Bad Saulgau – das etwas andere Portal mit historischen Ansichten, Sagen, Brauchtum, Sehenswertes, Informationen zu Geschichte und Insidertipps.

Das etwas andere Portal zu Bad Saulgau. Hier gibt es nützliche Links, Insidertipps, (alte und neue) Karten, Fotos

Allgemeines

Internetauftritt der Stadt / Gemeinde
Wikipediaeintrag
Alemannische Wikipedia
Wikisource: Historische Quellen und Schriften

Lexikoneinträge

Saulgau (Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1909)
Oberamtsstadt im württemberg. Donaukreis, an der Schwarzach und der Staatsbahnlinie Herbertingen-Isny, 586 m ü. M., hat eine evangelische und 2 kath. Kirchen, ein Schillerdenkmal, Schullehrerseminar, Präparandenanstalt, Amtsgericht, Fabrikation von Ton- und Papierwaren, Bierbrauerei, Hopfenbau und (1905) 4911 meist kath. Einwohner. S. erhielt 1239 Stadtrecht und gehörte bis 1805 zu Österreich.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 640.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007406371

Saulgau (Saulgen) (Pierer 1862)
1) Oberamt im württembergischen Donaukreise, an Hohenzollern grenzend; 6,8 QM., 21,000 Ew.; hat Rindvieh- u. Pferdezucht, Torf, Eisenerz, bedeutende Vieh- u. Pferdemärkte;
2) Stadt darin, ander Schwarzach; Wollenweberei, Strumpffabriken, Getreidehandel; 2500 Ew.
Quelle: Pierer’s Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 8.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20010822011

Einwohner (2021): 17.586 (Quelle:Wikipedia)

Karten

Luftlinie-org berechnet die Luftlinienentfernung
sowie die Straßenentfernung zwischen zwei Orten und stellt beide auf der Landkarte dar. Startort ist Bad Saulgau, den Zielort müssen Sie noch wählen. Voreingetragen ist ➥ Bisoro in Burundi

Karte eingebunden aus https://www.openstreetmap.de/

Fotos & Abbildungen

Ein Klick ins Bild öffnet eine größere Darstellung. Durch Klick auf den Pfeil rechts im Bild kann man weiterblättern.

 

Anmerkungen zu den Fotos

– Auf dem Bahnhofsdach liefen damals die Fernmelde- (Telefon-)kabel zusammen. Der Bahnhof war gleichzeitig Fernmeldeamt, in dem das „Fräulein vom Amt“ die Gesprächspartner „zusammengestöpselt“ hat.
– Das Fahrzeug auf der Bahnhofsdarstellung könnte ein Daimler von 1897/1899 sein
– Der Kamin gehörte zur Tonwarenfabrik Bucher (später Kinzelmann)

Bildersammlung ‚Bad Saulgau‘ auf Wikimedia-Commons
Abbildungen auf Tumblr
Bilder auf Pinterest

Kunst, Kultur und Brauchtum

Kultur und Sehenswürdigkeiten (Wikipedia)
Bad Saulgau auf ‚Bildindex‘
➥ Abbildungen auf ‚Google-Art‘
Informationen auf ‚Zeno-Org‘

Geschichte

Ortsbeschreibung von Merian: ➥ https://de.wikisource.org/wiki/Topographia_Sueviae:_Sulgen

Ausflüge und Sehenswertes

Thermalbad Sonnenhoftherme

„Im Jahr 1977 wurde in Saulgau die wärmste und ergiebigste schwefelhaltige ➥ Thermalquelle in ganz Baden-Württemberg (1,5 Millionen Liter täglich) erbohrt. Nach einem Provisorium wurden 1984 die ➥ Sonnenhof-Therme Bad Saulgau mit Therme, Saunabereich, Relax-, Vital- und Wellnesscenter und Kurgarten eröffnet. Das ➥ Thermalbad verzeichnete bereits 1987 über das Jahr mehr als eine Million Badegäste. Hinzugekommen sind Dampfbäder, eine Sole-Dampfbad und ein Strömungskanal. Bad Saulgau war das erste Thermalbad in Oberschwaben und bescherte der Stadt auch den Titel „Bad“. Im Februar 2011 konnte das Thermalbad seinen zehn-millionsten Besucher verzeichnen.“ (zit. aus Wikipedia ➥ https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Saulgau)

