Überlingen am Bodensee – Sehenswertes, Geschichte, Sagen, Mythen und Gebräuche der Region. Das „etwas andere“ Portal: Links, Landkarten, historische Ansichtskarten, Fotos, Ausflugsziele …
Unterkapitel
- Allgemeines
- Fotos & Abbildungen
- Kunst, Kultur und Brauchtum
- Sagen, Mythen und Geschichten
- Überlingen’s Ursprung
- Das gespenstische Kalb am Kesselbach
- Das Grab des Hunnenkönigs
- Das goldene Kegelspiel im Abtsberg
- Das Kind im Löwenrachen
- Der Geist der Gunzoburg
- Der Minkreiter bei Bambergen
- Der Muttergottestritt in Überlingen
- Der Ochsensprung vom St. Katharina-Felsen
- Der schwarze Pudel im Walde Haslen
- Der schwäbische Heiland
- Der Schatz in der Burghalde
- Der Seewein
- Der Spuk bei Besserer’s Bild in Kogenbach
- Der Spuk im Aufkircher Harthölzle
- Der unterirdische Schatz in Überlingen
- Die faule Magd in Überlingen
- Die Gründung des Überlinger Schwerttanzes
- Die Spinnerin und das Mäuslein
- Die Überlinger Pistole
- Hildegard von Hohenfels und die Sage von Süpplingen
- Teufelstisch im Bodensee
- Wie die Buchhorner in Überlingen schön Wetter holen
- Die Heidenhöhlen bei Überlingen
- Balladen und Gedichte
- Fußnoten
- Literatur
Allgemeines
➥ Internetauftritt der Stadt Überlingen
➥ Wikipedia:Überlingen
➥ Alemannische Wikipedia:Überlingen
➥ Wikisource: Historische Quellen zu Überlingen
Historische Lexikoneinträge
Überlingen (Meyers 1909)
Bezirksamtsstadt im bad. Kreis Konstanz, am Überlinger See, der nordwestlichen Bucht des Bodensees, an der Staatsbahnlinie Stahringen-Friedrichshafen, 410 m ü. M. hat 4 kath. Kirchen, darunter die fünfschiffige gotische Münsterkirche mit bedeutenden Kunstwerken und der 88,5 dz schweren Glocke Osanna, eine evang. Kirche, ein altes Rathaus mit prächtigen Holzschnitzereien von 1494, eine alte Stadtkanzlei (eine Perle deutscher Renaissance von 1598), die sogen. Burg des Alemannenherzogs Gunzo mit dem Bilde Gunzos und der Jahreszahl 641, mehrere Patrizierhöfe, darunter derjenige der Herren Reichlin von Meldegg (von 1462) mit der sogen. Luciuskapelle und schönem Bankettsaal (jetzt Bierbrauerei), alte Festungstürme und Tore und in Felsen gehauene Stadtgräben (jetzt in Promenaden umgewandelt), ein Denkmal des Pfarrers Wocheler, eine über der Stadt gelegene Johanniter- und Malteserkommende St. Johann, einen Hafen, eine erdig-salinische Mineralquelle von 14° mit Bad, Seebäder und (1905) 4379 Einw., davon 499 Evangelische und 6 Juden.
In industrieller Beziehung sind zu nennen: Eisengießerei, Glockengießerei, Fabrikation von Feuerspritzen und Brauereieinrichtungen, mechanische Werkstätten, Orgelbau, Ateliers für kirchliche Kunst, Mühlen etc.; sonst hat die Stadt Weinbau, Obsthandel und Dampfschiffahrt. Ü. hat eine Realschule, ein Waisenhaus, eine Stadtbibliothek (30,000 Bände), ein kulturhistorisches und Naturalienkabinett und ist Sitz eines Amtsgerichts, eines Hauptzoll- und eines Forstamtes. – Ü., im Altertum Iburinga, zuerst 1155 urkundlich erwähnt, erhielt 1275 von Rudolf von Habsburg ausgedehnte Privilegien, wurde 1397 Reichsstadt, trat dem Schwäbischen Städtebund bei und nahm 1377 am Städtekrieg teil. Im Dreißigjährigen Kriege wurde die Stadt 1632 von Bernhard von Weimar erobert, 1634 von den Schweden unter Horn vergebens belagert, 1643 von den Württembergern unter Widerhold geplündert, 20. Mai 1644 von den Bayern nach viermonatiger Belagerung genommen und 1647 an die Schweden übergeben, die sie nach dem Westfälischen Frieden wieder räumten. 1803 fiel Ü. an Baden. Vgl. Staiger, Die Stadt Ü. sonst und jetzt (Überling. 1859); Schäfer, Wirtschafts- und Finanzgeschichte der Reichsstadt Ü. 1550–1628 (Bresl. 1893).
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 859. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007620152
Überlingen (Pierer’s 1864)
1) Bezirksamt im badenschen Seekreise, am Bodensee; 8500 Ew.;
2) bis 1802 Reichsstadt, jetzt Hauptstadt hier am Überlinger See (dem nordwestlichen Theil des Bodensees mit der Insel Mainau), in wein- u. fruchtreicher Gegend, hat acht Thore, Collegiatkirche St. Nikolaus mit 300 Fuß hohem Thurme, 117 Centner schwerer Glocke, höhere Bürgerschule, Gewerbsschule, Bibliothek, Hospital, Zeug-, Armenhaus, eisenhaltiges Mineralbad, Seebäder, bedeutende Fruchtmärkte, starken Verkehr mit den Uferstaaten; 3300 Ew. Wappen: ein schwarzer Adler, auf der Brust ein rothes Schild mit silbernem Löwen. Unter dem Namen Iburingas war Ü. im 7. Jahrh. Residenz des alemannischen Herzogs Gunzo, wurde 1397 freie Reichsstadt, wurde 1632 von Bernhard von Weimar genommen, 1634 von den Schweden unter Hörn vergebens belagert, 1643 von den Schweden Widerhold geplündert, 1644 nach viermonatlicher Belagerung an die Baiern u. 1647 an die Schweden übergeben, welche sie nach dem Frieden 1649 wieder räumten. 1802 kam Ü. an Baden.
Quelle: Pierer’s Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 111. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2001116588X
Überlingen (Brockhaus 1911)
Amtsstadt im bad. Kr. Konstanz, am Überlinger See (nordwestl. Teil des Bodensees), (1905) 4378 E., Amtsgericht, got. Münster (1350-1408), Rathaus (15. Jahrh.); Kurort (eisenhaltige Quelle, Seebäder), Weinbau, Schiffahrt. – Vgl. Sevin, »Kaiser Rotbarts Fronhof Ü.« (1900).
Quelle: Brockhaus‘ Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 882. Permalink:http://www.zeno.org/nid/20001640038
Karten
Karte eingebunden aus OpenStreetMap – Veröffentlicht unter ODbL
Fotos & Abbildungen
Ansichtskarten
Die historischen Postkarten stammen aus der Jahrhundertwende 1900. Die Ansichtskarten habe ich digital „gereinigt“, in Farbintensität und Kontrast verändert, einige neu coloriert. Die Ursprungskarten waren CC0. Für die hier dargestellten, veränderten Karten gilt ©CC BY-NC edition Wolfgang Autenrieth, 20240. Ein Klick ins Bild öffnet eine größere Ansicht.
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Grünanlagen und Stadtpark
Kunst, Kultur und Brauchtum
➥ Kultur und Sehenswürdigkeiten (Wikipedia)
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Geschichte
➥ Matthäus Merian, Topographia_Sueviae: Vberlingen (Wikisource)Ausflüge und Sehenswertes
➥ Wikivoyage: Überlingen (Projekt der Wikimedia)
➥ Wikitravel: Überlingen
Nachbargemeinden
➥ angrenzende Städte und Gemeinden (aus Wikipedia)
Teilorte / Teilgemeinden
➥ Ortschaften und Wohnplätze von Überlingen (aus Wikipedia)
Sagen, Mythen und Geschichten
Überlingen’s Ursprung
Eine der frühesten Pflanzstätten des Christentums am unteren Bodensee war Iburningä, eine Alemannische Ansiedelung, auf dem nördlichen Ufer des Sees gelegen und auf Felsen gegründet. Wie es scheint, war sie damals, im Anfange des 7. Jahrhunderts, der Mittelpunkt der fränkischen Regierung dieser Gegend. Ein christlicher Frankenherzog Alemanniens, Namens Gunzo, hochgeehrt am fränkischen Hofe, hatte dort seinen Wohnsitz.
Zur Zeit, als der Heilige Gallus am See den Heiden den wahren Gott predigte, geschah es, dass Herzogs Gunzo einzige schöne Tochter, Frideburg mit Namen, die dem Frankenkönige Sigebert, Theuderichs Sohne, verlobt war, in eine schwere Krankheit verfiel, so dass ihr Vater und alles Volk glaubte, sie sei von einem bösen Geiste besessen. Die Priester, welche ihr Bräutigam zu ihrer Heilung sendete, verspotteten sie und erst nach langem Toben der Krankheit verlangte sie plötzlich, dass der fromme Gallus aus seiner Wüste¹ geholt werden solle. Als nun die Botschaft über den See nach Arbon kam, wo sich gerade der heilige Mann bei seinem Freunde, dem christlichen Presbyter Willimar, auf Besuch befand, glaubte Gallus, voll Demut, dem Ruf an den Hof des Fürsten nicht folgen zu dürfen und entwich mit zwei seiner Schüler ins alte churische Rhätien nach Quaradaves (Grabs), wo er einen Christendiakon, Johann, fand und sich bei ihm in einer Höhle verbarg. Doch Willimar eilte ihm nach, fand ihn dort und, indem er ihm zu Gemüte führte, dass es ein Ruf Gottes sein müsse, der ihn zu einem Werke der Liebe fordere, überredete er ihn, mit ihm umzukehren und über den See nach Iburningen zum Herzog Gunzo zu fahren, was er auch tat.
