Waldburg – Sehenswertes, Geschichte, Sagen, Mythen und Volksglaube der Region. Das „etwas andere“ Portal. Links, Landkarten, historische Ansichtskarten, Fotos, Ausflugsziele …
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Allgemeines
Historische Lexikoneinträge
Waldburg
aus den ehemals reichsunmittelbaren Besitzungen der Grafen von W. 1803 gebildetes, 475 qkm großes Fürstentum in Schwaben, unter württemb. und bayr. Landeshoheit. Die Grafen von W. führten schon im 11. Jahrh. den Titel Truchseß von W. Die Häupter der noch blühenden Linien sind: Fürst Franz von W. zu Wolfegg und Waldsee, geb. 11. Sept. 1833; Fürst Georg von W. zu Zeil-Zeil oder Zeil-Trauchburg, geb. 29. Mai 1867; die Linie Zeil-Wurzach erlosch 4. Aug. 1903 mit Fürst Eberhard II., geb. 17. Mai 1828.
Quelle: Brockhaus‘ Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 943. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001666231
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Beschreibungen vom Landesarchiv Baden-Württemberg
Geschichte
Waldburg
aus den ehemaligen Besitzungen der Grafen von Waldburg 1803 gebildetes Fürstentum in Schwaben, zwischen der Donau und Iller, besteht aus der Grafschaft Zeil in Württemberg, der Grafschaft Trauchburg in Württemberg und Bayern, den Herrschaften Wolfegg-Waldsee, Waldburg, Praßberg, Leipoltz und Waltershausen mit der Hälfte der Domäne Kießlegg, den Herrschaften Balgheim, Vollmaringen und Göttelfingen, Wurzach und Moorstetten in Württemberg, der Herrschaft Pfaffwiesen in Baden, der Herrschaft Lustnau im österreichisch-tirolischen Kreis Bregenz und dem Gut Röhrmoos in Bayern und umfaßt 745 qkm mit 2800 Einw.
Das Wappen ist ein goldener Reichsapfel in rotem Felde, wegen des Reichserbtruchseßamtes; drei goldene Tannenzapfen im blauen Feld erinnern an den Namen W. Das Geschlecht stammt von den Herren von Tanne (an der Ach bei Wolfegg) ab, die um 1100 auftraten, 1170 W. erwarben und seit 1214 das Truchsessamt besaßen. Zwei Nebenlinien des Hauses nahmen im 13. Jahrh. den Namen »Schenken von Winterstetten« und »Schenken von Schmalneck« an. Die Truchsessen von Waldburg waren Ministerialen der Staufer und übten unter deren Herrschaft im Reiche großen Einfluss aus, so Heinrich (1173 bis 1209) bei Philipp von Schwaben, Eberhard (1187 bis 1234) bei Friedrich II., der ihm die Leitung seines Sohnes Heinrich und die Obhut über die Reichskleinodien (1222) anvertraute.
Das bekannteste Glied des Hauses ist Georg, Truchsess von Waldburg, der Heerführer des Schwäbischen Bundes gegen Ulrich von Württemberg (1519) und im Bauernkrieg (1525), der als Statthalter Württemberg bis zu seinem frühen Tode (1531) verwaltete. Schon 1419 zersplitterte sich das Geschlecht: Jakob, genannt der goldene Ritter (gest. 1460), setzte die Hauptlinie fort, die unter seinen Söhnen in die Zweige Trauchburg und Friedberg-Scheer zerfiel; letztere erlosch 1772. Jakobs Bruder Georg begründete die Linie Zeil-Wolfegg.
Mehrere Mitglieder des Hauses erlangten hohe kirchliche Würden: schon im 13. Jahrh. wurden Heinrich und Eberhard Bischöfe von Konstanz; Otto erhielt 1543 das Bistum Augsburg Bekannter ist Gebhard, Erzbischof von Köln (seit 1577), der 1582 zur reformierten Kirche übertrat (s. Gebhard 3). 1525 erhielten die Truchsesse von Waldburg die Würde eines Reichserbtruchseß, 1628 wurden sie Grafen und 1803 die württembergischen Hauptlinien zur Entschädigung für den Verlust ihrer Reichsfreiheit Fürsten.
