Obermarchtal – Sehenswertes, Geschichte, Sagen, Mythen und Volksglaube der Region. Das „etwas andere“ Portal. Links, Landkarten, historische Ansichtskarten, Fotos, Ausflugsziele …
Unterkapitel
Allgemeines
➥ Internetauftritt der Stadt / Gemeinde
➥ Wikipediaeintrag
➥ Alemannische Wikipedia
➥ Wikisource: Historische Quellen und Schriften
Fotos & Abbildungen
Die hier gezeigten Bilder wurden von mir erstellt, falls nicht anders vermerkt oder aus anderen Quellen eingebunden.
© Wolfgang Autenrieth
➥ Bildersammlung auf Wikimedia-Commons
➥ Abbildungen auf Tumblr
➥ Bilder auf Pinterest
Kunst, Kultur und Brauchtum
➥ Kultur und Sehenswürdigkeiten (Wikipedia)
➥ Obermarchtal auf ‚Bildindex‘
➥ Abbildungen auf ‚Google-Art‘
➥ Obermarchtal auf ‚Zeno-Org‘
Geschichte
aus: Meyers Enzyklop. Lexikon, 1905. http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Obermarchtal?hl=Obermarchtal
Obermarchtal mit Datthausen, Gütelhofen, Luppenhofen und Mittenhausen
Obermarchtal,
ein kathol. Pfarrdorf und Marktflecken auf dem rechten Donauufer
3 Stunden oberhalb Ehingen, mit 788 Einw., Hauptort eines Fürstlich Thurn und Taxischen Bezirksamts und Sitz eines F. Amts und Amtsgerichts, eines Rentamts und eines Revierförsters, Forstverwaltung Buchau u. f. Grund- und Patronatsherr: der Fürst von Thurn und Taxis; die Zehnten bezieht Ebenderselbe, einen geringen Teil des Kleinzehnten hat die Kirchenpflege.
Gefälle beziehen: der Fürst 583 fl. 37 kr. und (Mühlenzinse) 118 Sch. 2 Sr. Kernen, die Stiftspflege 12 kr. Außerdem beziehen der Fürst Teilgebühren, mit dem Zehnten zu 3135 fl. 46 kr. im Cataster, deßgleichen die Stiftspflege 89 fl. 40 kr., der Graf Schenk v. Castell als Leheninhaber der Herrsch. Berg aus Wiesen (als Weidegeld) 13 fl. 30 kr. – Das Pfarrhaus und bei der Unzulänglichkeit der Kirchenpflege, auch die Kirche baut der Fürst.
Obermarchtal liegt sehr uneben über dem steilen Felsenufer der Donau, an der Riedlinger oder Dauphinestraße. Am Rande des Felsen steht das vormalige Reichsstift Marchtal, jetzt Fürstl. Schloss mit der schönen Klosterkirche und mehreren ansehnlichen Nebengebäuden, welche mit den weithin sichtbaren Kirchtürmen einen überraschenden Anblick gewähren. Eine Ansicht davon liefert das Titelbild zu diesem Hefte. Das Schloss ist ein schönes äußerst geräumiges Gebäude. Es bildet ein längliches, einen Hof einschliessendes Viereck, das auf seinen 4 Ecken mit Flügelgebäuden versehen ist. An dasselbe schließt sich ein sehr schöner Garten an. Schloss und Garten wurden von dem gegenwärtigen Besitzer mit vielem Aufwande ganz neu eingerichtet und angelegt und man findet überall Ursache sich zu freuen, dass dieses schöne Besitzthum in so gute Hände gekommen ist. Der untere Stock des Schlosses dient nun zum Teil zum Sitz der Beamten, in den obern Stockwerken befinden sich die Fürstl. Zimmer. Sowohl in diesen, als in dem Garten hat man überraschend schöne Aus- und Ansichten, in letzterem besonders auch in dem auf einem senkrechten Felsenvorsprunge stehenden Gartenhause.