Wirklich genas auch die Prinzessin Frideburg auf sein Gebet und die alte Urkunde [das Leben des h. Gallus, von Walafried Strabo) erzählt, dass der grimme Geist in Gestalt eines schwarzen Raben aus ihrem Munde geflogen sei. Der dankbare Herzog verlangte, Gallus solle die eben erledigte Bischofsstelle von Konstanz annehmen; aus ungeheuchelter Demut aber lehnte sie Gallus ab, schlug jedoch einen eingeborenen Alemannen, den obenerwähnten Diakonus von Quaradaves, Johannes, dazu vor, der unter seiner Leitung die heilige Schrift studiert hatte. Herzog Gunzo willigte ein und Gallus wohnte der Weihung seines Freundes im Dome von Konstanz bei, diese Gelegenheit benützend, um die Liebe Gottes, die sich in der Schöpfung und Erlösung geoffenbart, den Gemütern der neuen Christen zu schildern. Er betrat mit Johannes die Kanzel und dieser dolmetschte in’s Alemannische, was Gallus lateinisch vorgetragen. Als der fromme Apostel mit des Herzogs reichlichen Geschenken nach Arbon zurückkehrte, berief er die Armen aus der Gegend zu sich und verteilte sämtliche Geschenke unter sie.
Der Amtmann des Herzogs, zu Arbon, musste auf Gunzo’s Befehl mit allem Volke nach St. Gallus Zelle aufbrechen und ihm dort Wohnungen bauen und einrichten. Die genesene Prinzessin Frideburg aber zog, statt der Hochzeitkleider, ein Nonnengewand an, und in solcher Gestalt fand ihr königlicher Bräutigam, Sigebert, sie an dem Altar, wo sie mit ihm getraut werden sollte und dessen Hörner sie, wie eine Schutz flehende, gefasst hielt. „Ich trete dich deinem himmlischen Bräutigam ab!“ – sprach der fromme König, ergriff ihre Rechte und legte sie auf den Altar. Dann verließ er die Schwelle des Tempels; „aber“ – fügt der Erzähler hinzu – „Tränen verrieten das Leiden seiner verborgenen, entsagenden Liebe.“
Quelle: Gustav Schwab: Ueberlingen’s Ursprung aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 61–63, 1846, https://de.wikisource.org/wiki/Ueberlingen’s_Ursprung
Das gespenstische Kalb am Kesselbach
Als zur Kriegszeit die Stadt Überlingen belagert wurde, mussten die Wälle, die Gräben und Tore eifrig bewacht werden, damit kein Feind hereindringen konnte. Regelmäßig wurden die Wachen besichtigt und pünktlich wurde darauf gesehen, dass alles in Ordnung war. Einer der Offiziere war besonders wegen seiner Strenge und Härte gegen die Soldaten gefürchtet. Eines Abends – es war schon dunkel – kam den Kesselbachweg herab gegen das Wachthaus am Wiestor eine sonderbare Gestalt – man wusste nicht, war es ein Tier oder ein Mensch — und wollte durch das Tor in die Stadt. Die Schildwache rief: „Wer da?“ und gab, da keine Antwort erfolgte, einen Schuss auf den fremden Gast, welcher sofort lautlos niederstürzte. Als man hinzueilte, erkannte man in dem Daliegenden den strengen Offizier, welcher, um die Wache stehenden Soldaten zu täuschen, sich in ein Kalbsfell gehüllt und so umgekommen. Seitdem musste er umgehen. Oft sahen nachts Leute ein Kalb auf dem Weg am Kesselbach hin- und hergehen, und manchmal läutete der gerade dort vorübergehende Nachtwächter deshalb an einem Hause an, aber niemand vermisste ein Kalb. Einmal nahm auch ein Landwirt das Kalb in seinen Stall und band es an; aber als er umschaute, war fein Kalb mehr zu sehen und der Strick hing leer an der Krippe.
Quelle: Theodor Lachmann: Überlinger Sagen, Bräuche und Sitten. Mit geschichtlichen Erläuterungen, Konstanz, Ackermann, 1909 Quelle: Archive.org
Das Grab des Hunnenkönigs
In dem Überlingen Walde Sigmundshau, in der Nähe des uralten Hofguts Höllwangen, steht ein kegelförmiger Berg, mit einem Erdwall umgeben. Es ist dies ein sogenannter Ringwall oder eine Völkerburg und heißt noch jetzt beim Volke nur „die Burg“. Wenn man auf dem Gipfel des Berges wandelt, tönt es unter den Füßen, als ob der ganze Berg hohl wäre. In diesem Berge ist das Grab des Hunnenkönigs. Der Leichnam ruht in einem Diamantsarge, welcher wieder von einem goldenen Sarg umgeben ist; der goldene Sarg aber befindet sich in einem silbernem Sarg, der silberne in einem kupfernen, dieser in einem zinnernen; dann folgt ein eiserner und zuletzt ein eichener. So ist in 7 Särgen die Königsleiche verwahrt. Niemand aber kann die rechte Stelle finden, obgleich schon da und dort danach gegraben wurde. Denn diejenigen, welche das Grab gemacht, mussten mit verbundenen Augen arbeiten, damit die Stätte nicht verraten wurde. Auch bei Winterlingen geht die Sage.
Quelle: Theodor Lachmann: Das Grab des Hunnenkönigs aus: Überlinger Sagen, in: Alemannia, Band XVII, S. 265, 1889, https://de.wikisource.org/wiki/Das_Grab_des_Hunnenkönigs
Das goldene Kegelspiel im Abtsberg
Zwischen Sissenmülen³ und Sipplingen zieht sich längs der Straße ein steiler ziemlich hoher Bergrücken hin, welcher Abtsberg heißt. Eine Felsspalte dieses Berges soll in eine Höhle führen, in der sich ein goldenes Kegelspiel befindet, das durch ein großes eisernes Gitter verwahrt ist. Schon mehrmals wurde versucht, das Kegelspiel zu holen, aber es ist noch Niemandem gelungen. Nachts aber hört man manchmal, wie im Berg Kegel gespielt wird; das Rollen der Kugel und das Fallen der Kegel wird mitunter ganz deutlich wahrgenommen.
Quelle: Theodor Lachmann, Ueberlinger Sagen, aus: Alemannia, Band XVI, S. 248–251, Hrg. Anton Birlinger 1888, via https://de.wikisource.org/wiki/Überlinger_Sagen_(1888)
Das Kind im Löwenrachen
Zu Überlingen stand noch vor wenigen Jahren im Turmgässchen, in der Nähe des Barfüßertores, ein altes, baufälliges Haus (Nr. 297), über dessen Tor ein aus Sandstein gemeißelter Löwenkopf mit einem Säugling im Rachen zu sehen war. Jetzt ist das Haus umgebaut, modernisiert, der Löwenkopf mit dem Kinde ward weggenommen und befindet sich nun im Kulturhistorischen Kabinett. Über den Ursprung dieses Steindenkmals wird Folgendes erzählt:
Vor alter Zeit lebte in diesem Hause eine Frau, welche ein einziges Kind hatte, das sie zärtlich liebte. Eines Morgens, als sie in ihrem trauten Stübchen saß, neben sich die Wiege mit dem schlummernden Kleinen und gerade mit dem Strählen ihrer Haare beschäftigt war, kam zur ostenstehenden Tür ein gewaltiger – wohl einer Menagerie entsprungener – Löwe herein, ging auf das Kind in der Wiege los, erfasste es mit seinen Zähnen und trug es eilends fort. Die Mutter, anfangs starr vor Schrecken, da sie das Entsetzliche sah, raffte sich auf, stürzte mit auf- gelösten Haaren dem Löwen nach, welcher ob der plötzlichen Erscheinung stutzte, entriss demselben das Kind und trug es unversehrt in ihr Haus zurück. Zum bleibenden Andenken an diese wunderbare Errettung ihres Kindes ließ die Frau den Löwenkopf über dem Haustor anbringen. (Mündlich.)
Fußnote zur Menagerie bei Lachmann: Schon in früheren Zeiten gab es bei uns Menagerien und ließen herumziehende Leute fremde Tiere um Geld sehen. Auch hielten sich bisweilen weltliche wie kirchliche Herrscher ausländische Tiere als Luxusartikel, so 1489 der Graf von Geroldsee einen Affen, desgleichen der Bischof von Straßburg. Auf der Reichenau war schon 1591 eine
Menagerie. (Vergl, Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins, herausgegeben von Mone, XII, 5, 383)
Quelle: Theodor Lachmann: Überlinger Sagen, Bräuche und Sitten. Mit geschichtlichen Erläuterungen, Konstanz, Ackermann, 1909 Quelle: Archive.org
Der Geist der Gunzoburg
In der Oberstadt Überlingens, dem sogenannten Dorf, steht ein altes Haus, welches die „Burg“ heißt; denn der Alamannenherzog Gunzo soll hier gewohnt haben. Überlingen war nämlich ursprünglich der Sitz der Herzoge von Alamannien. Über dem Tor des Hauses ist noch jetzt das Bild eines geharnischten Ritters zu sehen mit der Inschrift: „In dieser Burg residierte im Jahre 641 Gunzo Herzog von Schwaben und Allemanien.“ Jetzt gehört das Haus einem Landwirt. In früheren Zeiten erschien den Hausbewohnern bisweilen ein großer über sechs Fuß hoher schwarzer Ritter mit geschlossenem Visier; er kam plötzlich und verschwand ebenso. Auch manchen Leuten, welche hinter dem Haus des sog. „Burggässchen“ hinauf gingen, begegnete er, verfolgte sie und warf sie in den Stadtgraben hinab.