Tipps

Wikivoyage – Projekt der Wikimedia
Wikitravel – der freie Reiseführer

Webcams

Webcams in Bad Saulgau und Umgebung

Nachbargemeinden

angrenzende Städte und Gemeinden (aus Wikipedia)

Teilgemeinden und Ortschaften

Bad Saulgau besteht aus der Kernstadt (mit Bernhausen, Engenweiler, Schwarzach und Wilfertsweiler) und den 13 Teilorten Bierstetten (mit Steinbronnen), Bolstern (mit Heratskirch und Wagenhausen), Bondorf, Braunenweiler (mit Figels, Krumbach, Obereggatsweiler, Untereggatsweiler und Ziegelhof), Friedberg, Fulgenstadt, Großtissen (mit Kleintissen und Nonnenweiler), Haid (mit Bogenweiler und Sießen), Hochberg (mit Luditsweiler), Lampertsweiler (mit Rieden), Moosheim, Renhardsweiler und Wolfartsweiler

Ortschaften und Wohnplätze von Bad Saulgau (aus Wikipedia)

Sagen, Mythen und Geschichten

Das wunderbare Kruzifix in der Kreuzkapelle

Etwa fünf Minuten von Saulgau, wo sich die Straßen nach Aulendorf und Altshausen trennen, ist die vielbesuchte Kreuzkapelle. Über dem Altar steht ein großes Kruzifix, gerade nicht viel Kunst, aber viel Ausdruck zeigend. Davon geht die Sage, die Schweden hätten es verbrennen wollen, seien aber übel weggekommen. Das Kruzifix sei eben zu verbrennen unmöglich gewesen: es habe sich erhoben und die Schweden seien erschrocken davon gelaufen. Rechts vom Altar (von den Stühlen aus) geht eine Seitentüre hinein in die Sakristei. An der Türe oben sieht man gemalt die Kreuzkapelle. Davor liegt ein Kruzifix mitten im Feuer unversehrt. Fünf Schweden liegen betäubt drum herum, ein sechster lauft davon voll Angst. Zum Stadtthor von Saulgau zieht das Schwedenheer heraus. Links unten steht: »Die Schweden haben diese Bildnuß des gecreuzigten Heylandts verbrennen wollen, seindt ober von Gott an der stell gestrafft worden.«

Links des Altars ist eine zweite Türe. Darauf ist gemalt die Kreuzkapelle; eben zieht ein Trupp Schweden unter Pfeifen und Trommelschlag in die Kapelle ein, während andere abziehen, wieder andere schon bei Saulgau hinziehen; einer hält oben rechts von der Türe Wache. Rechts unten am Bilde steht: »Anno 1634 den 12. Mertzen ist der Schwedische Feind nacher Saulgau kommen und hat alle Nacht in dieser Capellen Wacht gehalten.«

Unten an der Türe sehen wir die Kreuzkapelle wieder, davor ein strahlendes Kruzifix stehen, und einen fliehenden Haufen Schweden mit Lanzen. Darunter steht: »Die Schweden haben abermahl in die Kapelle eindringen wollen, da stunde das Kruzifix helle glänzend vor der Kirchentür. Wovon sie mit größtem Schrecken abgewichen.«

Unten an der Türe rechts begegnen wir einer großen Prozession, die von Saulgau aus mit dem wunderbaren Kruzifix gen der Kreuzkapelle zieht. Darunter heißt es: »Anno 1734 den 12. Mertzen ist die hundertjährige Festivitet mit einer solennen Prozession gehalten worden. Gott gebe dass Saulgau und eine wehrte Nachbarschaft auß disem Gnaden brunen beständigen göttlichen Segen erhalte«.

