Sagen & Mythen
Unterkapitel
Sagen, Mythen und Geschichten Oberschwabens
Es existieren zahlreiche mündlich überlieferte Sagen und Mythen. Während die Brüder Grimm durch Deutschland wanderten und sich Märchen erzählen ließen, gab es andere Wissenschaftler, die sich besonders im 19.Jahrhundert Sagen und Mythen vom „gemeinen Volk“ erzählen ließen und schriftlich sammelten.
Derzeit ergänze ich die Ortsbeschreibungen meiner Oberschwabenseite durch örtliche Sagen und Mythen, die ich aus Sammlungen des 19.Jahrhunderts zusammensuche und aus Frakturschrift „transkribiere“.
Bislang sind in dieser Sammlung Sagentexte für diese Orte eingearbeitet – die Orte mit Sagen und Geschichten sind am senkrechten Strich hinter dem Ortsnamen erkennbar, der : Doppelpunkt ist eine interne Kennung, die mir anzeigt, dass diese Seite bereits die beabsichtigte Informationsstruktur aufweist. Pantha rhei – alles ist „work-in-progress“.
Die bekannteste Sage – die auch die verschiedenen Landschaften umschließt ist
Das Mährchen von den sieben Schwaben
Es waren einmal sieben Schwaben, die wollten große Helden seyn und auf Abenteuer wandern durch die ganze Welt. Damit sie aber ein gut Gewaffen hätten, ließen sie sich einen Spieß machen, sieben Mannslängen lang, den faßten sie zu siebend an, und gingen in einer Reihe hinter einander. Voran ging der Herr Schulz, der Allgäuer, als der Mannlichste unter ihnen; dann kam der Jackli, genannt der Seehaas, hierauf der Marli, genannt der Nestelschwab, dem folgte der Jörgli, war der Blitzschwab geheißen; hernach ging der Michel, Spiegelschwab zubenamset, dann kam der Hans, Knöpfleschwab, und zuletzt kam Veitli, das war der Gelbfüßler. Diese Beinamen hatten alle ihre gute Ursach. Der Herr Schulz wurde der Allgäuer geheißen, weil er aus dem Allgau gebürtig war; der Seehaas hatte am Bodensee gesessen; der Nestelschwab führte darum seinen Namen, weil er statt der Knöpfe Nesteln an den Hosen hatte und letztere fast immer mit der Hand in die Höhe hielt, dieweil die Nesteln oftmalen abgerissen waren. Der Blitzschwab hieß also, weil er sich die Redensart: Potz Blitz! angewöhnt hatte. Der Spiegelschwab hatte die Gewohnheit, seine Nase allemal an den Borderärmel seines Jankers (=Jacke) abzuputzen, der davon einen gewissen Spiegelglanz annahm, das schaffte jenem den sauberen Namen. Knöpfleschwab war ein Mann, der verstand, gute Knöpfle oder Spätzle zu kochen, das ist im bayerischen Deutsch Knödel, und im sächsischen Deutsch Klöse. Der Gelbfüßler endlich war aus der Bopfinger Landschaft, deren Einwohner die Umwohner Gelbfüßler schimpfen, darum, daß sie einstmals einen Wagen voll Eier, den sie ihrem Herzog als Abgabe bringen müssen, recht voll stampfen wollten, und die Eier mit den Füßen fest getreten, davon denn die Eier etwas Wenigs zerbrochen, und die Füße der Bopfinger gegilbt hatten.
Zogen nun die Sieben allesammt guten Muthes mit ihrem Spieß dahin, kamen eines Heumondtages in der späten Dämmerung über eine grüne Wiese, da hob sich eine Hurnauspe (=Hornisse) nicht weit von ihnen mit feindlichem Gebrummel hinter einer Dornhecken hervor, und flog vorüber. Darob erschrack der Schulz Allgäuer mächtiglich, und begann Angstschweiß zu schwitzen, konnte auch kaum noch den Spieß halten, und schrie seinen Kriegsgesellen zu: „Horcht! horcht! Der Feind trommelt schon!“ Da schmeckte der Jackli, der dicht hinter dem Schulzen ging, einen übeln Geruch und rief: „Wohl, wohl! Etwas ist vorhanden! Ich schmecke schon das Pulver!“ Da nahm der Herr Schulz Reißaus, ließ den Spieß fahren und sprang über einen Zaun, kam aber gerad auf die Zinken eines Rechens zu springen, und da fuhr ihm der Stiel ins Gesicht und gab ihm einen ungewaschenen Schlag. Schulz vermeinte, der Feind haue auf ihn ein, und schrie: „Gieb Gnade! Ich ergeb’ mich!“ Die andern Sechs waren nachgesprungen über den Zaun, und da sie ihren Anführer also schreien hörten, so schrieen sie Alle: Giebst du dich, so geb’ ich mich auch! Giebst du dich, so geb ich mich auch! Aber es war Niemand vorhanden, der die sieben Schwaben gefangen nehmen wollte, und da sie das merkten, schämten sie sich ihrer wenigen Herzhaftigkeit und verschwuren sich, diese ihre erste Heldenthat nicht weiter zu erzählen.
