Der ehemalige Katharinen-Altar der Nikolaikirche

Der „Katharinen-Altar“, ein Nischenaltar, befand sich wahrscheinlich im hinteren Drittel der Kirche in einer „Ausbuchtung“ seitlich im „Südschiff“. Dieser Anbau wurde von Hans oder Kaspar Eberz19 nach 1470 gestiftet (oder initiiert) und daher auch „Eberz’sche Kapelle“ genannt. Katharina wird oft mit den 14 Nothelfern dargestellt – u.a. mit St.Nikolaus (Nikolai). Eventuell ist dieser im zentralen (noch verschwundenen) Mittelteil des Altares dargestellt.

Die Heilige Katharina gehört zu den sogenannten Virgines capitales, den vier großen heiligen Jungfrauen. Die hl. Katharina zählt zu den heiligen vierzehn Nothelfern und gilt als Helferin bei Leiden der Zunge und Sprachschwierigkeiten. Sie ist Schutzpatronin der Schulen, der philosophischen Fakultäten, der Näherinnen und Schneiderinnen (➥ Wikipedia) – wodurch sich ein Bezug zum Leinwandhandel Isnys ergibt. Der Legende nach …“hatte Katharina von Alexandria durch geschicktes Argumentieren 50 Gelehrte zum christlichen Glauben bekehrt. Dafür wurde sie mit dem Tod durch das Rad bestraft. Als auf ihr Gebet hin Feuer vom Himmel fiel und das Folterinstrument zerstörte, wurde sie enthauptet.“ 12

Die Heilige Barbara (➥ Barbara von Nikomedien) ist Schutzpatronin der  Bergleute sowie der Artillerie, der Architekten und Bauarbeiter (Maurer, Zimmerleute, Dachdecker) sowie der Glöckner, Türmer und Glockengießer, der Feuerwehr sowie weiterer Berufe, die mit Feuer umgehen, wie Feuerwerker, Goldschmiede, Sprengmeister, Salpetersieder, Büchsenmacher und Waffenschmiede zudem Schutzpatronin der Metzger, Köche, Totengräber und Buchhändler. Sie ist auch Patronin der Mädchen, der Sterbenden und der Gefangenen.

Anna selbdritt bezeichnet in der christlichen Ikonographie eine Darstellung der heiligen Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind. Sie ist die Mutter von Maria und somit die Großmutter von Jesus Christus. Viele Bruderschaften – vor allem in Deutschland – wählten Anna zur Schutzpatronin und stifteten Kapellen und Altäre, auf denen häufig Statuen der Anna selbdritt aufgestellt wurden. 

Der Hl. Elegius (➥ Eligius von Noyon) ist „Schutzpatron zahlreicher Berufe wie der Bauern, Bergleute, Büchsenmacher, Goldschmiede, Graveure, Hufschmiede, Knechte, Kutscher, Kutschenmacher, Lampenmacher, Metallarbeiter, Münzmeister, Pferdehändler, Sattler, Schleifer, Schlosser, Schmiede, Schwertfeger, Tierärzte, Uhrmacher, Wagner und Zinngießer.“ (➥ Wikipedia)

Was im Mittelteil (=Hauptteil) dargestellt war, ist noch Objekt der Nachforschung. Die Zuordnung zu den Schutzheiligen könnte Hinweise auf die Stifter geben.

Verbleib der Teile des Katharinenaltares

Vier Tafeln des Katharinenaltares konnte ich in der Sammlung des ➥ Dominikanermuseums in Rottweil aufstöbern. Diese werden dort auch eindeutig der Provenienz aus der Nikolaikirche in Isny zugeordnet. Es handelt sich dabei jeweils um Vorder- und Rückseite. Quelle: ➥ https://bawue.museum-digital.de/object/5824

Die Tafeln „Hl. Elegius“ und „Anna selbdritt“ (Standort: Dominikanermuseum_Rottweil), um 1480 – auf der „Werktagsseite“ des Altares – sind die Rückseiten der Altarflügels mit der Hl. Katharina und Hl. Barbara. Den Flügel von Anna Selbdritt habe ich retuschiert. Anna Moraht-Fromm ordnet diese Tafeln einer Überlinger Werkstatt zu. (Vgl. KVII, S. 69, Nr. 284) Die Strigels hatten wohl bereits damals „Subunternehmer“ beauftragt, falls das Auftragsvolumen zu groß wurde.