An das Schloss schließt sich die ehemalige Stifts- oder Klosterkirche an, die der Fürst zur Pfarrkirche eingeräumt hat. Sie ist in edlem einfachen Style gebaut, vielleicht etwas zu viel mit Stuckarbeit, desto weniger mit bunten Zierathen überladen. In dem Schlosse, oder ehemaligen Kloster, Marchtal und zwar in dem südöstlichen Eckgebäude, welches dazu besonders gebaut und eingerichtet wurde, übernachtete die letzte unglückliche Königin Antoinette von Frankreich, als sie als Braut des Dauphin nach Frankreich reiste.
Obermarchtal hat mehrere Handwerks- und Kaufleute, auch eine Apotheke, eine bedeutende Mahlmühle an der Donau, 1 Öl- und Gipsmühle, 1 Sägmühle, 1 Ziegelhütte und 3 Vieh- und Krämermärkte. In dem Ort steht die alte, 1803 eingegangene, Pfarrkirche zur heil. Maria, am Ende desselben eine wohlgebaute Kapelle zur hl. Anna. Zu der Pfarrei gehören auch Datthausen, Mittenhausen und Rechtenstein mit dem Brühlhof. Luppenhofen wurde erst 1812 davon getrennt. Die sehr alte Pfarrei wurde dem Kloster schon frühe einverleibt; nach Aufhebung des Klosters 1803 stellte sie der Fürst wieder mit einer Kaplanei her.
Dem Schlosse gegenüber und nur durch eine enge Talschlucht, durch welche ein kleiner Bach in die Donau hinabgeht, getrennt, liegt ein merkwürdiger Hügel; worauf einst eine Burg lag, gemeiniglich die Altenburg, eigentlich aber, wie es scheint, Marchtal genannt. Das Alter dieser Burg reicht bis in die entferntesten Zeiten hinauf und nach allen Umständen verdankt sie ihren ersten Ursprung den Römern. Jetzt zeugen nur noch einige Gräben und Erdaufwürfe von ihrem ehemaligen Dasein. Schon im 8.Jahrhundert war die Burg Sitz der mächtigen Familie der Gaugrafen von der Folkoltsbar; in der Folge Sitz der Allemannischen Herzoge. Nach der Angabe des klösterlichen Annalisten, der sich dabei auf noch vorhandene Urkunden beruft, hat schon Burkhard I., in welchem 916 die Herzogswürde wieder hergestellt wurde, hier seinen Sitz gehabt. Gewiß ist auf jeden Fall, dass von Hermann II. an (997) mehrere Herzoge hier wohnten. Graf Adalbert von Marchtal hingegen, der für die Sache des Kaisers Otto I. in einem Gefechte bei Augsburg fiel, war, nach der kritischen Beleuchtung von Neugart nicht von unserm Marchtal. Während der blutigen Fehden zwischen der Welfischen und Gibellinischen Partei findet man die Burg von Conrad von Winterstetten, einem alten Freunde und Truchsessen der Hohenstaufen besetzt. Im Jahr 1269 wird derselbe hier von den Grafen von Veringen und Schelklingen, Ulrich und Heinrich, Anhängern der Welfen belagert, die Burg wird erobert und gänzlich zerstört. Die Geschichte des Dorfes Marchtal oder wie in älterer Zeit geschrieben wurde, Marchtall, hängt mit der Geschichte der Altenburg und des Klosters zusammen. Der Name Marchtal deutet ohne Zweifel auf eine alte Markgrenze hin, welche die Talschlucht bei dem Orte machte.
Das Kloster Marchtal ist eines der ältesten des Landes. Schon im Jahr 776 überläßt Graf Agylolf und seine Familie das Bened. Kloster zu Marchtal, das sein Vater Halaholf mit seiner Gattin Hitta zu Ehren des Apostels Petrus gestiftet hatte, als ein Filialkloster mit seinen Gütern dem Kloster St. Gallen. Die Urkunde ist ausgestellt in dem Kloster Marchtal „Actum in monasterio ipsius Marhctala“[3]. Die Nachkommen Agylolfs, Chadaloch und Wago, Söhne des Grafen Bertholds, der die obige Urkunde mit unterschrieben hatte, vermehrten diese Schenkung 805 mit noch mehreren Gütern in Marchtal und in vielen andern Orten. Aber wie um andere Güter in der Gegend, so kam St. Gallen nachher auch um diese Schenkungen wieder und das Kloster Marchtal scheint sich wieder ganz aufgelöst zu haben. Ein Todesfall gab Veranlassung zu einer zweiten Stiftung.
