Der Bussen – der „heilige Berg Oberschwabens“ ist eine 767 m hohe, weithin sichtbare Erhebung zwischen Unlingen und Uttenweiler. Er ist einer der meistbesuchten Wallfahrtsorte Oberschwabens und ein hervorragender Aussichtsberg mit Blick bis zu den Alpen. Bereits die Kelten brachten auf diesem Berg Fruchtbarkeitsopfer dar. Sagen von Riesen und verborgenen Schätzen ranken sich um diesen Berg. 

Allgemeines

Wikipedia: Bussen
Alemannische Wikipedia: Bussen

Hist. Lexikoneinträge

Bussen (auch Schwabenberg)
isoliert stehender Berg im württemberg. Donaukreis, östlich von Riedlingen, 757 m ü. M., mit Aussicht bis an den Bodensee und die Schweizer Alpen. – Die Römer hatten hier ein Kastell, auf dessen Ruinen sich später zwei Burgen erhoben. Hier war auch der Stammsitz des Bertholdschen Grafengeschlechts (schon 724). Später brachte Rudolf von Habsburg die Herrschaft an sich, und 1806 kam sie an Württemberg.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 656.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006386237

Bussen
isoliert stehender, durch das Donautal von der rauen Alp getrennter Berg im schwäb. Oberland, 2378′(Fuß) über dem Meere, mit weiter Fernsicht. Auf der Höhe des Berges steht eine alte Kirche, vielbesuchte Wallfahrt und eine Burgruine mit einem Römerthurm. Auf diesem Berge (Mons suevus) saßen einst die alemannischen Herzoge, aus deren Geschlechte Karl d. Große die schöne Hildegard ehelichte.
Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 732.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003252949

Karten

Luftlinie-org berechnet die Luftlinienentfernung
sowie die Straßenentfernung zwischen zwei Orten und stellt beide auf der Landkarte dar. Startort ist Bussen, den Zielort müssen Sie noch wählen. Voreingetragen ist ➥ Bisoro in Burundi


Karte eingebunden aus OpenStreetMap – Veröffentlicht unter ODbL

Fotos & Abbildungen

Postkarte Bussen von 1907
Postkarte Uttenweiler mit Bussen um 1911

Bildersammlung auf Wikimedia-Commons

Kunst, Kultur und Brauchtum

Kultur und Sehenswürdigkeiten (Wikipedia)
Bussen auf ‚Zeno-Org‘

Ausflüge und Sehenswertes

Wallfahrtskirche St. Johannes Baptist
Die Wallfahrtskirche wurde bereits im Jahr 805 urkundlich erwähnt. Eine neue Kirche mit einem Chor mit spätgotischen Netzrippengewölbe und figürlichen Konsolen wurde 1516 geweiht. Ab 1890 wurde die Kirche restauriert und mit einer neugotischen Ausstattung versehen. Diese Ausstattung wurde 1951, da sie nicht mehr dem Zeitgeschmack entsprach, weitgehend zerstört. 1960–1962 wurde dann das mittelalterliche Langhaus durch einen doppelt so breiten Neubau mit offenem Dachstuhl ersetzt. Der Turm im Westen und der Chor im Osten stammen noch von der 1516 errichteten gotischen Kirche.

Burgruine Bussen
Ende des 11. Jahrhunderts wurde die Burg von Alemannen erbaut. Mitte des 13. Jahrhunderts war sie eine staufische Reichsburg. Im 14. Jahrhundert gelangte die Burg als Habsburgisches Lehen in den Besitz der Truchsessen von Waldburg. Im Dezember 1633 zerstörten schwedische Truppen unter König Gustav Adolf im Verlaufe des Dreißigjährigen Kriegs die Burg. Außer dem restaurierten 13 Meter hohen Bergfried, der heute als Aussichtsturm dient, sind nur noch gesicherte Mauerreste erhalten.

