiegte; des Kaisers Gemahlin, Adelheid, gründete den Dom. Herzog Welf von Baiern schleifte es 1026 in einer Fehde mit dem Bischof; 1077 versammelte Herzog Rudolf von Schwaben hier die Fürsten zum Bund gegen Heinrich III.; 1084 eroberte u. plünderte es Herzog Leopold von Österreich u. 1088 Herzog Welf von Baiern; 1132 unter Kaiser Lothar II. ward es nochmals ausgeplündert. Hier ward auf dem Reichstage 1158 (den 14. Juni) von päpstlichen u. kaiserlichen Bevollmächtigten ein Friedensvertrag zwischen Papst Hadrian IV. u. Kaiser Friedrich I. zu Stande gebracht.
Augsburg hatte sich schon unter den Hohenstaufen, bes. unter Konradin, allmählich mehrere Freiheiten zu verschaffen gewusst; Kaiser Rudolf bestätigte 1276 es als freie Reichsstadt. A. war damals durch 12 patrizische Ratsherren regiert, unter Karl IV. 1368 wurde aber diese Regierungsform, bes. durch die Weber, in eine demokratische umgewandelt. Karl V. gab 1548 die Regierungsgewalt wieder in die Hände der Patrizier, welche A. durch ihren Reichtum, sowie durch den Handel bei der günstigen Lage zwischen Italien u. dem Norden, u. hauptsächlich auf dem Handelswege zwischen dem Orient u. dem nordwestlichen Europa, zu hoher Bedeutung brachten. Weltberühmte Bürger u. Kaufleute Augsburgs waren die Fugger u. Welser. Durch die Entdeckung des Seeweges nach Indien u. die Amerikas kam Augsburg, das zuweilen eine Bevölkerung von 80–100,000 Einwohner gehabt hatte, sehr herab.
Die Reformation fand in Augsburg früh Eingang. Hier mehrere Reichstage, so 1530, wo die Augsburgische Confession in der bischöflichen Residenz dem Kaiser übergeben wurde u. die Konfutation erfolgte; 1548, wo der Kaiser mit mehreren deutschen Fürsten den Vertrag abschloss, wodurch der Burgundische Kreis Deutschland einverleibt, u. das Interim beschlossen wurde (s.u. Reformation) u. Kurfürst Moritz von Sachsen feierlich die Belehnung mit der Kur empfing; 1555, wo der Passauer Vertrag bestätigt u. der 2. Religionsfriede (s.d.) geschlossen wurde. Im 30jährigen Kriege besetzten 1631, nach dem Lechübergang, die Schweden A.; 1634, nach der Schlacht bei Nördlingen, nahmen es die Kaiserlichen unter dem Herzog von Baiern wieder, u. es blieb nun in ihren Händen, ward aber 1646 von Wrangel im Sept. belagert, aber von den Kaiserlichen im Oct. entsetzt. Hier am 21. Juli 1686 Augsburger Allianz zwischen Österreich, Holland, Schweden, Brandenburg, Baiern u. mehreren kleineren deutschen Staaten gegen Frankreich, welcher 1689 der Wiener Bund folgte (s. Reunionskrieg). Im Spanischen Successionskrieg 1703 beschoss der Kurfürst von Baiern A. u. nahm es ein, die Besatzung von 7000 Kaiserlichen wurde nach Nördlingen geführt, doch räumten die Baiern 1704 die Stadt wieder. 1713 wurde der Reichstag wegen einer Pest von Regensburg hierher verlegt, u. blieb hier bis 1714. Im Österreichischen Erbfolgekriege u. im Revolutionskriege litt A. viel. 1803 ward es durch den Reichstagsdeputationsrezcess als Reichsstadt bestätigt, kam aber im März 1806 nach der Aufhebung des Deutschen Reiches an Baiern. Hier im Juli 1854 die bischöflichen Konferenzen od. Versammlung der Bischöfe des baierischen Episkopates.
Quelle: Pierer’s Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 15-17.