[Auf diese Sage ist auch hingewiesen in Hafens »Auszug aus der Saulgauer Pfarrchronik«, Saulgau, Edel 1851. S. 30. »1634. Am 12. März des nebenstehenden Jahres stund ein schwedischer Wachtposten bei der hiesigen Kreuzkapelle. Nach einer wolverbürgten Sage wollten die brutalen Kriegsleute das Christusbild in der Kapelle verbrennen. Aber das Bild des Gekreuzigten erhob sich, und die Schweden flohen in großem Schrecken davon. Saulgau war gerettet.« – Hans Müller hieß der Krieger, welcher das Ereignis überall bestätigte.
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 425-426. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004569717

Anmerkung: „Die Kreuz- oder Schwedenkapelle wurde um das Jahr 1450 gebaut und war eine mittelalterliche Wallfahrtsstätte. Zur Ausstattung gehört ein romanisches Großkreuz (auch Stauferchristus genannt, entstand ca. 1170) sowie die Farbholzschnitte des Kreuzweges von HAP Grieshaber.“ (Wikipedia)

Die Bogenweiler heißen Glöcklisstupfer

… weil sie bei einem Brand kein Seil hatten; sie heißen ferner »Hüte« von wegen ihrer alten sonderbaren Hüte
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 458-459. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004570480

Die Moosheimer Eselshenker

Die Moosheimer (Môsemer) haben mal einen Esel an den Kirchturm hinauf gezogen, damit er ein Böschlein Gras abfresse, das droben wuchs. Der Esel krepierte. Die Moosheimer hören »Eselhenker« nicht gerne.
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 453. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004570367

Die sieben Schwaben in der Schweiz

Gingen einmal sieben Schwaben, sechs Gemeinderäte mit dem Schultheiß an der Spitze, über das schwäbische Meer in die Schweiz, ob wallfahren oder des Vergnügens halber, weiß man nicht. Die hatten gewaltig Respekt bekommen vor den Wassern des schwäbischen Meers, also, dass sie im Thurgau vor einem blühenden Flachsacker angekommen, die wogende blaue Fläche abermals für ein Meer hielten. Da die Blüte betaut und das Wasser so nass war, die Sieben aber um jeden Preis weiter kommen wollten, berieten sie sich, was zu tun sei. Da entschlossen sie sich heldenmütig – alle Sieben mit dem Schultheiß voran – das Meer zu durchschwimmen.

Nach unsäglicher Mühe und Anstrengung waren die Sieben jenseits der Flachsbreite angekommen und zählten ab, ob sie noch ihrer Sieben und nicht etwa einer ertrunken sei. Und zum immer größeren Entsetzen gewahrten sie, dass Einer fehle. Wie sich geziemte, nahm die richtende und strafende Gewalt, der Schultheiß, die Zählung vor, und wohl wissend, welch exemten Stand er einnehme, beliebte er zu zählen. Jezt Schultheß bin ih – du wärest der airst, du der zwoit u.s.f. Aber so brachte er nur Sechse heraus. Da ging ein Bruder Straubinger an den ratlosen Gemeinderäten vorüber und fragte, was sie hinter dem Ohr zu kratzen hätten. Da eröffneten sie ihm ihre Pein. Nun lag nebenan auf dem Wege ein frischer Kuhfladen, und er riet den Sieben, sie sollen Alle, der Reihe nach mit dem Schultheißen an der Spitze, ihre Nase in diesen Fladen stoßen und nachher abzählen, wie viel es Löcher wären. Und siehe da, es fanden sich sieben Nasenspuren im Fladen und so reisten die Sieben getrost weiter (Mündlich von Saulgau)
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 460-462. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004570529

Kegelspiel

Ein Mann von Saulgau kam einmal durch Verirren auf das Schloß Königsegg. Da sah er in einem Gewölbe mehrere Herren Kegel schieben mit glühenden Kugeln. Sie nötigten den Mann, mitzuspielen. Als es aber 1 Uhr des Nachts schlug, verschwand die ganze Gesellschaft, und statt einer Kugel hatte der Mann einen Totenkopf in der Hand. Die Kegel waren Teile eines Gerippes. (Von Saulgau).
Quelle:Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 245, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004566300

St. Luitpert war ein Bauersmann

… in Fulgenstadt zu Hause, wo man seine Wohnung noch zeigt; war gar fromm. Täglich kam er nach Ennentach und verrichtete dort in der Kirche seine Andacht. An der Stadtmauer von Mengen ging er allemal vorbei. Mal im Frühjahr, als das Schneewasser ging und die Ablach anschwoll, wollte Luitpert seinen Weg wieder wie gewöhnlich machen, aber konnte nicht mehr hinüber: das Wasser war zu stark. Er riss vom nächsten Gartenzaun einen Pfahl aus und schwang sich hinüber. Aber die Kirchtüre war und blieb verschlossen. Sonst öffnete sie sich ihm allemal von selbst. St. Luitpert ging wieder zurück, steckte seinen geraubten Pfahl in sein Loch. Jetzt öffnete sich ihm die Kirchtüre.