Der Hl. Elegius Dominikanermuseum_Rottweil, um 1480
Der Hl. Elegius Dominikanermuseum_Rottweil, um 1480

 

Hl.Anna Selbdritt Dominikanermuseum Rottweil
Hl. Anna selbdritt Dominikaner-Museum Rottweil (retuschiert)

Die Tafeln mit den Darstellungen der Hl. Katharina und Hl. Barbara (Standort: Dominikanermuseum in Rottweil, um 1480), sind Altartafeln der „Festtagsseite“ des Altares.
Maße: Höhe 180 cm, Breite 80,5 cm pro Altarflügel.
Gesamtmaß des Altar-Retabels somit 180 x 161 cm (h x b) im geschlossenen Zustand (Werktagsseite), geöffnet ca. 180 x 322, ohne Rahmen und oberen Schmuckaufsatz (Festtagsseite)
Das Mittelteil dieses Altarretabels ist noch verschollen. Es müsste 180 x 161 cm (h x b) aufweisen.

Hl. Katharina und Hl. Barbara (Dominikanermuseum Rottweil), um 1480
Hl. Katharina und Hl. Barbara (Dominikanermuseum Rottweil), um 1480

Die Art, wie die „Festtagsseite“ gestaltet ist – und hier besonders die Ziselierung des Goldgrundes – deutet für mich auf die Herkunft aus der Memminger Strigel-Werkstatt hin. Frau Anna Moraht-Fromm, ausgewiesene Strigel-Expertin, teilt meine Vermutung, dass dieses Heiligenpaar aus der Werkstatt von Ivo Strigel stammen könnte. Siehe unten die beiden vergleichbaren Reliefs aus Damüls, die sich heute in Berlin befinden – und den in der Fußnote angegebenen Link dorthin 22.

Gudrun Litz vermerkt: „In der Rottweiler Lorenzkapelle sind zwei Altarflügel ebenfalls aus der Isnyer Pfarrkirche mit Darstellungen der Hll. Barbara und Katharina zu sehen; vgl. Baum: Bildwerke der Rottweiler Lorenzkapelle, S. 34f., Nr.67 und Nr.68 (Abb).“ 21

 

Der Krimi geht weiter. In der Spitalkapelle in Isny standen ebenfalls Altäre mit Heiligenverehrungen: 1481 Okt. 13. SpA (Spitalarchiv) Nr. 657:
„Neuer Altar der zu Ehren Unseren lb. Frau, der Heiligen Barbara, Margaretha, Katharina und Cecilia  im Hospital zu Isny geweiht wurde.“
Katharina und Barbara würden passen – Elegius und Anna Selbdritt jedoch nicht. Diese passen jedoch auch stilistisch nicht ins Ensemble, werden jedoch in der Provenienz als „aus Isny stammend“ ausgewiesen. Das könne die Spur zu einem dritten Strigel-Altar weisen. Es bleibt spannend!

 


Rekonstruktion und Verbleib des Altars

Vermutlich wurde der Altar bereits vor 1530 abgebaut – da er aus Heiligenbildern bestand, die in reformierten Kirchen nicht mehr geduldet wurden

Kammerer¹ vermerkt in seinen „Bildern aus einer Reichsstadt“ :
„Zu den schon um 1400 in der Pfarrkirche bestehenden Altarpfründen (Tagmesse oder St.Michaelspfründe, Frauenpfründe, St.Johannes-Pfründe und St.Katharinen-Pfründe) kamen von 1450 an in einer besonders stiftungsfreudigen Zeit noch drei weitere Altarpfründe: 1465 eine von der Witwe des Krämers Hans Mayer gestiftete Pfründe zu Ehren der Heiligen Veit, Valentin, Antonius und Bernhard, 1480 eine St.Ursus-Pfründe und um 1491 eine von Agatha Weißland gestiftete Drei-Königs-Pfründe.“ (a.a.O. S.101)