Als aber unter die Dachtraufe an der unteren Hausecke gegen das Gässchen ein Kreuz unter Ziegelsteinen vergraben worden war, konnte der Geist nicht mehr herunterkommen. Im Hause jedoch zeigte er sich noch von Zeit zu Zeit. Vor etwa 5 Jahren kam er Abends in das Zimmer, wo die hochschwangere Frau des Hausherrn bereits zu Bette lag: die Türe öffnete sich geräuschlos, ein schwarzer, gewaltig großer Ritter mit unkenntlichem Gesicht trat herein, in der Hand ein Kohlengefäß, aus welchem Feuerfunken sprühten. Nachdem er im Zimmer umher gegangen, beugte er sich über das Bett der Frau und schüttete das Flammengefäß aus, so dass sich das Feuer über das Bett ergoss, ohne jedoch den geringsten Schaden anzurichten. Die Frau aber brachte bald darauf ein Kind mit schwarzen Brandmalen zur Welt.
Quelle: Theodor Lachmann, Ueberlinger Sagen, aus: Alemannia, Band XVI, S. 248–251, Hrg. Anton Birlinger 1888, via https://de.wikisource.org/wiki/Überlinger_Sagen_(1888)
Der Minkreiter bei Bambergen
Die alte Straße von Überlingen über Lippertsreute ins Salemer Tal führt in der Nähe von Bambergen, oberhalb des Hefhäusle’s in bedeutender Steigung durch den Wald gegen den Schönbucherhof, und wird hier von einem Waldweg gekreuzt. Dieser Waldweg heißt der „Minkweg“, der Name soll von einem ehemaligen Abtei Salem’schen Förster herrühren, welcher auf einem Schimmel-Wallachen („Mink“) und begleitet von einem schwarzen Hund seine Forsten von Salem über Owingen bis nach Münchhof bei Stockach durchritten; er war ein Tyrann seiner Untergebenen, plagte die Waldarbeiter, namentlich die Bannwarte und Holzhauer, aufs Schändlichste, fluchte gräulich und führte gottlose Reden. Deshalb musste er nach seinem Tode umgehen.²
Manchmal in der Nacht hört man den Minkreiter im Walde fluchen und krakeelen; noch jetzt verwirrt er oft die Leute, die die Steige hinauf gehen, so dass sie den Weg nicht mehr finden und schließlich da aus dem Wald herauskommen wo sie hineingegangen; oder er macht die Pferde scheu, dass sie den Wagen umwerfen; mitunter hemmt er auch das Fuhrwerk derart, dass es nicht mehr weiter gebracht werden kann und umkehren muss. Gar Mancher fürchtet sich, Nachts allein durch den Wald zu gehen; Frauen holen häufig aus dem Hefhäusle einen Mann, der sie bis zum Ausgang des Waldes begleiten muss. Ein Bauer fuhr einmal Nachts mit zwei Pferden den Berg hinan; da hörte er aus dem Wald Rossgewieher und hielt an, um das Tier herankommen zu lassen; allein es kam Nichts, trotzdem das Gewieher fortdauerte. Nun fürchtete er, „es sei der Mink“ und fuhr rasch von dannen.
Einst ging ein Knecht aus einem benachbarten Hof schimpfend und fluchend mit seinem Meister durch den Wald; beim Minkweg angekommen rief er: „Mink! Jetzt komm einmal!“ Da stand plötzlich ein großer Mann neben im und gab im eine solch kräftige Ohrfeige, dass er zu Boden stürzte. Dann war der Mann wieder verschwunden. Alles dies ward auch vom Meister wahrgenommen. Der Knecht aber ging seitdem nie mehr, weder bei Tag noch bei Nacht, durch den Wald. Vor mehreren Jahren marschierte ein beurlaubter Soldat bei Mondschein heimwärts durch den Wald und bemerkte auf einmal hinter sich einen großen schwarzen Hund, der ihm folgte, der stehen blieb wenn er stand, und der weiter ging, wenn er ging. Der Soldat hielt seinen Säbel bereit; aber der Hund tat im Nichts zu Leide, ja er murrte gar nicht, sondern folgte ihm bis auf die Höhe, wo der Minkweg die Landstraße schneidet. Hier verschwand der Hund plötzlich.
Quelle: Theodor Lachmann, Ueberlinger Sagen, aus: Alemannia, Band XVI, S. 248–251, Hrg. Anton Birlinger 1888, via https://de.wikisource.org/wiki/Überlinger_Sagen_(1888)
Der Muttergottestritt in Überlingen
Oben auf dem ehemaligen Festungswall der Ostseite Überlingens war früher eine Steinplatte, auf welcher man den Eindruck zweier Füße bemerkte. Nach der Äußerung unzähliger Bewohner dieser Stadt soll hier, als der Kampf gegen die Schweden im Jahre 1634 da unten am Hölltor am heftigsten war, die hl. Maria mit dem Jesuskind auf dem Arme erschienen sein, das Zepter in der Rechten gegen die Schweden gewendet und laut gerufen haben: „Zurück! Zurück!“ Die Bürger, im Kampfe entbrannt, verstanden aber: „Drückt! Drückt!“ drangen von Neuem auf den Feind ein, und dieser stand vom Sturme ab, der Sieg war errungen. Zum Andenken an dieses Ereignis ließ die Bürgerschaft ein silbernes Madonnenbild in jener Stellung fertigen, wie sie gesehen worden sei *), was zur Stunde noch im Kirchenschatz aufbewahrt uud an feierlichen Prozessionen, insbesondere bei der sog. Schwedenprozession, die alljährlich im Mai zur dankbaren Erinnerung an diesen Sieg stattfindet, von Jungfrauen herumgetragen wird. (Nach Dr. Müller: Bad Überlingen.)
Anmerkung von Lachmann:
*) Im Bericht des Magistrats der Reichsstadt Überlingen an Kaiser Ferdinand L, betr. die Belagerung der Stadt durch die Schweden ist bemerkt: „. . – Wir können und sollen bei Beschreibung des heutigen ernstlichen Verlaufs zu der Ehren Gottes unvermeldt11 nicht lassen, dass gleichwie vor zwei Jahren geschehen, wie diesen Morgen nach gehaltener Predigt durch den Prediger GOTT dem HErrn, und der Himmelskönigin Mariä, als unserer erkiesten12 Fürbitterin, in volkreicher Gegenwart der Bürgerschaft ein abermaliges Votum aufgeopfert, für uns und unsere Nachkommen zu ewigen Seiten versprechende, wann uns der Allmächtige aus dem Rachen des grimmigen Feinds erretten wollte, und wurde, dass wir, und unsere Nachkommenden denjenigen Tag daran der Feind seinen Abzug zu nehmen, alljährlich mit einer Prozession, dem Lob-Gesang Te DEUM Laudamus und anderm Gottesdienst heiligen und feierlich halten, auch das Bildnis der Jungfrau Mariä nach der Figur (wie solche gestern zwischen 9. und 10. Uhr vormittags von etlichen frommen gottesfürchtigen Personen ob der Stadt in den Lüften gesehen wurde) nämlich mit ihrem geliebten Kindlein in einem Kranz eingeschlossen, von lauterem Silber nach Ertrag- und Möglichkeit unseres erarmten Stadtwesens machen: Und als ein offen beständiges Sieg-Zeichen in besagter jährlicher Procession umtragen lassen sollen, und wollen.“
Quelle: Theodor Lachmann: Überlinger Sagen, Bräuche und Sitten. Mit geschichtlichen Erläuterungen, Konstanz, Ackermann, 1909 Quelle: Archive.org
Der Ochsensprung vom St. Katharina-Felsen
Eine halbe Stunde westlich von Überlingen erhebt sich das Molassegebirge fast senkrecht und turmhoch aus dem See und steigt landeinwärts als breite Hochebene mit fruchtbaren Feldern, Rebgeländen und Wiesen gegen den Wallfahrtsort Hödingen empor. Die höchste Felswand am See heißt der St. Katharina-Felsen. Am Fuße desselben war früher eine Einsiedelei mit einer Kapelle eingehauen, in der sich uralte Bilder im byzantinischen Stil befanden15 . Noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war die Klause bewohnt. Eine Abbildung dieser Kapelle ist im kulturhistorischen Kabinet zu Überlingen.