Weiter so kamen die sieben Schwaben auf ihrem Zuge in einen Hohlweg, und wie sie so tapfer darauf los marschirten, merkten sie nicht, daß ein großmächtiger Bär im Wege lag, bis der Allgäuer ganz nahe an ihm war. Als er den Bären sah, war er hin vor Schreck, stolperte und stieß mit dem Spieße geradezu auf den Bären los, wozu er aber nichts konnte, und schrie dazu gottsjämmerlich: „Ein Bär! ein Bär!“ Vermeinte sein letztes Brod wäre gebacken und bereits verzehrt. Doch rührte sich der Bär nicht, dieweil er maustodt war. Deß war der Allgäuer hoch erfreut, schaute um nach seinen Brüdern, und sah mit neuem Schreck, daß alle für todt mäusleinstill auf dem Boden lagen, meinte, er habe sie gar mit dem Spieße hinterrücks erstochen, und erhub ein Wehegeschrei. Als die am Boden Liegenden vermerkten, daß der Bär den Allgäuer nicht aufgefressen, denn sie waren nur vor Schreck dahin gepurzelt, lugten sie vorsichtiglich in die Höh, und wie sie sahen, daß der Bär todt war, erhoben sie sich frisch und gesund, traten um den Bären herum und auf ihn, und untersuchten, wie tief wohl die Wunde sey, die der Spieß ihm beigebracht, fanden aber keine, und der Blitzschwab sagte: „Potz Blitz! Der Bär ist verreckt und schon lange todt!“ – „O ja,“ sprach der Jackli: „Man schmeckt den Braten“. Wurden Eins, dem Bären das Fell abzuziehen und als Siegeszeichen mit zu führen, das Aas aber liegen zu lassen. „Mögen den Bären nun die Schafe fressen, wie er zuvor die Schafe gefressen hat!“ sprach Einer unter ihnen, und so zogen sie fürbaß mit ihrem Bärenfell und ihrem Spieß.
Und da geschah es, daß die guten Gesellen auf ihrer Weiterfahrt an einen weiten blauen See kamen, – so dünkte es ihnen, denn es war alleweil etwas dämmerig geworden, – der schlug Wellen im Wind, und droben an seinem Abhang standen die sieben Schwaben und lugten hinunter, wie sie wohl am geschwindesten über diesen See kommen mochten. Es war aber kein Wasser da drunten, sondern ein Feld voll Flachses, der so recht in seiner schönsten blauen Blüthe stand. „Potz Blitz!“ rief der Blitzschwab, „was ist da zu thun? Ueber das wilde Wasser müssen wir!“
„Allgäuer, Du trag uns hinüber, wie weiland St. Christoph die Pilgrimsleute!“ sagte der Seehaas. – „Bygoscht!“ antwortete der Allgäuer: „ins Wasser ging ich wohl, wenn’s nicht tiefer ging, als an den Hals.“ Der Nestelschwab griff mit der Hand an seinen Hosenbund, das edle Kleidungsstück fest zu halten, daß es ihm nicht entfalle, während er mit der einen Hand schwimmen thäte; dem Knöpfleschwab war das Ding gar nicht einerlei! er lugte scharf, ob kein Haifisch, Walfisch oder Krokodil im Wasser brause; und so standen auch die Andern ganz verlegen da, bis der Blitzschwab sich hinter ihnen herum drückte und ein Paar hinunter stieß, indem er ausrief: „Frisch gewagt, ist halb geschwommen!“ Da Diese nicht untersanken, faßte sich auch der Gelbfüßler ein Herz, und that einen Hupf hinunter, ihm folgte der Blitzschwab und der Nestelschwab mit besserem Vertrauen, und zuletzt ritt der Allgäuer auf dem Spieße hinab, und plumpte drunten Einer auf den Andern, bis sie merkten, daß sie mit der Nase nur in grünes Gras gefallen waren, worauf sie sich allgemach mit etwas gequetschten Rippen wieder aufmachten und an dem Spieße wiederum fürbaß schritten.