Sagen, Mythen und Geschichten

Sagen und Mythen

Der Schatz im Bussen

1) Im Bussen liegt ein Schatz begraben. Wer ihn heben will, muss durch den alten Thurm (man sagt, römischen Ursprungs) nachts um zwölf Uhr hinabsteigen. Kann der Verwegene den Anblick dreier Schreckbilder ertragen, ohne die Flucht zu ergreifen, hat er den Schatz zu eigen. Das erste Schrecknis ist ein altes Weib, das spinnt; der Wirtel an seiner Spindel ist ein Mühlstein; nach dem Faden schnappt beständig eine Schere, so dass man immer Gefahr läuft, von dem Mühlstein erschlagen zu werden; das zweite ist eine feuerspeiende Schlange, welche den Schlüssel zum Kasten im Maul hat; und das dritte ein Feueraugen besitzender schwarzer Pudel, den man vor dem Glockenschlag Eins von der Geldkiste wegjagen muss. Wem’s gelingt, hebt den Schatz.

2) Im Bussen ist ein Schatz verborgen. Zu ihm führen drei eiserne Thüren durch den alten Schlossthurm, das noch ein römischer Thurm sein soll. Da sitzt ein altes Weib darin, die schnappt- mit einer Schere immer nach einem Faden, an welchem ein Mühlstein hängt. Hinter ihr aber ist die Goldtruhe, auf welcher ein schwarzer, feuerspeiender Pudel und eine goldene Schlange, die ein Krönlein aufhat, schlafend liegen.
Wer keck hinzutritt und sich vor alledem nicht fürchtet, der kann den Schatz heben.
Quelle: Birlinger, Anton: „Volksthümliches aus Schwaben“, 1861, Seite 86, Nummer 117
Link: https://archive.org/details/volksthmlichesa00birlgoog/page/81/mode/2up?view=theater

Der Reiter auf dem Bussen

Manchmal sieht man bei hellem Tag einen gepanzerten Reiter auf weißem Roß den Bussen auf-und abreiten. Er tut das zu gewissen Zeiten häufiger und immer auf dem gleichen Weg. Auf dem Bussen war ehedem ein Götzenaltar.
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 26.
Link: http://www.zeno.org/nid/2000456104X

Das Votivbild an dem Schloßtore zu Sigmaringen

Ueber dem Portale des Schloßthores der alten Sigmarsburg in Sigmaringen sieht man das steinerne Bild der Gottesmutter, welche den Leichnam ihres Sohnes im Schooße hält; daneben kniet ein Ritter mit entblößtem Haupte und mit zum Gebete gefalteten Händen. Es ist dies ein Sühnbild, welches sich auf folgende blutige That bezieht.

Auf der Sigmarsburg und dem benachbarten Heiligenberg wohnte zur Zeit des Kaisers Maximilian der Graf Felix von Werdenberg, nicht weit davon auf der über der Donau gelegenen Burg Scheer aber Graf Andreas von Sonnenberg. Beide standen hoch in des Kaisers Gunst, allein als dieser zur Hochzeitsfeier des Herzogs Ulrich von Würtemberg mit der Herzogin Sabina von Baiern den Grafen Eitel-Fritz von Hohenzollern, den Grafen Sigismund von Lupfen und den Werdenberger als Gesandte abgeschickt hatte, so ergrimmte der Sonnenberger, der so schon den Werdenberger schwer beneidete, so sehr, daß, als diesem die Ehre zu Theil ward, die Braut zum Altar und Vortanz zu führen, er laut seinen Feind seiner kleinen Gestalt wegen beim Vorübergehen verspottete und als ihn der Werdenberger darüber nachher zur Rede stellte, sprach er: »Was willst Du Studentlein mir wohl anhaben? legte ich Dir zwischen Deine Zähne meinen Finger, würdest Du doch nicht den Muth haben zuzubeißen!«

Zwar duldete der Werdenberger für den Augenblick den bittern Hohn, allein er sann auf Rache. Der Graf von Sonnenberg hatte in Oberschwaben an der Donau ein Felsenschloß, der Bussen genannt, wohin er oft des Vogelfanges wegen zu reiten pflegte. Einst hatte der Sonnenberger sich an einem schönen Maimorgen auch dahin auf den Weg gemacht, allein der Werdenberger hatte Kunde davon erhalten. Er versteckte sich mit einigen Knappen in der Nähe der Donau, bei Hundersingen in einem Dickicht, und als der nichts ahnende Graf von Sonnenberg vorüber kam, überfiel er ihn und ohne ihm Zeit zur Beichte zu lassen, ermordeten ihn des Werdenbergers Leute mit zwanzig Stichen.