Georg Bader bemerkt in seinem Manuskript³: „Obwohl die Stadt im Städtekrieg 90 Firste des Klosters niedergebrannt hatte und sich schon Spannungen zwischen Altgläubigen und Reformationswilligen zeigten, haben die Bürger gemeinsam mit den Mönchen das Kloster vor den Angriffen der Bauern geschützt. Das hielt die selbstbewussten Bürger nicht davon ab, sich im Gegensatz zum Kloster auf die Seite der Reformation zu stellen, die Messe und die Verehrung der Heiligen zu verbieten und ihre Bildwerke aus der Kirche zu entfernen.“

Das dürfte in diesem Fall den Katharinenaltar betroffen haben, da in solchen Altären Heiligenfiguren der 14 Nothelfer (incl. Nikolaus) dargestellt sind. Dem Hochaltar aus Isny werden 4 (1945 zerstörte) Bilder mit Heiligenpaaren zugerechnet. Das bedeutet entweder, dass die Bürger die Bilder nur entfernt und irgendwo eingelagert haben oder – falls diese in der Reformationszeit (wie im Bildersturm üblich) verbrannt wurden – die bis 1945 vorhandenen Heiligenbilder nicht aus Isny stammen. Pfarrer i.R. Johannes Ringwald gab den Hinweis, dass die Kaufleute aus Isny die Bilder zwar wohl entfernt – aber sicher nicht wie andernorts verbrannt – sondern Zuhause gelagert hätten. Möglicherweise wurden sie dort jedoch bei einem der großen Stadtbrände vernichtet – oder nach dem Stadtbrand mit in die Schweiz genommen, wohin einige Patrizierfamilien auswanderten.

Kammerer vermerkt in der Beschreibung zum Wiederaufbau der Nikolaikirche um 1640: „Zur selben Zeit bekam die Kirche zwei Altäre, den sogenannten oberen, der im Chor (wohl als Hochaltar) stand, und den unteren im Mittelschiff – leider heute nicht mehr erhalten! Von einem dieser Altäre stammen sicher zwei noch im Ölberg aufbewahrte Tafeln mit der Darstellung des Mannaregens und des Jakobstraumes sowie Bruchstücke einer Tafel mit der Darstellung des Abendmahls. Es kann leider nicht mehr festgestellt werden, ob der in der Sakristei verwahrte Entwurf des Hochaltars (aquarellierte Zeichnung; als Blatt; Christus als Keltertreter) zur Ausführung kam.²
Im von Kammerer erwähnten und zitierten Rechnungsbuch des Kirchenarchivs Isny um 1640 werden alle Gewerke genannt – jedoch nicht für die Ausführung eines Altars. Nach den Berichten wurde der Chor vom Feuer verschont, ebenso die Sakristei und die Prädikantenbibliothek.

Weitere Katharinen-Altäre

Strigel-Altar aus Damüls

Tafeln eines Altares aus Damüls befinden sich heute im Bode-Museum in Berlin. Diese weisen frappierende Ähnlichkeit mit den Tafeln aus Rottweil auf – so ist der Hintergrund auf diesselbe Weise farbig abgesetzt – was auf die herkungt aus derselben Werkstatt schließen lässt – und auch die Figuren besitzen eine Ähnlichkeit im Faltenwurf.

Ivo Strigel: Katharina und Barbara, Bode-Museum Berlin, Provenienz aus Damüls, Schweiz
Ivo Strigel: Katharina und Barbara, Bode-Museum Berlin, Provenienz aus Damüls, Schweiz
Die Ähnlichkeit mit den Rottweiler Tafeln aus Isny ist deutlich erkennbar. 22

Isny im Allgäu – Menelzhofen

Die Katholische Pfarrkirche Sankt Margaretha in Menelzhofen, Isny im Allgäu, (1786/1800) enthält einen Hochaltar mit einer Gruppe der vierzehn Nothelfer (Vierzehnheiligen): Achatius, Barbara, Blasius, Katharina, Christophorus, Cyriacus, Dionysius, Erasmus, Eustachius, Georg, Ägidius, Margaretha, Pantaleon, Vitus 15 

