Der Bauernkrieg 1524/25 in Isny und Umgebung

Im Bauernkrieg 1524/25 gab es mehrere Vorkommnisse in Isny und der näheren Umgebung, die Franz Ludwig Baumann 1877 in seinem Buch „Akten zur Geschichte des deutschen Bauernkrieges aus Oberschwaben“¹ aus Schriftwechseln und Urkunden der verschiedenen Archive Oberschwabens gesammelt und chronologisch geordnet. Im Folgenden zitiere ich daraus Teile, die die Umgebung von Isny betreffen. Diese habe ich zur besseren Lesbarkeit aus der frühneuhochdeutschen Schreibweise des 16.Jahrhunderts und z.Z. schwäbisch-alemannischen Dialektbegriffen transkribiert, in heutige gebräuchliche Rechtschreibung übertragen und dabei den Duktus weitgehend beibehalten. Bei der Transkription7 der Texte habe ich versucht, Wortbedeutungen und Inhalte aus dem Gesamtzusammenhang und durch Fachwörterbücher zu erschließen. Für Korrekturhinweise bin ich dankbar.
Copyright und Attribution siehe Fußnote4


6. März 1525
Tübingen. Truchseß Wilhelm von Waldburg an Abt Philipp von Isny.

Hat dessen Schreiben, wie sich die Empörung zugetragen, erhalten und kann nicht anders denken, dann «das solches Aufrühren und Läufe unter geistlich und weltlich ein besonderes Geschick und Strafe von Gott sei». Deshalb soll der Abt, wie auch er, Truchseß, selber tut, die Sachen dem Allmächtigen empfehlen. Er selbst will sich durch die Sachen, soviel möglich, nicht irren lassen, hoffend, Gott werde seiner Zeit allen Unfall von ihnen abwenden. Er bittet den Abt, wie bisher in alleweg das Beste zu tun und namentlich zu Unterhaltung des Schlosses Trauchburg Korn mahlen und dorthin führen zu lassen, damit der Vogt und die Inhaber desselben nicht in Mangel kommen, er bittet nämlich gleichzeitig auch die Städte Wangen und Isny, dorthin etwa acht Knechte auf seine Kosten zu schicken, welche allein im Schlosse und nicht außerhalb gebraucht werden sollten und lediglich dasselbe zu bewahren und sonst keineswegs den Untertanen Schaden zuzufügen hätten.
Er selbst hat Tag und Nacht keine Ruhe, da Herzog Ulrich eingefallen.
Datum Tübingen 6. Martin 25″

15. März 1525
Abt Philipp von Isny an Truchseß Wilhelm von Waldburg.

Die Bauern wollen, wie er schon in seinem letzten Schreiben angezeigt hat, keineswegs leiden, dass er einen der seinigen zu dem Vogt auf das Schloss Trauchburg schicke. Er hofft, dass die Städte Wangen und Isny Trauchburg besetzen. Damit Truchseß Wilhelm der Bauern Vornehmen selbst abnehmen kann, meldet er ihm, dass die Bauern vergangene Woche 6 Fußknechte, die Hans Marschalek von Pappenheim, Pfleger zu Füssen, seiner Tochter, der Witwe weiland Josen Hundpießen in das Schloss Ratzenried »zum Aufenthalt« zugeschickt, bei Dorenwaid gefangen genommen haben, und dass diese Knechte eine Urfehde schwören und sich verschrieben haben müssen, auf keine Weise je wider die Bauern, ihre Bundesgenossen und Hauptleute sein und ziehen zu wollen. Die Bauern fischen auch in den Bannwassern. Er, der Abt, hat wenig Hoffnung mehr.
Datum Mittwoch vor Oculi 25.

1. April 1515
Die Gesandten der oberen Städte an den schwäbischen Bund.

Ehrwürdige, wohlgeborene, gestrenge, feste, vorsichtige, ehrsame und weise, gnädige, günstige und liebe Herren! Unsern untertänigen willigen Dienst mit Fleiß voran bereit. Uns ist glaublich angelangt worden, wie das e. g. und g. die Haufen der Bauernschaft und Landschaften an mehr, denn einem Ort mit tätlicher Handlung angriffen haben, an welcher Handlung wir merklich Schrecken und Missfallen empfangen. Und dieweil den ehrbaren oberen Städten an dem auch merklich und groß gelegen ist, so haben wir uns auf heute dato aus Befehl unserer Herren und Freund gegen Memmingen, hier die Ausschüsse von den dreien Haufen der Bauern auch einen Tag halten sollen, zusammen verfügt, des Willens, in solchen Empörungen, wiewohl wir uns vor anderem dazu ungeschickt erkennen, gütlich und endlich außergerichtlich Handlung vorzunehmen, und demnach aus besonderem Vertrauen und der Sachen Förderung und gutem auf diese Stunde mit dem oben genannten Ausschuss der drei Haufen soviel geredet, das sie in solcher Sachen unser Handlung, die zu gütlichen und endlichem Austrag dienen, vorzunehmen gern verfolgen, und darauf in dieser Stunde allen ihren Haufen geschrieben, mit weiterer tätlicher Handlung stillzustehen, der zuversichtlichen Hoffnung, die Haufen der Bauernschaften werden dem hierin ohne alles Widern und Verziehen gehorsam, folgsam und Willfahrung (Verlangen erfüllen) tun, und uns dabei gegen den Ausschüssen erboten, alsbald solch unser Vorhaben e. g. und g. auch förderlich zu berichten, und der tröstlichen Hoffnung sein, bei ihr auch gnädigen und günstigen Willen zu erlangen, und darum solches e. g. und g. bei diesem Boten eilends nicht bergen wollen, ganz untertänig, dienstlich und mit Fleiß freundlich bitten:

Was solch unser Vornehmen, als wir nicht zweifeln, wider e. g. und g. nicht wäre, sondern gefallen würde, sie wollen uns zu gnädigem und günstigen Gefallen solcher Handlung hierin förderlich vorzunehmen auch gestatten und bewilligen und mit tätlicher Handlung gegen der Bauernschaft, was sie die auch angegriffen hätten, weiter nichts vorzunehmen, sondern bis auf ferner unser Handlung und Bescheid stillstehen, dergleichen und nicht minder Zusagen wir zweifellos bei den Haufen der Bauern auch finden und erlangen werden. So das geschieht, so haben sich der Ausschuss der Bauernschaft bewilligt und etliche aus ihnen, und wir auch von uns, der oberen Städte Botschafter, für e. g. und g. nach Ulm und dergleichen zu den Haufen nach Baltringen verordnet, der Hoffnung, alsdann solch tapfer und ernstlich Handlung von Stund an darin gebrauchen, darab e. g. und g. merklich Gefallens, und diese Empörung und merklicher Abfall, Nachteil und Verderbens (von) Land und Leuten, die daraus entstehen mögen, verhindert werden. Und dieweil aber die Verordneten vom Ausschuss ohne Geleit zu reiten Sorge und Beschwerde tragen, haben wir uns auf ihr Begehren, e. g. und g. um Geleit zu schreiben, wie wir hiermit tun, bewilligt, e. g. und g. darauf untertänig bitten, sie wollen für die Bauernschaft, so mit uns reiten wollen, bei diesem Boten förderlich (fürderhin) Geleit zu schicken und in dem allem so gnädig und günstig erzeigen, wie wir uns des unuerzigen getresten(?). Das um dieselben e. g. und g. zusammen schuldiger Pflicht untertänig zu verdienen, wollen wir Allzeit begierigen Fleißes willig befunden werden.
Datum zuletzt samstags nach Letare, Nachmittag in der .. Stunde, anno 25.
Der ehrbaren oberen Städte Botschafter, die jetzt zu Memmingen versammelt sind.