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Ortsbeschreibung von Merian
➥ https://de.wikisource.org/wiki/Topographia_Sueviae:_Augsburg
Fugger
in Bayern u. Württemberg begütertes gräfliches u. fürstliches Geschlecht, das von einem Leineweber Johannes stammt, der in einem Dorfe bei Augsburg geb., in der Stadt sich Vermögen und Ansehen erwarb, das sich durch mehre Generationen stufenweise hob, indem die F. mit der Leinwandfabrikation Bergbau u. Bankiergeschäfte verbanden. Unter Kaiser Max I. liehen sie bereits auf Kirchberg und Weißenhorn 70000 Goldgulden, schossen ihm die Summen zum Kriege gegen Venedig vor, pachteten außer Staatsgefällen auch die Bergwerke im Tyrol, das damals seinen montanistischen Reichtum entfaltete und schufen in früher menschenleeren Gegenden eine blühende Industrie. Ihre Glanzperiode war unter Karl V., der sie in den Reichsgrafenstand erhob und Kirchberg nebst Weißenhorn ihnen erbeigen überließ. Ihr Geschäft umfasste damals den Welthandel; Fuggersches Capital belebte den Bergbau in Amerika, die Fugger u. Welser erhielten sogar Venezuela in Südamerika, konnten es jedoch nicht behaupten. Zur Zeit der Reformation leisteten die Fugger der Kirche große Dienste; sie beriefen auch die Jesuiten nach Augsburg und statteten sie mit Gebäuden etc. aus; sie stifteten ferner die Fuggerei, die großartigste wohlthätige Anstalt, die noch fortwirkt. – Das Geschlecht teilte sich im 15. Jahrh. in 2 Hauptlinien, die Raimundʼsche, von dem noch der gräflich Kirchberg-Weißenhornʼsche Zweig blüht, und die Antonʼsche, welcher die Fugger-Glött, die Fugger-Kirchheim u. die Fugger-Babenhausen angehören; letztere führen seit 1803 den Fürstentitel.
Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 827.
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Augsburgische Confession
heißt das Glaubensbekenntnis, welches die Protestanten am 25. Jun. 1530 auf dem Reichstage zu Augsburg ablegten. Nachdem seit dem I. 1517 Luther und seine Anhänger immer mehr Lehren und Gebräuche als nichtchristliche verworfen oder doch geändert und sie noch 1529 in Speier gegen das Verbot, weiter zu reformiren, protestiert hatten, entstand der Verdacht, als ob sie gegen Alles, was ihnen überhaupt nicht zusage, protestierten. Von mehren Seiten ward deshalb der Wunsch ausgesprochen, dass die Protestanten doch darüber sich bestimmt erklären möchten, was sie für christlich hielten.
Da nun zu jener Zeit Kaiser Karl V. einen Reichstag in Augsburg ausgeschrieben hatte, auf welchem auch die immer weiter greifenden Religionsstreitigkeiten wo möglich beigelegt werden sollten, so zog der Kurfürst von Sachsen, Johann der Beständige, mit dem Kurprinzen Johann Friedrich, von andern protestantischen Fürsten und mehren Theologen begleitet, dahin; Melanchthon aber, Luther’s College, gelehrt und mild, arbeitete auf den Grund der 17 torgauer Artikel, die Luther mit andern Gottesgelehrten entworfen hatte, ein Glaubensbekenntnis aus, das, mit Übergehung der wichtigen Lehren von der Vorsehung, von den göttlichen Eigenschaften, sowie vieles Minderwichtigen vorzüglich über die Punkte sich verbreitete, in welchen die Protestanten anderer Meinung waren, als die katholische Kirche. Da man durch dasselbe besonders auf den Kaiser einen günstigen Eindruck zu machen wünschte, so hatte sich Melanchthon darin ungemein schonend und behutsam erklärt, sodass Luther, der, weil er geächtet war, in Augsburg nicht persönlich erscheinen konnte, sich in Koburg aufhielt, von dort aus aber über alle Punkte sein Gutachten abgab, äußerte: »so leise könne er nicht auftreten, obschon er Alles billige und gute Früchte davon wünsche«.
Nicht ohne Mühe wurde den Protestanten am 25. Jun. Nachmittags um 4 Uhr das Vorlesen ihres Glaubensbekenntnisses gestattet. dasselbe war lat. und deutsch abgefasst; der Kaiser, der letztern Sprache nicht recht mächtig, wollte es lat. vorlesen lassen, aber auf des Kurfürsten von Sachsen Entgegnung, dass man auf deutschem Grund und Boden sei, wurde es deutsch vorgetragen und zwar von dem kursächs. Kanzler Beyer mit seiner starken Stimme so laut, dass auch die versammelte Menge im Schlosshofe fast jedes Wort verstand. Viele Zuhörer, selbst Kurfürsten und der Bischof von Augsburg erklärten, nachdem sie es vernommen: »Das ist die lautere Wahrheit, wir können’s nicht leugnen.«
Das deutsche Original nahm der Kurfürst von Mainz für das Reichsarchiv, das lat. der Kaiser zu sich, aber beide Exemplare sind nicht wieder aufgefunden worden. Der Kaiser gab den Protestanten den Bescheid, dass er sich die Sache überlegen wolle, verbot ihnen jedoch den Abdruck der verlesenen Confession; da aber dieselbe sehr bald mit vielen Fehlern gedruckt erschien, so besorgten die Protestanten noch während des Reichstags einen genauen Abdruck ihrer Confession, die nachher in unzähligen Exemplaren verbreitet wurde. Die Katholiken lieferten hierauf eine sogenannte Confutation oder Widerlegung der augsburg. Confession, die ebenfalls auf dem Reichstage vorgelesen ward und in manchen Punkten sich der Confession näherte.