Kathedrale von Chur

In der Kathedrale von Chur steht ein Katharinen-Altar, der Ähnlichkeiten mit der Malweise von Strigel zeigt und etwa zur selben Zeit entstand. Auf den vier Tafeln sind abgebildet:
St. Oswald, St. Nikolaus, St.Hieronymus mit dem Löwen und St.Christophoros. Im 17. Jahrhundert waren nach dem großen Stadtbrand von Isny einige Patrizierfamilien in die Schweiz ausgewandert. Die Werkstatt von Ivo Strigel lieferte mindestens einen Altar nach Chur. 16

Spekulation
In der Kathedrale von Chur gibt es einen Katharinenaltar um 1500, das Triptychon eines Meisters aus dem Bodenseeraum, der nach Dürers Holzschnitten arbeitete. Hatten die Patrizier den Altar vor dem ‚Bildersturm‘ gerettet? – Dieser wird spekulativ Albrecht Dürer zugeschrieben, könnte somit durchaus auch von Strigel stammen. 17

Striegel-Altäre in der Gegend von Chur

„Es scheint, als hätten diese Werkstätten die Aufteilung der Liefergebiete in
Graubünden abgesprochen. (…) Die Werkstatt von Ivo Striegel arbeitete ausschließlich für die Regionen Lugnez, Misox und am Vorderrhein. (…)
1. Brigels, Kapelle Eusebius, Hochaltar datiert 1486, Yvo Striegel zugeschrieben.
2. Disentis, Pfarrkirche, Altar der Abdankungskapelle datiert 1489, von Striegel signiert.
3. Obersaxen, Kapelle Meierhof, ein Altar um 1490, ist Yvo Striegel zugeschrieben, die Malerei seinem Sohn Bernhard.
4. Lumbrain, Pfarrkirche, Altarfragmente um 1490, sind Yvo Striegel, die Malerei als Frühwerk seinem Sohn Bernhard zugeschrieben.
5. Vals, Pfarrkirche, Altar in der Marienkapelle, um 1500, Zuschreibung der Werkstatt Striegel, die Figuren Weckmannstil (Westhof).
6. Degen, Kapelle St. Sebastian, der Hochaltar ist datiert 1506, signiert von Yvo Striegel. Das Retabel ist heute in einen Ritzaltar des 18. Jahrhunderts integriert. Restauriert 1986 – 1988.
7. Chur, rhätisches Museum, ursprünglicher Hochaltar der Pfarrkirche Grono, datiert 1516, Striegel zugeschrieben.
8. Roveredo-Carasole, S. Rocco, grosses Altarfragment, um 1512, Yvo Striegel zugeschrieben.

Mehrere bedeutende Striegel-Altäre, aus dem Misox und Calancatal befinden sich in Schweizer Museen. Ferner befinden sich diverse Figuren und Bilder, die von Yvo und Bernhard Striegel geschaffen wurden, im Churer Dom-Museum, im Museum San Vittore, in der Pfarrkirche Roveredo, in der Kapelle San Lucio in Cama, in den Pfarrkirchen von Schlans, Brigels und Vrin.“
zitiert aus: ➥ https://www.restaurator.tv/Publications/Spaetgotische_Altaere_Graubuendens.pdf

