Federsee
Federsee – Sehenswertes, Geschichte, Sagen, Mythen und Gebräuche. Das „etwas andere“ Portal mit Links, (alten und neuen) Karten, Fotos, Ausflugszielen
Allgemeines
➥ Internetauftritt der Stadt / Gemeinde
➥ Wikipediaeintrag
➥ Alemannische Wikipedia
➥ Wikisource: Historische Quellen und Schriften
➥ siehe auch Bad Buchau
Historische Lexikoneinträge
Federsee (Meyer 1906)
See im württemberg. Donaukreis, 577 m ü. M., nördlich von Buchau, hat etwa 8 km im Umfang und einen Flächenraum von 256 Hektar, bedeckte aber vorzeiten einen großen Teil der oberschwäbischen Ebene. Noch 1787 lag die Stadt Buchau auf einer Insel des Sees, und vor 100 Jahren betrug sein Areal noch 1094 Hektar. Nach und nach wurde er trocken gelegt, wobei bedeutende Reste von Pfahlbauten entdeckt wurden, doch ist das gewonnene Land sumpfig und nicht fruchtbar. Die größte Tiefe des Sees beträgt jetzt 2,6 m. Das Federseeried, die Ebene um den F., besteht meist aus Moor- und Torfboden.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 377.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006595111
Federsee (Pierer, 1858)
im württembergischem Donaukreise der größte See des Binnenlandes; sein Umfang beträgt 2 Stunden, seine Fläche 811 Morgen; den Namen hat er von den Feder- od. Wollgräsern, die an u. in demselben wachsen; er liegt an der großen Wasserscheide; die Ufer sind flach u. sumpfig; die größte Tiefe des Sees beträgt nur noch 18 Fuß.
Quelle: Pierer’s Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 156.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20009909893
Federsee (Brockhaus, 1911)
See im württemb. Donaukreis, nördl. von Buchau, in 575 m Höhe, am Fuße des Bussen, zum Teil trocken gelegt, noch 256 ha groß.
Quelle: Brockhaus‘ Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 564.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20001100300
Karten
➥ Luftlinie-org berechnet die Luftlinienentfernung
sowie die Straßenentfernung zwischen zwei Orten und stellt beide auf der Landkarte dar. Startort ist Federsee, den Zielort müssen Sie noch wählen. Voreingetragen ist ➥ Bisoro in Burundi
Fotos & Abbildungen
Public Domain, Federsee via Wikipedia
➥ Bildersammlung auf Wikimedia-Commons
➥ Abbildungen auf Tumblr
➥ Infos und Fotos auf Pinterest
➥ Filme in der ARD-Retro-Mediathek (Filmbeiträge der 60er-Jahre)
Kunst, Kultur und Brauchtum
➥ Kultur und Sehenswürdigkeiten (Wikipedia)
➥ Abbildungen auf ‚Bildindex‘
➥ Bilder auf ‚Google-Art‘
➥ Federsee auf ‚Zeno-Org‘
➥ Suchfunktion nutzen für Federsee auf leo-bw.de
(Karten, Archivmaterialien und Luftaufnahmen vom Landesarchiv Baden-Württemberg)
➥ Alphabetisch sortiertes Verzeichnis auf www.kloester-bw.de
Beschreibungen vom Landesarchiv Baden-Württemberg
Geschichte
Ortsbeschreibung von Merian: ➥ https://de.wikisource.org/wiki/Topographia_Sueviae:_Federsee
Ausflüge und Sehenswertes
➥ Wikivoyage – Projekt der Wikimedia
➥ Wikitravel – der freie Reiseführer
Webcams
➥ Webcams in Federsee und Umgebung
Nachbargemeinden
➥ angrenzende Städte und Gemeinden (aus Wikipedia)
Teilgemeinden und Ortschaften
➥ Ortschaften und Wohnplätze von Federsee (aus Wikipedia)
Sagen, Mythen und Geschichten
Die Kesselburg
In Schwaben regierte Herzog Marsilio, der unter Pipin in Italien tapfer gefochten. Hier nahm er in einer Schlacht den Sohn eines griechischen Feldherrn, welcher gefallen, gefangen mit sich nach Deutschland und ließ ihn sorgfältig zu Lorch erziehen.
