88518 Hundersingen |
Hundersingen – Sehenswertes, Geschichte, Sagen, Mythen und Gebräuche. Das „etwas andere“ Portal zu Hundersingen in Oberschwaben. Hier gibt es nützliche Links, (alte und neue) Karten, Fotos, Ausflugsziele
Unterkapitel
Allgemeines
➥ Internetauftritt der Stadt / Gemeinde
➥ Wikipediaeintrag
➥ Alemannische Wikipedia
➥ Wikisource: Historische Quellen und Schriften
Historische Lexikoneinträge
Meyers Enzyklop. Lexikon, 1905. http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Hundersingen?hl=Hundersingen
Karten
➥ Luftlinie-org berechnet die Luftlinienentfernung
sowie die Straßenentfernung zwischen zwei Orten und stellt beide auf der Landkarte dar. Startort ist Hundersingen, den Zielort müssen Sie noch wählen. Voreingetragen ist ➥ Bisoro in Burundi
Fotos & Abbildungen
Die hier gezeigten Bilder wurden von mir erstellt, falls nicht anders vermerkt oder aus anderen Quellen eingebunden.
➥ Bildersammlung auf Wikimedia-Commons
➥ Abbildungen auf Tumblr
➥ Infos und Fotos auf Pinterest
➥ Filme in der ARD-Retro-Mediathek (Filmbeiträge der 60er-Jahre)
Kunst, Kultur und Brauchtum
➥ Kultur und Sehenswürdigkeiten (Wikipedia)
➥ Abbildungen auf ‚Bildindex‘
➥ Bilder auf ‚Google-Art‘
➥ Hundersingen auf ‚Zeno-Org‘
➥ Suchfunktion nutzen für Hundersingen auf leo-bw.de
(Karten, Archivmaterialien und Luftaufnahmen vom Landesarchiv Baden-Württemberg)
➥ Alphabetisch sortiertes Verzeichnis auf www.kloester-bw.de
Beschreibungen vom Landesarchiv Baden-Württemberg
Geschichte
Ortsbeschreibung von Merian: ➥ https://de.wikisource.org/wiki/Topographia_Sueviae:_Hundersingen
Die älteste nachgewiesene Besiedlung der Heuneburg fand in der Mittelbronzezeit, also im 15. bis 13. Jahrhundert v. Chr. statt. Die keltische Höhensiedlung hatte als keltischer Fürstensitz seine Hochzeit vermutlich um das Jahr 600 v. Chr. Es wurden mehrere Hügelgräber in der Umgebung gefunden, darunter Fürstengräber mit wertvollen Grabbeigaben, die heute im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart ausgestellt sind. Die Keltensiedlung wurde als Museumslandschaft und Freilichtmuseum teilweise wieder aufgebaut und kann besichtigt werden. Es gibt auch Führungen und Aktionsangebote für Schulklassen. Im Heuneburgmuseum in Hundersingen werden Ausgrabungsfunde gezeigt. Die Heuneburg gehört zu denjenigen keltischen Siedlungen am Oberlauf der Donau, für die man einen Zusammenhang mit der von Herodot im 5. Jahrhundert v. Chr. erwähnten Stadt Pyrene vermutet hat; im Fall der Heuneburg zugleich mit dem Anspruch, die älteste literarisch erwähnte Siedlung nördlich der Alpen zu sein. ¹
Ausflüge und Sehenswertes
Das ➥ Heuneburgmuseum in der früheren Zehntscheuer des Klosters Heiligkreuztal beherbergt Grabungsfunde aus der Heuneburg
➥ Wikivoyage – Projekt der Wikimedia
➥ Wikitravel – der freie Reiseführer
Natur & Parks
Webcams
➥ Webcams in Hundersingen und Umgebung
Nachbargemeinden
➥ angrenzende Städte und Gemeinden (aus Wikipedia)
Teilgemeinden und Ortschaften
➥ Ortschaften und Wohnplätze von Hundersingen (aus Wikipedia)
Sagen, Mythen und Geschichten
Das Bürgle bei Beuren
Bei Beuren, dem Filial von Hundersingen, O.A. Riedlingen, ist über der Donau eine Höhe, worauf einstens ein Schloss stand. Der Hügel heißt nur »Bürgle«. Da soll ein Loch hinuntergegangen sein, und zwar ungeheuer weit in den Erdboden hinab, so dass man einen Stein erst nach langer Zeit unten auffallen hörte. Drunten war eine große Kiste, darin ein Schatz verborgen war. Ob er gehoben worden ist, weiß Niemand. Buben, die Abends spät noch das Bürgle hinausgingen, sahen einen steinalten Mann oben knien, zwei Kerzen zu seinen Seiten, die brannten; eine davon löschte er beharrlich aus und zündete die andere an. Die Buben erschraken, sprangen was sie konnten davon. Einer, der alte Bühler von Beuren, stolperte über einen großen Kochhafen von Kohlen, der umstürzte, worauf die Kohlen herausfielen und es klingelte, wie wenn es eitel Gold und Silber wäre. Später ging er an das Plätzlein und wollte den Schatz holen, war aber kein Hafen, keine Kohlen, kein Münzlein da. Auch sollen vor Zeiten aus dem Bürgle schöne Fräulein nach Beuren gekommen sein zum Tanze, und sie haben wollen die Buben hinaus verlocken, damit sie erlöst werden. Die Bursche hätten den Schatz bekommen, wenn sie mitgegangen wären. – Zu gewissen Zeiten sonnt sich der Schatz oben und glänzt.