[Gewöhnlicher ist der Name »Luib«. Früher fanden große Wallfahrten nach Ennentach statt. Dass Prozessionen stattfanden, findet man in Aulendorfer Hexenproceßakten. In Fulgenstadt steht St. Luib zu Ehren noch ein Bildstöcklein. – Von St. Ulrich erzählt eine Legende, er habe sich verspätet, einen Grenzpfahl ausgezogen als Stütze über die Gräben. Da schweigt das Heimatglöcklein und läutet erst wieder, nachdem er den Pfahl an Ort und Stelle tat. Mittermeier S. 129.]
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 411-413, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004569555

Das fromme Bäuerlein

Im Buche »Simplicium leges«, d.i. Christliche und unfehlbare Bauernregeln von Francisko Antonio Oberleitner. Augsburg 1732. I. Thl. S. 32, heißt es:

»In der Hochgräflichen Herrschaft von Scheer lebte ein Bauer, den man wegen seiner Frömmkeit nur das fromme Bäuerlein nannte. Dieser gelangte mit seiner Gottesfurcht, Andacht und sonderbarer Liebe zu Gott zu großer Vollkommenheit; wiewohl er den Tag hindurch hart arbeitete, stand er dennoch des Nachts auf und ging auch in harter Winterszeit eine Stunde weit in eine gewisse Kirchen, deren Tür von selbst aufging. In dieser Kirchen ist ihm oft Christus in Gestalt eines Hirten, seine liebe Mutter Maria, und der heilige Bauer Isidor erschienen, und ihn getröstet; in seinem Stall betrachtete er ganz anmütig den bethlehemitischen Stall und das darin vollbrachte große Geheimnis, und weilen ein Öchslein bei der Geburt Christi zugegen war, so liebte er vor allen Tieren ein Öchslein, welches er dessentwegen wohlhielt aber nicht ohne Vergeltung, dann als er eraltet und sterben sollte, ließe Gott zu, wie einst gegen Balaam geredet ein Esel, also da redete dieses Öchslein mit deutlicher Sprache, und sagte ihm an den Tag seines Todes. Der Bauer glaubte diesem Wunder, geht frisch und gesund in bemelte Kirchen, beichtet, lasset sich versehen, geht nach Haus, legt sich nieder, begehrt ein brennendes Licht und Kreuz, betet mit großer Inbrunst das heilige Vater unser, Ave Maria und glauben, stirbt hierauf sanft, als schlafe er ein. – Seinen Leib hat man auf ein Gefährt gelegt, und dieses Wunder redendeÖchslein daran gespannt, alldorten begraben, wo es auf Befehl Gottes von sich selbst still gestanden, wo dieser Leichnam noch ruht, und in großer Ehr gehalten und besucht wird, auch nicht wenig Gnaden und Guttaten durch Verdienst und Fürbitten dieses frommen Bäuerleins erlangt werden.« Vgl. »Luitbertus«, oder das Bäuerlein von Fulgenstadt. Eine oberschwäb. Legende in sechs Liedern von Hermann Knapp. Sigmaringen, Tappen.

Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 413-414, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004569563

Volksglaube, Wetter und Gestirne

In der Ravensburger und Saulgauer Gegend

… bis gegen den See hinauf wird in der St. Andreasnacht Blei gegossen und nackt die Stube ausgekehrt. Den Stubenteil, wo das Kruzifix hängt, muss man immer im Rücken haben. Mit dem linken Fuß muss man zuerst in’s Bett, aber ohne Weihwasser. Um 12 Uhr soll man zum Fenster hinaus schauen und einen Apfel essen.
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 341, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004568753