Auf einem Acker genannter Hochebene, gerade über dem St. Katharina – Felsen , pflügte dereinst ein Landmann mit einem Paar Ochsen, die von seinem fünfzehnjährigen Töchterchen geführt wurden. Der Tag war heiß, die Tiere unruhig, von Hitze und Mücken geplagt. Da fiel plötzlich ein Schwarm Bremsen die Ochsen derart an, dass sie scheu wurden und mit dem Pfluge davonrannten, das Mädchen mit sich schleppend, das sich in den Strang verwickelt hatte. Vergebens suchte der Bauer die Tiere zurückzuhalten, er holte sie nicht mehr ein, sie waren schon am Abhang angekommen; mit Schaudern sah er, dass das rasende Gespann mit seinem Kind über die turmhohe Felswand in den See hinabstürzte. Als er händeringend in die schauerliche Tiefe hinabschaute, da leuchtete ihm ein Hoffnungsstrahl: die Ochsen schwammen samt dem Pflug auf dem See dahin, mit ihnen das Mädchen, welches am Pfluge sich haltend, mitgeführt wurde. Staunend verfolgte er das seltsame Schauspiel, wie die Stiere mit dem Pfluge und dem Kinde auf dem Wasser dahinruderten, weiter und immer weiter; sie durchschwammen die ganze Seebreite und gelangten glücklich am jenseitigen waldigen Ufer an. Bald darauf hatte der glückliche Vater sein Kind und seine ganze Habe fast unversehrt wieder, und stiſtete aus Dankbarkeit gegen die hl. Katharina, deren Hilfe er angerufen, ein Votivbild in die St. Katharina-Kapelle am jenseitigen Gestade, gerade gegenüber dem St. Katharina- Felsen des diesseitigen Ufers. Später baute das Kloster Reichenau in die Nähe eine Propstei mit hübschem Garten, wo der Abt sich im Sommer gerne aufhielt.
Längst ist diese Propstei samt der auf der höchsten Spitze eines Felsens wohlgebauten St. Katharina-Kapelle – worin noch vor 100 Jahren der Pfarrer von Langenrain Gottesdienst hielt – zerfallen und abgebrochen, und der Garten, worin ehedem Reichenauer Mönche unter edlen Obstbäumen wandelten, wieder zu Wald geworden. Auch die alte St.Katharina-Kapelle am diesseitigen Ufer fiel dem neuen Straßenbau zum Opfer und ist nun durch eine in den Sandsteinfelsen gehauene Nische mit der Statue der hl. Katharina und Betbank ersetzt. Aber die Namen sind noch geblieben und im Munde des Volkes leben die alten Geschichten fort. Eine Abbildung des erzählten Vorkommnisses befindet sich noch heute im Landwirt Kramer’schen Hause zu Wallhausen, welche ehedem in der St. Katharina-Kapelle unter der Burg gewesen, dann nach Abbruch derselben in den Kargegger Hof kam, von wo die Eltern des jetzigen Besitzers sie an ihren heutigen Standort brachten. Ein ähnliches Gemälde ist zu Brünnensbach im Hause des Landwirts Konrad Beurer. Beide Bilder stellen das Ereignis in gleicher Weise dar: vom Felsen herab stürzen die Ochsen samt dem Pflug, das Mädchen hält sich an den Pfluggeuzen14 , hoch oben fleht der Vater, die Hände gegen Himmel schlagend ; unten am Ufer ist die St. Katharina-Kapelle zu sehen; am jenseitigen Strande ebenfalls eine Kapelle. Über dem Ganzen thront links auf Wolken die Jungfrau Maria mit der hl. Katharina. Das Gemälde hat folgende Inschrift: „Wahrhafte histori, welche sich zugetragen ungefähr anno 1562, da ein Bauer auf stollen Berg bey St. Katharina mit zwey Ochsen zu Acker ginge und die Ochsen verwildet, sammt dem Pflug und einem Mädchen über den Felsen hinunter gestürzt, auch ohne einigen Schaden über das Wasser geschwummen, und bei St. Katharina unter der Burg zu allem Glück angeländet, außer dass dem Mägdlein die Gürtel versprungen und einem Ochsen das Horn abgebrochen.“ (Mündlich. Vergl. auch „Die Burgen, Klöster, Kirchen und Kapellen Badens und der Pfalz“ von O. Schönhuth.)
Der schwarze Pudel im Walde Haslen
Im Walde Haslen bei Hödingen, in welchem eine Reihe Alamannengräber sich befinden, geht ein Geist um, welcher in Gestalt eines schwarzen Pudels erscheint und die Leute irreführt. Wer Abends den Wald betritt, kommt die ganze Nacht nicht mehr aus demselben, denn er folgt immer dem Pudel, der vor im hin und her springt. Erst wenn der Tag anbricht, findet der Wanderer den Weg aus dem Walde heraus. Viele meiden deshalb zur Nachtzeit den Weg durch den Wald und gehen lieber die längere Landstraße.
Quelle: Theodor Lachmann, Ueberlinger Sagen, aus: Alemannia, Band XVI, S. 248–251, Hrg. Anton Birlinger 1888, via https://de.wikisource.org/wiki/Überlinger_Sagen_(1888)
Der schwäbische Heiland
Als die Überlinger die Heldentat ihres Landsmannes unter den sieben Schwaben vernommen, des Ragenohrs, der sich zuerst in den See gewagt hatte, beschlossen sie einmütig eine fromme Stiftung zu machen und erbauten eine Feldkapelle am See, wo der Spieß der sieben Schwaben aufgehängt wurde zum ewigen Angedenken. Die Kapelle aber ward geweiht dem Erlöser und ein Bildschnitzer bekam den Auftrag, einen schönen Herrgott aus Holz zu verfertigen, sieben Fuß hoch. Das tat er und schrieb auf das Gestelle mit goldenen Buchstaben: „Heiland der Welt.“ Aber die Überlinger wollten die Inschrift nicht gut heißen und behaupteten, dass, da der liebe Herrgott einst den sieben Schwaben aus ihren Ängsten und Nöten geholfen hätte, so solle er auch der schwäbische Heiland genannt werden. Und so geschah es auch.
Der Seehaas aber baute sich eine Hütte neben dem Kirchlein und wurde ein Klausner. Und es kamen viele Pilgrime (Pilger) dahin, welchen der Klausner die Abenteuer der sieben Schwaben erzählte, mit allen Umständen, weshalb noch jetzt die Welt davon voll ist. Und der schwäbische Heiland war zu derselben Zeit so weit und breit berühmt, als der große Herrgott in Schaffhausen. Im Schwedenkrieg ist leider die Kapelle zerstört worden und die Schweden haben das Siegeszeichen mit fortgenommen. (Auerbachers Volksbüchlein.) Es existieren aber noch Kopien vom echten schwäbischen Heiland, getreu in Größe, Gestalt und Farbe, wie z. B. im alten Kirchlein zu Honstetten, 5 Stunden westlich von Überlingen.
Quelle: Joseph Eiselein: Der schwäbische Heiland aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 73–74, 1846, Link: https://de.wikisource.org/wiki/Der_schwäbische_Heiland
Der Schatz in der Burghalde
In der Nähe von Sipplingen liegt auf schroffem Felskegel die Ruine der Haldenburg 4 , vom Volke die „Burghalde“ genannt. Niemand weiß, wie die Burg dereinst erbaut; auch sonst ist von ihr und deren Besitzer wenig bekannt. Soviel aber erzählen die Leute, dass von dieser Burg nach dem benachbarten Hohenfels7 ein unterirdischer Gang führe, und dass sowohl diese zwei Burgen unter sich wie auch den am jenseitigen Ufer gelegenen Burgen Kargegg5 und Bodmann6 durch Sprachrohre sich in Zeiten der Not Zeichen gegeben und Hilfe verlangt haben. Dass die Ritterburg auf Burghalde einst ein mächtiger stattlicher Bau gewesen, deuten schon die gewaltigen Gewölbe, Gänge, und Verliese an, die sich unter der Ruine befinden. Jeder Schritt und Tritt, der auf dem Berg gemacht wird, tönt dumpf und hol; wenn man ein Steinchen durch eine Kelleröffnung in die Tiefe fallen lässt, dann hat man lange zu warten, bis man dasselbe aufschlagen hört. In diesen ausgedehnten unterirdischen Gewölben, welche mit einer eisernen Türe verschlossen sind, ist ein reicher Schatz verborgen, den zu heben sich jedoch Niemand getraut; denn er wird von Basilisken8 bewacht, und wer ein solches Tier sieht, ist sofort des Todes.
Quelle: Theodor Lachmann, Ueberlinger Sagen, aus: Alemannia, Band XVI, S. 248–251, Hrg. Anton Birlinger 1888, via https://de.wikisource.org/wiki/Überlinger_Sagen_(1888)
Der Seewein
Als Jesus Christus mit seinen Jüngern auf seinen Wanderungen einst gen Überlingen kam, so da liegt an dem herrlichen Bodensee, rief Petrus voll Begeisterung aus: „Herr, hier ist’s schön, hier lasst uns Hütten bauen; Dir eine, mir eine zweite.“ Allein die Überlinger von damals betrachteten die Fremdlinge mit misstrauischen Blicken, weil sie barfuß umherliefen. Dies verdross Petrus derart, das er seinen Herrn und Meister aufforderte: „Lasst uns ziehen!“ Jesus aber lächelte und sprach: „Hier gibt’s Arbeit genug für uns, sieh nur das Volk an!“ Und sie blieben.
Als nun Jesus anfing zu lehren, zu predigen, Kranke heilte und Wunder wirkte, ja sogar aus Wasser Wein machte, da kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr und sie baten den Herrn kniefällig, dass er sie doch die Kunst, aus Wasser Wein zu machen, lehren möchte und meinten, das viele Wasser im Bodensee gäbe Wein genug für Kinder und Kindeskinder. Jesus aber lächelte und sprach: „Mitnichten! Ihr sollt lernen beten und arbeiten. Würde ich Euch die Kunst lehren, aus Wasser Wein zu machen, so würdet Ihr den ganzen Tag an den Ufern herumliegen, Kreuzmariagen und Sechsundsechzig spielen und das wäre von Übel. Ich werde Euch den Weinstock geben und den pflegt. Ich werde meinen Segen dazu geben, so das er tausendfältigen Ertrag liefern soll.“ Und so geschah es auch.