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 99.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004562240
Das Burrenweible
Das Burrenwäldle (bûeewäldle) ist zwischen Ursendorf und Beitzkofen im Ostrachthal, Oberamts Saulgau. Kam früher regelmäßig zu den Ackersleuten ein Weiblein und ließ Brot schneiden; hatte ein nettes Messerlein. Einer der Knechte behielt mal des Burrenweibleins Messerlein, das von dort an nimmermehr beim Burrenwäldle sich sehen ließ. Die Kinder sagen noch: »Wenn’s Burrenweible nur auch wieder mit dem Messerlein käme!«
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 5.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004560760
Der Bühl bei Baisingen
Auf der Baisinger Markung, nicht weit vom Orte, erhebt sich auf ebenem Felde ein künstlicher, etwa 20 Fuß hoher Hügel, der »Bühl« genannt. Die Sage geht, es soll ein General aus alter Zeit in einer Schlacht hier umgekommen und begraben worden sein. Aus lauter Liebe und Anhänglichkeit hätte jeder seiner Soldaten einen Helm voll Erde herbeigetragen, bis der Grabhügel so groß geworden sei. Es soll auf diesen Feldern einmal eine große Schlacht geschlagen worden sein, was die ausgegrabenen Gebeine und alten Waffen bezeugen. Ein durchfließender Graben heißt nur der Santen- oder Zeltengraben.
Ein ähnlicher Grabhügel, kleinere um ihn herum, ist das weithin sichtbare »Hômichele« bei Hundersingen, O.A. Riedlingen.
[Der Name ist alt: Hô mhd. = Hau. Withô (Tuttl.), Weythô (bei Horb), michel = groß. Sagen von Waldgeistern knüpfen sich an das »Hômichele«.]
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 170-171.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004564111
Der Gießübel
In Rottenburg a.N. war ein »Gießübel«. In der Nähe des Silcherthors beim jetzigen bischöflichen Palais war über dem Stadtgraben, der dort Deichelweiher hieß, eine Vorrichtung an der Brückenmauer angebracht, ähnlich einer Waage. Ein weit vorstehender Stein, an dessen Ende ein einen rechten Winkel mit ihm bildender Balken angebracht wurde, war zu sehen. An dem Balken befestigt durch Seiler sei ein »Kraten«, ein Korb, gehangen. Felddiebe mussten Seiler um den Leib und von oben gehalten da hinauslaufen, und sobald sie auf den Balken kamen, gänzte und schnappte es und er fiel in den Korb und vom Korb nach einer Weile in’s Wasser unten, wo man ihn »pfludern« ließ biß genug und hernach wieder heraufzog. Buben schaarenweise standen unten und warfen mit Roßbollen, Koth etc. nach dem Felddieb. Von diesem Brauch her datirt sich das noch bräuchige und in Rottenburg bekannte, aber selten verstandene: »dëer işt de kratte nâ« = der hat büßen müssen, der hat seinen Lohn, dem ist’s übel gegangen.