Gegenwärtig bestehen in Württemberg die fürstlichen Linien Waldburg-Wolfegg-Waldsee (ihr Haupt ist Fürst Franz, geb. 11. Sept. 1833) und Waldburg-Zeil und Trauchburg (Haupt Fürst Georg, geb. 29. Mai 1867), während die Linie Waldburg-Zeil-Wurzach mit Fürst Eberhard II. (geb. 17. Mai 1828,[324] gest. 1. Aug. 1903) im Mannesstamm erloschen ist, und in Österreich die gräfliche Seitenlinie Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems (Haupt Graf Klemens, geb. 21. Okt. 1842). Alle diese Linien sind katholisch; der gräfliche Zweig Waldburg-Capustigall in Preußen, der reformiert war, ist 1844 im Mannesstamm erloschen. Vgl. Vochezer, Geschichte des fürstlichen Hauses W. in Schwaben (Kempten 1888–1907, Bd. 1–3).
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 324-325. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007668155
Waldburg
altes, reichsunmittelbares Geschlecht in Württemberg, Bayern, Österreich u. Preußen, dessen Ahnen das Truchsessenamt an den Höfen mehrerer Hohenstaufen führten, wovon sie den Namen Truchsess-W. annahmen. Die Truchsesse von W. wohnten schon in den ältesten Zeiten den Reichs- u. Kreistagen bei u. hatten im Schwäbischen Grafencollegium eine gemeinschaftliche Stimme. 1463 erwarben sie die Grafschaft Sonnenberg u. nahmen den gräflichen Titel, welchen sie schon früher als Grafen zu Thann neben dem als Truchsess von W. geführt haben sollen, wieder an, gaben diesen aber auf, als die Grafschaft durch Aussterben der Sonnenbergischen Linie wieder verloren ging.
Georg III., aus dem Hause W.-Wolfegg, zeichnete sich als General des Schwäbischen Bundes in dem Bauernkriege aus u. zur Belohnung dafür erhielt die Familie 1525 von dem Kaiser Karl V. die Erlaubnis sich Reichserbtruchsesse zu nennen. 1528 verlieh ihnen der Kurfürst Ludwig von der Pfalz als Erbtruchsess die Anwaltschaft auf dieses, zu jener Zeit von der Familie Seldneck ausgeübte Amt, welches die Truchsess-W. dann auch bis zur Auflösung des Deutschen Reichs ausübten. 1628 erhob Kaiser Ferdinand II. die Stammhalter der Linie W. in den Reichsgrafenstand u. machte ihre Besitzungen zu Reichsgrafschaften, so wie im März 1803 Kaiser Franz II. die Häupter der drei schwäbischen Linien W.-Wolfegg, W.-Zeil-Zeil u. W.-Zeil-Wurzach in den Reichsfürstenstand u. ihre Grafschaften zum Reichsfürstentum W. erhob.
Seit 1808 begleitete der jedesmalige Senior des Hauses W. das Erbreichsoberhofmeisteramt im Königreich Württemberg. Der gemeinschaftliche Stammherr der noch lebenden Fürsten u. Grafen von Truchsess-W. war Johann, welcher 1423 starb. Seine zwei Söhne Jakob u. Georg bildeten die Jakobinische u. Georgische Hauptlinie. Die erstere teilte sich mit Jakobs Enkeln wieder in zwei Unterlinien, indem Wilhelm (starb 1557) die zu Trauchburg u. Scheer, Friedrich (starb 1554) die zu Capustigall od. die Preußische Linie stiftete, welche noch gräflich u. evangelisch ist.