1. April 1525
Die Gesandten der oberen Städte an die gemeine Versammlung der Bauernschaft des Haufens zu Baltringen,

Unser freundlich Dienst und guten Willen zuvor. Liebe Freunde und gute Gönner! Wir haben auf heute mit dem Ausschuss der drei Haufen gemeiner Bauern- und Landschaft aus besonderem Vertrauen und guten Willen, zu ihnen tragend, gehandelt und daneben die selbige Handlung unsern gnädigen und günstigen Herren, gemeinen Ständen des Bundes, wie ihr aus einer gleichlautenden Kopie, die wir euch hierbei verwahrt zusenden, zu vernehmen habt, geschrieben. Langt darauf an euch unsere freundliche Bitte und Begehren, ihr wollt uns, als denen solch Empörung in treuem Leid ist, freundlich Handlung, die, ob Gott will, zu endlichem Austrag dienen mag und auch beiden Teilen zu Gutem kommen und ersprießen wird, hierin vorzunehmen gestatten und mit tätlicher Handlung, wie die gemeinen Stände zweifellos auch tun werden, bis auf fernerem Bescheid stillstehen und euch hierin beweisen, wie unser Vertrauen stets und uns unuerzigen getresten(?). Das begehren wir von euch mit gutem Willen freundlich zu verdienen.
Datum Samstag nach Letare Nachmittag in der 2. Stunde, anno etc. 25. 

13. April 1525
Die Stadt Memmingen an die Städte Biberach, Wangen, Leutkirch, Isny.

Unsern etc. Als wir auf heute nach eurer ehrbaren Ratsbotschaft in die Herberge geschickt, und die abgeritten, haben wir mit andern Botschaftern, so noch hier gewesen, von der Handlung und Werbung, die sie jetzt von Ulm gebracht haben, soviel in der Eile hat sein konnte, geredet, erstens dass sie die an ihre Herren und Freunde und nachgehend an ihre Gemeinden, wie unzweifelhaft e. w. auch tun werden, bringen wollen. Und aus merklichen Ursachen, auch gewissem und etlichem Blutvergießen, Sterben und Verderben, das wir aus diesen Kriegsleuten und Empörungen erwarten müssen, haben wir die ehrbaren oberen Städte wiederum zusammen zu beschreiben guter Meinung vorgenommen und daher Tag angesetzt, nämlich auf Sonntag zur Nacht [16. April] wieder hier zu Memmingen an der Herberge zu sein und am Morgen Montag einander hören, was ein jeder von seiner Gemeinde bringen, und darauf endlich verabreden, was ein Stadt von jemand überzogen oder beschädigt, damit sie wissen und vorstellen mag, was sie sich zu den andern vorsehen und getresten(?) soll. Und darum so bitten wir e. w. mit Ernst und allem Fleiß ganz freundlich, ihr wollt auf oben bestimmtem Tag eure ehrbaren Ratsbotschaften ernstlich mit Gewalt und Befehl darauf herbringen und damit keineswegs ersetzen. Das wollen wir uns aus erheischender (gebotener) Notdurft (Notwendigkeit) zu euch verlassen und mitsamt dem, das euch als viel, als andern ehrbaren Städten an dem allen gelegen sein mag, mit allem heiß ganz freundlich verdienen.
Datum Donnerstag nach Palmarum, anno etc. 25.

17.April 1512
April 17. Feldlager bei Ravensburg, Truchseß Georg5 an den schwäbischen Bund.

Ist mit allem Volk aufgebrochen, um unverzüglich auf den Bodenseer und Allgäuer Haufen zu ziehen. Als er nach Baienfurt gekommen, sind diese beiden Haufen jenseits der Schussen auf der Höhe neben Berg gelegen, und haben etliche Weingarten besetzt gehabt. Bevor er das Volk und Geschütz in Baienfurt durch und über die Ach bringen konnte, sind auch die Bauern bei Berg eilends über die Schussen durch das flache Feld wieder auf Weingarten gerückt. Die Raisigen (berittenen Kriegsknechte) haben dieselben angreifen wollen; er hat dies aber nicht zugelassen, weil die Bauern bei 12,000 Mann stark gewesen, weil er das Volk und Geschütz nicht so eilends an dieselben bringen konnte, und weil deshalb daraus merkliche Gefahr, Schimpf und Spott erwachsen wäre. Sobald er aber sein Geschütz an die Bauern gebracht, hat er ihnen damit wieder etwas Schaden getan. Indessen sind die Vermittler gekommen, haben die tätliche Handlung eingestellt und ihn gebeten, die beiden Haufen bei des Regimentes Mittel bleiben zu lassen.

Georg Truchsess zu Waldburg-Zeil, der "Bauernjörg"Bauernkrieg - Isny und Umgebung
Georg Truchsess zu Waldburg-Zeil, der „Bauernjörg“

Da ihn zugleich angelangt, dass die Oberallgäuer, 6000 stark, im Anzüge seien und in Haselburg zwischen Leutkirch und Isny sich diese Nacht lagern werden, und da man mit großer Gefahr gegen diese Haufen, wenn sie zusammengekommen, hätte kämpfen müssen, so hat er die vorgeschlagenen Mittel angenommen, damit er dem allen zuvor sei, und damit die Hegauer und Wälder «gewendt»(?) würden. Er hat aber die beiden Haufen dahin gebracht, dass ihre Hauptleute und Fähnriche ihn um Verzeihung und Gnade gebeten, ihm um 6 Uhr Nachmittags ihre 5 Fähnlein überantwortet und einen Ausschuss erwählt haben, um den Vertrag mit voller Gewalt zu fertigen.
Datum im Feldlager zwischen Weingarten und Ravensburg auf den 17. Tag April, anno etc. 25

18.April 1525
April 18. Abt Philipp zu Isny an Truchseß Wilhelm von Waldburg.

Seit seinem früheren Schreiben, in dem er dem Adressaten den Abfall der Untertanen desselben und der seines Gotteshauses angezeigt, hätte er gerne auf dessen Begehren ungespart all seines armen Vermögens mit Pfand und anderem Hilfe geleistet und demselben bei eigener Post gemeldet, wie sich die Sache verhalten habe, allein er konnte ihm nicht schreiben, weil die Bauern alle Post niedergeworfen und deren Briefe erbrochen haben, wie sie denn mit den Briefen des Adressaten, mit seinen eigenen und andern getan haben. Der Truchseß möge demnach sein Schweigen entschuldigen und dasselbe keiner andern Ursache beimessen. Wie mit dem Schlosse Trauchburg gehandelt worden, wird dem Truchseßen sein Freund und Diener, den er auf Begehren des Vogtes zu Trauchburg dorthin geliehen hat, und der bis auf die letzte Handlung dort gewesen, berichten. Er selbst aber hat mittlerzeit (zwischenzeitlich) weder in, noch aus dem Schlosse eine Kundschaft haben können, und weiß auch diesen Tag gar nicht, wie es um dasselbe steht. Inzwischen ist er mit seinem Konvent und armen Gotteshause in noch größerer Sorge und Gefahr gestanden, als er jetzt anzeigen kann, da er die, welche er nicht fürchten sollte, viel mehr hat fürchten müssen, als diejenigen, welche er fürchten sollte, denn in der Gemeinde zu Isny herrschte großer Unwillen, vorab über sein Gotteshaus, seine Brüder und ihn selbst, «dazu dann die Prediger mit ihrer ersten besonderen Forderung gewirkt und gemacht haben». dass nämlich die Bauern all ihr Vornehmen dahin setzten, sein armes Klösterlein, wie sie andern getan, zu zerreißen und der Stadt etwas arges zuzufügen, «das hat der Gemeinde aufgezuckt (aufgestoßen)», sie wolle sich, hieß es, nicht seinetwegen verderben oder beschädigen lassen.

