Unterkapitel
- Der Altar des Bernhard Strigel aus der Nikolaikirche Isny
- Die Heiligenbilder des Marienaltares
- Rekonstruktionsversuch I (Offene Innenansicht mit Predella und Marienaltar)
- Rekonstruktionsversuch I (geschlossene Außenansicht mit Predella und Heiligen)
- Kapitel zum Strigel-Altar
- Weitere Kapitel zur Nikolaikirche
- Fußnoten
- „Disclaimer“
Der Altar des Bernhard Strigel aus der Nikolaikirche Isny
Vorbemerkung: Das Altarretabel existiert in der Kirche nicht mehr. Die Bestandteile befinden sich in renommierten Kunstmuseen. Ich versuche, das Aussehen zu rekonstruieren. Manches ist fundiert und belegt, manches noch Vermutung.
Auf dieser Seite sammle ich Bestandteile, die dem verschollenen Altarretabel 37 des Bernhard Strigel zugeordnet werden (können), das dieser um 1510-1520 für die Nikolaikirche in Isny gestaltet hatte. 45 Das Retabel wurde – wie auch der Katharinenaltar – zerlegt und im 19.Jahrhundert verkauft. Wann das Retabel genau zerlegt wurde und aus der Nikolaikirche verschwand ist ein ungelöstes Rätsel – ich vermute, dass es im Bildersturm 1534 in die Ölbergkapelle „ausgelagert“ wurde und dort im Dornröschenschlaf versank. Ich verfolge dazu mehrere Theorien und habe nähere Informationen zu Entstehung und Verschwinden auf der Seite: ➥ „Die verschollenen Altäre der Nikolaikirche Isny“ zusammengefasst.
„Mindestens vier Ereignisse aus dem Leben und Sterben Christi, die auf den äußeren Flügeln positioniert gewesen sein müssen, sind nachgewiesen (s.u.) sowie vier Flügelteile der „Werktagseite“ (=Außenseite bei geschlossenem Retabel) mit jeweils zwei Heiligendarstellungen auf Goldgrund (siehe ➥ separates Kapitel „Katharinenaltar / Heiligendarstellungen“ W.A.) Die Wahl der vier ungewöhnlich weit auseinanderliegenden Ereignisse auf den äußeren Flügeln (Verkündigung und Fußwaschung in Karlsruhe sowie Abschied Christi und Entkleidung, Berlin, Abb. 13a/b) lassen vermuten, dass es noch weitere Darstellungen aus dem Leben und Sterben Christi gegeben hat. Man wird also von einem Verlust von mindestens einem Flügelpaar und damit acht weiteren Darstellungen ausgehen müssen, d.h., dass es sich um ein doppelt wandelbares Retabel gehandelt haben muss.“ – meinte Getrud Otto30. Am Ende dieser Seite versuche ich eine „etwas kleinere“ Rekonstruktion – bislang konnte ich keine weiteren Tafeln im passenden Rastermaß von Strigel finden.46
Hier habe ich die acht – in der Größe identischen – Teilbilder des Altars angeordnet. Die Anordnung stellt nicht die Anordnung auf dem Retabel dar. Die „Verkündigung“ und die „Fußwaschung werden in Karlsruhe als Vorder- und Rückseite einer Tafel bezeichnet, die gespalten wurde. Ich gehe mittlerweile davon aus, dass die Rückseiten jedoch aus den „Werktagsseiten“ mit den Heiligendarstellungen bestanden (siehe Rekonstruktionsversuch des Altares unten am Ende dieser Seite).
Fußwaschung Christi
Bernhard Strigel (1460-1528): Fußwaschung Christi (Christus wäscht die Füße des Petrus)
Bildträger: Mischtechnik auf Tannenholz, gespalten (um Vorder- und Rückseite zu trennen) mit einer Stärke von 4 mm, an den Seiten geringfügig beschnitten. Fragmente von Flügelaußenseiten eines Retabels
Maße: 86,5 x 70,5 cm
Entstehungszeit: um 1515 / 1520 – meine Schätzung: 1518
Standort: Kunsthalle Karlsruhe
Provenienz: „Nach Angaben Johann Baptist von Hirschers aus der Kirche St. Nikolaus in Isny; 1858 erworben mit der Sammlung Hirscher, Freiburg i.Br., 27
(Verzeichnis Slg. Hirscher, Nr. 37 und 38; von Hirscher zugeordnet an: Holbein, Hans der Sohn)“ – Kommentar der Kunsthalle Karlsruhe: Flügelbild aus dem ehem. Altar der St.Nikolaus-Kirche in Isny
➥ https://www.kunsthalle-karlsruhe.de/kunstwerke/Bernhard-Strigel/Fusswaschung-Christi/5D3A2DA7440C50ECD8D23C855E3D5A53/
s.a.:➥ https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/GSZ6RFAHH53ATCDFXXC2LJLAPJA3SD55
SW-Abbildung auf „Bildindex“ mit Hinweis: „Flügelbild vom ehem. Altar der Nikolaus-Kirche zu Isny“
Quelle: https://www.bildindex.de/document/obj00053041?part=2
Franz-Xaver Weizinger schreibt zum Bild26: „(…)Diesen folgen stilistisch zwei Tafeln in Karlsruhe, Verkündigung Mariae (Abb. 23) und Fusswaschung. Hier kommen wir schon tief in das zweite Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts hinein und Strigel erhebt sich nunmehr zu einer Monumentalität der Form, die ganz im Gegensatz zu seiner sonstigen hausbackenen Anlage ist und uns direkt in Staunen setzen kann. Wenn sein Streben nach Grosszügigkeit auch hier eine Stütze in der Wahl des Themas findet, so gibt doch erst die Art und Weise der Behandlung seinen Personen den erwähnten Charakter. Die Figuren sind in enormer Grösse und Massigkeit, in ernster, feierlicher Ruhe hingemalt, die Gewänder wuchtig und mit plastischer Schwere gestaltet. Die Naturwahrheit grenzt dabei oft an Karikatur .