Die 14 Nothelfer

Liste der vierzehn Nothelfer 

Informationsquellen siehe Fußnoten 4, 5

  1.  Achatius von Byzanz|Achatius
    Helfer bei Todesangst
    Anführer der zehntausend Märtyrer, die unter Kaiser Hadrian (Kaiser) (117–138) auf dem Berg Ararat wegen ihres Glaubens gekreuzigt wurden.
    Attribut: Soldat mit Dornenkrone oder Kreuz
    Gedenktag: 8.5.
  2.  Ägidius (Heiliger)
    Helfer bei der Beichte und der stillenden Mütter
    Der einzige Nichtmärtyrer, Gründer des Benediktinerklosters Abteikirche Saint-Gilles (St. Ägidius = frz. Saint Gilles) in der Provence.
    Attribut: Einsiedler mit Hirschkuh
    Gedenktag: 1.9.
    An seiner Stelle auch
    Leonhard von Limoges
    Attribut: Kette
    Merkvers: „St. Leonard dein Tugend groß, von Band und Ketten mach uns los.“
  3.  Barbara von Nikomedien
    Patronin der Sterbenden, Helferin gegen Blitz- und Feuersgefahr, Schutzpatronin der Bergleute, Geologen, Artilleristen, Gießer, Hüttenleute, Architekten, Glöckner, Glockengießer, Schmiede, Maurer, Steinmetze, Zimmerleute, Dachdecker, Elektriker, Kampfmittelbeseitiger, Pyrotechniker und Feuerwerker, Feuerwehrleute, Helfer des Technischen Hilfswerks (THW). Sie ist auch Patronin der Totengräber, Hutmacher, der Jungfrauen und der Gefangenen
    Der Überlieferung nach in einen Turm eingesperrt, misshandelt und enthauptet.
    Attribute: Turm, Kelch und Hostie
    Gedenktag: 4.12.
  4.  Blasius von Sebaste
    Helfer bei Halsleiden, Geschwüren, Pest, für eine gute Beichte, Beschützer des Viehs, und Patron zahlreicher Handwerksberufe.
    Bischof von Sivas (Armenien, Sebaste, heute Sivas/Türkei), erlitt das Martyrium um 316 durch Enthauptung.
    Attribut: gekreuzte Kerzen
    Gedenktag: 3.2.
  5.  Christophorus
     Christusträger, Helfer gegen unvorbereiteten Tod, Rettung aus jeglicher Gefahr, Schutzheiliger der Reisenden, gegen Epilepsie, Unwetter, Hungersnot, Gewitter und Hagelstürme, Pest, Zahnschmerzen, schlechte Träume. Schutzpatron der Bogenschützen, Autofahrer, Seefahrer, Flößer, LKW-, Bus- und Taxifahrer, Buchbinder, Bleicher, Pförtner und der Obst- und Gemüsehändler
    452 wurde in Chalkedon eine Kirche (Martyrion) mit dem Patrozinium des heiligen Christophoros geweiht.
    Attribut: Jesusknabe / Christuskind auf der Schulter
    Gedenktag: 24.7.
  6.  Cyriacus von Rom
    Helfer in der Todesstunde und bei teuflischen Anfechtungen
    Diakon, † um 305 als Märtyrer während der Christenverfolgungen im Römischen Reich
    Attribut: Diakon mit gefesseltem Teufel
    Gedenktag: 8.8.
  7.  Dionysius von Paris
    Helfer bei Kopfschmerzen, Tollwut, Gewissensnöten und Seelenleiden
    Kam im 3. Jh. von Rom als Missionar nach Gallien. Der römische Statthalter ordnete seine Enthauptung an. 626 erbaute der fränkische König Dagobert I. eine nach ihm benannte Abtei mit der Kathedrale von Saint-Denis, die den französischen Königen als Grablege diente.
    Attribut: Bischof mit abgeschlagenem Haupt in den Händen
    Gedenktag: 9.10.
    An seiner Stelle auch:
    Papst Sixtus II.
  8.  Erasmus von Antiochia (auch: Rasmus, Elmo)
    Helfer bei Leibschmerzen, Krämpfen, Koliken, Unterleibsbeschwerden und bei Magenkrankheiten; er wird angerufen bei Geburten und bei Krankheiten der Haustiere
    Überlebte seine erste Marterung unter Diokletian, verließ seine Diözese und wirkte in Kampanien, † um 305 in Formia (Kampanien).
    Attribut: Buch, Seilwinde (Schiffswinde) und Bischofsstab
    Gedenktag: 2.6.
    An seiner Stelle auch
    Nikolaus von Myra
    Attribut: 3 Goldkugeln
    Merkvers: „St. Nikolaus der heilig Mann, zu Land und Wasser helfen kann.“
  9.  Eustachius
    Helfer bei schwierigen Lebenslagen und bei Trauerfällen, (ursprünglicher) Schutzheiliger der Jäger
    Heermeister unter Kaiser Trajan (53–117), um 120/130 unter Kaiser Hadrian wegen seines Glaubens hingerichtet.
    Attribut:Hirschgeweih mit Kreuz im Geweih
    Gedenktag: 20.9.
  10.  Georg (Heiliger)
    Helfer bei Kriegsgefahren, Fieber, Pest und anderem, gegen Versuchung und für gutes Wetter, und insgesamt Beschützer der Haustiere
    Römischer Offizier, der als christlicher Märtyrer im frühen 4. Jh. enthauptet wurde. Ein Überlieferungszweig versteht ihn als Drachenkämpfer.
    Attribut: Ritter mit Schwert, Schild und Drachen
    Gedenktag: 23.4.
  11.  Katharina von Alexandrien
    Beschützerin der Mädchen, Jungfrauen und Ehefrauen, auch Helferin bei Leiden der Zunge und Sprachschwierigkeiten, und Patronin der Gelehrten sowie auch zahlreicher Handwerksberufe
    Kernstück der griechischen Urfassung der Katharina-Legende ist das Martyrium unter Kaiser Maxentius im Anschluss an einen theologischen Disput. Da das Rad zerbrach, auf dem sie gerädert werden sollte, wurde sie mit dem Schwert enthauptet.
    Attribut: Verlobung, zerbrochenes Rad
    Gedenktag: 25.11.
  12.  Margareta von Antiochia
    Patronin der Gebärenden und bei allen Wunden
    Um 305 unter Diokletian enthauptet; in der Kirchenmalerei oft mit einem Drachen als Symbol des Teufels, den sie überwunden hat, dargestellt.
    Attribut: Buch, Drachen an der Kette
    Gedenktag: 20.7.
  13.  Pantaleon (Heiliger)
    Patron der Ärzte und Hebammen
    Arzt Kaiser Maximians, † um 305 n. Chr. während der Christenverfolgung Diokletians.
    Attribut: Nägel oder auf das Haupt genagelte Hände
    Gedenktag: 27.7.
  14.  Veit (Heiliger) auch: Vitus
    Helfer bei Krämpfen, Epilepsie, Tollwut, Veitstanz (Chorea Huntington), Bettnässen und Schlangenbiss, Blitz, Ungewitter und Feuersgefahr, Aussaat und Ernte Patron der Apotheker, Gastwirte, Bierbrauer, Winzer, Schmiede und Kupferschmiede, Tänzer und Schauspieler, Lahmen und Blinden, Haustiere
    † als Märtyrer um 304 n. Chr. 1355 wurde sein Haupt in den Veitsdom (Prag) überführt.
    Attribut: Hahn, Kessel mit Öl
    Gedenktag: 15.6.