Die von Isny haben auch, als die Bauern sich also häuften und man alle Tage ihres Vornehmens warten musste, anfangs Bürgermeister, Amtmann, Räte und auch von der Gemeinde zu ihm geschickt, er solle ihnen aufschließen und sie die Spieße und Büchsen besehen lassen, deren er, wie Rat und Gemeinde vorkomme, viele im Kloster habe, diese wollen sie zu sich nehmen. Er hat ihnen damals geantwortet, er wisse nichts von solchen Waffen, denn dass etliche Spieße seit der Entleibung Graf Endres sel.6 im Kloster geblieben seien, ob sie aber jetzt noch da seien, wisse er nicht, doch wolle er ihnen gerne aufschließen.

Das hat er auch getan und sich erboten, gerne alles, was er habe, das gemeiner Stadt nützlich sei, darzustrecken. Die von Isny haben 6 oder 7 Spieße gefunden und sind damit abgeschieden, unter der Gemeinde aber sind Reden erwachsen, als sollte er Spieße und Büchsen behalten haben; wenn man sie suchen ließe, wollten sie dieselben wohl finden. Auf diese Rede hin hat er sich bei dem Rat entschuldigen lassen. Dabei ist es geblieben bis auf den Montag «jetzt nächst vergangen montags 14 Tag gewesen» [3. April]. An diesem Tage haben sich die Bauern vor der Stadt versammelt und war das gemeine Geschrei, sie wollten in das Kloster fallen. Darüber hat sich in der Stadt ein Lärmen und Auflauf erhoben und ist jedermann im Harnisch gestanden. Er hat bei diesem Anlass seinen Hofmeister und Schreiber zu dem Bürgermeister auf den Platz geschickt und sich erboten, den von Isny mit den seinigen nach Möglichkeit Hilfe zu leisten. Der Bürgermeister hat darauf erwidert, die Bauern wären versammelt, um in das Kloster zu fallen, er, der Abt, solle sehen, was er denselben tun wolle und «entstanden dabei öffentlich viel Reden, als ob man es geschehen wollt lassen». Deshalb hat er, der Abt, sich mit seinen Brüdern unterredet und sodann vier vom Konvent und andere zu Rat und Gemeinde gesandt und gebeten, sie als eine löbliche Stadt des hl. Reiches, die niemanden habe vergewaltigen lassen, möchten ihn in Schutz und Schirm nehmen und ihn und sein Gotteshaus nicht vergewaltigen lassen, er wolle dann Recht und alle Billigkeit gegen mannigfaltiges Leiden, worauf dieselben geantwortet haben, sie wollen ihre Botschaft zu den Bauern in ihre Versammlung hinaus schicken und ihm nachfolgend Antwort geben.

Nachfolgend haben die von Isny zu ihm ihren Bürgermeister Jerg Nicker und andere von Rat und Gemeinde in das Kloster gesandt und ihm eröffnet, sie wollten als eine Stadt des hl. Reiches im Namen des Kaisers das Kloster «auf Recht und zu Recht» so lange einnehmen, bis mit Recht ausgetragen sei, wem es zustehen solle, und ihn, soweit ihre Gerichte reichen, schützen und schirmen. Deshalb haben sie begehrt, dass er ihnen die Schlüssel zum Kloster, alle Register und Rodeln(?) überantworte und weder fahrendes, noch liegendes Gut verrücke und verändere. Hierauf haben sie die Schlüssel, Register und Rodel im Kloster in ein Gewölbe beschlossen und sofort 23 Mann als Besatzung hineingelegt. Nach etlichen Tagen aber haben sie weiter begehrt, ihnen Kleinode, Barschaft und anderes auch zu überantworten. Das alles haben sie ebenfalls in jenes Gewölbe getan, das versiegelt und die Schlüssel zu Händen behalten. Nach acht Tagen haben sie die 23 Mann abgefordert und dafür acht Personen hineingelegt. Allemal zu acht Tagen wechseln sie mit denselben und haben also das Kloster auf seine, des Abts, Kosten und Lieferung inne. Er hat denen von Isny auch zusagen müssen, dass er, falls die Vorstädter Schaden leiden, denselben mit ihnen tragen wolle.

Am Sonntag Nachts [2. April], bevor die Bauernversammlung an gemeldeten Montag vor der Stadt lag, haben die Bauern das Gotteshaus und des Truchseßen [«aus beiden Herrschaften»] den Herrenberg geplündert, dort weiße Kleider, Bettgewand und was da gewesen, genommen und bis in die 100 Stück allerlei Vieh weggetrieben. Er, der Abt, meint auch, dass seine gelobten Knechte 14 gute Rosse den Bauern gegeben und sich mit diesen verbündet haben. Die Bauern haben ihm auch sein Haus zu … und zu Berchtersweiler (bei Lindau) geplündert und ihm daselbst seine Reben und Gärten genommen.
Nach der handschriftlichen Chronik des Klosters Isny [im gräflichen Archiv zu Isny] haben die Bürger dasselbe am Zinstag nach Judica [4. April] besetzt und bis zum 23. Juni in ihrer Gewalt behalten. (…)

19.April 1525
Großholzleute. Walther Bach, Conrad Algeer, die Obristen, und die Käthe des Oberallgäuer Haufens an den Seehaufen.

Gnad und Friede in Christo. Freundlich, liebe Brüder und gute Freund! Eure Schreiben haben wir verlesen und darunter abgenommen, wie der Baltringische Haufen von uns abgefallen sei, und ihr vom Seehaufen und Unterallgäu mit gemeiner Hand einen Bericht angenommen habt, darauf an uns gelangt, ob wir solchen Bericht annehmen wollen oder nicht, mit mehrerem (weiterem) Inhalt. Dazu sagen wir, denn wir erhoffen, ihr habt einen guten, ehrlichen Bericht angenommen, sofern ihr doch eure Knechte habt abziehen lassen, darauf alle unsern Verzagen sind und sich Richtung versehen, und dieweil ihr vom Seehaufen und Unterallgäu solches angenommen habt, wissen wir als Oberst und Räte anders nicht abzuschlagen. Haben wir auf eure Begehr auch nicht wollen verhalten, begehren solcher Richtung lauter Abschied, gemeiner Landschaft anzuzeigen, sich haben danach zu richten.
Datum Holzleuten (Großholzleute bei Isny) am Mittwoch nach Ostern, anno 25.(…)

22. April 1525
Ravensburg. Truchseß Georg an den schwäbischen Bund.

Die Bauern des Oberallgäuer Haufens haben ihre Botschaft bei ihm und haben den Vertrag8 den die Haufen am Bodensee und im niederen Allgäu eingegangen, und von dem er nächstens eine collationierte Kopie (Abschrift) schicken wird, auch angenommen und zugesagt, ihm ihre Fähnlein zu übergeben, ihn um Gnade und Verzeihung zu bitten und in dem allen, wie sich gebührt, zu schwören. Sie haben auch begehrt, dass man an Herzog Wilhelm (von Bayern) schreibe, von nun an mit tätlicher Handlung gegen sie nichts vorzunehmen. Weil also der Frieden angenommen, so soll der Bund sofort genanntem Herzoge schreiben, mit der Tat still zu stehen, damit die Oberallgäuer sich über nichts zu beklagen haben.
Datum Ravensburg 22. Aprilis, 4 Uhr nach Mittag.

nach 22.April 1525
Abt Philipp von Isny an Truchseß Wilhelm von Waldburg.

Bittet denselben, dahin zu wirken, dass der Seehaufen dem Weingartner Vertrage gemäß ihm den zu Bechterschwiler zugefügten Schaden ersetze.