Zwar gewährte dem Mörder des Kaisers Vorliebe für ihn Straflosigkeit, zwar versuchte er durch Buße den Zorn des Himmels zu versöhnen, allein bald darauf traf ihn zu Augsburg das Strafgericht Gottes, eines Morgens fand man ihn plötzlich in seinem eigenen Blute erstickt. Da er ohne Beichte und Absolution gestorben war, hat man ihm jenes Votivbild errichtet.
Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 674-675.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004952863

Die feurigen Riesenmänner

Auf dem Bussen sieht man bisweilen, absonderlich in heiligen Zeiten, drei riesengroße feurige Männer mit einander fechten, daß die Feuerfunken weit von dannen fliegen. Es sollen drei Brüder sein. Erzählerin will sie öfters gesehen haben. (Mündlich von Mettenberg)
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 244-245,
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004566297

1 Informationen teilweise zusammengestellt bzw. zitiert aus der Wikipedia (siehe „Allgemeines“)

Balladen und Gedichte

Mohringer

von Ludwig Uhland

1. Welt ir hören frembde mär
die vor zeiten und e geschach:
von dem edlen Moringer
wie er zu seiner frawen sprach
des nachtes, do er bei ir lag?
er umbfieng die zarten frawen sein
der spilnden freud er mit ir pflag.

2. Er sprach „herzenliebe frawe,
vernemt die rede mein für war!
aller eren ich euch getrawe
welt ir mein beiten siben jar?
abenteur sint mir bekannt,
nun gent mir urlob, zarte fraw!
wan ich wil in sant Thomas land.“

3. Do sprach die fraw gar traurigleich
ser betrübet ward ir muot:
„sagent, edler ritter reich,
wem bevelhent ir ewer guot?
das sagent mir durch den willen mein,
wem bevelhent ir lant und leut?
wer sol mein trewer pfleger sein?“

4. Das tuon ich, edle frawe her!
mengem werden dienestman;
die von euch habent guot und er
die sont euch wesen undertan
in trewen als ir ie gewart;
nun gent mir urlob, zarte fraw!
ich wil got volbringen sein fart.

5. Im glauben wil ich euch nit wenken,
herzenliebe frawe zart!
zum besten sont ir mein gedenken,
ich bin auf der hinefart;
seit ich euch das gelobet han
so gent mir urlob, zarte fraw!
ich wils nit underwegen lan.

6. So gsegen euch got, edle frawe,
in also tugenthaftem muot!
aller eren ich euch getrawe,
got hab euch selb in seiner huot
und well uns auch beholfen sein,
sant Thomas, der vil edel herr,
der tuo uns seiner hilfe schein.“

7. Do der edel Moringer
des morgens auß seim bette ging
do begegnet im sein kamerer,
das gewand er von im empfieng;
ein becken mit wasser bracht man dar,
do nam er auf sein weiße hand
und wuosch sein liechte augen klar.

8. Er sprach: kamerer, traut gesind,
du allerliebster diener mein!
ob ich die tugent an dir find
daß du pflegest der frawen dein?
ich befilch sie dir nun siben jar,
kum ich immer heim zuo land
reichlich ich dich begabe zwar.

9. Do sprach der kamerer tugentleich:
„edler ritter es deucht mich guot
ir blibent daheim bei ewerm reich;
die frawen tragent ein kurzen muot,
vernemt mich recht, was ich euch sag!
daß ich der ewern frawen pflig
nit lenger dann auf siben tag!“

10. Do dem edlen Moringer
die frembde rede ward bekant
er gieng hin in großer schwär
da er den jungen von Neifen fand;
do er in zum ersten ansach
wie der edel Moringer
gar zuchtiglichen zuo im sprach!