Eine ähnliche Anstalt, die man Gießübel nannte, war in Tübingen. Bei der Schwemme war am Spital ebenfalls eine solche Vorrichtung getroffen. Felddiebe mußten auf dem Balken hinauslaufen, fielen in einen Korb, wurden eine Zeitlang hin und her »gegautscht« und plötzlich schnappte es: der Dieb lag im Wasser. Auch hier übten die Buben wie in Rottenburg gewissenhaft ihr Geschäft, indem sie kaum erwarten konnten, bis er »pfluderte«.
Zwischen Heiligkreuzthal und Hundersingen ist der »Gießübel« ein Wald; dort war früher ein Weiher, und ohne Zweifel wurde vom Kloster aus auch diese Strafe an Felddieben vollzogen.
In Esslingen war ebenfalls ein »Gießübel«. »Auch befand sich der Gießübel hier (vor dem Ober-Esslinger Tore), ein hölzerner Kasten mit einer Falltüre, durch welche man Verbrecher, namentlich Felddiebe in’s Wasser warf«.
[Pfaff, Geschichte der Reichsstadt Eßlingen 1840. S. 72. – »Wegen des starken Zunehmens der Felddiebstähle wurde die früher darauf gesezte Strafe des Gießübels vom 16. Julius 1664 von Neuem eingeführt.« K. Pfaff, in der Zeitschr. für Culturgeschichte v. Müller und Falke 1858. S. 17. Vgl. auch E. Osenbrüggen, das Alemannische Strafrecht 1860. S. 112.]
Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 229-230.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004576349
Die Kirchen in Hundersingen und Auernheim
Die Pfarrkirche in Hundersingen hätte sollen da aufgebaut werden, wo es Beuren zu geht, beim Kreuz und Bildstock, welche Felder den Namen »Siebner« tragen. Allemal war das Holz wieder herinnen, wo die Kirche jetzt steht.
Die Kirche von Auernheim sollte auf dem Tanzberge erbaut werden. Jede Nacht war von unsichtbarer Hand das Bauholz dahin getragen, wo sie jetzt steht.
Das Nämliche erzählt man von der Kirche in Elchingen, von der Kapelle zu Ertingen, vom Kirchberg in Saulgau, von Kalkweil bei Rottenburg.
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 401-402.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004569385
Die Riedkapelle bei Hundersingen
In den ersten Märztagen des Jahres 1511 hielt zu Stuttgart der junge Herzog Ulrich von Württemberg seine Hochzeit mit Sabina, des verstorbenen Bayernherzogs Tochter. Dabei wurde eine Pracht entfaltet, wie sie bis dahin im Schwabenlande noch nie gesehen worden war. Zu Ehren der vornehmen Gäste, die aus ganz Deutschland zum Hochzeitsfeste gekommen waren, wurde allerlei Festlichkeit und Kurzweil veranstaltet. Dem gemeinen Volk aber war ein Brunnen errichtet, aus dessen 8 Röhren roter und weißer Wein floss. Jedermann durfte daraus trinken, soviel er wollte; nur sollte keiner etwas nach Hause mitnehmen, »außer, was er im Kopf mit davontrüge.«
Unter den adeligen Gästen befanden sich auch zwei oberschwäbische Grafen, Andreas von Sonnenberg und Felix von Werdenberg, jener in Scheer, dieser in Sigmaringen ansässig. Obgleich Nachbarn, waren sie doch nicht gut aufeinander zu sprechen; denn ein Erbschaftsstreit hatte ihre Familien entzweit. Graf Felix von Werdenberg stand bei Kaiser Maximilian in hoher Gunst. Er hatte dem Kaiser in Krieg und Frieden schon manchen Dienst erwiesen, daher ihm auch bei der Hochzeitsfeier die Würde des kaiserlichen Gesandten übertragen worden war. Der herzogliche Bräutigam erwies dem Vertreter des Kaisers große Aufmerksamkeit und gab ihm sogar die Ehre des Vortanzes mit seiner fürstlichen Braut.