24. April 1525
Kempten. Fürstabt Sebastian von Kempten an Abt Gerwig von Weingarten.

Bittet um eine Kopie des Weingartner Vertrags. Ihm sind alle Schlösser genommen. Er hat die Städte Kempten, Memmingen und Kaufbeuren ersucht, ihm auf seine gesamten Güter Geld zu leihen, allein dieselben haben es abgeschlagen.
Datum Kempten montags nach Quasimodogeniti, anno 25.

25. April 1525
Die Stadt Memmingen an die Städte Biberach, Kempten, Kaufbeuren und Wangen.

Unser etc. E. e. w. trägt uns ungezweifelt gut wissen, wie und welchermaßen sich die Loff (Läufe?) jetzt groß und beschwerlich zutragen, deshalber zu besorgen ist, was des Bundes Vornehmen in dem, das sie den Baltringischen Haufen nicht, als den Bodensee- und Allgäuischen Haufen in Bericht annehmen, sondern in einer strengen Strafe, die ihnen vielleicht nicht leidenlich wäre, haben wollen, das unser aller Land und Art darauf von Bundesständen, davon wir unsere Nahrung haben und empfangen müssen, hart und merklich, des uns in lange Zeit nicht zu überwinden sein, verheert und verderbt wurde, das dann unsere Achtung durch die ehrbaren oberen Städte durch gebührlichen Weg wohl vorkommen werden möcht, und haben darauf aus oben erzählten und andern beweglichen Ursachen mitsamt unseren lieben Herren und guten Freunden, den Gesandten von Isny und Leutkirch abermals einen Tag als auf morgen zu Nacht zu Leutkirch an der Herberge zu sein und morgens der und anderen Sachen halber zu beratschlagen zu verhelfen ausgeschrieben. Bitten darauf e. e. w. ganz freundlich, sie wolle sich der und andern Sachen und Beschwerden halber, so eine jede Stadt zu haben vermeint, in eueren Räten unterreden und ihr ehrbaren Ratsbotschaft auf gemeldeten Tag verfasst und mit voller Gewalt furderlich (künftig) an bemelte malstatt(?) abfertigen und euch das schreiben, so euch unsere lieben Herren und guten Freunde, die von Kempten, unsert- und unser Gemeind halber, das dieser zeit abgestellt und unterlassen ist, nichts hindern lassen, sonder der unverzeihlichen Notdurft nach nicht ausbleiben, wie unser Vertrauen. Das steht uns um e. e. w. ganz freundlich und nachbarlich zu verdienen.
Datum auf den 25. Tag Aprillis in der neunten Stunde vor Mittag, anno etc. 25.

25. April 1525
Weingarten. Truchseß Georg5 und die bündischen Kriegsräte an den schwäbischen Bund.

Heute hat das Heer in das Hegau aufbrechen wollen. Sie hören jedoch glaublich, dass die Bauern zu Berkheim und Thannheim im Illertal sich wieder versammeln, den Vertrag, dass sie, wie der Baltringer Haufen in des Bundes Gnade und Ungnade stehen sollen, nicht annehmen, sondern wie der Unterallgäuer und Bodenseeische Haufen vertragen sein wollen. Lässt man dieses Feuer also brennen, so wird es wieder groß werden und kann auch die Gehuldigten, unter denen noch einige Arglistige sind, wieder abfällig machen, namentlich den Oberallgäuer Haufen, von dem sie noch keine ganze Versicherung haben, obwohl sie sich von Seiten desselben, da er Geiseln gestellt hat, keiner Weigerung versehen. Der Bund soll ihnen deshalb eilends zu wissen tun, ob er selbst mit den Illertalern handeln will, und ob man sich mit ihnen vertragen und etwas nachgeben soll. Soll das Heer auf dieselben ziehen, so kann das nicht wohl in drei Tagen geschehen, auch werden sie dann in die Berge und Wälder fliehen, so dass man mit denselben etliche Tage zu schaffen hätte. Über einen solchen Verzug aber würde den gehorsamen Städten im Hegau, die ihm, dem Truchsessen, innerhalb 3 Tage über 20 Briefe um Rettung geschrieben haben, die Zeit lang, und außerdem würden auch die Gehorsamen, die am Schwarzwalde noch nicht gefallen, mit Gewalt oder freiwillig mittlerweile zu den Aufständigen übertreten, und das Suntgau, Breisgau, Elsass und das Württemberger Land sich noch mehr empören.
Er, der Truchseß, hat jetzt des Bundes Schreiben erhalten, demzufolge er sorgen soll, dass der Oberallgäuer Haufen abziehe und sich zertrenne. Das hat er schon zuvor getan; sollten aber die Sachen bei denselben einen andern Verlauf nehmen, so wird er es dem Bunde berichten. Die 200 Pferde schickt er dem Bunde, wie er demselben gestern angezeigt hat.
Datum Weingarten 25. April, 12 Uhr Mittags, anno 25.

28. April 1525
Kempten. Abt Sebastian von Kempten an Abt Gerwig von Weingarten.

Dankt für die Kopie des Weingartner Vertrags. Da er vernommen, dass gestern die Bauern eine treffliche Versammlung dahier zu Kempten darüber gehalten haben, ob sie den Vertrag annehmen wollen oder nicht, so hat er Abt Gerwigs Boten bis heute zurückbehalten, damit er ihn über der Bauern Vorhaben gründlich berichten könne. Allein er kann nur soviel erfahren, dass zwar die oberen Allgäuer, nicht aber seine eigenen Leute und deren Anhänger bis jetzt den Vertrag annehmen wollen, und dass seine Leute sich unruhig erzeigen. Daneben wird er berichtet, dass der Bodenseeische und Baltringer Haufen ihre Botschaften dahier haben und sich über den Vertrag hoch beschweren sollen.
Datum Kempten Freitags nach Marci, anno 25.

2.Mai 1525
Abt Philipp von Isny an Truchseß Wilhelm von Waldburg.

Die Bauern aus der Herrschaft Trauchburg haben das Schloss d. N. inne, welche aus denselben es aber besetzt haben, kann er nicht sagen, da sie fortwährend in der Besatzung abwechseln. Der Vogt Jörg Hueber ist noch bei denselben, hat aber keine Gewalt mehr, auch ist noch der alte Richter dort, die Bauern glauben aber, «wir hätten bisher kein Recht gehalten». Der Bauern Hauptmann ist Hans Vogt von Holzleuten (Großholzleute) zu Räten und Unterhändlern sind erwählt Hans Mergelin, Peurer und Hans Naterer. Bei diesen hat des Truchseßen «gemeldeter» Diener geworben, «sich zu ihm hinzuzufügen», vermutlich um mit ihnen laut des Truchseßen Befehl förderlich zu handeln und als dann letztem Bericht zu erstatten. Weil aber ein Teil der Bauern den Bericht anzunehmen noch nicht zugesagt hat, besorgt dieser Diener und er, der Abt, dass die Bauern dem Begehren des Truchseßen Wilhelm «hart verfolgen tut». Ist dem so, so wird der Diener jetzt nicht weiter handeln können, sondern sich förderlich zu Truchseß Wilhelm begeben. Das Schreiben, das letzterer an die von Isny wegen seines Klosters geschrieben, möchte bei dem letztem so verstanden werden, als ob er, Abt Philipp, über sie sich beschwert habe. sollte dann solches an die Gemeinde, «an die sie nichts handle», gelangen, so möchte das ihm und seinem Gotteshause, da die Sachen noch dermaßen stehen, zu großem «verdreht» und Nachtheil gereichen.
Datum Zinstag 2. April 25.

3.Mai 1525
Kempten. Der oberallgäuische Haufen an den zu Aichstetten.