Obschon Melanchthon die von ihnen aufgestellten Sätze in seiner Apologie der augsburg. Confession gelehrt und gründlich widerlegte, so verlangte doch der Kaiser, dass die Protestanten sich darnach richten und sich mit den Katholiken vereinigen sollten. Wirklich machte man aus Friedensliebe einen Versuch, der aber nachher den Vermittlern als Schwäche sehr übel gedeutet wurde, und vorzüglich deshalb fruchtlos blieb, da die Grundlehren von der Macht und Untrüglichkeit des Papstes gegen den ersten Grundsatz der Reformation waren. Die Confession selbst enthält erstlich eine Vorrede an den Kaiser, in welcher das Bedürfnis, ein solches Bekenntnis vorzulegen und zugleich der Wunsch ausgedrückt wird, dass bald eine allgemeine, freie Kirchenversammlung stattfinden möchte.
Dann folgen 28 Artikel, von denen 21 die Ansichten der Protestanten über folgende Glaubenslehren und die Verwerfung der ihnen entgegengesetzten Irrlehren enthalten: von Gott; von der Erbsünde; von dem Sohne Gottes; von der Rechtfertigung; von dem Predigtamte; vom neuen Gehorsam; von der Kirche; was dieselbe sei; von der Taufe; vom heiligen Abendmahle; von der Beichte; von der Buße; vom Gebrauche der Sacramente; vom Kirchenregimente; von den Kirchenordnungen; von der Polizei und dem weltlichen Regimente; von der Wiederkunft Christi zum Gericht; vom freien Willen; von der Ursache der Sünden; vom Glauben und von den guten Werken; vom Dienste der Heiligen. Die übrigen sieben Artikel verbreiten sich über Mißbräuche, die geändert sind: Über die beiden Gestalten des Sacraments; über den Ehestand der Priester; über die Messe; über die Beichte; über den Unterschied der Speisen; über Klostergelübde, und über die Gewalt der Bischöfe.
Die augsburg. Confession ist den Protestanten ehrwürdig als Beweis der großen Fortschritte ihrer Vorfahren und ihres Muthes. Was sie als Irrtum der katholischen Kirche verwirft, das wird noch jetzt verworfen; allein die Protestanten sind nicht so an dieselbe gebunden, dass sie alle Ausdrücke, Bestimmungen und Beweise für göttlich und untrüglich ansehen und sich die Freiheit, selbst zu prüfen und wo sie einen Irrtum wahrnehmen, ihn zu verwerfen, sollten rauben lassen. Alle Schriften und Behauptungen der Reformatoren sind nach der Schrift zu würdigen und diese muss nach den Regeln der Sprachen und einer vernünftigen Auslegungskunst mit frommem Ernste erforscht werden. Was den Reformatoren erlaubt war, nämlich selbst zu sehen, wie sichs verhalte, das muss auch ihren Nachkommen erlaubt sein; und es ist natürlich, dass man durch fortgesetztes Untersuchen nach einigen hundert Jahren auch hier, wie in andern Stücken, über Manches anders urtheilt, wie jene ehrenwerten Männer.
Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 146-147.