11 Er sprach: „junger herr von Neifen,
ir allerliebster diener mein!
ich bitt euch also tugentleichen
daß ir pflegt der frawen mein;
ich bevilchs euch an der stat
als got sein liebe muoter tet
do er an das creuze trat.“

12. Do dem jungen herrn von Neifen
diß abenteur ward bekannt:
„all ewer sorg tont euch entschleifen
und ziehent in sant Thomas land!
ich gelob euch sicherlich für war
daß ich der ewern frawen pflig
und wärent ir auß dreißig jar!“

13. Do dem edlen Moringer
die gute rede ward bekant
er vergaß ein tail seiner schwär
er zoch in sant Thomas land!
die abenteur sagt uns für war:
do was der edel Moringer
vollenklich auß siben jar.

14. Do der edel Moringer
in einem garten lag und schlief
dem ritter träumet also schwär,
ein engel in vom himel auf rief:
„entwache, Moringer! es ist zeit
kumst du heint nit heim zuo land
der jung von Neifen nimmt dein weib.“

15. Do rauft der edel Moringer
vor leid auß seinen grawen bart:
„mir ist leid und also schwär,
ach got, daß ich ir geboren ward!
fol ich also gescheiden sein
von land und auch von leuten
so rewet mich die frawe mein.“

16. Er sprach: „sant Thomas, edler herr!
als mein leid sei dir gekleit
daß mich mein fraw wil scheiden von er
die ich han bracht zuo wirdigkeit;
ach ich ellend betrübter man!
nun bin ich ferr in frembdem land,
got der mags wol understan.“

17. Do der edel Moringer
alles auf zuo gotte rief
im was leid and also schwär
in seinen sorgen er wider entschlief;
do er erwacht er west nit wo er was
wie der edel Moringer
daheim vor seiner mülen saß!

18. „Nun dank ich Marien und irem kind,
daß sie mir han geholfen her,
daß ich mein mülen so schöne find
nach aller meines herzen ger.“
doch was er gar ein traurig man
do er in sein mülen gieng
und in niemant erkennen gan.

19. Er sprach: „müller, traut gesind,
weißt auß der Burg nit newer mer
ob ich die tugent an dir find
ich armer ellender bilger.“
„abenteur der weiß ich vil:
wie des edlen Moringers fraw
den von Neifen heint nemen wil.

20. Man spricht der edel Moringer
der sei in frembden landen tot,
das ist mir leid und also schwär,
got well im helfen auß aller not!
got gnad dem liebsten herren mein
von dem ich han groß guot und er
got tröst die liebe sele sein!“

21. Do sprach der edle Moringer
als er was so ein traurig man:
„ach got, nun hilf du mir! ach herr,
nun rat mir, wie ich greif es an
daß ich in mein burg ein käm
und von disem hofgesind
an meinem leib kein schaden näm!“

22. Do gieng der edel Moringer
an sein eigen burgetor,
er klopfet an mit großer schwär,
der torwart sprach: „wer ist hie vor?“
„sag an, held, der frawen dein:
es sei hie niden vor der burg
ein ellender bilgerein!

23. Nun bin ich doch heut ferre gangen
daß ich müde worden bin,
tuos durch got, saum mich nit lange!
wann in die burg stat al mein sin,
ich bitt des almuosen also ser
durch got und sant Thomas willen
und durch des edlen Moringers er.

24. Der torwart tet nach seim gebot,
er gieng zuo der edlen frawen sein,
er sprach: „edle fraw, bei got!
hieniden stat ein bilgerein,
er bitt des almuosen also ser
durch got und sant Thomas willen
und durch des edlen Moringers er.

25. Do nun die frawe das erhort
von dem armen bilgerein
sie sprach: „nun schleuß auf die port
und laß in zuo mir herein,
schleuß im auf das burgetor!
durch got und sant Thomas willen
wil ich’s im geben ein ganzes jar.

26. Do der selbe torwarter,
hin schied von der edlen frawen sein
do ward der edel Moringer
gelaßen in sein burg hinein:
„ich dank dir herre Jesu Christ,
deiner milte und deiner güte
das mir mein burg geoffent ist.

27. Do der edel Moringer
in sein eigen burg eingieng
im was leid und also schwär
daß in nie kein man empfieng;
er satzt sich nider auf ein bank
wie dem edlen Moringer
ein kleine weile ward zuo lank!