Zu den drei Nothelferinnen gibt es den Merkvers:
“Barbara mit dem Turm, Margareta mit dem Wurm, Katharina mit dem Radl – das sind die drei heiligen Madl“ (nach ihren Ikonografischen Heiligenattributen

Regional abweichend werden einzelne der elf männlichen Nothelfer auch durch andere Heilige ersetzt:

  • Rochus von Montpellier
  • Albertus Magnus

Außerdem rechnet man manchmal die vier heiligen Marschälle zu den Nothelfern:

  • Kirchenvater Antonius der Große
  • Bischof Hubertus von Lüttich
  • Papst Cornelius
  • Quirinus von Neuss
    Merkvers: „St. Quirin der mit Glori blüht, vor offnen Schäden uns behüt.“

In der Basilika Vierzehnheiligen liegen Merkverse aus, in denen zusätzlich zu den vierzehn bekannten Nothelfern weitere Heilige aufgeführt sind, die in verschiedenen Nöten angerufen werden können:

  • St. Adelgundis uns bewahr, vor Fieber, Krebs und Todsgefahr.
  • In Franken wird die heilige Anna gegen Unwetter angerufen: Heilige St. Anna, schick’s Gewitter vo’danna (fränkisch: von dannen).
  • St. Anton frommer Einsiedler, für bösen Brand sei unser Mittler.
  • St. Apollonia durch dein große Pein, Wollst von Zahnweh uns befrein.
  • St. Apollinaris Marter groß, von fallender Seuch mach uns los.
  • St. Brigida laß uns genesen, von Wunden, Aussatz und bösen Wesen.
  • St. Domician das Weh der Lenden, durch deine Bitt thu von uns wenden.
  • St. Libori dein Gebet uns gieß, den Stein zerreib vertreib das Grieß.
  • St. Hubertus dein Kraft ist bekannt, halt uns bei Sinne und Verstand.
  • St. Magdalena rett uns aus großer Noth, bewahre uns vor jähem Todt.
  • St. Quintin heller Tugend Schein, wollest von uns wenden Hauptspein.
  • Lasst uns St. Rochus rufen an, vor Krankheit er uns hüten kann.
  • St. Sebastian mit deinem Pfeil, von Pestilenz uns Kranke heil.
  • St. Swibert mit sein Bischofsstab, von uns groß Übel wendet ab.