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Ausflüge und Sehenswertes
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➥ Wikitravel – der freie Reiseführer
Webcams
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Nachbargemeinden
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Teilgemeinden und Ortschaften
➥ Ortschaften und Wohnplätze von Augsburg (aus Wikipedia)
Sagen, Mythen und Geschichten
Attila vor Augsburg
Da der wilde Etzel mit seinem Hunnenheere schlimmer noch als das wilde Gejäg die Fluren des Lechgebietes überströmte, nahte er auch der alten Römerkaiserstadt Augsburg, der Augusta Vindelicorum, und wollte mit wenigen Gefährten den Lech durchreiten. Wie er nun an des Alpenstromes flaches Ufer kam und sein Ross schon den Huf erhob, in das Wasser zu treten, da rauschte das Wasser gewaltiglich, und es hob sich aus dem Grunde ein Riesenweib, grauenhaft und furchtbar anzusehen, dass das Ross entsetzt zurücksprang und der König im Sattel wankte. Und die graue Stromfei sah ihn aus hohlen Augen an mit starrem Todesblick, reckte den gespenstigen Arm lang aus gegen den König und sprach nichts als diese Worte: Retro Attila! Retro Attila! Retro Attila! – und sank wieder nieder, und über ihrem flatternden Nixenhaar schlossen sich rauschend die Gewässer. Da packten den König nie gefühlte Schauer an, und er starrte hin, und sprach kein Wort, und wandte sein Ross, und ritt nicht über den Lech.
Bald hernach ist die schreckliche Hunnenschlacht am Lech erfolgt, in welcher Sankt Ulrich, hernachmals der Schutzpatron der Stadt Augsburg, damals als heldenmütiger Bischof noch im irdischen Leben wandelnd, dem Christenheere vorkämpfte und ihm zum Siege half und deutsche Einheit die fremdländischen Barbarenhorden in ihre Heimat zurückjagte – was nicht von ihnen das Lechfeld mit seinem Blute und seinen Leichen düngte.
Quelle: Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 620.
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Das schöne Elselein von Augsburg
Selbe war eine kunstreiche Sängerin und Lautenmeisterin des sechszehnten Jahrhunderts. Ihres Ruhmes sind die Zeitbücher voll, ohne dass sie jedoch über ihre Lebensverhältnisse nähere Aufschlüsse geben. Der Sage nach wurde schön Elselein zugleich mit den Töchtern der Augsburgischen Geschlechter dem Kaiser vorgestellt, um ihre Kunst hören zu lassen. Der ganze Hof war von ihrem Gesange über die Maßen entzückt. Als sie geendet und die Jungfrauen entlassen wurden, musste der Schatzmeister des Kaisers jeder ein goldenes Ringlein schenken, für schön Elselein aber zog der Kaiser selbsteigen den kostbarsten Ring vom Finger, und gebot dem Vornehmsten seiner Begleitung, sie zum Tanze zu führen. Alte Reime lobpreisen die Künstlerin in nachstehender Art:
Ließ sich schön Elslein hören frei
Mit Saitenspiel und Melodei
Heimlich verborgen an ein’m Ort,
Dass ihre Stimme nur ward g’hort,
Gar mancher schwur ein Kreuz und Eid,
Wie dass ein engelische Freud
Vom Himmel sich begeben hätt‘
Und lieblich musiciren thät‘.
Quelle: Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 238.
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Der Glockengießer zu Augsburg
Schon im Jahre 989 stand auf dem Perlachplatze zu Augsburg ein Wartturm, der 1036 eine Sturmglocke erhielt, da seine Lage sehr geeignet für die Feuerwache und zur Beobachtung heranrückender Feinde war. Statt dieser Glocke kam 1348 eine viel größere hinauf, zu welcher nur zwei Ratsabgeordnete den Schlüssel hatten. Sie wurde nur bei Hinrichtungen und am jährlichen Ratswahltage geläutet.
Es geht eine Sage, warum sie bei Hinrichtungen geläutet wurde. Während die Metallmassen für diese Glocke im Schmelzen waren, entfernte sich der Glockengießer und hinterließ seinem Lehrlinge den ausdrücklichen Befehl, Nichts anzurühren und Alles liegen zu lassen, wie es war. Der Meister aber ließ den Lehrling zu lange warten. Dieser hielt die Glockenspeise für reif zum Gusse, zog den Zapfen und ließ das flüssige Metall in die Form auslaufen. Das Werk gelang, aber der Meister war unterdessen dazu gekommen und hatte im ersten Zorn über die Missachtung seiner Befehle den Lehrling erschlagen. Als er nun für seine Missetat zum Tode geführt werden sollte, erbat er sich als letzte Gunst, die von ihm gegossene Glocke möge ihn auf seinem letzten Gange mit ihrem Schalle begleiten. Die Bitte wurde gewährt und seit der Zeit die Glocke bei Hinrichtungen geläutet.
Quelle: Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 439-440.