Als nun Jesus mit seinen Jüngern von dannen zog und sich Sipplingen zuwandte, machte Petrus unterwegs seinem Herrn und Meister Vorwürfe wegen seiner allzu großen Freigebigkeit: „Du hast,“ sagte er, „dem groben Volk auch noch den Weinstock verliehen dafür, das sie uns mit Misstrauen behandelt haben.“ Jesus klopfte Petrum leise auf die Schulter und sprach: „Sei nur ruhig, Petrus! Der Wein, den ich denen gegeben habe, ist auch darnach, und sie werden an mich denken.“ Und so war es.
Seit jener Zeit und noch Jahrhunderte hindurch konnten nur die Eingeborenen, welche vollständige Naturmenschen waren, diesen Wein vertragen. Ja, er soll so sauer gewesen sein, das die Schweden unter Gustav Adolf 1634, als sie Überlingen belagerten, mit diesem Wein vertrieben worden sind – Tatsache. Auch ist nachgewiesen worden, dass dieser Seewein zur Zeit der Inquisition vielfach verwendet wurde, statt der Folter. Die Namen Rekrutenwein, Katzenwein, Strumpfwein, Siebenmännerwein usw., waren nicht umsonst.
Doch wie alles vorwärts schreitet und nach Veredelung strebt, ist auch diesem Seewein große Aufmerksamkeit zugewandt worden, so zwar, das besagter Wein heutzutage noch auf dem Herrentisch in verschiedenen Wirtschaften, sowie in dem alten, ehrwürdigen Überlingen als perlender Schmuck die Tafel ziert.
Schreiber dieses ist mit Seewein großgezogen worden und ist bis auf den heutigen Tag gesund geblieben.
„Dem Petrus tut kein Zahn mehr weh. Und drum gedeiht der Wein am Bodensee.“
(Aus einer alten Zeitung.)
Der Spuk bei Besserer’s Bild in Kogenbach
Auf dem Platz, wo heute das Wirtshaus in Kogenbach steht, befand sich früher ein Bild, wie ungefähr das Hochbild in Überlingen. Es war von der Überlinger Patrizierfamilie v. Besserer gestiftet worden und hieß deshalb das „Besserersbild“. Über die Veranlassung teilt der Überlinger Chronist Kutzle Folgendes mit: „Anno 1330 sollte H. Hans Besserer Vogt zu Hohenbodma am Kogenbach ein Ungelöster begegnet sein, dahin er alsdann ein Bild setzen lassen, das man Nände des Besserers Bild, dieses ist hernach von Hr. Jo. Jacob Besserer und Ursula Moserin seiner Hausfrauen anno 1577 von Grund auf renoviert worden.“
Aber auch sonst war es auf diesem Platze nicht geheuer und allerlei sonderbare Sachen kamen hier vor.
Auf einem Bauernhof in Kogenbach lebte in früherer Zeit in der Familie des Hofbauern dessen jüngerer Bruder, der „nicht recht im Kopf“ war und manche Gebresten hatte. Um seiner los zu werden, gaben nun die Verwandten den jungen Menschen für aussätzig aus. Der Aussatz (Lepra), welcher mit den Kreuzfahrern aus dem Orient nach Europa gebracht worden, war die schrecklichste aller Krankheiten, dabei sehr ansteckend und unheilbar. Deshalb wurden solche Kranke von den übrigen Einwohnern abgesondert und in besonderen Häusern, so genannten Leprosenhäusern, verwahrt. Diese Häuser befanden sich von den bewohnten Orten entfernt auf freiem Felde (daher auch Feldsiechenhäuser genannt) mit einer Kapelle und dem Friedhof; das Ganze war mit einer Mauer umgeben. Hier mussten nun diese Unglücklichen, die gewissermaßen aus der menschlichen Gesellschaft ausgestoßen waren, ihr Leben zubringen und durften das Haus nicht verlassen. In Überlingen stand das Leprosenhaus da, wo jetzt der Farrenstall ist. Hierher wurde nun der unglückliche junge Mensch verbracht und verblieb daselbst bis zu seinem Tode, ohne dass sich seine herzlosen Verwandten weiter um ihn kümmerten. Aber sie traf dann die gerechte Strafe. Als sie gestorben, fanden sie selbst im Grabe keine Ruhe; sie mussten umgehen. Oft sah man nächtlicherweile Lichter vom Andelshofer Weiher her über den Kiebelesberg gegen das Besserersbild schweben, meist waren es zwei bis drei solcher Lichtchen, manchmal aber bot es den Anblick einer ganzen Prozession von Lichtern. Fuhrwerke, welche vorüber wollten, blieben bisweilen hier plötzlich stehen und konnten trotz aller Anstrengungen nicht weiter, bis der Fuhrmann vor dem Gespann das Zeichen des Kreuzes auf der Straße mit der Geißel machte. Ebenso wurden hier Pferde plötzlich scheu und gingen durch. Auch sonst gab es hier allerlei Unglücksfälle.
Quelle: Theodor Lachmann: Überlinger Sagen, Bräuche und Sitten. Mit geschichtlichen Erläuterungen, Konstanz, Ackermann, 1909 Quelle: Archive.org
Der Spuk im Aufkircher Harthölzle
Eine kleine halbe Stunde nördlich von Überlingen liegt der Weiler Aufkirch mit alter Kirche, einst Mutterkirche der Stadt, An ihm führt die Landstraße Überlingen- Stockach vorbei, Einige hundert Schritte von Aufkirch, rechts der Straße, zieht sich das Harthölzle an der Halde empor, auf deren Höhe sich eine „Mardelle“ befindet. In diesem Wäldchen ist es nicht geheuer, Früher sah man bi8weilen eine weiße Gestalt hier umgehen. Nachts ging den vorüberfahrenden Wägen manchmal ein Fohlen voran bis gegen Nesselwangen, wo es plötzlich verschwand. Auch ein schwarzer Hund mit feurigen Augen sprang oft vor den Pferden her und verschwand wieder auf einmal. Einmal gingen Nachts drei Nesselwanger von Überlingen nach Hause. Da sah plötzlich einer derselben einen großen Mann neben sich hergehen und machte die Anderen darauf aufmerksam, aber keiner von diesen sah die hohe Gestalt, welche dann auf einmal nicht mehr da war.
Quelle: Theodor Lachmann: Überlinger Sagen, Bräuche und Sitten. Mit geschichtlichen Erläuterungen, Konstanz, Ackermann, 1909 Quelle: Archive.org
Der unterirdische Schatz in Überlingen
Überlingen war ehedem eine freie deutsche Reichsstadt und als solche wohlbewehrt mit Türmen, Mauern und Gräben. Noch jetzt steht mancher alte Turm als grauer Zeuge der früheren Wehrhaftigkeit, da und dort sind auch noch Überreste der Schutzmauern, und die alten, die Stadt rings umgebenden Festungsgräben, welche aus dem Molassefels gehauen sind, wurden zu hübschen Anlagen und Spaziergängen umgewandelt und bilden jetzt eine Zierde der Stadt.
In den Mauern und in den Gräben trifft man mitunter eingefallene Gewölbe oder auch zugemauerte Tore, welche dereinst in unterirdische Gänge führten, deren es viele gab; denn die einzelnen Festungstürme sollen auf diese Weise miteinander wie auch mit anderen wichtigen Punkten der Stadt in Verbindung gestanden sein. So ist im Graben am Barfüßertore in der Nähe der Bestlemühle noch eine Maueröffnung, durch die man mittels eines Ganges zur sogenannten „Burg“, der ehemaligen Residenz des Alemannenherzogs Gunzo, gelangen konnte.
Andere heimliche Gänge sollen unter der Stadt hinziehen bis an den See hinab und da und dort mit Häusern in Verbindung stehen. So soll im Münster eine geheime Treppe beim hl, Dreikönigs-Altar in ein unterirdisches Gewölbe hinab führen. Zu diesen unterirdischen Gängen – so erzählen noch heute alte Leute – sind seit unvordenklichen Zeiten ungeheure Schätze aufgehäuft, welche in Kriegsjahren dahin geflüchtet wurden, und zwar in solcher Menge, dass die ganze Stadt, wenn sie dreimal verbrannte, dreimal wieder aufgebaut werden könnte. Nur wenige Mitglieder des Magistrats, der sogenannte Geheime Rat, kannte den Ort, wo der Schatz geborgen lag; allen Anderen war er unbekannt.
Heutzutage sind die unterirdischen Gewölbe und Gänge größtenteils verschüttet und die Zugangstore zugemauert. An der Krummbergstraße, oberhalb des Rosenobelturms, findet sich ein solch zugemauerter Torbogen, dem die Jahreszahl 1674 eingemeißelt ist; von hier aus zieht ein unterirdischer Gang mitten unter der Stadt hin. Vor etwa hundert Jahren gingen drei Überlinger Knaben namens Nepomuk Hehl, Josef Kimmacher und Student Spiegler in der Absicht, den unterirdischen Schatz zu suchen, mit brennenden Wachskerzen durch diesen Torbogen, der damals noch offen war, in den Gang, schritten immer weiter vorwärts und gelangten nach langem Wandern, als sie nach ihrer Schätzung etwa unter dem Münster waren, auf ein großes Gewölbe, welches mit einem schweren Eisengitter verschlossen war und viele eiserne Kisten enthielt.