Herzog Hermann II., der auf der Altenburg seinen Sitz hatte und seine Gemahlin Gerberg, eine Tochter des Kaiser Conrad von Burgund, verloren ihren Erstgebornen durch den Tod in einem Alter von 1 Jahr. Die trauernden Eltern ließen ihn in der Kapelle zum hl. Johannes dem Täufer, in der alten Klosterkirche zum hl. Peter, begraben. Aber an dieser Kirche stand damals nur ein einziger Priester Namens Etto; die Kirche selbst war in schlechtem Zustande. Gerberg stellte diese wieder her und bewog ihren Gemahl zur Stiftung einiger Güter, um mehrere Geistliche bei der Kirche anstellen zu können, die an dem Grabe ihres Sohnes Gottesdienst halten sollten. So entstand zwischen 992 und 995 ein Collegiat- oder Canonikat-Stift, mit 7 Pfründen oder Stellen, wozu, außer Gütern zu Bettighofen und Marchtal, auch die Kirche zu Grunzheim etc. gestiftet wurde.
Zu gleicher Zeit ließ Hermann auch die nachherige Pfarrkirche zur hl. Maria erbauen, oder wieder herstellen; sie wurde im Jahr 998 von dem Bischof Gebhard von Constanz eingeweiht. Aber auch das Collegiatstift kam wieder in Zerfall und seine Güter wurden ein Raub weltlicher Herrn. Von den 7 Pfründen besaßen im Jahr 1171 der Pfalzgraf Hugo von Tübingen 3, von seiner Großmutter, der Gräfin von Kellmünz ererbt, der Herzog Conrad von Schwaben 1, Swigger von Gundelfingen als Lehen von Kaiser Friedrich 1, Salome von Emerkingen 1 und der Ritter Ranzo von Neufen 1. Ein neuer Zufall kam dem Gotteshause zu Statten: Pfalzgraf Hugo hatte während seiner Gefangenschaft, in der er von dem Herzog Welf gehalten wurde, auf den Fall seiner Befreyung die Stiftung eines Klosters gelobt; er hielt Wort und stiftete 1171 das Prämonstratenser Kloster Marchtal mit der Kirche des Orts, den oben genannten 3 Pfründen und der von dem Ritter Ranzo erkauften, ferner mit den Kirchen zu Kirchbierlingen, Wachingen, Ammern bei Tübingen, so wie mit Gütern zu Stetten (Schmalstetten) und Bettighofen.
Der Stiftungsbrief, auf welchen noch weitere Bestätigungs- und Sicherungs-Urkunden folgten, wurde den 1. Mai 1171 zu Tübingen ausgefertigt. Papst Cölestin bestätigte 1192 und Kaiser Heinrich VI. 1193 die Stiftung. Letzterer beruft sich dabei auf die von seinem Vater, dem Kaiser Friedrich erteilten Privilegien. 1192 gab auch Herzog Conrad seine Pfründe an das Kloster ab und Swigger von Gundelfingen hatte die seinige 1177 an dasselbe verkauft. Die Mönche zu dem neuen Kloster hatte Hugo von dem Kloster Roth bezogen. Neben dem Mannskloster wurde, wie es damals gewöhnlich war, zugleich auch ein Frauenkloster errichtet. Im Jahr 1212 wurde den Klosterfrauen eine eigene Kirche zur hl. Catharina und 1252 ein neues Kloster gebaut. Aber schon 1273 sahen sich Propst und Capitel veranlaßt, zu beschließen, dass innerhalb 50 Jahre keine Novizen in das Kloster mehr aufgenommen werden sollen, womit also dessen Aufhebung beschlossen war. Durch Schenkungen, Käufe und klösterliche Industrie vermehrte das Gotteshaus seinen Besitzstand allmählich bedeutend und der Ort Marchtal selber war schon 1218 ganz im Besitze des Klosters. Die gegenwärtigen Klostergebäude wurden erst in neuerer Zeit gebaut. Im Jahr 1688 wurde der Bau der Kirche angefangen und 1700 vollendet; 1704 begann der Bau des neuen Klosters, gegenwärtigen Schlosses und wurde erst 1770 beendigt.