Nach mehr als Einem andern Abenteuer, das zu lang wäre zu erzählen, gelangten die sieben Schwaben an einen wirklichen großen See, und da sagte der Seehaas, der ihn gleich erkannte „Das ist der Bodensee.“ An dessen Ufern sollte, wie die Sage ging, ein gefährliches Ungeheuer hausen, welches zu bekämpfen und zu erlegen die sieben tapfern Schwaben sich fest vorgenommen hatten. Da sie nun des Sees ansichtig geworden und zugleich des Waldes, indem das Ungeheuer sich aufhielt, – man wußte nicht, war’s ein gräulicher Lindwurm oder ein feuerspeiender Drache – so fiel ihnen zumeist das Herz in die Kniekehle, sie machten Halt, und zündeten ein Feuerlein an, auf daß der Knöpfleschwab noch zu guter Letzt, (denn wer konnte wissen, ob das Unthier sie nicht allesammt mit Haut und Haar verschlingen werde, mit oder ohne ihren Spieß?) eine Mahlzeit Knöpfle und Spätzle bereite, und stellte während dem Essen Todesbetrachtungen an. Und nach diesem begannen sie ihre Schlachtordnung herzurichten, dabei gab es aber allerlei Span und Zwietracht. Der Allgäuer sagte, er sei nun bislang immer der Vorderst gewesen, wäre Zeit, daß er nun auch einmal der Hinterste sey, und es solle der Blitzschwab voran. Der meinte aber: „Kuraschi hab’ i gnueg im Leib, aber nit Leib gnueg für die Kuraschi und das Beest von Ungeheuer.“ Der Spiegelschwab wischte sich die Nase am Aermel und that den Vorschlag, es solle doch wohl besser seyn, wenn Einer für Alle sterbe, und meinte, der Knöpfleschwab könne ihnen diesen kleinen Gefallen thun; der aber schrie Zetermordio, als habe das Ungeheuer ihn schon am Schlafittig. Und so sprachen und stritten sie noch eine Weile hin und her, bis sie sich friedsam einigten und hurtiglich mit ihrem Spieße vorwärts schritten, gerade auf den Wald zu, wo das Unthier hausen sollte. Ehe sie denselben erreichten, kamen sie an einen Rain davor, da saß ein Haas und macht’ ein Männlein, und streckte die langen Löffel in die Höh, das war den Schwaben grauslich anzuschauen, hemmten darum ihren Schritt, hielten Rath und besannen sich, ob sie vorwärts rücken und auf’s Unthier eindringen sollten mit lang vorgestrecktem Spieß, oder ob sie sich zur Flucht wenden sollten; doch hielt Jeder fest am Spieß.
Da nun das Veitli hinten zumeist in Numero Sicher war, schwoll ihm der Kamm und er schrie dem Schulzen zu, der voran stand: „Stoßt zue in aller Schwabe Nama, Sohnscht wünsch ich, daß ihr mächt erlahma!“
Der Hans, des Veitli Gelbfüßler Vordermann, Knöpfleschwab, spottete der Kurasche des Veitli, indem er sagte: „Beim Elament, Du hauscht guat schwätze, Du bischt der Letzscht beim Drachahetze!“
Dem Michel sträubte die Herzhaftigkeit das Haar empor, er blickte gar nicht hin nach dem Ungeheuer, sondern sprach mit abgewandtem Gesicht, indem er den Aermel seinem Gesicht näherte: „Es wird nit feihla um an Haar, So ist es wohl der Teufel gar!“
Jörgli luegte dem Michel in’s Gesicht und schaute auch gar nicht hin nach dem Büster von Ungeheuer, indem er zaghaft beistimmte: „Blitz! ist ersch nit, so ischt sei Mutter, Oder des Teufels sein Stiefbruder!“
Dem Marli Nestelschwab, der sich schon ziemlich weit vorn am Spieß befand, daran die Schwaben gingen, wie ein Wiedle gespießter Lerchen, gefiel sein Platz nicht, und er hatte einen guten Einfall; er kehrte sich auch um, da er nicht für nöthig fand, das Ungeheuer anzusehen, und rief dem Veitli zu: „Gang Veitli, gang, gang Du voran, I will dahinda vor Dir stahn!“