Onosius der Grieche, sehr schön von Gestalt und gesittet, wusste das Zutrauen und Wohlwollen des Herzogs in dem Grade zu gewinnen, dass er von ihm zum Ritter erhoben und mit einem und blühenden Fräulein aus dem Hause Montfort vermählte wurde; zur Aussteuer erhielt er einen großen Strich Landes zwischen der Stadt Biberach und dem angenehmen Federsee gelegen.
Eines Tages ging Onosius mit seiner Gemahlin am Saume des Waldes spazieren. Seine Blicke weilten auf dem nahen, hohen Berge und er sprach zu ihr, wenn er jene Schätze hätte, welche sein Vater vor dem Kriege in die Erde versenkt, wollte er auf der Höhe ein prächtiges Schloss und dabei eine Kirche erbauen und Gott darin für Gewährung seines herzlichen Wunsches danken.
Die Gemahlin versetzte, sie habe eine Ahnung, der Himmel werde diese Bitte in Erfüllung gehen lassen und ersuchte dann den Gatten an jenem Berge, demnächst Nachgrabungen beginnen zu lassen. Onosius, dazu entschlossen, berief die Arbeitsleute. Sie fällten des Berges Eichen und Buchen, durchgruben die Adern den Felsens und bald stießen sie auf einen ungeheuren Kessel im Gestein. Er war ganz mit Goldgulden angefüllt und die Freude der Neuvermählten über diesen Fund groß. Ihr Schutzengel hatte die Gattin nicht getäuscht. Ritter Onofius tat wie er gelobt.
Eine prächtige Burg, deren Zinnen im Federsee sich spiegelten, stieg über der Bergspitze empor, welche er Kesselburg nannte, als Graf von Kesselburg bewohnte und in ihrer Nähe ein schönes Gotteshaus aufführte. Der Graf ward in der Folge auch Erbauer des Schlosses Warthausen unweit Kesselburg. Seine Söhne kamen zu hohen Ehren. Er selbst wurde als tugendreicher Herr im Lande verehrt. Schloss Kesselburg wurde in der Schlacht von Biberach, die Karl der Große den Hunnen lieferte und in welcher der Graf mit seinen tapferen Söhnen den ruhmvollen Tod erlitt, zerstört. Die Gräfin ließ ihre Teuern alle feierlich beerdigen und gab der Wahlstätte den Namen Tränental.
➥ Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kesselburg_(Oberschwaben)
Die Glockensagen
Glocke in Sicherheit gebracht
Scherz und Ernst weisen eine zweifelsohne uralte Glockensage dem Federseegebiete zu. So weiß das Volk von einer großen gottlosen Stadt zu erzählen, welche ehedem auf der Stelle des Sees gestanden und untergegangen sei. Da habe eben der einzige fromme Priester dieser namenlosen Stadt einsam in der leeren Kirche die heilige Wandelung vorgenommen, als die Erde sich auftat, die Gottlosen zu verschlingen. Mitten im Wasser, das sich über die untergegangene Stadt ergoss, gibt die große Glocke in unheimlichen Zeiten, wie im Advent und an den Märzenfreitagen das ernste Zeichen der heiligen Wandelung. Zuweilen bei niederem Wasserstande und an hellen Tagen wollen Sonntagskinder die Spitze des Turmes über oder dicht unter der Oberfläche des Wassers gesehen haben. Als letzter Rest menschlicher Siedlung schwimmt unstät und vielen unsichtbar die geheimnisvolle Insel „Bibbi“ auf dem Wasser hin und wieder. Der Volkswitz verweist überflüssige Fragesteller mit ihrem neugierigen „wo?“ auf das gespenstige Eiland. – Übrigens gibt es in vielen oberschwäbischen Seen größere und kleinere schwimmende Eilande von Sumpfpflanzen, die ein Spielball der Winde bald hieher bald dorthin geführt werden, so dass eine wandernde Insel für den Oberschwaben eben nichts sehr wunderbares ist.