Brauchtum

An Weihnachten

… gibt’s in der Gegend von Saulgau Weiß- und Birnbrod; lezteres ist aus Weißmehl, gedörrten Birnen und verschiedenem Gewürz gebacken. Jeder Hausangehörige, namentlich die Dienstboten, erhält einen Laib von fünf bis sechs Pfund und mag mit ihm beginnen was er will. Alle Feiertage über liegt aber außerdem das Weißbrod zur Genüge für Jedermann in der Tischlade.
Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 7-8.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004573625

Der Adamsbaum (Ademebõm)

Seit uralten Zeiten ist in Saulgau die Sitte des Adamsbaums. Dieser Brauch war ursprünglich nur den jungen, verheirateten Mitgliedern des Brennfähnleins, d.h. der Rottenmannschaft, eigen. In dem Wirtshaus des Brennfähnleins kam man am Sonntag nach Lichtmeß zusammen: alles, was zum Brennfähnlein gehörte. Alte Mitglieder schieden aus, junge, neu verheiratete traten ein. Man beriet den Umzug des Adamsbaums und wählte diejenigen, die etwas Besonderes dabei zu tun hatten, so den Pfeifer, den Trommler, den Laternenknecht, den Adamsbaumträger. Der Zug begann von diesem Wirtshaus aus unter ungeheurem Menschenzulauf. Vorne drauß einer mit dem Besen, der Weg machte und die Zudringenden abhielt. Nach ihm kam der Laternenträger mit einer Gabel, an der die Laterne oben hing. Nach diesem kam ein Trommler mit einem Kübel und zwei eichenen Scheitern; ein Pfeifer, dessen Instrument ein rohes, durchbohrtes Holz war. In der Mitte ging einer, von unten bis oben in Schafspelzen eingemacht. Dieser wurde durch’s Los gewählt. Er trug ein mäßiges Bäumlein, woran lauter Äpfel und sonstige essige Ding stacken. Die Sachen wurden an die zugespizten und abgeschälten Ästchen angespießt. Bei diesem war ein Fahnenträger und hinter ihnen die übrige Mannschaft des Brennfähnleins in ihrer gewöhnlichen Kleidung. Der Zug ging durch die ganze Stadt unter furchtbarem Schreien und Singen von folgenden Versen:

Adem dëer håt sibo Sё,
Sibo Sё håt Adem,
Altẽ Weiber und Ente
Schnâdret über de See
Und wãmmes will vertrë ke,
So sind se nëene mê.

Dreimal ging’s um jeden Brunnen, um den oberen, unteren Stadtbrunnen etc. Angekommen wieder bei der Herberge des Brennfähnleins, blieb der ganze Zug stehen, und Alle schrien, zum Zug und nicht zum Zug gehörig, dass man’s bis nach Bonndorf und Moosheim hörte, immer die nämlichen, oben angeführten Reime. Plötzlich warf man den Adamsbaum in die Jugend hinein, die darüber herfiel und sich darum schlug, dass es ergötzlich anzusehen war. Die Sitte des Adamsbaumes ist jetzt noch nicht erloschen.
Zur Sitte des Adamsbaumes kann verglichen werden Grimm, Myth. 728.
Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 50-51.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004574109

Das Bräutigambaden am Fastnachtsonntag in Fulgenstadt

Dort wurden noch vor ungefähr 50 Jahren alle diejenigen Männer, die das Jahr zuvor Hochzeit hatten, in dem angeschwellten Dorfbache gebadet, wenn sie’s nicht vorzogen, eine festgesetzte Geldbuße zu erlegen. Das ging nun so zu: Das Wasser des Dorfbaches wurde dergestalt angestauet, dass es eine Tiefe von vier bis fünf Fuß erhielt. Sämtliche ledigen Bursche spielten unter ihrer Gesamtheit vier aus, die das Baden besorgen mussten. Diese stellten sich nun am Nachmittage zur festgesetzten Stunde am Bache auf. Der älteste Bräutigam wurde alsdann mit Musik abgeholt. Er erschien entweder als Maske verkleidet, oder auch in seinen Sonntags- oder Werktagskleidern. Die Menge der Zuschauer war natürlich stets groß. Kam der sog. Bräutigam an das Wasser, so begaben sich die vier Bursche in dasselbe und mussten die Befehle des Bräutigams pünktlich ausführen. Hernach wurde von den vier ledigen Burschen drei Mal die Frage an ihn gestellt, ob er Wasser oder Wein wolle. Die dritte Antwort entschied über sein Schicksal. Sagte er Wasser, so wurde er in den Bach hineingezogen und brav untergetaucht, je nach dem Grade, wie er die Bursche mit seinen ausgeteilten Befehlen geneckt hatte. Sagte er aber Wein, so hatte er sogleich einen Kronenthaler zu hinterlegen. So wurden nach und nach alle Ehemänner, die im Verlaufe des letzten Jahres Hochzeit gehabt hatten, abgeholt und mit jedem auf gleiche Weise verfahren. Nachher ging’s in’s Wirtshaus, wo in erster Linie das hinterlegte Geld verzehrt wurde. Alles war da heiter und guter Dinge.
Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 48-49.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004574087