In der St.Lorenz-Kirche in Nürnberg befindet sich ein Katharinen-Altar, der wie folgt beschrieben wird:
„Katharina von Alexandria war der Legende nach von königlichem Geblüt und erlitt im Jahr 307 das Martyrium im ägyptischen Alexandria. Nachdem sie in ihrer Jugend ein Einsiedler zum christlichen Glauben geführt hatte, erschien ihr in einem mystischen Erlebnis Christus und steckte ihr einen Verlobungsring an den Finger. Der geöffnete Altar zeigt uns links diese mystische Verlobung im Kreis der 14 Nothelfer. Die Nothelfer waren im Mittelalter das himmlische Versicherungspaket der Menschen gegen alles, was ihre Existenz bedrohte.“


Was meint ChatGPT zum Katharinenaltar?

„Der Katharinenaltar wurde im späten 15. Jahrhundert geschaffen, genauer gesagt zwischen 1487 und 1495. Er wurde von dem bekannten deutschen Bildhauer Michael Erhart und seiner Werkstatt geschaffen. ➥  Michael Erhart (Wikipedia-Eintrag) war einer der führenden Bildhauer der Spätgotik und war für seine feine Detailarbeit bekannt.
Der Altar ist nach der heiligen Katharina von Alexandrien benannt und zeigt Szenen aus ihrem Leben und anderen biblischen Geschichten. Er besteht aus einem zentralen Schrein, flankiert von zwei Flügeln. Der zentrale Schrein enthält eine Statue der heiligen Katharina, während die Flügel gemalte Tafeln mit verschiedenen Szenen aus ihrem Leben sowie aus dem Leben Jesu und anderen Heiligen zeigen. Der Isnyer Altar ist ein herausragendes Beispiel für die spätgotische Kunst in Süddeutschland und zeigt die Meisterschaft von Michael Erhart und seiner Werkstatt in der Bildhauerei und Malerei. Der Altar wurde wahrscheinlich für die Kirche der Dominikaner in Isny geschaffen, bevor er später in die Nikolaikirche verlegt wurde. Der Katharinenaltar ist heute ein wertvolles kulturhistorisches Artefakt und ein beeindruckendes Beispiel für die religiöse Kunst des späten Mittelalters. Er kann in der Nikolaikirche in Isny besichtigt werden, wo er in einer Seitenkapelle aufbewahrt wird.“ (ChatGPT im November 2023)

Ähemmmm…. wo bitte? – Da weiß ChatGPT mehr als die Isnyer 😉 Leider gibt ChatGPT keine Quellen zu seiner Aussage an.
Zudem war das Kloster in Isny ein Benediktinerkloster. Also „schwurbelt“ die künstliche „Intelligenz“ sich einige Sachen sehr unintelligent aus dem Netz zusammen.


Anlagen

Abbildungen

Commons.wikimedia

Literatur

Online

Peter Schill: Ikonographie und Kult der hl. Katharina von Alexandrien im Mittelalter – Studien zu den szenischen Darstellungen aus der Katharinenlegende, Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades, München 2005, Download-Link (PDF) ➥ https://d-nb.info/976187280/34

Fußnoten

¹ Kammerer, Immanuel: Isny im Allgäu – Bilder aus der Geschichte einer Reichsstadt, Kempten, 1956, S. 101

² Kammerer, Immanuel und Georg Kopp: Die Nikolaikirche in Isny und ihre Bibliothek, Selbstverlag des Verfassers, 1949, S.11

3 Georg Bader: Freiheit kostet Kraft – Vom Existenzkampf der kleinen Reichsstadt Isny, Manuskript für eine Hörfunksendung des Südwestfunks zum 600. Jahrestag der Erhebung zur Freien Reichsstadt 1965, S.8