Das Kloster hatte lange nur einen Propst zum Vorsteher; 1441 gelangte derselbe zur Würde eines Abts, kraft eines päpstlichen Breve von 1440.
Die Schutz- und Schirmsvogtei des Klosters besaßen anfänglich die Pfalzgrafen, bald aber machte sich das Kloster von ihnen, so wie nachher von den von Emerkingen, los und begab sich in des Reichs und Östreichs Schutz. Kaiser Albrecht sicherte ihm dafür 1297 stattliche Freiheiten zu, welche seine Nachfolger bestätigten. Ums Jahr 1440 wollte Graf Ulrich von Württemberg die Schirmsvogtei an sich ziehen, das Kloster setzte sich aber beharrlich dagegen; Graf Eberhard ließ deswegen 1470 durch Mühlhausen von Westerstetten das Kloster überfallen und den Abt Jodok gefangen wegführen. Allein auch dieser Schritt blieb ohne Erfolg und der Abt wurde gegen ein Lösegeld von 1000 fl. wieder freigegeben. Von Kaiser Maximilian begünstigt, erhielt der Abt 1500 Sitz und Stimme unter den Reichsprälaten und das Kloster trat somit in die Reihe der unmittelbaren Reichsabteyen ein. Schon im Jahr 1204 zählte das Kloster 50 Mönche und eben so viele Ordensschwestern. In den letzten Zeiten unterhielt es in der Regel 47 Geistliche, wovon aber ein Teil auswärts auf Pfarreyen und 2 StatTalterschaften sich befand.
Marchtal und sein Kloster hatten mancherley Schicksale. Schon bei der oben erwähnten Belagerung und Zerstörung der Burg wurden das Kloster und der Ort hart mitgenommen, noch mehr litten beide unter den fortwährenden Unruhen und feindlichen Anfällen des benachbarten Adels. Auf seinem Rückzüge von Ehingen 1343, wurde das Kloster und Dorf auch von Graf Eberhard von Würtemberg überfallen, geplündert und angezündet und der Propst Eberhard Gryff, ein Freund Conrads von Schelklingen, gefangen fortgeschleppt. 1449 wurde das Kloster von dem Gr. von Leiningen, Verbündeten Gr. Ulrichs von Würtemberg gegen die Reichsstädte, überfallen und schwer beschädigt; 1520 brannte ein großer Teil des Dorfes ab. Im 30jährigen Kriege, 1632, wurden Dorf und Kloster von den Schweden heimgesucht. Kaiser Gustav schenkte es seinem General, dem Grafen von Hohenlohe, der auch sogleich Besitz davon nahm, nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 aber wieder weichen musste. Das Kloster verarmte in diesem verheerenden Kriege so sehr, dass es 1650 seine Glocken verkaufen musste. In den Jahren 1692 und 1693, während andere Orte von den mordbrennerischen Einfällen der Franzosen heimgesucht wurden, hatten zu Marchtal Misswuchs und Hagel eine solche Hungersnot herbeigeführt, dass, als 1694 am Gründonnerstag den Armen Brot ausgeteilt wurde, 42 Menschen im Gedränge unter dem Klostertor ihr Leben verloren. Im Jahr 1803 fiel Marchtal mit andern Besitzungen, kraft des Regensburger Reichsdeputations-Recesses zur Schadloshaltung für verlorene Einkünfte aus den Reichsposten, dem Fürsten Anselm von Thurn und Taxis zu und das Kloster wurde hierauf aufgehoben; 1806 kam es unter Württtembergische Oberhoheit und macht nun unter dieser einen Teil der Fürstl. Standesherrschaften aus.