Um die Gegenstände besser zu sehen, hielten sie die brennenden Kerzen durch das Gitter. Da erblickten sie einen aus Stein gemeißelten Ritter mit erhobener Waffe, wie wenn er als Wächter hier aufgestellt wäre. Erschrocken bebten die Vorwitzigen zurück, da erloschen ihre Lichter und Dunkelheit herrschte ringsum. Die Bürschlein fürchteten sich nun sehr, sie schrien um Hilfe, aber vergebens. Sie wollten umkehren, fanden jedoch den Rückweg nicht mehr, verirrten sich und tappten nun, mit den Händen an den Wänden tastend, weiter und weiter, bis sie nach stundenlangem Irrgange einen Schimmer in der Ferne wahrnahmen. Sie gingen der Helle nach und erreichten den Ausgang aus ihrem unterirdischen Gefängnisse, welcher – wie sich zeigte – im ehemaligen Garten des Kapuzinerklosters am See sich befand.
Ein Kapuziner machte nämlich gerade zu dieser Stunde einen Spaziergang im Klostergarten; da hörte er zu seinen Füßen ein Hilfegeschrei, als ob es aus der Erde käme. Erwartungsvoll hob er eine Steinplatte auf; da krochen die drei Knaben todesbleich, voll Spinngeweb, Staub und Moder, aus dem Boden hervor. Auf Befragen erzählten sie dem erstaunten Mönch ihre Abenteuer. Einer der Knaben, der Student Spiegler, starb nach einigen Tagen.
Quelle: Theodor Lachmann: Überlinger Sagen, Bräuche und Sitten. Mit geschichtlichen Erläuterungen, Konstanz, Ackermann, 1909 Quelle: Archive.org
Die faule Magd in Überlingen
An einem hübschen Samstag im Heumonat wurde einmal nach dem Mittagessen ein Dienstmädchen vom Meister nach der vor dem Obertor liegenden Wiese mit einem Grasbogen geschickt, um Futter zu holen. Nachdem das Mädchen das Gras geschnitten und in den Bogen gepackt, legte es sich, von der Arbeit und dem heißen Wetter müde, auf das Gras hin, um auszuruhen, schlief jedoch bald ein und wachte erst am anderen Tage auf, als die Glocken vom Münster zum Sonntagsgottesdienst riefen, was die Magd, welche nur eine kurze Weile geschlafen zu haben meinte, für das gewöhnliche Dreiuhr-Geläut hielt. Sie nahm die Burde13 Futter auf den Kopf und ging in die Stadt hinab. Als die zum Hochamt gehenden Leute das Mädchen mit dem Grasbogen und im Werktagsanzug daher kommen sahen, lachten und spotteten sie es aus, worauf dasselbe erst merkte, dass es von Samstag Nachmittag bis Sonntag Vormittag unausgesetzt geschlafen, und eilte nun beschämt nah Hause. Seit diesem Vorkommnis aber hat das betreffende Gelände den Namen „Faule Magd“, wie es noch heute auf der Gemarkungskarte verzeichnet steht.
Quelle: Theodor Lachmann: Überlinger Sagen, Bräuche und Sitten. Mit geschichtlichen Erläuterungen, Konstanz, Ackermann, 1909 Quelle: Archive.org
Die Gründung des Überlinger Schwerttanzes
Die Uberlinger mussten einst in den Krieg ziehen und stellten dem Kaiser hundert Mann. Am Morgen des Ausmarsches besuchten sämtliche hundert Krieger den Gottesdienst in der St. Jodok-Kirche und ließen sich segnen, mit Ausnahme eines einzigen Mannes, der nicht in die Kirche ging. Vor dem Eintritt in die Kirche wetzten sie nah altem Brauch an den Steinsäulen des Portals ihre Schwerter, um sie dadurch zu weihen. Noch jetzt sieht man am Portal die Spuren dieses Waffenschleifens ; es sind sog. „Rillen“, d. h. napf- und schiffchenförmige Vertiefungen, wie man sie an den Eingängen auch anderer Gotteshäuser manchmal trifft. Im Kriege selbst zeichnete sich aber die Überlinger Mannschaft aufs rühmlichste aus, und sämtliche Soldaten kehrten wohlbehalten zurück mit Au8nahme desjenigen, welcher vor dem Ausmarsche die Kirche nicht besucht, denn er war im Kampfe gefallen. Der Kaiser aber verlieh hier- auf den Überlingern für ihre im Feld bewiesene Tapferkeit das Privilegium des Schwerttanzes. (Mündlich.)
Quelle: Theodor Lachmann: Überlinger Sagen, Bräuche und Sitten. Mit geschichtlichen Erläuterungen, Konstanz, Ackermann, 1909 Quelle: Archive.org
Die Spinnerin und das Mäuslein
Auf dem Friedhof zu Überlingen befindet sich links am Hauptweg in der Nähe des Eingangstores auf einem Grabe ein alter Grabstein mit der Inschrift : „Hier liegt begraben Frau Marie Gertrud Baumann, geb. Wocheler. Sie starb am 30. Oft. 1825, ihres Alters im 63. Jahr.“ Darüber ist eine spinnende Frau mit einem Spinnrocken, an dem ein Mäuslein emporsteigt. Es ist die Grabstätte der Schwester des noch jetzt in Überlingen hochverehrten Dekans Fr. S. Wocheler. Hierzu wird Folgendes erzählt: In der traulichen Stube des alten Pfarrhofs saß an einem Oktobertage – es war ein Samstag – noch am späten Abend die hochbetagte Schwester des Stadtpfarrers, welche dessen Haushalt führte, mit den Dienstboten beim Spinnen beisammen. Nun ist der Samstag ein Tag, der früher beim Volke als nicht geheuer galt. Man spann an diesem Tag in der Regel nur bis Betläuten, denn „nachher – hieß es – spinnen die Hexen.“ Hieran mochte wohl eines der Mädchen denken und sagte nun: „Um diese Zeit sollte man eigentlich nicht mehr spinnen. Es ist Samstag, und da muss man sich auf den Sonntag vorbereiten,“ – „Ich bin eben das Schaffen von jeher gewöhnt und kann ohne Schaffen nicht sein !“ entgegnete die Haushälterin. Kaum hatte sie dieses gesagt, so sprang ein Mäuslein über sie weg und am Spinnrocken hinauf. Zu Tode erschreckt stieß sie einen lauten Schrei aus und sank dann, von einem Schlaganfalle gerührt, tot vom Stuhle, Hierin erblickten die Anderen die Strafe für die Arbeit am Samstag Abend.
Anmerkung:
Diese Erzählung zeigt deutlich, wie manchmal Sagen entstehen. Das Bild auf diesem Grabstein der M. Gertrud Baumann stellt deren Namenspatronin, die hl. Gertrud, dar. Diese wird abgebildet als Äbtissin; ihr vorzüglichstes Kennzeichen aber ist die Maus, deren oft mehrere an ihrem Äbtissinstab auſ- und ablaufen; sie soll solche durch ihr Gebet von den Feldern vertrieben haben. Sie war auch Patronin der Garten- und Feldfrüchte und kann deshalb dieses Attribut erlangt haben. Im Volksmunde heißt sie darum „Gertrud, die Gärtnerin“; mit ihrem Tage pflegen auch die Gartenarbeiten zu beginnen. Auch mit Spinnrocken und Mäusen wird sie mitunter dargestellt; wer an ihrem Festtage arbeitete, dem zernagten die Mäuse das Garn. Diese letztere Darstellung findet sich nun auf dem Grabsteine: Die Hl.Gertrud als Äbtissin mit Heiligenschein ums Haupt am Spinnrocken, an dem eine Maus emporsteigt. In Überlingen aber sah man in dem Bilde der Spinnerin die Schwester des Stadtpfarrers und übertrug auf sie allmählich die Legende von der Hl.Gertrud am Spinnrocken mit dem Mäuslein.
Quelle: Theodor Lachmann: Überlinger Sagen, Bräuche und Sitten. Mit geschichtlichen Erläuterungen, Konstanz, Ackermann, 1909 Quelle: Archive.org
Die Überlinger Pistole
Gar mancher Kaiser hat die alte deutsche Reichsstadt Überlingen besucht und wurde jederzeit festlich empfangen. Einmal aber erhielt die Stadt den Besuch des Kaisers gänzlich unerwartet, so dass keine Empfangsfeierlichkeiten mehr getroffen werden konnten. Und doch wollten die Überlinger, die stets treu zu Kaiser und Reich hielten und den Kaiser immer hoch ehrten, auch diesmal ihre Liebe und Anhänglichkeit dem Reichsoberhaupt durch feierliche Begrüßung zeigen. Da war aber guter Rat teuer; denn jeden Augenblick konnte der Kaiser vor dem Tore eintreffen. Wohl war der Magistrat in aller Eile zusammengerufen worden, allein alle Vorschläge erwiesen sich als undurchführbar wegen mangelnder Zeit.
Da sagte endlich ein Ratsherr: „Ein großartiger Empfang ist nicht mehr möglich, aber wir können doch etwas Besonderes tun: Der Kaiser soll diesmal nicht auf dem harten Pflaster in die Stadt einreiten, sondern wir wollen die Straßen mit hübschen Teppichen belegen, auf denen er einzieht. Das kann man sofort machen, hierzu reicht noch die Zeit, und es wäre dies eine ganz neue Ehrenbezeugung, die noch nie dagewesen.“ Allgemeinen Beifall fand dieser Vorschlag und wurde gleich ausgeführt. Man schickte in die Häuser der Patrizier und anderer besserer Bürger, um Teppiche zusammenzubringen. Aber zu jener Zeit waren schöne Teppiche noch sehr rar und von den gesammelten Teppichen war der eine zu schmal, der andere zu kurz, der dritte allzu verbraucht, und so blieben schließlich nur noch zwei Stück übrig, welche zum würdigen Empfange des Kaisers als geeignet befunden wurden.