Meine freundlichen Grüße bevor, liebe Brüder. Nach dem und ihr zu mir gesandt seid von wegen der Gemeinde oder Bezirk etc., doch ist das die Meinung, dass ich euch wissen lasse, was der Handel und Beschluss zu Kempten geworden ist, dass ich euch ungern vorenthalten wollte, und ist, dass der Haufen Allgäu auf Donnerstag nächst | 4. Mai] zu Eglofs beieinander sein wird und der Haufen Unterallgäu sich sammeln gegen Altusried und danach zusammen ziehen gegen Eglofs, wo man dann Rettung wird hinzuziehen etc. Und dem bodenseeischen Haufen auch verkündet ist nach Werben ihrer Botschafter, und ist unsere Meinung, ihr sollt uns zuziehen den nächsten zu Eglofs oder Legau, welcher Weg euch am gelegensten ist, und tut (es) in euren Häufen verkünden. Damit seid gewarnt!
Datum am heiligen Kreuztag, anno etc. 1525. Hauptleute und Räte zu Kempten auf dem Landtag beschlossen. Den vorsichtigen und weisen Hauptleuten und Räten zu Aichstetten, unseren getreuen Brüdern zu Händen.

3.Mai 1525
Leutkirch. Hans Faber zu Isny und der Stadtschreiber zu Leutkirch an Martin Vorstenheusler und Caspar vom Hauerz, beide zu Zeil.

Unser freundlicher, willig Dienst allzeit zuvor. Liebe und gute Freunde! Als mir, Hansen Fabern, von Wolfegg geschrieben und mit mir, dem Stadtschreiber, gestern durch Casparn zum Hauerz geredet worden ist, was wir gewahr werden, das sich zu Empörung ziehen möge, nach Wolfegg alt Zeil euch wissen lassen etc., auf das fügen wir euch zu verneinen, das auf den gestrigen Tag bei oder ob den zweitausend Bauern zu Durach ob Kempten bei einander gewesen sind und den Anschlag gemacht und beschlossen haben, diesen Bericht nicht anzunehmen, sonder um etliche Artikel Milderung zu begehren, wo das nicht geschehen mag, zwei Haufen zu machen und den einen auf den von Bayern und den andern auf unsern gnädigen Herrn, Herr Görgen, etc. nach zu lassen. Das ist uns auf heute in der achten Stunde von glaubhaftigen Leuten, die ihr Kundschaft gehabt haben, gesagt und angezeigt. Nun unterm Essen ist mir, Hansen Fabern, von meinen Herrn von Isny zu emboten hierher nach Leutkirch, wie die Bauern Hans Sigmund Humpis von Ravensburg dies vergangene Nacht sein Schloss in Siggen eingenommen und dasselbe besetzt und verwahrt haben. Solches wollten wir euch darnach zu richten, auch nach Wolfegg kund und zu wissen zu tun, auch uns zu unseres gnädigen Herrn, auch euren Diensten allzeit willig zu wissen haben nicht verhalten (vorenthalten).
Datum in der 12. Stunde Nachmittag an des Heiligen-Kreuz-Tag innentionis, anno etc. 25 zu Leutkirch. Hans Faber zu Isny und Stadtschreiber zu Leutkirch. Den ehrbaren Martin Vorstenheuslern und Casparn vom Hauerz, beide zu Zeil, unsern lieben und guten Freunden.

4.Mai 1525
Die Stadt Wangen an die Stadt Ravensburg.

Hat bereits in dieser Stunde berichtet, dass die Bauernschaft des Allgäuer Haufens in großer Zahl zum Meglefs (Eglofs) zusammenlaufe, und schreibt hiermit darüber weiter: Gestern haben diese Bauern ihre Botschaft zum Haufen am Bodensee nach Neuravensburg und Rapperswil geschickt. Darauf haben die von Neuravensburg im Namen des Haufens am See ihre Botschaft nach Wangen abgeordnet und berichtet, dass sich die Bauern des Allgäuer Haufens vernehmen lassen: Weil ihnen nicht ein mit dem der Bodenseer gleich lautender Vertrag zugekommen sei, hätten sie sich jetzt empört und zusammengefügt. Sie, die vom Bodenseer Haufen, aber wollten den von ihnen beschworenen Vertrag halten . und hätten sich gegen die Gesandten des Allgäuer Haufens erboten, ihnen eine Abschrift ihres Vertrages zu geben, hoffend, dass der Inhalt desselben mit dem ihrigen gleichlautend sei. Der Seehaufen hat sich auch erboten, falls die Allgäuer den Vertrag nicht annehmen, den von Wangen und den andern oberen Städten Hilfe und Rettung zu tun. In gleichem Sinne hat derselbe auch an Marx Sittich von Eins geschrieben. Wangen hat den Bodenseern gestern geschrieben. Diese und Wangen haben auch zusammen eine Botschaft nach Lindau geschickt und den oberen Städten obiges auch berichtet. Da man die Absicht der Bauern, die zu Meglofs (Eglofs) liegen, nicht weiß, bittet Wangen eventuell um Hilfe. Wenn man in Ravensburg den Seehaufen Sturm schlagen hört, so geschieht es mit Willen der von Wangen in der Absicht, diesen Haufen zusammenzubringen.
Datum Donnerstag nach Invencionis crucis, 4 Uhr morgens.

5.Mai 1525
Weingarten. Der Landsc
hreiber zu Ravensburg an den oberschwäbischen Landvogt Ziegler,
(…gekürzt, was nicht zu Allgäuer Vorfällen zählt)
(…)

Mir ist aber angezeigt, dass sich die Bundesstände fast beklagen um Geld und allenthalben gern Geld aufbrächten, und sonderlich so hat mir Frankforter anzeigt, dass er (sich) sorge, wo nicht tapfer und eilends eingesehen, und drei starke Heere aufbracht, so werde der Bund den Bauern nicht Widerstand tun mögen und mit Spott, Schande, Nachteil und ganzem Verderben davon stehen müssen.

Die Bauern im Land Franken sind ganz stark, haben etliche Grafen und vom Adel dahin genötigt, dass sie zu ihnen geschworen, nehmen Schlösser, Städte und Märkte ein. So steht es sonst auch übel im Land Bayern und auch im Inntal und Etschland (Südtirol), man muss täglich sich sorgen eines Abfalls, wo auch derselbe geschehe, wer es getan, und niemands in diesen Landen der Bauern Meister. Das wolle Gott vorkommen (verhüten), denn es wäre ja erbärmlich und schwerlich!

Bauernkrieg - Isny und Umgebung - Aufständische Bauern umzingeln einen Ritter Holzschnitt Trostspiegel 1539
Aufständische Bauern umzingeln einen Ritter

Etliche Bundsstände und der Mehrteil fast all sind übel zufrieden, dass Herr Jörg Truchseß einen solchen Vertrag laut der Kopie mit E. bezeichnet (Fußnote: Gemeint ist der Weingartner Vertrag) mit den Häufen Allgäu und Bodensee hinterrücks ihr angenommen. Es haben mir Herr Hans Schad und Doktor Frankforter angezeigt, dass Herr Jörg Truchseß den Abschied und Beeilung gehabt, keinen dergleichen Vertrag anzunehmen, dann wolle der Bund einen solchen Vertrag mit den Häufen Allgäu und Bodensee angenommen haben, hätte es ihrenthalben unüberzogen nicht Not gehabt, und sonderlich so hab Herr Jörg Truchseß einen großen, merklichen Nachteil allen Obrigkeiten, die solcher Vertrag berührt, nachgeben, mit dem, dass von den Bauernschaften drei Städte und von ihren Obrigkeiten auch drei Städte verordnet worden, die um alle Späne gütlich, rechtlich und endlich handeln sollen; das werde allen Obrigkeiten auf dem Land beschwerlich, in Ansehung, dass man wisse, welchermaßen die in Städten gegen den Adel auf dem Land standen und sie gern alle underdrückten, dass auch die Gebräuche auf dem Land und in Städten an einander ungleich seien.