Nun war aber der Werdenberger klein und unansehnlich von Gestalt, und die besonders groß gewachsene herzogliche Braut überragte ihn um mehr als eines Hauptes Länge. Die Zuschauer konnten sich eines Lächelns nicht erwehren, als das ungleiche Paar zum Tanze antrat. Graf Andreas von Sonnenberg aber, der seinem Nachbarn die Ehre nicht gönnte, rief ihm zu: »Streck dich, Werdenberg!« Graf Felix, über den Spott des Sonnenbergers sehr ergrimmt, erwiderte: »Das will ich dir gedenken, Sonnenberg!« Dieser, von Gestalt ein Riese, ergötzte sich an dem Zorn des Werdenbergers, und da er schon ziemlich tief in den Becher geschaut hatte, so rief er mit Lachen: »Was will mir das ärmliche Studentlein tun? Wenn ich ihm den Finger zwischen die Zähne lege, so darf er nicht wagen zuzubeißen!« »Warte nur,« schrie zornbebend Graf Felix, »ich will dich noch beißen, dass du es wohl spüren wirst!«
Dieser Streit zwischen den beiden Grafen brachte einen schrillen Misston in die so fröhliche Festesstimmung. Denn auch die Herzogin Sabina fühlte sich gekränkt durch die ihrem Tänzer widerfahrene Beleidigung und war den ganzen Abend voll übler Laune. Graf Felix von Werdenberg aber tat den Schwur, die ihm angetane Schmach blutig zu rächen.
Als das Hochzeitsfest zu Ende war und die Gäste Stuttgart verließen, tat er, als ob er auf seine Besitzungen in der Rheingegend reise. Insgeheim aber ritt er zu seinem Schwager auf die Burg Wildenstein an der Donau und warb fahrende Kriegsknechte an, denen Weg und Steg am Donaufluss bekannt waren. Mit ihnen lag er Tag und Nacht gegen den Sonnenberger auf der Lauer. Es war am 10. Mai 1511 abends spät, als Graf Andreas, begleitet von 3 Knechten und einem Kaplan, vom Bussen herab seinem Heimwesen in Scheer zuzog. Er war auf der Jagd gewesen und dachte an nichts Arges, hatte auch keinen Harnisch noch sonstige Rüstung an, sondern war nur bekleidet als ein Weidmann. Da er nun bei Hundersingen durch das Ried ritt, sprengten ihm auf einmal 10-12 gewappnete Reiter entgegen. Sie hatten ihre Kappen tief ins Gesicht gezogen, sodass man sie nicht erkennen konnte. Als der Graf sie fragte, wer sie seien, rief der vorderste: »Schießt ab! Schießt ab!« Die Bogen schwirrten, und hart vorbei an des Grafen Kopf flogen die Bolzen, doch ohne zu treffen. Vertrauend auf sein gutes Pferd, ergriff nun Graf Andreas die Flucht. Aber er kam nicht weit. Denn in der Dunkelheit stürzte das Pferd über einen Graben, und der Graf fiel zu Boden. Ehe er sich erheben konnte, waren die Reiter schon bei ihm, und nicht achtend der Bitten des Kaplans, seinem Herrn noch die letzte Beichte zu gewähren, hieben und stachen sie mit ihren Schwertern und Lanzen so lange auf ihn ein, bis er kein Lebenszeichen mehr von sich gab. Dann ritten sie hohnlachend davon. Großer Schrecken verbreitete sich über dieser Mordtat in der Gegend. Man brachte die aus mehr als 20 Wunden blutende Leiche nach Scheer. Dort wurde sie in der Kirche beigesetzt. Das Grabmal ist heute noch zu sehen.
Felix von Werdenberg, der Urheber der ruchlosen Tat, verriet sich selber durch Briefe, die er an Verwandte schrieb. Da er vorgab, er habe in der Notwehr gehandelt, so wurde er vom Gericht nur zu einer kleinen Geldbuße verurteilt, trotzdem die Familie des Ermordeten alle Anstrengungen machte, ein gerechteres Urteil herbeizuführen. Doch entging er der Strafe nicht. Die Mordtat, nicht die einzige in seinem Leben, brannte ihm auf der Seele, und um sein Gewissen zu betäuben, soll er sich oft in seinem Schlosse zu Sigmaringen »allerlei Tanz und Kurzweil haben aufführen lassen«. Im Jahre 1530 ereilte ihn ein jäher Tod auf dem bekannten Reichstag zu Augsburg. Seine Verwandten sagten, ein Schlagfluss habe ihn nachts im Bett getötet. Das Volk aber behauptete, Kaiser Karl V habe ihn seiner Mordtaten wegen im geheimen hinrichten lassen. In Trochtelfingen auf der Alb, wohin sein Leichnam zur Beisetzung gebracht wurde, ging lange Zeit noch die Sage, bei der Beerdigung des Grafen sei sein abgehauener Kopf im Sarg immer hin- und hergerollt, sodass die entsetzten Träger den Sarg hätten öffnen wollen. Doch sei es von den Verwandten des Grafen nicht gestattet worden.