Man musste sich also mit diesen zwei Stücken behelfen und beschloss, die Sache folgendermaßen zu machen: Die zwei Teppiche werden dicht aneinander gelegt; sobald der Kaiser den ersten überschritten und den Fuß auf den zweiten setzt, wird der erstere weggenommen und sofort vor den zweiten gelegt, so dass der Kaiser also wiederum auf einem Teppich geht; und so wird es fortgemacht, die Teppiche werden fortwährend gewechselt, und der Kaiser wandelt so auf dem ganzen Wege auf Teppichen. Und so geschah es! Mit dem Teppichwechseln wurden die Grethknechte beauftragt.
Nun waren zu jener Zeit die Überlinger Grethknechte nicht gerade berühmt wegen Gewandtheit und Höflichkeit, ebensowenig später. Soll es doch in der Fruchthalle bei starkem Markt nicht selten vorgekommen sein, dass ein durch’s Gedränge mit schwerem Fruchtsack dahinschreitender Grethknecht in der Eile einen Bauern beiseite warf und nur sagte: „Gib Sorg!“, das heißt „gib Acht“, aber erst, wenn jener schon zu Boden lag. Die Grethknechte machten nun beim Kaisereinzug die Sache mit den Teppichen so gut sie konnten und: mit allem Eifer, und Alles schien gut von Statten zu gehen.
Aber einmal wurde der hintere Teppich weggezogen, während das Pferd noch mit den Hinterfüßen darauf stand, wodurch es zu Fall kam und der Kaiser zur Erde stürzte. So sehr sich auch der Bürgermeister und Magistrat entschuldigten und die Grethknechte Abbitte leisteten, den Kaiser wurmte dieser Unfall sehr. Beim Abschied von Überlingen übergab er dem Bürgermeister eine geladene Pistole mit den Worten: „Er habe schon viele unhöfliche Leute getroffen, aber so grobe wie in Überlingen noch nie. Wenn einmal gröbere gefunden werden, so soll diese Pistole abgeschossen werden.“ Die Pistole wurde im Archiv verwahrt, sie soll aber immer noch nicht abgeschossen sein.
Quelle: Theodor Lachmann: Überlinger Sagen, Bräuche und Sitten. Mit geschichtlichen Erläuterungen, Konstanz, Ackermann, 1909, Quelle: Archive.org
Hildegard von Hohenfels und die Sage von Süpplingen
Hinter dem am See gelegenen Dorfe Sipplingen erhebt sich ein hoher Berg, dessen Gipfel in der Vorzeit eine stolze Burg gekrönt. Hier war der Sitz des berühmten Rittergeschlechts von Hohenfels7. Längst ist die Burg zerstört, ihre Trümmer blicken traurig von der Höhe herab; das einst weithin herrschende Rittergeschlecht ist seit Jahrhunderten ausgestorben. Der letzte Sprössling desselben war Fräule Hildegard, welche einen missgestalteten Kopf mit einem Schweinsrüssel hatte und deshalb aus einem goldenen Tröglein aß. Was aber die Natur ihr an körperlichen Vorzügen versagte, gab sie ihr um so reichlicher an Edelsinn und Tugend.
Das Burgfräule Hildegard war die Wohltäterin der ganzen Gegend und unterstützte namentlich die unten am See wohnenden Ansiedler auf jede Weise, gab ihnen täglich ihre Suppe oder ihr „Süpple,“ woher auch der Name Sipplingen stammt; denn es hieß ursprünglich „Süpplingen,“ wie es noch in Stumpfs Chronik von 1586 geschrieben ist. So tat Hildegard den Sipplingern nicht bloß während ihres ganzen Lebens alles Gute, sondern vermachte ihnen auch noch durch letzte Verfügung den größten Teil ihrer Besitzungen als Gemeindeeigentum; ja es erhielten sogar die benachbarten Überlinger von ihrem Reichtum ein schönes Stück.
Das ging folgendermaßen zu. Noch zu Lebzeiten Hildegards hatten die Überlinger mit den Sipplingern verabredet, dass sie gemeinsam nach Hohenfels gehen und das Fräule Hildegard bitten wollten, beiden Orten etwas zu verschreiben. Als nun die Stunde gekommen, warteten die Sipplinger vergebens auf die Überlinger; denn diese waren bereits auf der oberen Straße, über Nesselwangen und Bondorf, nach Hohenfels gegangen und so den Sipplingern zuvorgekommen; sie hatten deshalb auch bereits die 2 herrlichsten Wälder von Hildegard erhalten, nämlich die Gewanne Eisenholz und Schnorrenberg. Als die Sipplinger nun eingetroffen, schenkte ihnen das Burgfräulein sämtliche Hohenfels’sche Güter um Sipplingen und Hohenfels. Diese Verschreibung erfolgte im Jahre 1450.
Noch jetzt halten die Sipplinger das Andenken Hildegards in hohen Ehren: alljährlich wird in der Kirche am 14. August ihr Gedächtnis durch eine hl. Messe gefeiert. Bei der Austeilung des Gabholzes9 Ende Dezember oder Anfangs Januar wird derselben ebenfalls öffentlich gedacht, indem der Bürgermeister von Sipplingen im Rathaussaal die versammelten Bürger jeweils auffordert: „Lasset uns noch unsrer Wohltäterin, der Gräfin Hildegard von Hohenfels im Gebet gedenken!“ worauf fünf Vaterunser von allen Anwesenden laut gebetet werden.
Quelle: Theodor Lachmann, Ueberlinger Sagen, aus: Alemannia, Band XVI, S. 248–251, Hrg. Anton Birlinger 1888, via https://de.wikisource.org/wiki/Überlinger_Sagen_(1888)
Teufelstisch im Bodensee
In der Nähe von Überlingen befindet sich im Bodensee ein oben viereckiger platter Fels, welcher nur sehr selten, bei ganz niederem Wasserstand, aus dem See schaut (wie vor ein paar Jahren). Diesen Fels nennt man den Teufelstisch9 ; vermutlich war er ein Opferstein.
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 138-139. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004563514
Wie die Buchhorner in Überlingen schön Wetter holen
Die Überlinger freuten sich lang ob ihres guten Wetters. Die Buchhorner nicht – sie waren sehr böse hierüber, denn sie, so dachte jeder, könnten’s gerade so gut brauchen. Einstmals kam einem im Gemeinderat der Mut und er fing an: es wäre doch auch recht gut, wenn man schönes Wetter hätte.
Es wäre ihnen ja so geschickt wie den Überlingern drüben. Jetzt wurde beschlossen, eine Deputation nach Überlingen zu schicken, um gutes Wetter zu holen. Dort erhielten sie kurzen Bescheid: „wenn die ‚Breama flieget’, gibt’s gut Wetter.“ Nicht faul, fingen sie eine Bream (Bremse) und taten sie in ein Lädlein. Wie sie auf dem See heimfuhren, stach sie die Neugierde gewaltig, was doch’s schön Wetter mache? Machten ordentlich das Lädlein auf; aber pffff! die Bream heraus und Überlingen zu! Wie die Buchhorner das sahen, schrien sie aus Leibeskräften: „Gut Wetter, Buchhorn zu! Buchhorn zu!“ – Übrigens dürfen darob die Konstanzer nicht zu anzüglich werden, denn die Buchhorner wissen auch von ihnen etwas: sie hätten einstmals, als der Bodensee ganz zugefroren war, das Ereignis ins Eis eingeschrieben, um es der Nachwelt in Erinnerung zu bringen. (B. Baader 1859. Nr. 1, Alemannia, S. 106.)
Quelle: Theodor Lachmann: Überlinger Sagen, Bräuche und Sitten. Mit geschichtlichen Erläuterungen, Konstanz, Ackermann, 1909 Quelle: Archive.org
Die Heidenhöhlen bei Überlingen
Zwischen den Dörfern Goldbach und Sipplingen am unteren Bodensee, unweit Überlingen, zieht sich dicht am Ufer des Sees in bedeutender Höhe und Länge eine mächtige Felswand hin. An dieser Wand bemerkt man viele Öffnungen von allerlei Größe und Gestalt. Es sind dies die Eingänge und Lichtöffnungen der sogenannten Heidenhöhlen oder Heidenlöcher11; vor etlichen vierzig Jahren führten steinerne Treppen noch zu den Eingängen, jetzt aber sind sie ganz verwittert, und nur mit Mühe und nicht ohne Gefahr kann man vermittelst Leitern in diese wundersamen Gemächer gelangen. Erstaunen und Bewunderung muss aber Jeden ergreifen, der dieses seltsame Riesenwerk betritt. Tief in dem Innern der Felswand finden sich hier eine Menge Gemächer und Kammern. Es ist ein Werk, das außerordentliche Mühe und einen großen Zeitaufwand gekostet haben muss.
Die Gemächer sind beinahe alle gewölbt und mit Pfeilern versehen, die Fensteröffnungen großenteils regelmäßig angebracht und selbst nicht ohne Zierlichkeit, nur etwas niedrig, denn die höchsten messen nicht über acht Fuß. An den Wänden sind in vielen Kammern Sitzbänke, Nischen und allerlei Vertiefungen angebracht, jedoch nicht in allen, und überhaupt lässt es sich nicht verkennen, dass alle die Gewölbe und Kammern nicht zu einem und demselben Zweck erbaut worden seien. Unwillkürlich befällt Einen beim Eintreten in diese Felsenbehausung der Gedanke an die ägyptischen Totenkammern und Nekropolen.