Das Mailamm

Der Bürgermeister von Saulgau hatte von dem einige Stunden entfernten ehedem salemitischen Hofe Bachhaupten alljährlich ein sog. Mailamm zu erheben. Am 1. Mai wurde der Stadtdiener zu Pferd nach Bachhaupten abgeschickt; der mußte vor Sonnenaufgang an Ort und Stelle sein, einen Pistol losschießen und 15 Pfennige (3 Kreuzer 6 Heller) gleichen Schlages erlegen, worauf ihm das Lamm verabfolgt wurde. Der Stadtdiener nahm das Lamm zu sich auf den Gaul und ritt heim, wo ihn schon beim jetzigen Süßemer Weg Alles erwartete; für Kinder war dieser Ritt besonders interessant. Es galt strenge »Beobachtung aller altherkömmlichen Formalitäten hinsichtlich der Zeit, des Ortes und des Empfängers und der von Letzterem zu reichenden Gegenreichniß, der bestimmten Zahl und Qualität von Pfenningen.« Um Unordnungen in Abholung des Lammes vorzubeugen, indem der abgeschickte Rats- oder Kanzleidiener schon für ein Trinkgeld durch des Hofbauren Knecht das Lamm hereinbringen ließ, beschloß die Behörde in Ostrach (das Turn und Taxische Rentamt), daß »der Kastenknecht Joseph Frick von hier am 1. Mai des Jahrs Morgens um 4 Uhr mit einem wohlgewachsenen heurigen Lamm zu Bachhaupten im Wirtshause eintreffen wird, wo derselbe gegen Ausstellung eines Scheines, dem dahin zum Abholen dieses Lammes abgeschickten Ratsdiener zu übergeben hat. Ein Wohllöblicher Stadtrath wird daher ersuchet, den besagten Rathsdiener gefälligst aufgeben zu wollen, daß derselbe an diesem Tag gleichfalls Morgens um 4 Uhr sich in Bachhaupten einfinden, daselbst im Hofe nach dem uralten Herkommen ein Pistolenschuß thun und den Kastenknecht gegen das Lamm 15 Pfenninge eines Schlages wie bisher übergeben solle.« Ostrach 1824, 3. April.

In einem hochfürstlichen Erlaß Ostrach 1821, 26. Aug., Abschrift aus einer hochfürstlich Buchauischen Decretur vom 6. Mai 1805 heißt es: »daß, wenn gleich dermalen keine herrschaftliche Schäferey in Bachhaupten ist, deßwegen die gedachte, auf einem unwidersprechlichen Herkommen und einem unfürdenklichen Besitzstande beruhende Abgabe eines Landes aufgekündet, oder versagt werden könnte.« Von diesem Herkommen sprechen die Akten wol, aber keine enthält Aufschluß über den Ursprung des »Mailamms«. Ein Aktenstück liegt in dem Fascikel vom Kloster Salem, wohin eigentlich die Sache gehören mußte, vom Jahr 1804. Es ist gerichtet an den Saulgauer Stadtmagistrat, der angefragt[180] wird, wie es denn sich mit dem Ursprung des »Mailammes« verhalte, und lautet: »Nach Empfang der verehrlichen Zuschrift vom 4ten d., die bisher gewöhnliche Abreichung eines Maylammes von Bachhaupten betreffend, wurde sogleich über diesen Gegenstand in dem Repertorio des hiesigen Archives genau nachgesucht, hierinn aber ebensowenig als in den nachgeschlagenen Vertragbüchern von dem ursprünglichen Grunde dieser Abreichung etwas vorgefunden; die Ostrachischen Documenta und Acta hingegen sind bei der vergangenen Veränderung dahin instradirt worden.« Salem, 14. Jul. 1804.