Die Linie Scheer teilte sich durch Wilhelms zwei Enkel u. Christophs (starb 1612) Söhne in zwei Äste: zu Scheer, gestiftet von Wilhelm Friedrich (starb 1603), u. zu Trauchburg, gestiftet von Friedrich (st. 1636). Erstere erlosch 1764 mit Graf Leopold August, u. deren Besitzungen, Friedburg u. Scheer, sielen an die von Trauchburg.
Der Ast Trauchburg aber erlosch 1772 mit Franz Karl Eusebius, Fürstbischof zu Chiemsee, u. die Grafschaft Trauchburg kam an die Linie Zeil-Zeil; Friedburg u. Scheer wurden aber an den Fürsten von Thurn- u. Taxis verkauft. Die Georgische Stammlinie teilte sich nach dem Tode des Freiherrn Jakob (1589) in zwei Linien, die Wolfeggsche u. die Zeilsche. Die erstere spaltete sich durch die zwei Enkel des Stifters (Heinrich, st. 1636), Maximilian Franz (st. 1681) u. Johann Maria (st. 1724), in zwei Äste: Wolfegg-Wolfegg u. Wolfegg-Waldsee, welche aber seit 1798 durch das Aussterben der ersteren wieder unter dem Namen Wolfegg-Wolfegg u. Wolfegg-Waldsee vereinigt sind. Die Zeilsche Linie theilte sich 1684 durch die zwei Enkel des Stifters Froben (starb 1614), Louis Jakob (st. 1684) u. Sebastian Wunibald, ebenfalls in zwei Speciallinien Zeil-Zeil (jetzt Zeit u. Trauchburg) u. Zeil-Wurzach.
Ein Nebenzweig der Linie Zeil-Zeil, Waldburg-Zeil-Lustnau-Hohenems, ist in Österreich begütert u. gräflich J. Jakobinische Hauptlinie: A) Linie W.-Trauchburg u. Scheer, jetzt in den beiden Ästen Scheer u. Trauchburg seit 1764 u. 1772 ausgestorben (s. oben); zu ihr gehörten
1) Gebhard von Truchsess-W, Sohn des Stifters dieser Linie, Wilhelm, Erzbischof von Köln,…;
B) Linie Capustigall od. Preußische Linie, in den preußischen u. 1686 in den Reichsgrafenstand erhoben u. der Reformirten Confession folgend;
2) Graf Friedrich Ludwig, geb. 25. Okt. 1776 in Tangermünde, trat 1793 in preußische Militärdienste, welche er aber 1800 verließ, um sich auf Reisen zu begeben; 1803 nahm er württembergische Dienste u. wurde 1805 Gesandter in Wien u. 1806 in Paris; Ende 1807 ging er nach Kassel an den westfälischen Hof u. wurde dort Oberkammerherr, legte aber diese Stelle bereits 1808 nieder u. lebte auf seinen Gütern in Preußen. 1813 trat er wieder als Oberst in preußische Militärdienste u. begleitete 1814 als preußischer Commissär den Exkaiser Napoleon auf seiner Reise nach Elba bis nach Frejus; 1816 wurde er Gesandter in Turin, wo er sich bes. um die Waldenser in Piemont sehr verdient machte, denen er nicht nur Geldunterstützungen von seiner Regierung, sondern auch größere Toleranz von der sardinischen Regierung erwirkte. Inzwischen zum Generalmajor avanciert ging er 1827 als preußischer Gesandter nach den Haag u. 1832 wieder nach Turin; 1837 wurde er Generalleutenant u. starb 18. Aug. 1844. Er war seit 1803 vermählt mit Antonie geb. Prinzeß von Hohenzollern-Hechingen (starb 25. Dec. 1831), von welcher er nur Töchter hinterließ.
Der jetzige Repräsentant dieser Linie ist: 3) Graf Gebhard, Großneffe des Vorigen, geb. 16. März 1794, ist preußischer Oberstleutenant a. D. u. unvermählt.