Die Besitzungen des Klosters bestanden bei seiner Auflösung in 10 Pfarrdörfern: Bremelau, Dieterskirch, Hausen am Bussen, Kirchbierlingen, Obermarchtal, Reuttlingendorf, Saugart, Seekirch, Unterwachingen und Uttenweiler, in 15 kleinen Dörfern und Weilern: Algershofen (geteilt), Alleshausen, Bischmannshausen, Brasenberg, Datthausen, Dietershausen, Gütelhofen, Luppenhofen, Minderreuti, Ober-Wachingen, Ödenalen, Sontheim, Schupfenberg, Dobel, Weisel; in 5 Höfen und 2 Mühlgütern: Ammerhof, Dettenberg, Herlighof, Heuhof, Mittenhausen, Herlighofer Mühle und Runkenmühle; ferner in Zehnten und Gefällen an mehreren Orten und in den Gütern Giesperg und Hochstraß in der Schweiz. Die Bevölkerung des Gebiets belief sich auf ungefähr 6500 Menschen.
Die reinen Einkünfte des Klosters betrugen nach einer, auf dem Regensburger Kongress zu Grunde gelegten Berechnung 84.000, nach einer ältern 100.000 fl. Activ-Capitalien fanden sich bei der Auflösung des Klosters 80.000 fl.; Schulden 30.000 fl.
Die Verwaltung war auf denselben Fuß eingerichtet, wie zu Zwiefalten.
Unter den Anstalten des Klosters befand sich eine Art von Gymnasium, worin 20 bis 30 junge Leute studierten. Außerdem hat sich Marchtal durch Verdienste um die Wissenschaften nicht besonders ausgezeichnet.
b. Datthausen
oder auch Dattenhausen, ein kathol., vormals Marchtalischer, Weiler auf der Höhe, am Rande über dem rechten Donauufer, an der Riedlinger Straße, 4 Stunden südw. von Ehingen, 1 Stunde von Obermarchtal, wovon es Filial ist, mit 70 Einw., Standesherrschaft Taxis, Amtsbezirk Obermarchtal. Die Zehnten gehören dem Fürsten, sie betragen nach dem Kataster mit den Teilgebühren 1000 fl. 45 kr.
Gefälle beziehen; der Fürst 97 fl. 52 kr., die Stiftspflege des Orts 7 fl.
Der Weiler hat eine niedliche Kapelle zum hl. Georg, welche 1720 von dem Abt zu Marchtal neu hergestellt worden ist. Ehemals stand hier auch ein Schloss, wovon aber jetzt nichts mehr übrig ist. Der Weiler erscheint schon unter den an das Kloster St. Gallen vergabten Orten 776 und 805, das erste Mal unter dem Namen Tatunhusum, das andere Mal unter dem Namen Dhahddhorf. Den Namen Dattdorf, Datthof führte der Ort auch noch im 13.ten Jahrhundert. Das Kloster St. Gallen kam auch hier wieder um seinen Besitzstand; doch verkaufte noch 1220 ein Ritter Rudolph einen Hof an das Kloster Marchtal mit Bewilligung des Abts von St. Gallen. Die Hauptsache kam in die Hände der Allem. Herzoge, nach deren Aussterben man die Boßen von Zwiefalten und Andere im Besitze findet. Von ihnen kaufte das Kloster den Ort allmählich im 13.ten Jahrhundert, die von Stein besaßen später noch das Schloss und Güter daselbst und ein Zweig schrieb sich von dem Ort; 1377 und 1390 verkauften endlich auch diese Schloss, Güter und Rechte an Marchtal.
c. Gütelhofen
ein kathol., vormals Marchtalischer Weiler, hoch am Hang auf der rechten Seite der Donau gelegen, 21/2 St. südw. von Ehingen, mit 43 Einw., Filial von Hausen ob Munderkingen, wo auch die Schule für Gütel- und Luppenhofen ist. Der Ort gehörte mit Luppenhofen, womit er eine gemeinschaftliche Markung hat, dem Kl. Obermarchtal, jetzt gehören beide dem Fürsten von Thurn und Taxis und zum Fürstlichen Amtsbezirk Obermarchtal. Die Zehnten bezieht der Fürst.
Gefälle: der Fürst 110 fl. 52 kr., 3 Sch. Dinkel und eben so viel Haber, außer nichtständigen Gefällen, welche zu 457 fl. berechnet sind, die Univ. Freiburg 7 fl. 17 kr. und nichtständige 12 fl.; der Staat 48 kr.