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Der steinerne Mann zu Augsburg
Es war um die Zeit von November Anno 1634 bis März des Jahres 1635, als der bayrische Generalfeldmarschall von Wahl die Stadt Augsburg, welche von den Schweden unter Johann Georg aus dem Winkel besetzt war, belagerte. Von Tag zu Tage stieg die Not in der bedrängten Stadt. Der kleine Vorrat von Lebensmitteln war in Kurzem aufgezehrt, so dass bereits viele Menschen dem sichern Hungertode entgegensahen. Das konnte natürlich den Belagerern nicht unbekannt bleiben, und in der Tat baute der feindliche General darauf seine Hoffnung baldiger Übergabe. In solcher Bedrängnis kam ein braver Bäckermeister Namens Konrad Hackher auf folgenden Einfall. Er nahm einen stattlichen Laib Brot, ging auf der Stadtmauer spazieren und zeigte ihn lustig und singend den vor den Wällen gelagerten Feinden. Darob gerieten die Soldaten, so sich dessen gar nicht versehen hatten, in Wut und richteten alsbald eine Feldschlange nach dem Verwegenen. Leider traf die Kugel und riss dem Braven den Arm mit dem Brotlaibe weg, so dass er wenige Tage darnach verschied. Seine Mitbürger aber ließen zum Andenken einen steinernen Mann mit einem Laib Brote aufstellen, wie solcher noch heutiges Tags am unteren Graben in Augsburg zu sehen ist.
Quelle: Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 237.
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Frevel an St.Ulrichstag
Als man zu Augsburg das Fest des heiligen Ulrichs anfangen zu feiern, hat einer an solchem Tag sein Heu in Wiesen zusammenrechen und zu Bürtling aufsetzen lassen; am andern Tag hernach, als er solches wieder verwerfen und dann heimführen wollte, waren die Bürtling äusserlich gar schön anzusehen, aber als man mit Gablen darein gestochen, waren sie ganz in Aschen verbrannt.
Quelle: https://de.wikisource.org/wiki/Frevel_an_St._Ulrichstag
Anton Birlinger: Frevel an St. Ulrichstag aus: Sagen, in: Alemannia, Band XV, S. 128, 1887
Nach Dauroult Exx. bei Plac. Spies v. Ochsenhausen Praxis Catechistica Konstanz 1674 S 140.
Wie die sieben Schwaben nach Augsburg kommen, und sich allda Waffen holen.
Als man zählte nach Christi Geburt eintausend und etliche hundert Jahr, da begab sich’s, dass die sieben Schwaben in die weltberühmte Stadt Augsburg einzogen; und sie gingen sogleich zu dem geschicktesten Meister allda, um sich Waffen machen zu lassen; denn sie gedachten das Ungeheuer zu erlegen, welches zur selbigen Zeit in der Gegend des Bodensee’s übel hauste, und das ganze Schwabenland in Furcht und Schrecken setzte. Der Meister führte sie in seine Waffenkammer, wo sich Jeder einen Spieß oder sonst was auswählen könnte, was ihm anstand. Bygost! sagte der Allgäuer, sind das auch Spieße? So einer wär‘ mir just recht zu einem Zahnstürer. Meister, nehmt für mich nur gleich einen Wiesbaum von sieben Mannslängen. Potz Blitz, sagte der Blitzschwab, Allgäuer, progle dich nicht allzusehr. Der Allgäuer sah den mit grimmigen Augen an, als wollte er ihn damit durchbohren. Eigentlich hast du Recht, Männle! sagte der Blitzschwab und streichelte ihm den Kautzen; und ich merke deine Meinung, sagte er: Wie alle Sieben für Einen, so für alle Sieben nur Einen. Der Allgäuer verstand ihn nicht, sagte aber: Ja; und den andern war’s auch recht. Und so ward denn ein Spieß von sieben Mannslängen bestellt, und in einer Stunde war er fertig. – Ehe sie aber die Werkstatt verließen, kaufte sich Jeder noch etwas Apartes, der Knöpfleschwab einen Bratspieß, der Allgäuer einen Sturmhut mit einer Feder drauf, der Gelbfüßler Sporen für seine Stiefel – sie seien nicht nur gut zum Reiten, sagte er, sondern auch zum Hintenausschlagen. – Der Seehaas aber wählte einen Harnisch, sagend: Vorsicht sei zu allen Dingen nütz; des Guten könne man nicht zu viel tun; und nutze es nichts, so schade es auch nichts. Der Spiegelschwab gab ihm Recht, und sagte: Auch er wolle einen tragen, aber nicht vorn auf der Brust, sondern hinten auf dem Hintern. Der Seehaas meinte, der Geselle wolle ihn foppen; jener aber sagte: Merk’s: Hab‘ ich Mut und geh‘ ich vorwärts, so brauch‘ ich keinen Harnisch; geht’s aber rückwärts, und fällt mir der Mut anderswohin, so ist dann der Harnisch am rechten Platz. Und so ließ er sich denn den Harnisch zurecht machen, der, recht zu sagen, ein Barbiererbecken war aus der Rumpelkammer des Meisters. Und nachdem die sieben Schwaben, wie ehrliche Leute, alles richtig bis auf Heller und Pfennig bezahlt, auch als gute Christen bei St. Ulrich eine heilige Messe gehört, und zuletzt noch beim Metzger am Gögginger Tor gute Augsburger Würste eingekauft hatten, so zogen sie zum Thor hinaus und ihres Weges weiter.