Auf der Mordstelle wurde später eine Kapelle erbaut. In ihr musste ein Priester wöchentlich eine Seelenmesse lesen. Angefügt wurde der Kapelle eine Klause für einen Einsiedler, der zu bestimmten Zeiten das Glöcklein der Kapelle zu läuten hatte. Viele Leute strömten herbei, um in der einsamen Riedkapelle ihre Andacht zu verrichten und der Seele des Ermordeten ein Vaterunser zu weihen. Im Jahre 1818 wurde der letzte Eremit von einem Landstreicher des Nachts grausam ermordet. Dadurch entweiht, musste die Kapelle abgebrochen werden. Lange Zeit bezeichnete nur ein einsam stehender Vogelbeerbaum die Stelle der grauenvollen Tat. Jetzt steht auf ihr ein einfaches Malzeichen, dem Toten zum Gedächtnis, den Lebenden zur Mahnung und Warnung.
(Nach der Zimmerschen Chronik u. a. von R. Rommel-N.)
Quelle:➥ https://www.projekt-gutenberg.org/antholog/s-bawue2/chap016.html
siehe dazu auch die ➥ Sühnetafel über dem Eingang von Schloss Sigmaringen
Die Waldbrüder
Es gab eine Art von Mönchen, die sog. Waldbrüder oder Eremiten, die keine Priester waren und ihre Klausen oder Wohnungen auf Friedhöfen, bei kleinen Kapellen oder in Wäldern hatten. Es waren meistens fromme, andächtige Leute, die in den Kirchen die Priester bedienten, die Altäre besorgten und zierten, mit dem Volke zu jeder Zeit in den Kapellen beteten. Ein solcher Klausner befand sich in der Schottenkirche in Konstanz. Sie hatten artige Gärtchen, kleine Stübchen mit den merkwürdigsten Versen an den Wänden, so z.B.:
Wahre Thränen, wahre Buß
Waschen ab den Sündenruß.
Von einem solchen Klausner weiß man in der Gegend von Rottenburg, der zwischen Rottenburg und Niedernau bei der Brunnmühle gehaust haben soll, und der Nachts in einem Sarge schlief.
Berühmt ist auch die Klausnerwohnung in der alten Riedkapelle zwischen Binzwangen und Hundersingen. Diese Kapelle, durch den Mord an dem Sonnenberg, vollzogen durch den Werdenberg, gestiftet, wurde in Folge eines Mordes an dem letzten Klausner wieder abgebrochen. Der Klausner wurde von ruchlosen Burschen überfallen, wollte noch um Hilfe läuten und wurde, am Glockenseil haltend, erstochen, worauf die Mörder noch einen Eierhaber bereiteten, aßen und flüchteten.
Ein Klausner war auch auf dem Wurmlinger Berge im sog. Mesnerhaus. Ein Esel holte ihm alle Tage in Wurmlingen drunten Wasser und die notwendigen Lebensbedürfnisse.
Ein Klausner wohnte neben der Felsenkapelle auf dem St. Salvator bei Gmünd.
Dass diese Waldbrüder auch ausarteten, sieht man am letzten Klausner der Friedinger Kapelle (Tuttl.), an Bruder Marzell, der in die Welt zurückkehrte, und von dem noch jetzt im oberen Donautal allgemein der Reim bräuchig ist:
Bruder Marzell
Springt aus der Kapell,
Hat d’Kutte aufg’hängt,
Ist den Mädle nochg’rennt.
Als dem Waldbrüderchen von Egesheim mal etwas aufgebürdet wurde, sagte er vor den Richtern:
»’s işt immer so g.seẽ, ’s wûd no so seẽ, Gelobt sei der Herr Jesus Christus, Ihr Gnaden,« und entfernte sich hierauf.
Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 297-298.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004577019
Gespenstisches Pferd in Hundersingen
In Hundersingen (O.A. Riedlingen) war ehedem in des jetzigen Bürgermeisters Garten eine Grube, in der es nicht geheuer gewesen sein soll. Nächtlicherweile sei ein Pferd, ein schöner Braun, da herausgestiegen, habe sich auf die Hinterfüße gestellt und gedroht, über die Leute hinein zu springen. Ein Mann vom Orte sah das Pferd in den Herbstabenden wiederholt.
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 111.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004562461
Schätze liegen verborgen
Auf dem Konzenberg liegt ein Schatz verborgen, und da wo er liegt, ist der Bodenplatz immer frei von Schnee.
Bei der Brühlmühle, zwischen Wurmlingen und Tuttlingen, liegt ein Schatz begraben; er zeigt sich gewissen Leuten auf der Oberfläche. Dies soll noch von alten Klosterszeiten herrühren, wo die Brühlmühle dem Kloster am Weilenberge gehörte, das auch schon lang verschwunden ist.
Bei Alleshausen ist ein Hügel, der heißt die »Schatzgrub«. Bei Egelfingen ist die Burgruine »Schatzberg«. Ein Schatz soll in Wurmlingen selber in einem Garten liegen. Bei Poltringen, zwischen Pfäffingen und Oberndorf, soll in der »Raosen«, einem Wasserloch, ein Schatz verborgen liegen.
In dem Baumburghügel bei Hundersingen ist ein Schatz verborgen, den ein Pudel hütet.
[Schätze in Wassern, Brunnen, Weihern etc. Panzer I. 295. Vgl. auch Schwartz, Urspr. d. Mythol. 22, 62 ff. 65 ff. 177. 211. 212.]
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 100-101.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004562275
Waldgeister
Im Weiherthäle, durch das man von Hundersingen nach Heiligkreuzthal gehen kann, ist ein Waldgeist. Man hört ihn im anstoßenden Weiherhau oft juchzen und wunderschön musizieren, so dass man gern verirrt. Manchmal hat er blos den Namen »Weihermandle«. Bei Heudorf ist ein Wald beim Schatzberg, in dem der gefürchtete Waldgeist »Hans Ederehe« sein Unwesen treibt. Er ruft im Walde »Ederehehehehe!«
Auf und um das »Hohmichele«, ein altes großes mit Tannen bewachsenes Grabmal, in der Nähe von Hundersingen, geht ein Waldgeist, der irre führt.
Zwischen Dorfmerkingen und Riffingen ist ein Wald, »Bühle« geheißen. Hier geht der Waldgeist »Bühlenmandle« und erschreckt und führt die Leute irre. Zwischen Ellenberg und Wördt ist im Walde eine alte Mauer, wo sich ein Waldgeist »Brandmandle« aufhält und irre führt.
[»Brand« ist ein häufiger Waldname. Ober- und Unterbrändi (Leinstetten); Hinterbrand (Keuerstadt); Brandholz (Einsingen); Brandlewasen (Hundersingen); Bransteig (Tuttlingen); Brandenburger (Schussenried) etc.]
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 292-293.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004567293
Weißes Fräulein in der Baumburg
In der Baumburg bei Hundersingen sei ehedem ein Fräulein gewesen, das oft herauskam und den Leuten auf dem Felde Brot, Käs und Kuchen brachte. Ein Hundersinger hatte da einen Acker. Der nahm nie Brot oder sonst was mit. Des wunderte sich die Bäuerin und fragte ihn. Der erzählte ihr, dass ihm immer seit langer Zeit ein weißes Fräulein Brot, Wein, Käs‘ und Kuchen brachte. Mal kam der Knecht hinaus, dem aber der Bauer auftrug, ja dem Fräulein nichts zu leid zu tun. Der Knecht bekam das Nämliche. Das andere Mal behielt er die Gabel, und das Fräulein kam nimmermehr, habe nochmal verzweiflungsvoll umgeschaut am Hügel.