Veitli drückte aber seine Ohren auf und that als hörte er nicht; worauf der Marli zum Jackli sagte:„Gang, Jackli, gang, gang Du voran! Du hascht Sporn und Stiefel an, Daß Dich der Drach nit beisse kann!“
Aber Jackli fand seinen Trost darinnen, daß der Allgäuer an der Spitze des Spießes, der sieben Schwaben und des zu bestehenden Abenteuers stand, und sagte: „Herr Schulz, der muß der Erschte seyn, Denn ihm gebührt die Ehr allein.“
Schulz Allgäuer faßte sich ein Herz und sprach muthig, da es nun einmal in die unvermeidliche Gefahr ging: „So zieht denn herzhaft in den Streit, Hieran erkennt man tapfre Leut!“
Und so ging es in Gottes Namen und im Sturmschritt auf das Ungeheuer los, und als dem Schulzen das Herz boperte, konnte er sich seiner Angst nicht erwehren und schrie: „Hau hurlehau! hau! hauhau!“ Da erschrack der Haas und gab spornstreichs Fersengeld querfeldein, und lief was er laufen konnte. Jetzt rief Schulz Allgäuer freudiglich: „Potz Veitli, luag, luag, was ischt dahs? Das Ungeheuer ischt nur an Haas!“
„Haschtu gesehn? Haschtu gesehn?“ fragten sich nun die Andern unter einander. „Potz Blitz! Ein Ding, wie ein Kalb!“ rief der Blitzschwab. Der Nestelschwab thät seinen größten Fluch: „Mit Verlaub! Daß Dich das Mäusle beiß! Ein Thier wie ein Mastochs!“ „Oho!“ rief der Knöpfleschwab: „ein Helifant ist nur ein’ Katz gegen das Unthier.“ „Bygoscht,“ erwiederte der Allgäuer: „wenn das kein Haas gewesen, so weiß ich keinen Dreimännerwein vom Rachenputzer zu unterscheiden!“
„Nu nu!“ vermittelte der Seehaas: „Haas her, Haas hin! Ein Seehaas ist halt größer und grimmiger, als alle Haasen im heiligen römischen Reich.“ „Wie der Seewein sauerer und herber, als alle Weine im heiligen römischen Reich,“ spottete hinten der Gelbfüßler, und über diese Anzüglichkeit hätte ihm der Seehaas fast ein Paar Watschen gegeben, denn er fühlte sich in seinem Nationalgefühl verletzt.
Da nun das Abenteuer mit dem Ungeheuer von den sieben Schwaben so glückhaft bestanden war, wurden sie Eins, nunmehr von ihren Thaten auszuruhen und wieder friedlich heimzuziehen. Zuvor aber thu’ es Noth, ein Siegeszeichen zu errichten, das der Mit- und Nachwelt ihren Triumph auf ewige Zeiten vermelde. Da es nun unmöglich war, wie vor Zeiten tapfere Ritter gethan, die Drachenhaut in einer Kirche aufzuhängen, dieweil kein Drache sein Fell zu Markte getragen und der Haas in seinem Balg wohlbehalten entkommen war, so wurden die guten Gesellen dahin Eins, ihr Bärenfell und ihren Spieß als eine Trophäe in die nächstgelegene Kirche zu stiften, die hieß man hernach die Kapelle zum schwäbischen Heiland.[3] Dort wird wohl der Spieß noch hängen, das Bärenfell aber haben die Motten verzehrt, und die Sperlinge haben die Haare in ihre Nester getragen.
Quelle: https://de.wikisource.org/wiki/Das_Mährchen_von_den_sieben_Schwaben
(Aus L. Bechsteins „Deutsches Mährchenbuch.“ Leipzig, 1845.)
Balladen
Schwäbische Tafelrunde
Neun Schwaben gingen über Land
Zu einer Dornenhecken,
Allda der Jockel stille stand,
That Abenteuer schmecken.
Es schlief ein Haas’ ganz starr im Gras,
Die Ohren that er recken,
Die Augen offen, hart wie Glas,
Es war ein rechter Schrecken.
Hätt’ Jeder ein Gewehr, gewiß
Er wollt’s für’n Andern strecken;
So hatten’s all Neun nur ein Spieß,
Wer darf den Haas’ mit wecken?