Quelle: Ludwig Aurbacher: Ein Volksbüchlein. Band 1, Leipzig [um 1878/79], S. 137-138.
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Zum »Da hinab« in Augsburg
Als Luther bei seinem Aufenthalt in Augsburg 1518 für seine persönliche Sicherheit fürchtete, beschloss er auf den Rat seiner Freunde, vorab Langenmantels, Augsburg in aller Eile und Stille zu verlassen, brach also vor Tagesanbruch auf und gelangte bis zu dem St. Gallusgässchen, wo er des Weges unkundig den Ausgang suchte. Da soll ihm der Böse in Langenmantels Gestalt mit dem Winke: »Da hinab« nach dem Einlass- oder Stephingertörlein, das bereits geöffnet war, bedeutet haben. Daselbst soll auch ein Esel nebst einem Boten zur Flucht bereit gestanden sein.
Quelle: Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 441-442.
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Balladen und Gedichte
Attila vor Augsburg
Er ist die Geisel Gottes, die Sünde ruft ihn her,
Die stinkend raucht gen Himmel! Er führt der Strafen Heer,
Er schwingt das Schwert der Rache in seiner braunen Hand;
Den Weg, den er genommen, zeigt weit das wüste Land.
Wird nicht des Mord’s ein Ende, ist nicht das Maß erfüllt?
Ihr Heiligen im Himmel, du süßes Gnadenbild,
Du reicher Born der Milde, lass Gnade nun ergehn,
Lass sein ein Ziel des Würgens, erhöre brünstig Flehn!
Jetzt an des Lechs Gewässer gen Augsburg drängt das Heer,
schon zählt sein spähend Auge die Türme dort umher,
Die Kirchen, die Altäre, die da zu plündern sind,
Und forschet, ob zum Brande auch weht ein frischer Wind.
Da, wie das Ross er spornet ins Wasser, sieh, es scheut,
Und ein Gesicht dem Reiter sich ob den Fluten deut‘.
Mit langen weißen Haaren ein Weib zu Ross hält da,
Mit hagerm Arme winket sie: Retro Attila!
Und dreimal also winkt sie, und dreimal ruft sie das,
Und wie sie das gerufen, wird Weib und Ross so blass,
Er stiert sie an, doch mehr nur verschwindet es in Duft,
Und weht zu ihm herüber die kalte Nebelluft.
Kalt ward sein heißes Herzblut, es sank der Arm, das Schwert,
Da lenkt‘ er aus den Wellen sein wildgemähntes Pferd,
Da rief er nun gebietend dem Hunnenheer: Zurück!
Sein Haupt, er beugt es nieder, entwichen Kraft und Glück!
Quelle: Gruppe, O.F. (Hrg): Sagen und Geschichten des deutschen Volkes aus dem Munde seiner Dichter, Berlin 1854, S.6
Die traurige Hochzeit
Zu Augsburg in dem hohen Saal.
Herr Fugger hielt sein Hochzeitsmahl.
Kunigunde hieß die junge Braut,
saß krank und bleich gab keinen Laut.
Zwölf goldene Becher gingen herum,
Nichts trank Herr Fugger so bleich und stumm.
Zwölf Blumenkörbe bot man umher,
Die Braut verlangte kein Blumlein mehr.
Zwölf Harfner lockten zum Fackeltanz,
Die Fackeln gaben so matten Glanz.
Die Gåste tanzten in langen Reihn,
Zwo weiße Gestalten hinterdrein.
Die Gåste tanzten zum Saale hinaus,
Sie tanzten und tanzten wohl aus dem Haus.
Die Saiten der Harfen sprangen zumal,
Stumm schlichen die Harfner aus dem Saal.