Gütelhofen war bis 1810 Filial von Neuburg. Die Pfarrei Neuburg hatte hier auch ein Gütlein und den größeren Teil des Zehnten, bis sie der Univ. Freiburg einverleibt wurde, welche 1721 den Zehnten an das Kl. Marchtal gegen anderwärtige Gefälle vertauschte. Der Weiler selber kam Teils durch Schenkung, Teils durch Kauf im 14.ten Jahrhundert von den von Steußlingen, Emerkingen und Andern an das Kloster Marchtal.
d. Luppenhofen
ein kathol. Weiler, bei Gütelhofen, mit 45 Einw. S. Gütelhofen. Bis 1810 war Luppenhofen Filial von Obermarchtal, jetzt ist es auch Hausen zugeteilt. Der Weiler gehörte ebenfalls den von Steußlingen und Emerkingen und wurde von dem Kloster Marchtal von 1290 bis 1379 erkauft. 1646 wurden Gütel- und Luppenhofen ganz zerstört.
e. Mittenhausen,
ein großer, Fürstl. Taxischer Maiereihof mit einer eigenen Markung in der Ausmündung eines engen von der Bronnach bewässerten Tälchens gegen das Donautal, das hier ebenfalls eng und felsig ist, mit 9 Einwohnern, Fil. von Obermarchtal. Noch vor einem Menschenalter wurde hier Wein gebaut; in Zwiefaltendorf lebt noch eine Person, welche in den Weinbergen hütete. Mittenhausen bestand früher aus 2 abgeteilten Höfen, wovon das Kloster Marchtal den einen 1182 von Schenk zu Zell durch Schenkung, den andern 1370 mit dem Schloss und Burgstall von Bruno von Hertenstein, der ihn von den Grafen von Wartstein zu Lehen hatte, für 950 lb. erhielt. Das Schloss lag auf einem Kopfe bei Mittenhausen, Jörgenberg genannt; 1296 bewohnte es Heinrich Boße. Abt Johann von Marchtal baute eine Kapelle zu Marchtal, welche 1621 eingeweiht, bald darauf aber im 30jährigen Kriege wieder zerstört wurde. Die Mittenhäuser Talschlucht war in ältern Zeiten wegen Räubereien und Totschlägen sehr berüchtigt.
Neuerlich ist Marchtal auch Sitz eines Gerichtsnotariats für den Fürstlichen Amtsbezirk geworden.
Quelle:Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen, Kapitel B 37, 1837, https://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_Ehingen/Kapitel_B_36
Ausflüge und Sehenswertes
➥ Wikivoyage – Projekt der Wikimedia
➥ Wikitravel – der freie Reiseführer
Natur & Parks
Karten
➥ Luftlinie-org berechnet die Luftlinienentfernung
sowie die Straßenentfernung zwischen zwei Orten und stellt beide auf der Landkarte dar. Startort ist Obermarchtal, den Zielort müssen Sie noch wählen. Voreingetragen ist ➥ Bisoro in Burundi
Karte eingebunden aus https://www.openstreetmap.de/
Webcams
➥ Webcams in Obermarchtal und Umgebung
Nachbargemeinden
➥ angrenzende Städte und Gemeinden (aus Wikipedia)
Teilorte / Teilgemeinden
➥ Ortschaften und Wohnplätze von Obermarchtal (aus Wikipedia)
Obermarchtal, Postkarte von 1907
Sagen, Mythen und Geschichten
Sagen
Churfürst Moriz von Sachsen in Marchtall
Von Augsburg, das sich dem Churfürsten freiwillig ergab, zog er gen Ulm. Hier soll er verwundet worden und in Folge davon diesseits der Donau heraufgezogen sein. Der Abt floh in’s Würtembergische mit den Conventualen, ließ aber, um das Kloster zu schonen, Früchte, Wein, Fleisch etc. zurück. Der Conventual Bartholomäus, der Rote genannt, stieg noch unten an des Fischers Haus über die Mauer des Conventbegräbnisses, um Krebse mitzunehmen, wurde entdeckt, mitgenommen, verhört und bis zum Schlosse Stein unter einer Sicherheitswache gebracht.