Drum hielten’s einen Kriegesrath,
All Neun ganz einig schiere,
Sie wollten thun ein kühne That
An dem grausamen Thiere.
All Neun an ihrem Schwabenspieß
Stehn mannlich hintreinander:
„Du Jockel, bist der vorderst gwiß!“
Sprach Einer zu dem Ander.
„Du Ragenohr, geh du voran!“
Der Vorderst thät auch sprechen:
„Ich muß dahinten vorne stahn
Ich schieb, du mußt nur stechen.“
Der Vorderst sprach: „Wärst du vorn dran,
Du sprächst nit, mein Geselle:
Du Ragenohr, geh du voran!
Hier ist ein’ harte Stelle.
Der Haas’ erwacht ob ihrem Streit,
Ging in den Wald hinschweifen,
Der schwäbisch Bund thät’ als ein Beut
Des Haasen Panner ergreifen.
Sie wollten auch dem Feind zur Flucht
Ein goldne Brücken schlagen,
Und han da lang ein Fluß gesucht,
Und kunnten kein erfragen.
Da stand ih’n auch ein See im Weg,
Der bracht’ ihn’n große Sorgen,
Weil in dem Gras, nit weit vom Steg,
Ein Frosch saß unverborgen;
Der immerdar geschrieen hat
Mit der quakenten Stimme,
Wadwad, wadwad, wadwad, wadwad,
Da giengs dem Ragenohr schlimme.
Glaubt’, daß der Spiritus ihm rief:
Wad, wad! er könnt durchwaden,
Da thät er in dem Wasser tief
Ersaufen ohn zu baden.
Sein Schaubhut auf dem Wasser schwamm,
Da lobten ihn die Andern:
„Seht bis an’n Hut, der gut Landsmann,
Durch’ Wasser that er wandern!“
Der Frosch schrie wieder: Wad, wad, wad!
Der Jockel sprach: „Uns Allen
Der Landsmann ruft auf seinem Pfad,
Wir sollen nit lang kallen.
Wir sollen wahrlich jetzt vielmeh
Alsbald ohn Kriegesrathe
Wohl Alle springen in den See,
Weil wir noch sehn den Pfade.“ –
So richt’ ein Frosch neun Schwaben hin,
Die schier besiegt ein’ Haasen:
Drum hassen Schwaben immerhin
Die Frösch und auch die Haasen.
Altes Lied.
Um einen richtigen Begriff von den Schwabenstreichen zu bekommen, muß man die „Abenteuer der sieben Schwaben“ lesen im „Volksbüchlein“ von L. Auerbacher, (München 1832) Seite 105–156 des 1. Theiles.
Quelle: Unbekannt: Schwäbische Tafelrunde aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 71–73,1846
Link: https://de.wikisource.org/wiki/Schwäbische_Tafelrunde
Anmerkungen
Ueber die Benennung „Seehasen.“
Seehase ist ein uralter Name zur Bezeichnung der Anwohner des Bodensees. Schon in der „Notitia dignitatum imperii“, ed. Panciroll. Lugd. 1608. Fol. 26. b. kommen diese Leute mit einem laufenden Hasen in ihrem Schilde vor, und dieses Thier soll nicht sowohl ein Sinnbild der Furchtsamkeit, als vielmehr, nach dem Glauben des Alterthums, ein übler Angang (schlimmes Vorzeichen) für die Feinde seyn (wenn ein Hase vor demselben kurz vor dem Angriff über das Feld läuft).
Im 13. Jahrhundert nennt Gottfried von Straßburg in seinem „Tristan“ den trefflichen Sänger Hartmann von Owe, welcher Dienstmann des Abtes von Reichenau war, zugleich mit dessen Gesellen, doch im edeln Sinne, Hasen:
„Wer guote Rede zu Guote
Unde ouch zu Rehte kan verstan, der muoß dem Ouwere lan
Sin Schapel und sin Lorzwi. Wer nu des Hasen Geselle si,
Und uf der Worthaide hohsprunge unde mitwaide.“ etc.
(Siehe Eiseleins „Sprichwörter u. Sinnreden des teutschen Volkes.“ S. 564 u. 65.)
Quelle: Joseph Eiselein: Ueber die Benennung „Seehasen“ aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 74, 1846
Link: https://de.wikisource.org/wiki/Ueber_die_Benennung_“Seehasen“