4  Wikipedia: 14 Nothelfer:➥ https://de.wikipedia.org/wiki/Vierzehn_Nothelfer

5  „Fachlexikon“:➥ http://www.apfelweibla.de/fachlexikon.htm

6  Robert Vischer: Neues über Bernhard Strigel in: Jahrbuch der Königlich Preussischen Kunstsammlungen, 6.Bd. (1885) pp. 81-87, Quelle: https://www.jstor.org/stable/4301802 (ges. 14.9.2023)

7  Die Tafeln sind aufgeführt im „Verzeichnis der im Flakturm Friedrichshain verlorengegangenen Bilder der Gemäldegalerie Berliner Museen“, 2. Jahrg., H. 1./2. (1952), pp. 16-28, Hrg: Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Quelle: ➥https://www.jstor.org/stable/4238088

8  siehe Kunstblatt: ➥ https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kunstblatt29_1848/0244/image,info, aus der Beschreibung der Sammlung Hirscher, hier – bereits 1848 – noch Hans Holbein d. Jüngeren zugeschrieben),  ➥ https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/A5YKEP35SOEKIH5HYP4OFYQKH5UQGSUU,
Abbildung aus: Otto, Gertrud; Strigel, Bernhard [Hrsg.]: Bernhard Strigel, Berlin [u.a.]: Deutscher Kunstverlag, 1964,  Quelle: ➥ https://doi.org/10.11588/diglit.52601,

9 a.a.O. und ➥ https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/RR2PVEFDTJPPBQ3KKHAM5CWWNL7N36LH

12 Quelle: ➥ https://gemaeldegalerie.skd.museum/ausstellungen/dauerausstellung/katharinenaltar/

13 Versteigert beim Auktionshaus Lempertz, Köln am 16.11.2019 für 99.200 €, Quelle: ➥ https://www.lempertz.com/de/kataloge/lot/1141-1/1003-bernhard-strigel-werkstatt.html (ges.13.9.2023)

14 Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, Archivnummer: Gm260, Leihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen / Wittelsbacher Ausgleichsfonds,
Quelle: http://objektkatalog.gnm.de/objekt/Gm260 (ges. 14.9.2023) Dort Angabe folgender Literatur zum Bild:
Moritzkapelle 1829 – 1846, Nr. 82. – Kunstblatt 1829, S. 403. – Quandt 1840, S. 318. – Gessert 1841, S. 42 – 43. – Waagen 1843, S. 191. – Moritzkapelle 1878 u. 1880, Nr. 100. – Kat. 1882, Nr. 177; 1885, Nr. 183. – Vischer 1885, S. 89. – Kat. 1893, Nr. 189. – Kat. Braune 1909, Nr. 260. – Firmenich-Richartz 1916, S. 482, Nr. 185/86. – Kat. Lutze u. Wiegand 1937, S. 178 – 179, Abb. 190. – Poensgen 1949, S. 193, Nr. 140. – Stange 8, 1957: Gotik, S. 140. – Otto 1964, S. 24, Nr. 14 b. – Rettich 1965, S. 135. – Stange 1970: Verz., Nr. 889. – Ausst. Neuss 1980: Boisserée, bei Kat.Nr. 113. – Goldberg 1991, S. 70, 76. – Dies. 1995, Anhang, Nr. 186 mit Abb. – Kurt Löcher: Germanisches Nationalmuseum: Die Gemälde des 16. Jahrhunderts. Stuttgart 1997, S. 483 – 485.

 15  ➥ https://www.bildindex.de/document/obj20670647

16https://www.restaurator.tv/Publications/Spaetgotische_Altaere_Graubuendens.pdf , siehe auch ➥ https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/XQSKIMK2QEY3WCZA35PKIFV66WFJKFDQ

17https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=swz-003:1972:45::266)

18https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/creutzer1933_03_24/0024/image,info

19 Genealogie der Familie Eberz aus Isny
https://privat.genealogy.net/schifferdecker/eberz.htm

21 Litz, Gudrun: Die reformatorische Bilderfrage in den schwäbischen Reichsstädten, Tübingen, 2007, Kapitel: Reformation in Isny,S.204 Fußnote 24

22 Abbildung: Staatliche Museen zu Berlin, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst
Quelle: https://recherche.smb.museum/detail/1861739/hl–katharina-und-hl–barbara
Credit: Antje Voigt https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)

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