Schwäbische Maßeinheiten
Unterkapitel
Der Schwabe und Schwäbische Maßeinheiten
Im Verlauf der Jahrhunderte gab es im Schwabenland zahlreiche Maßeinheiten und Währungen. Das lag vor allem an der Zersplitterung in kleine Fürstentümer, Herzogtümer, Grafschaften und freie Reichsstädte. Auf einer Reise von Memmingen nach Donaueschingen – die wir heute mit dem Auto in knapp 2 1/4 Stunden zurücklegen, mussten früher zahlreiche Landesgrenzen und Zollstationen überwunden werden.
Das Muggaseggele
Die bekannteste schwäbische Maßeinheit ist „des Muggaseggele“. Aber was isch des eigentlich? Do wird viel Blödsinn behauptet.
Alsooooo:
Eigentlich kommt des aus der Schäfersproch, aus der au die Beleidigung vom „Schofseggl“ stammt.
Schriftsproch, dass es au jeder kapiert:
Biologisch isch „der Säckel“ beim Schafbock nicht der Penis, sondern der Hodensack (lat. saccellus) .
Der Schofseggl liegt deshalb nicht blos von der Bedeutung her, sondern au anatomisch näher am Arschlöchle.
Bei der männlichen Stubenfliege ist das vom Körperbau her ähnlich – jedoch in der Größe um Potenzen kleiner. A Stubefluig („a Mugg“) hat etwa sieben Millimeter Körperlänge. Ein Entomologe des Stuttgarter Naturkundemuseums hat das Zeugungsorgan der Stubenfliege wissenschaftlich vermessen. Danach liegt die Durchschnittslänge eines Fliegenpenises bei 0,22 Millimetern – ca. 1⁄115 Zoll. Legt man nun die Proportionen des humanen männlichen Geschlechtsorganes als Verhältnis von Penis zu Hoden zu Grunde, ergibt sich für den Fliegenhoden eine Größe von ca. 0,02 mm = oder 1⁄1000 Zoll.¹
Ein Muggeseggele ist außerdem in Steigerung der Genauigkeit die Verkleinerungsform von einem Mückensäckel – und in der Quintessenz die Präzisionsangabe, mit der ein schwäbischer Autobauer seine Motoren fertigt – so wie jeder andere schwäbische Handwerker seine Werkstücke. Aus diesem Grund verwenden schwäbische Handwerker (fast) ausschließlich keine Schieblehren, sondern Mikrometerschrauben. Zum Messen. Nicht zum Foltern von Stubenfliegen.
Wobei… da summt grad eine… du kommsch‘ mr read! Jetzadle wird nochg’messa!
Andere Maßeinheiten Schwabens
Weitere kleine Maßeinheiten sind
- an Hauch
- a Bitzele
- a Zipfele
- a Bissle
- a Weng
- a Fitzele
- a Bröckle
Geschichtliche Maßeinheiten
Vierling²
Ein Vierling war der vierte Teil verschiedener Maßeinheiten – nicht mit dem Viertele zu verwechseln!
Gewicht: In der schweizerischen und süddeutschen Alltagssprache besonders gebräuchlich war der Vierling in der Bedeutung ein Viertel eines Pfunds, was seit dem 19. Jahrhundert 125 Gramm entsprach. Verwendet wurde der Vierling auch für seine ungeraden Vielfachen wie drei Vierling (375 Gramm) oder fünf Vierling (625 Gramm). Eine offizielle Einheit war der Vierling gemäß dem Konkordat über eine gemeinsame schweizerische Maß- und Gewichtsordnung von 1835 allerdings nicht.
Hohlmaß: Nach dem schweizerischen Konkordat von 1835 war der Vierling ein Hohlmaß für trockene Ware wie beispielsweise Getreide. Er entsprach dem vierten Teil eines Viertels oder dem sechzehnten Teil eines Mütts und damit 3,75 Liter. Amtlich war es auch in Süddeutschland: In Baden war es der vierte Teil eines Sesters, umfasste also ebenfalls knapp 4 Liter; in Bayern war es der vierte Teil eines Metzens oder Mutts und entsprach damit etwa 9 Liter, und in Württemberg war er der vierte Teil eines Simri und entsprach im 19. Jahrhundert rund 11 Liter.
Längenmaß: Umgangssprachlich, aber nie amtlich wurde in der Schweiz und in Württemberg eine Viertelelle im 18. und 19. Jahrhundert Vierling genannt. Er maß demnach 15 Zentimeter.
Flächenmaß: In der Schweiz und in Südbaden bezeichnete man umgangssprachlich auch eine Vierteljuchart als Vierling. Er entsprach damit im 19. Jahrhundert 4 Aren. In der Schweiz, wo dieses Flächenmaß ganz überwiegend im Zusammenhang mit der Fläche von Rebbergen Verwendung fand, umfasste es als Viertel der alten Rebjuchart, wie sie vor der Vereinheitlichung durch das Konkordat von 1835 bestanden hatte, 1 Are.
Weitere Maße in Baden-Württemberg
https://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Maße_und_Gewichte_(Württemberg)
¹ Wikipedia: Muggeseggele
² Wikipedia: Vierling_(Einheit)