Im Kloster wurde übel gehaust. Die Schlösser von den Thüren gerissen und verkauft, Früchte und Alles, was ging, wurde gleichfalls verkauft. Den Bildern in der Kirche Nasen und Ohren, andern Hände und Füße abgehauen. An die Wände gemalten Bildern wurden die Augen ausgestochen. Die Kirche, das Capitelshaus, die Gänge und der Speisesaal waren lauter Pferdeställe. Der Wein, den sie nicht trinken konnten, wurde laufen gelassen, so daß der ganze Boden überschwemmt war. – So hauste des Churfürsten Heer. (Nach der Marchtaller Chronik S. 74)
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 213-214, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004565673
Die Ebene, in der Marchtall liegt
… wird durch eine ziemlich tiefe Felsschlucht von S nach N bis an die Donau durchschnitten. Gleich am linken Ufer der Donau beginnt das schwäbische Albgebirge, sodass das Donautal bei Obermarchtal die Alb von dem sog. Gau scheidet. An der östlichen Seite oben berührter Felsenschlucht liegt das Stift Marchtal, zu welchem früher eine lederne Brücke, die über die Schlucht ging, von Altenburg aus geführt haben soll.
[Vgl. Marchtall. Chronik S. 2. Vgl. die lederne Brücke in der Sage vom Königsstein bei Aarau Rochholz A.S. I. 142, und bei Tegerfelden II. 241. Die Burg Rosenstein und die untergegangene Stadt Heubach auf der schwäb. Alb waren durch eine lederne Brücke verbunden; ebenso die Burgen Kalenberg und Friedingen a.d. Donau. Meier S. 163. Nr. 182. Zwischen den beiden Burgen Sälischlößli und Wartburg in Aargau soll eine lederne Brücke gestanden haben. Rochholz A.S. II. S. 216, eine war zu Oberfrick und Schupfart im Frickthal (a.a.O.). Eine lederne Brücke ging von Galgenlöhli- oder Isenhubel nach der Bysigbrugg (a.a.O.); ebenfalls ging eine von den Appenzellerschlössern Rosenburg und Rosenberg (a.a.O.). Ueber lederne und eiserne Brücken siehe Rochholz A.S. II. S. 217.]
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 237-238, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004566130
Die Hexe zu Obermarchtall
Unschuldig gefoltert, gestand eine Hexe, um den Schmerz zu enden, beteuerte dem Scharfrichter ihre Unschuld und sagte im letzten Augenblicke zu ihm: »der Pfahl, an dem sie gebunden, werde nach ihrem Tode blühen.« Dieses soll denn auch, obwohl der Pfahl vom Feuer stark angegriffen worden, geschehen sein. (Obermarchtalische Chronik S. 82)
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 319, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004567838
Der unversehrte Handschuh
Abts Jacob Heß von Obermarchtall Grab wurde 20 Jahre nach seinem Tod von den Schweden geöffnet, weil sie Schätze zu finden hofften. Siehe, da war der Handschuh der rechten Hand, die er für Arme so oftmals öffnete, unversehrt und alles Uebrige bis auf die Gebeine verwesen.
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 431-432. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004569830
Fischgeist in der Donau
Beim Stein bei Marchthal ist ein uralter großer Fisch in der Donau, welcher »seines Zeichens« ein Geist ist. Man fürchtet ihn sehr. (Von Zwiefaltendorf)
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 131-132, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004563344
St. Tiberii Haupt
Der hl. Tiberius stand im Stift Marchtal hoch in Ehren. Die Sage geht: Es sei mal über dem Kloster ein zehn Tage anhaltendes Gewitter gestanden, das Verderben drohte. Da sei des hl. Martyrers Tiberii Haupt in den Wolken erschienen, und das Gewitter habe sich in einen heilsamen Regen aufgelöst. Noch heut zu Tage sieht man in der Sakristei eine Tafel, auf welcher dieses Ereignis und der ganze Convent mit Abt Nikolaus kniend zu sehen ist.
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 405-406. Chronik von Marchtall S. 129. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004569466