Im Saale vernahm man keinen Laut,
so todt saßen im Dunkeln Bräutgam und Braut.
J.Werner
Quelle: Emanuel Straube: Vaterländische Sagen, Legenden und Mährchen. Wien 1837, S.69
Link: https://books.google.de/books?id=h9I6AAAAcAAJ
Der Glockengießer zu Augsburg.
Kochend ist die Glockenspeise,
Weiße Blasen springen auf.
In des Künstlers stolzer Weise
Fällt des Meisters Blick darauf.
Kurze Frist ist noch gegeben
Und es wird der heiße Fluß
Reif zum ruhmgekrönten Leben,
Reif zum kühnen Glockenguß.
»Lehrling,« – spricht der Meister, – »wache!
Wache ob des Feuers Glut!
Stiller Blick sei deine Sache,
Sichre und getreue Hut.
Rühre nicht den Zapfen, Knabe!
Schüre nur das Feuer an.
Eines wenn vollbracht ich habe,
Sei dann rasch das Werk gethan.« –
Und der Lehrling ist alleine. –
Unverwandten Blicks er schaut
Auf des Gusses zarte Reine,
Den der Meister ihm vertraut.
All sein Sinnen ist verloren
In dem wogenden Metall,
Und er hört in seinen Ohren
Tönen schon der Glocke Schall.
Und ihm ist’s, als ob die Glocke
Eins mit seinem Leben sei,
Und als ob die Fluth ihn locke,
Endlich sie zu machen frei.
Und er sieht die Masse wogen, –
Es erfaßt ihn Angst und Graus –
Und der Zapfen ist gezogen –
Strömend dringt der Guß heraus!
Und er sprühet, frei gelassen
In die Glockenform hinein; –
Sieh! da stürzet in Erblassen
Bang der Meister nun herein;
Sieht den kühnen Knaben stehen
Mit dem Zapfen in der Hand,
Da begreift er, was geschehen
Und ihn faßt des Zornes Brand.
Es erbeben seine Glieder,
Wilden Blickes, sinnberaubt
Schwingt er seinen Hammer nieder
Auf des Knaben schwaches Haupt;
Und des Lehrlings Todesbeben
Ist der Glocke erster Gruß,
Ist ihr erster Blick im Leben –
Denn gelungen ist der Guß. –
In des Thurmes hohem Bogen
Man die prächt’ge Glocke schaut,
Doch kein Strang hat sie gezogen
Noch zu ihrem ersten Laut.
Denn mit ihrer ersten Stunde
Hat vermählet sich der Tod:
Lehrling schläft im Erdengrunde,
Meister bangt in Todesnoth. –
Meister muß die Schuld bezahlen,
Die der blut’ge Mord begehrt;
Doch in seines Todes Qualen
Ist ein Wunsch ihm noch gewährt:
Und bei seinem letzten Gange
Den er zum Schaffote wallt –
Nun mit ihrem ersten Klange
Mächtig seine Glocke schallt.
Von Isabella Braun
Quelle: Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 440-441.
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Ulrich Schwarz, Bürgermeister von Augsburg
Augsburg ist ain werde Statt
in ainem Jar geschehen,
daß Vier Burgermaister guott
sein khomen umb Ihr Leben,
Die Vittel theten die Wahrheit, darumb
Man diesen zweyen Ihr haubt abgeschlagen,
Dem Kurzen an sein Leben gieng,
Schwarz und Taglang an den Galgen hieng.
Der Schwarz Namb sich an des handels zuvil,
da er an der Steur Saß Im Sausße,
Eß war Im gar ain ebens spill,
Da er daß gelt bei den huetten ausmasße,
Mangmaister wolt khain thaill darvon han,
er hub sich auf und schlich darvon,
man schickhet Ims nach gar tratte.
Mangmaister Legts hinter ain Rhat,
Der Schwartz gen seinen Herren sprach,
Ja sprach, Mangmaister will unß verrathen,
der ist Judas, der gott verriett,
Der Mangmaister sprach,
Du leugst wie ain Dieb,
Du sagst nit war,
Sie füellen ainander in daß Haar.
Die Schwartzin zu Irem herren sprach,
Ir sollenn Morgen daheim bleiben,
mir hat getraumbt ein schwerer traumb,
man werd euch morgen fachen.
So schweig, So schweig, mein Fräuellein,
Bist du Kaiserin, so will ich Kaiser sein,
sie dörffen mir nichts than,
den Gewalt will ich Iber sie han.