[Urkundlicher Name der »Baumburg« ist Buenburg, Buwenburg, Bawenburg. 1092: Dietrich von Buinburg. Eberhardus de Buwenburg. 1286 Ulrich von Buenburg. Von 1267 an erscheinen die Buwenburg fortlaufend in Kreuzthaler Urkunden. Riedl. Oberamts-Beschrbg. S. 196. »Die von der Baumburg« sollen gefürchtete Raubritter gewesen sein; sie haben den Bauern, die in der Nähe ackerten, oft das Saatkorn gestohlen. In der Baumburg soll ein Schatz liegen.]
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 4-5.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004560752
Zwei Kohlenhäfen ein Schatz
Ganz nahe bei Hundersingen ist die Anhöhe, auf der die Baumburg (urkundlich Buenburg, Bauenburg, denen von Landau gehörig) gestanden ist. Mal hüteten Buben Schweine und Gänse untereinander in der Nähe; da sahen sie zwei Häfen dastehen mit brennenden Kohlen. Der eine Bub stieß sie mit dem Fuße hinab und dachte nichts Weiteres. Der andere schob zwei zu sich, und als er heimkam, hatte er zwei Vierundzwanziger in der Tasche. Er hörte nämlich die Kohlen aus den Häfen klingeln.
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 95-96.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004562178
Volksglaube und Brauchtum
Am Funkensonntag
… macht man in Hundersingen (O.A. Riedlingen) mit den Geschäften im Stall bald ab. Es heißt: man sperre die Sonne in den Stall, und dem gelingt’s, der am bäldsten, noch bei Tag, fertig ist. Wem dieses nicht gelingt, der ist das ganze Jahr spät daran.
Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 68-69.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004574249
Bei Taufen
… in Hundersingen bringt die Gevatterin einen zweifach gewundenen Wachsstengel in die Kirche, der dem Pfarrer gehört, etwa einen Fuß lang; in andern Gegenden, hörte ich mal, soll er so lang sein, als das Kind selber. In dem gewundenen Wachs stecken zwei Sechser: einer für das Waisenhaus und einer für den Priester.
Unmittelbar auf die Taufhandlung fällt die Orgel ein, eine alte Sitte und ein altes Recht des Schulmeisters, wofür er je nach Stand und Vermögen des Täuflings 30-48 kr. erhält. Nachher zieht auf Rechnung des Bauern alles miteinander in’s Wirtshaus, wo es äußerst nobel hergeht.
Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 315.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004577094
Die Hunde heulen
… wenn es bald brennen wird. In Hundersingen brannte es mehrere Sonntage hinter einander Vormittags 10 Uhr. Die Hunde sollen es jedesmal durch Heulen angezeigt haben.
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 117.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004562607
Eine Kindbetterin
… soll so lange kein Weihwasser selbst nehmen, bis sie ausgesegnet ist, sondern sich’s geben lassen. (Hundersingen)
[Vielleicht ist dieses ein Anklang an das Gesetz des alten Testaments, wonach die Wöchnerin 80 Tage unrein war und nichts berühren durfte.]
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 477.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004571495
Eine Kindbetterin
… darf sich in den ersten 14 Tagen nicht kämmen, sonst bekommt sie Kopfleiden. (Hundersingen)
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 477.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004571487
Sage vom schwarzen Tod
Zur Zeit des schwarzen Todes starben in Ertingen alle Leute bis auf ein altes Weib. Zu Hundersingen war aber nur noch ein Knabe übrig geblieben. Diese zwei waren von der ganzen Gegend allein noch übrig; die aber heirateten sich, weil sie glaubten, es seien sonst alle Menschen gestorben; und von diesem Paar stammen die Bewohner des Donauthales ab.
Sagen dieser Art gibt es in Schwaben viele.
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 240.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/2000456619X
Wenn die Glocken
… beim Läuten einen klagenden Ton von sich geben, »taådtelet«, stirbt bald Jemand im Ort. In Hundersingen stirbt Jemand, wenn die große Glocke »hiecht.«
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 474.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004571223
Wenn sich der »Dangelmann«
… in der Wand hören läss, stirbt bald Jemand aus der »Freundschaft« (Verwandtschaft). In Hundersingen geht das Todten-Uehrle und bedeutet Tod.
In Baach stirbt Jemand aus dem Haus innerhalb drei Jahren.
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 473-474.
Permalink:➥ http://www.zeno.org/nid/20004571215
¹ Informationen zusammengestellt aus Wikipedia: ➥ https://de.wikipedia.org/wiki/Heuneburg