Interessant für »unsern Rechtsbrauch vom Mailamm« dürfte ein Brief sein vom Jahr 1700 (gleichfalls bei den Akten), den Frantz Antoni Jäger, Ambtsbürgermeister in Saulgau, an den »Wohl Edlen Vesten vndt Rechtsgelehrten herrn Johann Martin Reinhardt deß hochlöblichen freyen Römisch. Reichs Stüft vnd Münsters Salmanschweyl. Wohlmeritirenden hoffmaister zue Bachhaupten etc.« geschrieben. Er lautet: »Wohl Edler Vester vndt Rechtsgelehrter insonders hochgeehrtister Herr etc. Es ist von Selbsten bewust, daz man nach alter Observanz alljährlich auf den 1. Maytag wegen deß hochlöbl. heyl. Röm. Reichs Stüfts vndt Münsters Salmanschweyl von bachhaupten Ein Maylamb sambt Einem Khösß hiehero zu lüfern schuldig etc. Zue disem Ende dann vnd zue dero Abhollung Vberbringung disß gegen den Empfangenden gebühr abgeschickht worden etc.« Saulgau, 30. April 1700. Revers: »Diß begehren ist mit außuolgung des Lambs allein: Vom Käß aber: weilen die hoffmeisterey Keinen schuldig, nichts vberschickt worden worden, ferners von Ihme Ambtsburgermeister Kein meldung desßen mehr beschehen.«

Das Mailamm wollte man wiederholt ablösen; Saulgau verlangte 100 fl., Ostrach bot 70. Es zerschlug sich Alles, bis ein Gesetz vom 27. Aug. 1848, Verordnungs- und Anzeigeblatt von Hohenzollern-Sigmaringen Nr. 35. S. 316. § 1c. alle derlei Mai-und Martinssteuern aufhob.

Auszug aus der Saulg. Stadtregistratur Kast. 4. Fach 1. Fascikel 11. Maylamm.
Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 179-182.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004575431

Der Klos (Klåess)

Am Vorabend des heiligen Nikolaustags verkleidet sich in der Saulgauer Umgegend ein erwachsener lediger Mann so, dass er unkenntlich wird. Er wirft z.B. über seinen Körper eine Ochsenhaut oder einen alten schwarzen Mantel, und auf dem Kopfe hat er einen alten schwarzen Hut, mit Rosshaaren gebrämt, oder einen Hasenbalg, auch Stroh oder Werg. Ferner ist er mit einer Schelle und Rute ausgerüstet und beginnt nun im Orte die Runde: zeigt seine Ankunft durch Schellen an, an den einzelnen Häusern aber auch noch durch Klopfen an den Läden, die an diesem Abend überall verschlossen sind. Der Butz geht in der Regel nur vor solche Häuser, worin Kinder sind, und auch da wird er nicht überall eingelassen. Wo letzteres geschieht, müssen ihm die Kinder einzeln aufsagen, wie z.B. Gebete, die größeren den Katechismus. Wird hierin in etwas gefehlt oder gestottert, so folgt die Züchtigung mit der Rute. Nach Beendigung der Lektion werden vom Klosen Äpfel und Nüsse etc. auf den Tisch geworfen, die aber von den Kindern nicht leicht zu bekommen sind, da ihnen auf die Finger geklopft wird, wenn sie ihre Hände nach der Gabe ausstrecken. – Kommt ein Klos mit Bocksfüßen, was früher hie und da der Fall gewesen sei, so ist das der rechte Klos, nämlich der Teufel selbst, der öfters Kinder mit sich fortnahm.
Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 1-2.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004573463

Die drei Könige in Saulgau

Nach Saulgau herein kamen vor alter Zeit aus den umliegenden Ortschaften Buben und machten die heiligen Könige mit dem Stern und sangen dazu vor den Häusern das bekannte: »Wir kommen daher aus aller Gefahr etc.« Die Saulgauer Jugend selber nahm keinen Anteil an dieser Sitte: höchstens ging der eine oder der andere der Buben mit herum als Aushelfer und Geldeinsammler.
Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 14.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004573757