Eine Mähr, die sich auch an anderwärtige Seeorte geheftet hat, bürdet sich dem Biedersinne des wohlweisen und fürsichtigen Gerichtes eines der Federseeorte auf. Da hätten einmal in Kriegsnöten die Bauern des Dorfes in versammelter Gemeinde beraten, auf welche Art sie ihre Kirchenglocke vor dem beutegierigen Feinde am sichersten bergen möchten. Amman uud Gericht gemeinen Dorfes wurden zu Rat, sothane (=diese) Glocke im Grunde des Federsees vor feindlichen Nachstellungen zu sichern. Item man lud sie auf den Einbaum der Gemeinde, fuhr eine Strecke weit in den See und als es die Herren eine geschickte Gelegenheit bedünkte, hielten sie an, ließen die Glocke an einem Seile in die Tiefe gleiten: ein wohlweiser Amman zog das Tau an Bord, schnitt hart neben demselben eine Kerbe in’s Schiff und befahl nun, heimwärts zu rudern, denn man hatte sich ja mittelst einer „Lauche“ den Platz angemerkt, wo man die Glocke in die Tiefe versenkt und folglich auch jederzeit wieder herauf holen konnte.
Das Nebelglöcklein
Nun kommen wir gar mit dem „edlen Moringer“ in nächste Berührung, denn die Mär von dem Nebelmännlein und dem Grafen von Stehen (Stadion), welche um den See erzählt wird, ist nichts weiteres, als die Mär vom edlen Moringer selbst. Geschichtlich wissen wir, dass Wilhelm von Stadion, einer der drei „Seeherren“, im Jahre 1468 mit Graf Eberhard V. von Württemberg in das gelobte Land zog. Diesen „mären Helden“ suchte sich die Volkssage aus, als der alte Moringer (all)mählich in Vergess kam. „Da war ein Graf von Stehen,“ sagt die Volksmär, „der zog mit seinen Dienern aus, das irdische Paradies zu suchen. Schon sieben Jahre waren um, als er weit hinten in Indien durch einen gewaltigen wilden Wald kam und plötzlich vor einer hohen Mauer Halt machen musste.
Der Graf ahnte, dass er hier das gesuchte Paradies vor sich haben könnte und befahl drum seinem Knechte, an der Mauer hinaufzuklettern, um zu sehen, was jenseits für Land wäre. Der Graf hob ihn auf die eigenen Schultern und bald stand der Knecht auf der Mauer. Der aber lächelte geheimnisvoll gegen den Grafen herab – und verschwand im Jenseits. Nun musste der andere noch übrig gebliebene Knecht hoch beteuern, er wolle selbst für den Fall, dass es ihn unwiderstehlich hinüberziehe, zum wenigsten sagen, was Land er schaue. Der Graf hilft ihm auf die Mauer, er aber tut wie der erste Knecht und – der Graf steht ohne irgend einen Bescheid, allein und verlassen, vor einer unübersteigbaren Mauer mitten in einem indischen Urwalde. Vergebens sucht er an der Mauer hinan zu klimmen, vergebens schreit, betet und weint er, vergebens kratzt er sich die Nägel ab den Fingern – er steht allein vor dem geheimnisvollen Rätsel.