Des Morgens wie er in den Rhat gieng,
man thet ain nach den andern fachen,
man warff den Schwartzen in die Eysßen ein,
Er het geschenckht Most für Wein.
er het gestollen also Vill
mit seinen guotten gesellen,
Die Im handt helffen stellen.
Der Schwartz gen seinen herren sprach
Mangmeister will unß Rechen,
bringt mir Mangmeister umb sein leben,
Vier hundert Gulden will ich euch geben,
doch solt Ir nit ablohn,
und In erstochen han.
Volkslied. – Die Historien vom Ulrich Schwarz haben sich lange im Munde des Volkes erhalten
Quelle: Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 438.
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Brauchtum
’s Turamichele
„Der gewaltige Himmelsfürst und Heerführer der Engelscharen, der hl. Erzengel Michael, der den siegreichen Kampf gegen Luzifer und seinen Anhang geleitet, erfreut sich in Augsburg einer besonders großen Verehrung von Seite der Kinderwelt. Am Vorabend des Michaelitages strömt alles, was junge Beine hat, mit dem freudigen Rufe: „’s Turamichele kommt!“ dem Perlachturme am Lubwigsplatze zu. Von hier aus wird sich St. Michael heute abend sechs Uhr und morgen an seinem Namenstage „dem versammelten Volke“ zeigen. Dann ist es wieder für ein Jahr vorbei.
„s Turamichele kommt!“ sagt die Mutter und nimmt ihren Kleinsten auf den Arm. Kopf an Kopf steht die heitere, schaulustige Menge. Zu Tausenden sind die Kleinen gekommen, das geliebte Turamichele zu begrüßen, so daß selbst der Pferdebahnverkehr unmöglich wird. Unter der Jugend fehlen auch die „alten Kinder“ nicht, die sich an der Freude der jungen ergötzen. No zehn Minuta! – No fünf Minuta! heißt es mit gespannter Miene. Haschtis scho g’hört? Huir hat’s Turamichele scho wieder a nuis Häs! (Kleid.)
Diese weltbewegende Neuigkeit wird schleunigst auf dem ganzen Platz verbreitet. Die allgemeine Spannung erreicht ihren Höhepunkt. »Fell mich ihne, Frau Nachbarin! ruft eine Frau der anderen zu, habens ihre Kinderla au zum Turamichele g’führt! Schier d‘ Haut haben’s mir runtertoan, i hab mitmüssa. Isch dös it a Freud! Ein dröhnendes Jubelgeschrei unterbricht jedes Gespräch.
Am Perlachturm hat sich in einer Nische ein Pförtlein geöffnet. Heraus kommen ganz einträchtig nebeneinander der Held des Tages in neuem Ritterkostüm und — der Drache, stürmisch begrüßt von dem unten harrenden Publikum. Sobald der Hammer des Uhrwerks zum ersten Schlage ausholt, hebt St. Michael seinen Speer. Mit jedem Glockenschlage stößt er ihn in die Brust des Ungeheuers, worauf dieses ebenso oft pflichtschuldigst die Glieder reckt, den grimmen Rachen aufsperrt und die rote, nach Blut lechzende Zunge herausstreckt, um dadurch seine Wut und Gefährlichkeit, aber auch sein nahes Verenden anzuzeigen.
Endloses, stürmisches „Bravo“ lohnt den kühnen Ritter für seine Tat. Unter dem Jubel seiner jungen Verehrer verschwindet er mit seinem überwundenen Feinde in würdevollem Tempo wieder im Innern des Turmes, um am nächsten Tage, als am eigentlichen Festtage, bei jedem Stundenschlag den gewohnten Kampf aufs neue zu bestehen. An diesem Tage wird das Gedränge geradezu lebensgefährlich, besonders um die Mittagsstunden. Volks- und Mittelschulen haben den Vormittagsunterricht beendet. Zu der Stadtjugend gesellen sich noch die Kinder der umliegenden Gemeinden.
Die Eisenbahn bringt aus entfernteren Gegenden Schwabens zahlreiche, jugendliche Festgäste und all dies junge Volk ist heute gekommen, um dem „liaba Turamichele“ Gruß und Huldigung darzubringen. Ein kindlich harmloses Fest! Und doch liegt auch in ihm ein tieferer Sinn. St. Michael zeigt sich der versammelten Jugend als Beschützer des Guten im Kampfe mit dem Bösen.“
Quelle: Bayerisch‘ Land und Volk (diesseits und jenseits des Rheins) in Wort und Bild Franz Joseph Bronner BV047657612 S.229
Literatur
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