28. Hienach gegen der abentstund
die braut solt zuo dem bette gan;
was die herren an im bekundt?
do redt der beste dienestman:
„mein herr Moringer hat die ieb
daß kein gast auf seiner burg entschlief
er sung dan vor ein hovelied.“

29. Das erhort der jung von Neifen
der dann breutung solte sein:
„hört auf mit lauten und mit pfeifen!
herr gast singt mir ein liedelein!
gefelt es dann den leuten wol,
ich gelob euch sicherlich für war:
reichlich ich euch begaben sol.“

30. Ein langes schweigen hab ich gedacht
so wil ich aber fingen als e,
dazuo hant mich die frawen bracht
die mugen mir wol gebieten me;
so bitt ich dich du junger man,
rich mich an der alten braut
und schlach mit summerlatten an.

31. Was ich schaff so bin ich alt
davon so junget sie nit vil,
daß mir mein bart ist graw gestalt
des fie ein jungen haben wil;
vor was ich herr, iez bin ich knecht,
des ist mir auf diser hochzeit
ein alte schüssel worden recht.“

32. Do die fraw nun das erhort
betrübt wurden ir augen klar,
zuohand ein guldin becher zart
den satzt sie dem bilgrein dar;
darein schankt man den klaren wein
darein der edel Moringer
von rot gold sankt ein fingerlein

33. Das zoch er ab von seiner hand,
es was lauter unde klar,
als sein leid sich da verwant,
was ich singe, das ist war:
er warf es in den becher drat
damit in sein allerliebste fram
zum erstenmal gemehelt hat.

34. Er sprach „weinschenk, traut gesell,
du allerliebster diener mein,
wilt du tuon und was ich well
so trag das für die frawen dein!
ich glob dir nun sicherleich
wird mein ding immer beßer
wol wil ich dich machen reich.“

35. „Ja, sprach der weinschenk tugentleich,
ir liebster bilgrein allzuohand!“
er truog in für die frawen reich
er gab ir den becher in die hand:
„frawe, liebste frawme fein,
das laßent euch nit verschmahen!
es sendet euch der bilgerein.“

36 Do des edlen ritters frawe
das fingerlein im becher sach
ie begunde es eben schawen
nun mugent ir hören, wie sie sprach:
„mein herr, der Moringer ist hie,“
auf stund die fraw gar züchtigleich
und fiel für in auf ire knie

37. Seint mir wilkum, mein liebster herr!
wann ir seint alles leides vol;
wa seint ir gewesen so lang und ferr?
ir sollent euch gehaben wol!
lont ewer fendes trauren sein
und gedenkent euch keins leides!
noch hab ich doch die ere mein

38. Die hab ich gehalten also vest,
edler herr gar sicherleich,
das dunket mich das allerbest,
des dank ich got von himmelreich,
ob ich unrecht hab getan,
zerbrochen mein frewlich gelüpt
des sont ir mich vermauren lan.“

39. Do dem jungen herren von Neifen
diß abenteur ward bekannt,
all sein frewd war im entschleifen,
er gieng, da er sein herren fand:
„herre, liebster herre mein!
gebrochen han ich trew und eid,
des schlahent mir ab das haubet mein!“

40. Do sprach der edel Moringer:
„herr von Neifen es sol nit sein,
vergeßt ein tail der ewern schwär
und habent euch die tochter mein
und lassent mir die alte braut!
mit der kan ich mich wol verrichten,
ich wil ir selber bern die haut.“

Burg Möhringen lag am Fuße des Bussen.

Quelle: Ludwig Uhland: Alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder, Nr 298 Bd I 773 ff.
aus: Michael Richard Buck: Der Bussen und seine Umgebung,Tappen, 1868 (S.135)
https://books.google.de/books?id=SxJTAAAAcAAJ&pg=PA129

vergleiche dazu auch die Sage vom Nebelmännle am Federsee

Onlinequellen

Michael Richard Buck: Der Bussen und seine Umgebung,Tappen, 1868 (166 Seiten bei Google-Books online)
https://books.google.de/books?id=SxJTAAAAcAAJ

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