In Beizkofen

… (O.A. Saulgau) pflegen die Leute während der heiligen Nacht zu Weihnachten bei einer Jerichorose drei Rosenkränze zu beten; den ersten sitzend oder liegend, den zweiten stehend, den dritten um den Tisch gehend.
Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 11.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004573668

Johannisfeuer

In Saulgau und der Umgegend werden die Johannisfeuer acht Tage vor und nach Jakobi (25 Juli) gehalten. Die ledigen Burschen gehen herum und sammeln Holz ein, machen dann Abends im Freien ein großes Feuer und springen darüber.
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 113, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ

Palmen

Der Palmen wird in der Gegend von Saulgau, wie überhaupt im Oberland auf mehr oder weniger künstliche Weise gemacht. Wer den schönsten Palmen hat, rechnet sich solches zur großen Ehre an. Ist der Palmen geweiht und bringt der Träger denselben nach Hause, das ein werktagsschulpflichtiger Knabe ist, so geht er mit dem Palmen drei mal um das Haus herum und betet bei jedem Gange ein Vaterunser. Der Palmen ist zusammengesetzt aus Bux, Seven, Wachholder, Weißtannen Reis, Kreuzlein von Holder, Äpfel, vergoldeten Eiformen und Nüssen. Die Äpfel werden nunmehr von der ganzen Haushaltung verzehrt. Dann wird der Palmen an die Stall- oder Haustüre oder an’s Scheuertor genagelt und verbleibt daselbst, bis er herunterfällt. – Kommt im Sommer ein Gewitter, so wird etwas vom Palmen oder der Weihbuschel im Feuer verbrannt, damit das Wetter nicht in das Haus schlägt.

In der Gegend von Gmünd heißt der Palmen Palmbesen, weil er wie ein Besen aussieht und auch ebenso an einen Stiel gesteckt wird. Er ist aus so viel kleinen Palmen zusammengebunden, als man Gelasse im Haus und in der Scheuer hat. Zu jedem Büschelchen nimmt man einen Palmzweig, ein Reislein Seve und Bux und er wird zusammengebunden mit einem Faden. Der Palmzweig ist von einer gelbblühenden Weidenart. Ist der Palmbesen geweiht und nach Hause gebracht, so werden die einzelnen Büschelchen in alle Gelasse verteilt. In der Stube, Kammer etc. wird der kleine Palmen hinter das Kruzifix gesteckt. Solches tut der Hausvater immer selbst.
Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 73-74
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004574338

Palmtag in Saulgau

Da wo jetzt des Oberamtspflegers Haus ist, stand ehedem eine Kapelle, die »Ablösung« genannt. In dieser Kapelle befand sich der Palmesel aus Holz, mit Christus dem Herrn darauf; der Esel war auf einem Gestell, eine Art Wägelchen mit Rädern. Des Samstags vor dem Palmsonntag holten etwa 8 bis 10 Schulerbuben den Palmesel ab mit den Lehrern. Er wurde in die Stadtkirche gezogen und blieb da stehen. Am Palmsonntag fand große Prozession statt um die Kirche; vor dem Kornhaus auf dem Platze musste sich der Pfarrer niederlegen und ein anderer Geistlicher bestrich ihn mit einer Sevenbaumrute. Der Palmesel, nicht aber das Gestell ist noch in der Kirche oberhalb der Sakristei.
Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 73.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000457432X

St. Nikolausabend in Saulgau

Der St. Nikolausabend wurde früher großartig gefeiert. In der Kreuzkapelle sammelte sich ein großer Haufe junger Leute; aus ihnen wurden drei auserlesen, von denen der eine den Bischof und zwei andere seine Diener machen sollten. Der Bischof war schön angekleidet, mit Rauchmantel und der Bischofsmütze. Die zwei Diener belohnten oder bestraften, je nachdem die Kinder ihre Katechismusfragen und Gebetlein konnten oder nicht. Wenn der Zug von der Kreuzkapelle herein war, ging’s in diejenigen Häuser, wohin St. Nikolaus bestellt war.
Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 2.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004573471

 

Loading