Es wurde geredet, wo Herr Jörg Truchseß Lust gehabt, oder dass er ein Gemüt und die Schicklichkeit, wie zu solchen Sachen gehört, so hätte er den Allgäuischen und Bodenseeischen Haufen geschlagen, das kann ich aber nicht wissen. Er hat f. Dt. und dem Bund, warum er den Vertrag mit den Bauern angenommen habe, und nämlich die Ursachen anzeigt, dass die Bauern ob 16,000 stark gewesen, und dieweil dann der Bund nicht mehr, dann das höhere, sollten die Bauern gesiegt und das Heer niedergelegt, so hätten die Bauern all ihren Willen erlangt, und könnte man ihnen keinen Widerstand getan haben, dann sobald es geschehen, wären der mehrere Teil aller Städte zu den Bauern gefallen. Das ist auch wohl meiner Achtung eine Ursache, dieweil die Gemeinden in den Städten ganz gut bäuerisch und bisher mit großer Schicklichkeit zu behalten gewesen, dass sie nicht über ihre Oberen gefallen und auch zu den Bauern puntnuss(?) kommen sind.

Aber das hab ich ab dem Schloss Ravensburg sehen mögen, wie auch solches durch etliche Gereißige (Berittene Kriegsknechte) und zu Fuß geredet worden ist, so Herr Jörg Truchseß den Bodenseer und Allgäuer Haufen im Feld Weingarten, als derselbe von Berg gen Weingarten in ihren Vorteil gezogen, welche beide Lager der Bauern einen Schlangenschutz weit von einander liegen, mit etlichen Reisigen (Berittenen) anreiten hat lassen, nachdem sie ganz in Unordnung in ihren Vorteil kommen sind, er hat sie in die Flucht bracht, dann die Bauern haben ihr Geschütz mit großer Mühe in ihren Vorteil gebracht, das wäre ihnen auch, wie von vielen geredet worden ist, wohl abzueilen und zu nehmen gewesen.

Wiewohl nun die Bauern ihr fendlin(?) dem Bund überantwortet und das groß Geschütz, nämlich 8 Stück, wieder haben an die End geben müssen, da sie das genommen haben, noch dennoch sagen ihrer viele, so jetzt des Bundes Volk aus dem Land ist, dass Herr Jörg Truchseß sie um Gnade gebeten hab und vor sie nieder kniete. Sie treiben viel seltsame Rede, es wollen auch etliche den Vertrag nicht annehmen.

Auf heute ist Kundschaft (Nachricht) gekommen, wie der ganze Allgäuische Haufen den Vertrag nicht hat wollen annehmen und sich bis in 20,000 stark wieder zusammen getan, der Meinung, den Bodenseeischen Haufen auch zu nötigen, den Vertrag nicht zu halten, noch dem nachzukommen. Wo nun der Bodenseeische Haufen fromm ist, den Vertrag halten und sich darum in die Gegenwehr schicken will, werden ihnen die Allgäuer nichts absprechen.
Die Allgäuer haben vor vergangen Tagen und ehe der Vertrag abgeredet ist, dem Abt von Kempten ein gut Schloss ( Liebenthann), darin er selbst gewesen ist und all seine Kleinode und Barschaft bei ihm gehabt hat, abgewonnen, bei ihm ob den 30,000 Gulden Bargelds, auch viel Silbergeschirr und Kleinode gefunden, dasselbige alles genommen, auch ihn bis in das Hemd ausgezogen und auch 800 Gulden in Gold, die er um ihn gebunden, fanden, davon sie die 500 Gulden auch genommen, ihm die 300 Gulden gelassen und ihn auf einem Esel mit einem Knaben nach Kempten geschickt. Sie ließen auch Kempten, das Kloster, gar geplündert und darnach schier bis in den Grund abgebrochen und alles das zerschlagen, was im Kloster gewesen ist. Es haben auch in solch Schloss anderer Prälaten und Adam von Stein (zu Ronsberg) etliche Kleinode zu behalten geben, das alles die Bauern genommen haben. Der Abt hat dazu ein gar böß Lob dargebracht, das er ein solch gut Schloss so gar ohne alle Not aufgegeben, so doch kein Schutz nie darein geschehen ist. Er hat auch kein Schutz gegen den Bauern getan, wiewohl solch Schloss volbesetzt gewesen ist.

7.Mai 1525
Die Stadt Wangen an die Stadt Ravensburg.

Dankt für das Darlehen von 1000 II. und das Anerbieten, Knechte zu schicken. Da «die Sach vielleicht zerschlagen und nicht gerichtet werden möcht», und da die Bauernschaft einen großen Widerwillen gegen Wangen, wie dieses vernimmt, zeigt und Herrn Marx Sittich, Ravensburg und andern Botschaftern noch keine Antwort gegeben hat, so möge Ravensburg obige Knechte bis Morgen schicken. Aus Leutkirch ist Botschaft gekommen, dass heute bei 1400 Bauern, die zum Haufen nach Meglofs (Eglofs) ziehen, dorthin gekommen sind, dass sich aber dieselben dort nicht unfreundlich vernehmen lassen. Leutkirch wird Wangen morgen wieder Botschaft tun. Datum Jubilate, 11 Uhr nachts.

8.Mai 1525 (Nachtrag)
Statthalter und Anwälte des Truchseßen Georg an die Stadt Leutkirch.

Sie werden glaublich gewarnt, dass der Allgäuische Haufen, der jetzt zum Meglitz (Eglofs) liegt, des Willens sei, ihres Herrn Landschaft zu überziehen. Deshalb bitten sie Namens des Truchseßen Georg als Nachbarn die Stadt und ermahnen sie als Bundesverwandte in Kraft der Einung, ihnen zuzuziehen und zu helfen, sofern dieser Überzug stattfinden sollte.
Datum Montags nach Jubilate 1525.

9. Mai 1525
Die Stadt Wangen an die Stadt Ravensburg.

Junker von Seckendorf ist nach Wangen gekommen und hat angezeigt, dass die Maierschaft von Kißlegg ihm gestern in Wolfegg mitgeteilt hat, die vom Meglofs“ (Eglofs) wollen von ihr, dass sie zu ihnen komme und ihnen anhänge, sie aber wollen den Vertrag halten und bitten ihn um Hilfe. Er habe deshalb aus des Truchseßen Landschaft bei 1300 Knechte dorthin gebracht. Heute seien die vom Meglofs (Eglofs) vor Kißlegg gezogen. Er habe dieselben zum Abzüge aufgefordert, dieselben hätten aber dem nicht Folge geleistet. Darauf seien die Leute seines Herrn und die Kißlegger geflohen und nur bei 300 geblieben. Mit Betrübnis, weil er geglaubt, die Leute seines Herrn würden sich wie Biederleute halten, habe er deshalb abziehen müssen. Weil sich seine Leute also gehalten, und weil die Allgäuer ihn überziehen werden, so bitte er um 50 Knechte. Wangen ersucht deshalb, da die Truchseßischen sich so furchtsam gezeigt, da keine Gegenwehr gegen die Allgäuer sei, und da auch dem Seehaufen nicht zu trauen, Ravensburg um Rat, was zu tun sei.
Datum Zinstags nach Jubilate, anno 25.

10.Mai 1525
Die Stadt Leutkirch an die Stadt Memmingen.