II. Georgische Hauptlinie, der Katholischen Confession folgend:
A) Wolfeggsche Linie: Wolfegg-Wolfegg u. Wolfegg-Waldsee, besitzt in Bayern das Gut Rohrmoos u. im Württembergischen Donaukreis die Herrschaften Wolfegg-Waldsee, Praßberg, Leipoltz u. Walkershofen mit der Hälfte der Domäne Ließlegg, 6 QM.; Residenz: Wolfegg; 1803 in den Reichsfürstenstand nach dem Rechte der Erstgeburt erhoben, der Fürst ist seit 1819 Mitglied der ersten württembergischen Kammer;
Chef: 4) Fürst Friedrich, Sohn des 1833 verstorbenen Fürsten Joseph Anton, geb. 13. Aug. 1808, ist Senior des Gesamthauses W. u. als solcher Erbreichsoberhofmeister des Königreichs Württemberg; seit 1832 vermählt mit Elisabeth geb. Gräfin Königsegg-Aulendorf; sein ältester Sohn Franz ist 1833 geboren.
B) Zeilsche Linie, hat seit 1525 das Reichserbtruchsessenamt:
a) Zeil-Zeil od. Zeil u. Trauchburg:
aa) Fürstliche Linie, besitzt in Bayern einen Teil der Grafschaft Trauchburg, im württembergischen Donaukreis den Rest der Grafschaft Trauchburg, die Hälfte der Grafschaft Zeil u. die Herrschaften Balgheim, Vollmaringen u. Göttelfingen, in Baden die Herrschaft Pfaffwiesen, zusammen 42/3 QM.; Residenz: Zeil; seit 1803 Reichsfürsten nach dem Rechte der Erstgeburt, der Fürst ist seit 1818 erblicher Reichsrat in Bayern 1819 Mitglied der ersten Kammer in Württemberg;
Chef: 5) Fürst Wilhelm, Sohn des 1862 verstorbenen Fürsten Constantin, geb. 26. Nov. 1835 u. vermählt 1862 mit Maria, Tochter von W.
4). bb) Gräflicher Zweig: W.-Zeil-Lustnau-Hohenems, besitzt die Herrschaft Lustnau in Tarot, Wohnsitz: Hohenems;
Chef: 6) Graf Maximilian, Sohn des 1818 verstorbenen Fürsten Max Wunibald von W.-Zeil u. Trauchburg, geb. 8. Oct. 1799, ist Rittmeister in der österreichischen Armee u. seit 1841 vermählt mit Josephe geb. Freiin von Enzberg; sein Sohn Clemens ist 1842 geboren;
b) Zeil-Wurzach, besitzt das Lehen Ferthofen in Bayern, die Herrschaften Wurzach u. Marstetten, so wie einen Teil von Kißlegg in Württemberg; Residenz: Wurzach; seit 1803 Reichsfürst nach dem Rechte der Erstgeburt, der Fürst ist seit 1819 Mitglied der ersten Kammer in Württemberg u. seit 1846 erblicher Reichsrath in Baiern;
Chef: 7) Fürst Karl, Sohn des 1861 verstorbenen Fürsten Leopold, geb. 8. Dec. 1825; er ist unvermählt, sein Bruder Graf Eberhard ist 1828 geboren.
Quelle: Pierer’s Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 787-788. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20011245301
Ausflüge und Sehenswertes
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Natur & Parks
Karten
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sowie die Straßenentfernung zwischen zwei Orten und stellt beide auf der Landkarte dar. Startort ist Waldburg, den Zielort müssen Sie noch wählen. Voreingetragen ist ➥ Bisoro in Burundi
Webcams
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Teilgemeinden und Ortschaften
➥ Ortschaften und Wohnplätze von Waldburg (aus Wikipedia)
Sagen, Mythen und Geschichten
Märchen & Sagen
Von einem Heldenstück, das der Blitzschwab getan
Indem die sieben Schwaben am andern Tag ihres Wegs weiterzogen, sahen sie von ferne die hohe Waldburg auf ihrem Tannenberg liegen. Der Blitzschwab fragte den Seehaasen, als einen der Gegend kundigen Mann: wer dort oben hause im Schlosse? Der Seehaas sagte: Es hause droben ein gewaltiger Riese.