Mit Grausen nimmt er wahr, dass es nachtet, mit Grausen hört er das anfahende Gebrülle wilder Pantel und Leuen (=Panther und Löwen) – da blickt er in seiner Bekümmernis traurig um sich – und sieht plötzlich zwischen den Bäumen durch ein Licht. Da rennt er was Zeug hält und steht vor einer Blockhütte. Er klopft an die Türe ein steinaltes Moosweiblein schaut durch das Gitter heraus und fragt unwirsch nach seinem Begehr. „Ach ich bin ein armer verirrter Landfahrer und bitte um Gotteswillen um Nachtherberge.“ „Lieber Freund, entgegnet ihm das Weib, das mag nicht sein, denn mein Mann ist mit Gunst zu reden, ein Menschenfresser und wehe Euch, so er heimkäme.“ Der Graf ließ aber nicht ab mit Bitten und das steinalte Herz des Moosweibleins ward weich und es nahm ihn in die Hütte und versteckte ihn unter der „Gautsche“ bei ihren Hennen. In Kurzem kam der gräuliche Menschenfresser heim. Der schnuffelte alsbald mit seiner Nase „ich habe Wind von Menschenfleisch, hör‘ Alte, gib mir’s heraus, ich habe gewaltigen Hunger!“ „Ei! ei! behüte,“ versetzte das Weib, das ist mitnichten also, denn du riechst die Henne, so ich dir eben zu einer Abendsuppe abgenommen.“
Aber der Menschenfresser schüttelte das Haupt, suchte in der Stube herum, immer der Nase nach, steckt diese richtig auch unter die „Gautsche“, da kommt ihn ein Niesen an, „aha, Spatz! da sitzt die Katze im Heu! zieht mit solchen Worten den armen Grafen am Bein aus seinem Verstecke hervor und ruft dann plötzlich in vollster Verwunderung: Meiner Sex! Ihr seid’s, Herr Graf? Da sieh nur, Alte,“ fährt er gegen das Weiblein gewendet fort, „das ist der Graf von Stehen, der das verbeinte Nebelglöcklein hat.“ Dem halbtoten Grafen aber eröffnet er, wie dass er, der Menschenfresser, eigentlich das Nebelmännlein sei, das man um den Federsee herum wohl kenne, und dass er von seinem Vorhaben, nämlich den Grafen zu verspeisen ablasse, falls der Herr Graf ihm die Hand darauf gebe, das „verbeinte Nebelglöcklein“ in die tiefste Tiefe des Sees zu versenken, wenn er wieder zu Hause sei.
Das däuchte den Grafen leicht zu versprechen und das Nebelmännlein ließ ihn mit sich von der Henne zu Abend essen. Nun hatte er aber noch etwas auf dem Herzen und dabei hatte es für den Grafen schier noch mehr Eile als für den Nebelmann. Denn der Nebelmann sagte dem Grafen die nagelneue Neuigkeit, dass er daheim für totgesagt und seine Ehegemahlin eben im Begriffe sei, dem Jungen von Neuffen die Hand zu geben, nämlich schon kommenden Morgens mit Tagesanbruch. Da jammerte der gute Herr von Stehen gar sehr und zerzauste sich die Haare. Das Nebelmännlein aber nahm ihn noch einmal beim Wort von wegen des Glöckleins und versprach ihm dafür eine schnelle Heimfahrt auf dem Nebel vor Tagesgrauen. Tat seinen Nebelmantel aus dem Kasten und fuhren die beiden auf dem Mantel aus dem Morgenland gen Stehen und waren mit dem ersten Hahnschrei am Stehenbach bei der Mühle.
Der Nebelmann versicherte sich nochmals der Hand des Grafen und fuhr hinüber zum Federsee, seines Amtes zu walten. Als nun am hellen Morgen der festliche Hochzeitszug aus dem Schlosse schritt, stand der von Stehen am Tore und bat die Gräfin um ein Almosen. Da er seine Hand ausstreckte, erkannte sie seinen Ehering und damit den Wiedererstandenen. Sie fiel in ihre Knie und bat um Gnade, indes der Junge von Neuffen Reißaus nahm und die Begleitung wie vernagelt herumstand. Aber der Graf war ein guter Mann und verzieh seiner Gemahlin und hielt eine Hochzeit fröhlicher, dann der von Neuffen gehalten hätte. Und er lebte noch manches Jahr in stillem Sinnen, nachdem er sein verpfändetes Wort gelöst und das Nebelglöcklein im See versenkt hatte. Das Nebelmännlein aber lachte gar sehr, denn so oft früher das Glöcklein geläutet ward, hatte ihm jeder Schwung bitterlich an’s Haupt geschlagen, jetzo mochte er sein Wesen wieder treiben sonder (=ohne) Unlust.
Michael Richard Buck: Der Bussen und seine Umgebung,Tappen, 1868, 166 Seiten
https://books.google.de/books?id=SxJTAAAAcAAJ&pg=PA129
(Aus Fraktur transkribiert, Schreibung sachte an heutige Rechtschreibung angepasst, W.A.)