Der Baltringer und Altusrieder Haufen, bei 8 – 10,000 stark, liegt noch zu Gebrazhofen und der Oberallgäuer Haufen, etwa 6 – 8000 stark, in Kißlegg. Beide Haufen lassen sich merken, ihr Wille sei nicht, jemanden und besonders f. Dt. und die ehrbaren Städte zu beschädigen, sondern sie ziehen allein dem Truchseßen nach, damit ihnen der Weingartner Vertrag aufgerichtet und gehalten werde, wer ihnen dazu helfen möge, den wollen sie gerne sehen.
Junker Jakob Seckendorfer hat, wie sie hört, mit den Bauern geredet, ihnen alles, was ihnen Truchseß Georg zu Weingarten zugesagt habe, zu Wege bringen zu wollen. Darauf ist derselbe mit dem Hauptmann des Platzes Kißlegg und der Landvogtei und mit dem Amtmann Ruf von Kißlegg nach Wangen geritten, den besigelten Vertrag zu holen und den Bauern zu zeigen.
Als gestern gemeldeter Haufen Kißlegg zugezogen, hat Seckendorfer mit den von Kißlegg und mit den Leuten des Truchseßen geredet, wessen er sich zu ihnen vorsehen soll, ob sie mit den andern Bauern sich schlagen wollten oder nicht. Darauf hat der eine gesagt, sein Spies steche keinen, der andere, sein Hellebart schlage keinen, der dritte, sein Degen schneide keinen, der vierte, seine Büchse schieße keinen Bauern. So musste Seckendorfer mit seinem Volke abzieheu und den Allgäuer Haufen nach Kißlegg lassen. Man hört jedoch von den Bauern nichts ungeschicktes, sie nehmen niemand etwas, sondern bezahlen bisher alles redlich. Sie hatten sich auch heute darüber, dass sie den Memminger Tag vergangenen Montag 8. Mai nicht beschickt, «vor meinen Herren» folgendermaßen entschuldigt: Als ihnen der Brief zugekommen, seien sie in großer Handlung im Schlosse Nydeck und vielleicht der Mehrtheil der Knechte mit Wein beladen gewesen, weshalb sie keine Gemeinde halten konnten. Am folgenden Tage aber hätten sie geglaubt, es sei zu spät, und hätten deshalb niemanden mehr geschickt. Wolle sich jemand ihres Handels beladen, so wollten sie es schon leiden.

17.Mai 1525
Tag zu Ravensburg

Erschienen sind die Botschaft des Bischofs von Konstanz, Herr Johanns, Graf zu Montfort und Rotenfels, der ältere, Herr Rudolf von Fridingen, Landkomthur zu Altshausen, Abt Jacob von Weißenau mit Vollmacht der Äbte von Weingarten, Ochsenhausen und Roth, N., Abt von Schussenried, Johanns Dionysius von Königsegg, die Gesandten des Stiftes Salem, der Truchseßen und die Ratsbotschaften der Städte Überlingen, Memmingen, Biberach, Kempten, Kaufbeuren, Pfullendorf, Wangen, Isny, Leutkirch, Buchhorn und Ravensburg.
Wegen der Erlaubnis des Bundes, auf seine Kosten zu einer Hilfe 2000 Knechte annehmen zu dürfen, wird auf hinter sich bringen, weil die Gesandten der oberen Städte nicht mit vollem Gewalt abgefertigt werden konnten, beschlossen:
Bischof Haugo von Konstanz und die Prälaten in dieser Landsart sollen Geld darlegen und aufbringen, damit diese 2000 Knechte auf gemeinen Bundes Kosten besoldet und unterhalten werden können. Dazu soll auch jeder Herr und jede Stadt «sich mit Schickung ihres Kriegsvolk, als stark sie sein, auch gerüstet machen,und also ein Haufen zusammen getan werden», um den Aufrührigen ernstlichen Widerstand leisten zu können. Damit gen. Herrn das Geld desto besser aufbringen, so ist den Gesandten der Städte befohlen worden, sich zu erkundigen, ob etliche 1000 Gulden gegen jährlichen Zins den Herrn dargeliehen werden möchten. Weil ein jeder Gesandter diesen Punkt seinen Herrn mündlich nach Länge wohl anzuzeigen weiß, so wird er hier Kürze halber nicht weiter ausgeführt.
Damit die Herrn und Städte wissen, wessen sie sich in diesen schweren Läufen zu einander vorsehen können, und wie sich allweg in die Sachen zu schicken ist, damit merklicher Schaden verhütet werde, so ist ein anderer eilender Tag «Als auf Montag zur Nacht nächstkünftig [22. Mai] zu Ravensburg wieder an der Herberge zu sein» beschlossen worden. Zu demselben soll dann jede Stadt ihre Ratsbotschaft mit lauterm Befehl und vollem Gewalt abfertigen.
Der Memminger Ratsbotschaft wird befohlen, ihrer Stadt zu hinterbringen: Nachdem dieselbe vor dieser Versammlung der Allgäuer Bauern halb in gütlicher Unterhandlung gestanden und zum Teil noch stehe, so möge sie auch ferner möglichen Fleiß anwenden, damit sie die Sache nochmals zu einem Bericht der Anstand bringe. Sie solle durch ihre Gesandten auf künftigem Tage mitteilen, was sie bis dahin ausrichten wird.
Actum Mittwoch nach Cantate, anno 25.

28. Mai 1525
Ulm. Jacob Ramminger an die wirt. Regierung.

Zeigt u. a. an, dass heute der Abt von Kempten und der Bürgermeister von Ravensburg von dem Ravensburger Tage gekommen sind und berichten, die vom «säuischen» Haufen (Sauhaufen=Schweineburg?) seien auch auf diesem Tage des Erbietens gewesen, den Vertrag zu halten, dagegen halte sich der Hauptmann Hurlewagen mit dem Allgäuer Haufen ganz übel.
Datum Ulm 28. Tag Mali, l Uhr Nachmittags, anno etc. 25.

4.Juli 1525
Die Stadt Ravensburg an Altbürgermeister Besserer.

Der Abt von Aw (Weissenau), die Anwälte zu Weingarten und die von Wangen und Ravensburg haben heute auf gemeiner Versammlung mit den Hauptleuten Hans Schnitzer und Bartlonie Wonrieder sich entschlossen, vorerst unverzüglich 600 – 700 Knechte anzunehmen. Mehr können sie nämlich des Gelds und anderer Ursachen halb nicht annehmen. Der Bischof von Konstanz, Hans von Königsegg, Hans Dionys von Königsegg und der Abt von Roth haben noch keinen Heller bezahlt. Die Städte Überlingen, Memmingen, Kempten, Kaufbeuren, Pfullendorf, Isny und Leutkirch haben weder Geld gegeben, noch geliehen und wollen überhaupt nichts mit dieser Rüstung zu schaffen haben. Besserer soll dies den Bundesräten anzeigen und betreiben, dass bis nächsten Samstag [8. Juli] ein Musterherr mit Schwörartikeln heraufgeschickt werde. Diese 600 — 700 Knechte sollen nach Niederwangen gelegt werden, wo sie zugleich die Allgäuer, den Kißlegger und den Rappertsweiler Platz beobachten können.
Datum Zinstag, st. Ulrichstag, achtend, anno etc. 25.
Anmerkung von Baumann: Die folgenden Ereignisse machten auch die Anwerbung dieser 600 Knechte überflüssig. Den Teilnehmern an diesem Ravensburger Bündnisse [No. 301, 322] aber waren, trotzdem dass eigentlich nichts von ihnen geleistet worden war, doch 2056 Gulden Unkosten laut einer Ravensburger Rechnung aufgelaufen. Nach derselben Rechnung gaben sie auch Eytel Ziegelmuller [dem Obristen des Seehaufens] 2 Gulden „zu einer Verehrung“, mir ein Beweis, dass gerade dieser Mann wesentlich mit bewirkt hat, dass der Seehaufen im Gegensatz zu den Allgäuern an dem Weingartner Vertrag festhielt.