Über den ursprünglichen Zweck und Gebrauch dieser Felsenkammern hat man keine Nachricht, und es lässt sich nichts Sicheres darüber ermitteln.
In der Umgegend glaubt man allgemein, dass sie den ersten Christen bei den ausgebrochenen Christenverfolgungen zu Schlupfwinkeln gedient haben, oder auch, dass später bei größerer Ausbreitung des Christenthums die noch übrigen Heiden der Umgegend in diesen unterirdischen Gemächern ihren heimlichen Gottesdienst gefeiert hätten. Doch auf keinen Fall können weder die verfolgten Christen noch die vertriebenen Heiden zu den obigen Zwecken sich diese Wohnungen erst gebaut haben; denn wer genötigt ist, sich einen Schlupfwinkel zu suchen, hat wahrlich nicht so viel Zeit dazu, sich eine Zufluchtsstätte von solchem Umfang und solchem Zeitaufwand zu bereiten; denn bei einer Arbeit, die so viel Zeit und so viel Mühe erfordert, wären sie sicher vor deren Vollendung verraten worden.
Unverkennbar ist dies ein Römerwerk; aber aus welcher Zeit und zu welchem Zweck, darüber wagen wir nicht zu entscheiden. Und auch der Name Heidenlöcher scheint dieses zu bestätigen, denn wie viele Überreste römischer Bauwerke in unserm Lande werden nicht mit dem Zusatze heidnisch benannt! so der Heidenkeller bei Ettenheimmünster, der Heidenberg bei Ippingen, das Heidenschloß bei Orsingen, das Heidenloch auf dem Heiligenberg bei Heidelberg etc. Übrigens können später, als diese Höhlen leer gestanden, sehr leicht verfolgte Christen hier eine Zuflucht gefunden haben, wie dies unter Pelagius in Spanien im asturischen Gebirge mit solchen Höhlen der Fall war.
Eben so wenig wollen wir in Abrede stellen, dass auch nachher verfolgte Heiden ihren heimlichen Götzendienst hier gehalten, und dass auch davon der Name Heidenlöcher, Heidenhöhlen entstanden sein könne. Übrigens müssen diese Kammern noch in späteren Zeiten Menschen zur Wohnung gedient haben; denn in einer derselben, deren Wände mit Kalk überworfen und von Ruß geschwärzt sind, findet sich unter dem Überwurf in die Wand eingehauen die Zahl 1675. Wo sich diese Felsenwand dem Orte Sipplingen nähert, findet man in den Felsen eingehauene Reste einer Einsiedelei mit uralten Bildern im byzantinischen Stil. Der Rauchfang und die in Stein gehauene Schlafstätte des Einsiedlers sind noch sichtbar.
Heinrich Schreiber: Die Heidenhöhlen bei Ueberlingen, in: Badisches Sagen-Buch. 1846 Quelle: https://de.wikisource.org/wiki/Die_Heidenhöhlen_bei_Ueberlingen
Die Heidenhöhlen bei Überlingen-Goldbach waren im 18.Jahrhundert zeitweise von Armen und Obdachlosen bewohnt und wurden von der Stadt Überlingen teilweise zerstört, um diese dort zu vertreiben. Im 19.Jahrhundert wurden die nunmehr unbewohnten und urtümlich aussehenden „Felsenwohnungen“ eine Touristenattraktion. Sie wurden 1846 zum Teil zerstört, als für die Bodensee-Uferstraße eine Schneise gesprengt wurde. siehe auch ➥ Wikipedia
Mehr:
➥ Überlinger Sagen
➥ Theodor Lachmann veröffentlichte unter dem Titel Überlinger Sagen 18 Sagen in 3 Teilen
➥ Digitalisat auf google.books von: Theodor Lachmann: Überlinger Sagen, Bräuche und Sitten. Mit geschichtlichen Erläuterungen, Konstanz, Ackermann, 1909
Balladen und Gedichte
Der Reiter und der Bodensee
Der Reiter reitet durch’s helle Thal,
Auf’s Schneefeld schimmert der Sonne Strahl.
Er treibet im Schweiß durch den kalten Schnee, –
Will heut noch erreichen den Bodensee;
Noch heut mit dem Pferd’ in den sichern Kahn
Will drüben noch landen vor Nacht er an.
Auf schlimmem Weg, über Dorn und Stein,
Er braust auf rüstigem Roß feldein.
Aus den Bergen heraus, in’s ebene Land,
Weit sieht er sich dehnen das Schneegewand.
Weit hinter ihm schwindet so Dorf wie Stadt,
Der Weg wird eben, die Bahn wird glatt.
In weiter Fläche kein Bühl, kein Haus,
Die Bäume gingen, die Felsen aus;
So flieget er hin eine Meil’ und zwei,
Er hört in den Lüften der Schneegans Schrei;
Es flattert das Wasserhuhn empor,
Nicht andere Laute vernimmt sein Ohr;
Keinen Wandersmann sein Auge schaut,
Der ihm den rechten Pfad vertraut.
Fort geht’s wie auf Sammt, auf dem weichen Schnee;
Wann rauscht denn das Wasser? wann glänzt der See?
Da bricht der Abend, der frühe herein,
Von Lichtern blinket ein ferner Schein.
Es hebt aus dem Nebel sich Baum an Baum,
Und Hügel schließen den weiten Raum.
Er spürt auf dem Boden Stein und Dorn,
Dem Rosse giebt er den scharfen Sporn.
Die Hunde bellen empor am Pferd,
Und es winkt im Dorf ihm der warme Heerd.
„Willkommen am Fenster, Mägdelein,
An den See, an den See, – wie weit mag’s seyn?“
Die Maid, sie staunet den Reiter an:
„Der See liegt hinter dir und der Kahn.
Und deckt ihn die Rinde von Eis nicht zu,
Ich spräch’, aus dem Nachen stiegest du.“
Der Fremde schaudert, er athmet schwer:
„Dort hinten die Eb’ne, die ritt ich her!“
Da recket die Magd die Arm in die Höh’:
„Herr Gott! so rittest du über den See!
„An den Schlund, an die Tiefe bodenlos
Hat gepocht des rasenden Hufes Stoß!
„Und unter dir zürnten die Wasser nicht?
Nicht krachte hinunter die Rinde dicht?
„Du wardst nicht die Speise der stummen Brut?
Der hungrigen Hecht’ in der kalten Fluth?“ –
Sie rufet das Dorf herbei zu der Mähr,
Es stellen die Knaben sich um ihn her;
Die Mütter, die Greise, sie sammeln sich:
„Glückseliger Mann, ja, segne du dich!
„Herein zum Ofen, zum dampfenden Tisch,
Brich mit uns das Brod und iß vom Fisch!“
Der Reiter erstarret auf seinem Pferd,
Er hat nur das erste Wort gehört.
Es stocket sein Herz, es sträubt sich sein Haar,
Dicht hinter ihm grinset noch die Gefahr.
Es sieht sein Blick nur den gräßlichen Schlund,
Im Geist versinkt er im schwarzen Grund.
Im Ohr ihm donnerts, wie krachend Eis,
Wie die Well’ umrieselt ihn kalter Schweiß.
Da seufzt er, da sinkt er vom Roß herab,
Da ward ihm am Ufer ein – trocken Grab.
Quelle: Gustav Schwab, Der Reiter und der Bodensee,Badisches Sagen-Buch I, S. 11–13, Link: https://de.wikisource.org/wiki/Der_Reiter_und_der_Bodensee_(Badisches_Sagen-Buch)
Anmerkung dazu von Schwab: Bekanntlich ist der Bodensee, bei all seiner großen Tiefe, schon mehrmals in strengen Wintern gänzlich zugefroren. Man berichtet solches von den Jahren 1277, 1435, 1560, 1573, 1587, 1695, 1788 und 1830. [14] Diese Gelegenheiten benützte man oft zu ausgedehnten Lustpartien auf dem Eis; so hielten 1573 zweihundert Constanzer Bürger zu Fuß und zu Pferd die Aschermittwochschlacht auf dem See. Im Jahr 1695 gab die Stadt Arbon ein Freischießen auf demselben. Auch im Jahr 1830 fanden mehrere Belustigungen darauf Statt; Krämerbuden, Schenkzelte waren aufgeschlagen, Musikbanden spielten auf, Kegel wurden geschoben und eine Menge Leute lustwandelten sorglos auf der glatten Fläche hin und her.
Fußnoten
¹ Wüste = Einsiedelei, Zelle
² umhergeistern
³ Süßenmühle bei Sipplingen
4 Burg Haldenberg
5 Burg Kargegg
6 Burg Alt-Bodmann
7 Burg Alt-Hohenfels
8 Basilisk=Mythisches Tierwesen, Mischung aus Hahn, Kröte und Schlange, das durch seinen Blick töten kann
9 Brennholz im Forst einer Gemeinde, der an bezugsberechtigte Gemeindemitglieder verteilt wird
10 Teufelstisch im Bodensee
11 unvermeldt nicht lassen = nicht unerwähnt lassen
12 erkiesen = erwählen
13 Burde = schwere Traglast („Bürde“)
14 Pfluggeuzen = vermutlich lokaler Ausdruck, der die beiden hölzernen Griffe am Pflug bezeichnet
15 vgl. auch die Geschichte der „Heidenhöhlen“
Literatur
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