Und nun erzählte er den Gesellen ein Langes und Breites von dem Ungeheuer, und welches Unheil es schon angerichtet habe in der Gegend umher. Es war aber alles, was er sagte, ganz und gar verlogen, ob er gleich selbst steif und fest daran glaubte. Der Blitzschwab fragte ihn: ob sie des Weges nahe vorbeikämen an jenem Berge? Jener sagte: Nein; und er brauche sich nicht zu fürchten. „Potz Blitz!“, sagte der Blitzschwab; „Was? Ein Kerl, wie ich bin, sich fürchten?…“ Und während die Gesellen schliefen, machte er sich allein auf den Weg nach der Waldburg. Der Riese lugte soeben über die hohe Ringmauer heraus, wie Unsereiner zur Dachluke hinausguckt. Sein Kopf schien so groß wie die Scheibe eines Vollmonds im Aufgange und die schwarzen, struppigen Haare hingen ihm vom Scheitel herunter. Er fieselte so eben ein Kalb ab als wär’s eine Lerche, und zermalmte die Knochen, als wären es Zuckerstriezel. Indem es so dem Fraß bedächtig oblag, mochte er das Männle nicht bemerken, das, wie ein Wiesel, durch das Gesträuch sich Weg machte.
Unser Held aber springt – mir nichts, dir nichts – keck auf den Riesen zu, umfasst eines seiner Beine, und klettert dran hinauf, wie ein Eichkätzle auf einen Tannenbaum. Nun muss man wissen, dass sich Riesen vor nichts mehr fürchten, als vor Kröten, gleichwie sich Löwen fürchten vor dem Geschrei des Hahns. Eine solche Kröte, glaubte der Riese, hänge an seinem Bein. Voll Schrecken läuft er fort, hin und her, auf und ab, und zappelt, und schlenzt, und kann des Scheusals doch nicht los werden. Da stolpert er endlich und fällt. Halb des Todes vor Angst ächzt er und stöhnt mehr und mehr, wie er fühlt, dass die Kröte immer weiter hinaufkriecht über den Leib. Und schon sitzt sie ihm auf dem Genick. Jetzt verliert er alle Besinnung und unser Held schneidet ihm nun geruhig und gemächlich den Kopf ab.
Quelle: Ludwig Aurbacher: Ein Volksbüchlein. Band 1, Leipzig [um 1878/79], S. 167-168. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004480031
Herrn Jörgen singen
Es geht ein Sprichwort in Schwaben: »Wart! ich will dir den Herrn Jörgen singen.« Das soll daher kommen. Georg Truchseß von Waldburg, der wackere Held im Bauernkriege, zog nach dem Flüßchen Luibas unweit Kempten, wo er den Bauern ein schlimmes Lied in den härtesten Tonarten sang, so daß sich sein Angedenken in obigem Drohwort erhalten.
Quelle: Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 414. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20005676029
Brauchtum und Volksglaube
Die Wallfart für die Kinder auf Waldburg
Isst ein Kind sehr viel und es bleibt dabei doch ganz mager, so schickt man einen gebrauchten Schlotzer eines solchen Kindes nach Waldburg, allwo sich an der Kirche ein Gewölbe befindet und wirft ihn zu den vielen schon dort ligenden hinein. Dann nimmt man einige Hände voll Erde und nimmt sie mit heim, wo man dann dem Kinde die Erde in einem Tüchlein u. dgl. unter den Kopf legt; solche bleibt daselbst während 24 Stunden liegen. Während man diese geweihte Erde unter den Kopf des Kindes bringt, zündet man geweihtes Wachs an und betet drei Vater unser; das gleiche geschieht, wenn man die Erde wieder wegnimmt; dieselbe wird dann auf den Kirchhof getragen.
Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 421-422. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004578023