20.November 1525
Forderung der Stadt Ravensburg an den schwäbischen Bund.

Als die Allgäuer nach dem ersten Vertrage zum Egliß (Eglofs) lagerten, hat sie auf schriftliches und mündliches Ansuchen der von Wangen, laut der Bundeseinigung ihnen zuzuziehen, sofort 150 Knechte angenommen, ihnen dieselben auf Zinstag nach Jubilate [9. Mai] zugeschickt, 14 Tage, bis die Allgäuer von Kißlegg hinweggezogen sind, in Wangen gelassen und gleichzeitig auch eine große Anzahl bestellter Knechte zur Bewachung ihrer Stadt selbst gehalten, «tut 300 Gulden»
Datum Montags post Othmari, anno 25.

11. Dezember 1525
Dechant, Custor, Vogt und Räte des Stiftes Kempten an ihren Fürstabt Sebastian.

Pierlin ist an St. Niklaus Abend [5. Dez.] heimgekommen und berichtet, dass er auf des Fürstabts Schreiben ferner mit den Gefangenen nichts gehandelt habe ; aber desselben Tags sei an den Vogt Wolf Dietrich von Embs ein ernstlicher Befehl von f. Dt. gekommen, er habe, wenn er den kürzlich erhaltenen Auftrag f. Dt., die Gefangenen alle auf die übersandten Fragstücke und Artikel f. Dt. peinlich zu fragen, die Aussagen eines jeden f. Dt. unverzüglich zuzusenden und indessen keinen ledig zu lassen, sondern alle wohl verwahrt zu behalten, noch nicht vollzogen habe, demselben bei Verlust der Gnade sofort nachzukommen, eines jeden Bekenntnis ordentlich aufzuschreiben und f. Dt. durch eigenen Boten unverzüglich zuzusenden. Da ferner der Bund bei f. Dt. in trefflicher Handlung der Gefangenen halb stehe, so befehle f. Dt. deshalb dem Vogte, dieselben alle unverzüglich gen Bregenz in das Schloss wohl verwahrt zu bringen, oder, falls ihm deshalb Irrung geschehen könnte, das f. Dt. eilends zu melden. Auf diesen Befehl hin hat der Vogt alle 17 Gefangenen seinem Vater Märck Syttichen von Embs auf 2 Wägen, wohl verwahrt mit Knechten und in Eisen geschmiedet, in Begleitung des Nachrichters von Bludenz auf letzten Aftermontag [5. Dez.] gen Embs gesandt, nachdem derselbe erklärt habe, er wolle die Gefangenen annehmen. Pierlin hat, wie der Fürstabt aus beiliegender Kopie vernehmen wird, keinen Fleiß gespart, die dem Fürstabt zugehörigen Gefangenen «auf ausgezogenen Artikel zu erläutern und weiteren Grund ihrer Handlung all äußerst erfahren».

Der Vogt hat auf sein letztes dem Fürstabt durch den Büttel überbrachtes Schreiben, der Gefangenen halb, welche zu der Neuenburg liegen, soeben bei Schluss dieses Briefes Bescheid erhalten; sie, die Schreiber dieses, werden demselben Folge leistend bis auf fernem Befehl die Gefangenen in Kühe lassen.
Die von Kempten haben ihre große Büchse erbrochen und dazu eine Glocke aus St. Mangen Turm in der Absicht genommen, andere Büchsen (Kanonen) daraus gießen zu lassen. Dieselben haben auch lange Spieße bestellt und bereits einen Wagen voll derselben erhalten. Die Schreiber dieses werden auch alle Tage berichtet, dass die von Kempten sich zur Wehr, auch mit «Lieferung» stark rüsten, wissen aber nicht, wem dies zu lieb oder leid geschehe, «dann das viel ungeschickter Rede vorausgegangen». Ein Lied ist laut beiliegender Kopie des Vogts Hausfrauen in St. Anna Kirchen (in Kempten) in ihren Stuhl gelegt worden.
Des Fürstabts «Glockenhenker» ist auf dessen Vorschrift ledig gelassen worden nach Maß, wie derselbe aus dem Schreiben des Kaufbeurer Stadtschreibers erfahren wird. Was ferner in dessen Sache zu handeln sei, soll der Fürstabt vorschreiben, denn es wird viel dazu geredet, dass jener bei dem Fürstabt enthalten werden solle, nachdem ihn der Nachrichter dermaßen umgezogen und umgeführt hat.
Alle Gerichte sind jetzt besetzt, ausgenommen Günzburg, Tingau, Buchenberg und Durach; in diesen 4 Gerichten haben sie nämlich noch nicht genug Bauern gefunden, die sich mit dem Fürstabt vertragen haben. Es ist überhaupt nie ihr Wille gewesen, bis auf Ankunft oder weiteren Bescheid des Fürstabts «der andern dhainen (von hier?) dazu zu nehmen, noch zu gebrauchen».
Täglich kommen Leute, die nach Wangen oder Isny vor das Landgericht geladen sind und begehren, sie dort abzufordern. Weil kein Landrichter vorhanden ist, und weil die Schreiber nicht wissen, ob es dem Fürstabt gebühre, «abzufordern in Namen Kanzlers als Statthalter Landrichteramtsverweser», so soll ihnen derselbe hierin Bescheid geben.
Datum Donnerstags nach Nicolay, anno etc. 25.

12.Dezember 1525
Beschwerde Anton Rappenschechs, Jörg Funks und Jos Grotzs gegen Fürstabt Sebastian von Kempten über widerrechtliche Gefangennahme vor dem schwäbischen Bunde.
Diese Beschwerde geht über mehrere Seiten und beschreibt anschaulich die Gräuel des Bauernkrieges – nachzulesen im Original ¹


Fußnoten

¹Baumann, Franz Ludwig: Akten zur Geschichte des deutschen Bauernkrieges aus Oberschwaben, 1877
➥ https://archive.org/details/aktenzurgeschich00baum/page/262/mode/2up?q=Isny

² a.a.O., S.157

³ Der berüchtigte Profoß Aichelin, der sich rühmte 2000 Bauern gehenkt zu haben. (Fußnote bei Baumann)

4

Copyright und Attribution: 
BY-NC-SA: Wolfgang Autenrieth, 2023 aus dem Buch von Baumann¹ von übernommen,  an heutige Schreibung angepasst und transkribiert.
Veröffentlicht auf: https://oberschwabenschau.info
Text der Lizenz:
https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/legalcode.de

5 Georg III. Truchseß von Waldburg-Zeil (* 25. Januar 1488 in Waldsee; † 29. Mai 1531 in Waldsee) war Heerführer des Bundes gegen die Bauern – in Oberschwaben bekannt als „Bauernjörg“ 
https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_von_Waldburg-Zeil_(1488%E2%80%931531)

6 Fußnote: Graf Andreas von Sonnenberg- wurde 1511 von Graf Felix von Werdenberg meuchlings erschlagen, s. Stälin, Geschichte von Wirtenberg IV, 82.

7 Bei der „Verbesserung“ = „Transkription in heutige Rechtschreibung“ war die Erfahrung aus dem Entziffern von Schüleraufsätzen während meiner langjährigen Tätigkeit als Lehrer der Grund- und Werkrealschule hilfreich. Auch hier musste ich oft entziffern und erraten, was die Verfasser zu Papier gebracht hatten 😉

8 Fußnote: Der sog. Weingartner Vertrag ist gedruckt bei Walchner a. a. O. 260 – 268

 

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