Verkündigung an Maria
Bernhard Strigel (1460-1528): Verkündigung an Maria
Bildträger: Tannenholz, gespalten (um Vorder- und Rückseite zu trennen – Fußwaschung/Verkündigung) mit einer Stärke von 4 mm, an den Seiten geringfügig beschnitten. Fragmente von Flügelaußenseiten eines Retabels
Maße: 86,5 x 70,5 cm
Entstehungszeit: um 1515 / 1520 – meine Schätzung: 1518
Standort: Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, Inv. Nrn.: 61 und 62
Provenienz:“Nach Angaben Johann Baptist von Hirschers aus der Kirche St. Nikolaus in Isny; 1858 erworben mit der Sammlung Hirscher, Freiburg i.Br., 27
(Verzeichnis Slg. Hirscher, Nr. 37 und 38; von Hirscher zugeordnet an: Holbein, Hans der Sohn)“ – Weitnauer schreibt als Bildunterschrift im Bildband zur Allgäuer Chronik: „Von einem aus Isny stammenden Altar. Um 1515“12
Beschreibung: Schriftband des Engels: Aue gracia ple[n]a dominus tecu[m] / Schriftband der Maria: Ecce ancilla domini fiat michi (sic!) secundu[m] verbum tuu[m]“27 28
Gudrun Otto schreibt zum Bild:24
„Wenn, wie angenommen wird, zum selben Altar auch die zweite Strigeltafel gleichen Formats in der Kunsthalle in Karlsruhe, die Verkündigung, gehörte, die einem anderen Themenkreis entstammt, so muß dieser ursprünglich einen recht beträchtlichen Umfang gehabt haben, es wären damit eine Reihe weiterer, ursprünglich vorhandener Bilder der Mariengeschichte als verschollen anzunehmen. In dieser Verkündigung in Karlsruhe ist eine andere Farbskala angeschlagen. Gegenüber den vorherrschend dunklen und ernsten Farben des Passionsbildes überwiegt hier das frohe Rot: Karmin zu einem russischgrünen Mantel in der Gewandung der Maria, Scharlachrot im rauschenden Mantel des Engels, dunkleres Rot mit Weiß und Moosgrün abgestufl: bei seinen Flügeln, Englischrosa in dem Brokatteppich. Wie bei der Fußwaschung ist der Vorgang in einen schmalen, engen Raum gedrängt. Mehr noch als dort fällt hier der betonte Liniencharakter der Stilgebung auf, der sowohl durch das stachlige Gestänge der Faltenzüge als auch durch die dünnen Haarsträhnen der Figuren und durch das Muster des Kissens vor Maria bedingt ist.“
Anna Moraht-Fromm bemerkt: 27
„Beide Tafeln gehörten – neben sechs weiteren in der Berliner Gemäldegalerie und einer als verschollen geltenden dreifigurigen Kreuzigungsgruppe in den Uffizien, die im Schrein gestanden hat29 – zu einem Flügelretabel, das nach Angabe Hirschers in der ehemaligen St. Nikolaikirche in Isny (Allgäu) aufgerichtet war (Abb. 13a/b und 14a-d).
Ein in den lichten Maßen größeres Retabel, als es die auf uns gekommenen Teile nahe legen, ist angesichts der geringen Größe des spätgotischen Chores der Nikolalkirche kaum vorstellbar.31 (Hier muss ich widersprechen. Der 1508 vollendete Chor der Nikolaikirche hat eine Breite von 9,80 m, eine Tiefe von 7,50 m und eine Höhe von 12,80 m)
Im geöffneten Zustand des Retabels blickte man auf acht stehende Heilige, die die heute verlorene Kreuzigungsgruppe flankierten: Hll. Laurentius und Katharina; HU. Vitus und Margarethe; HU. Elisabeth und Kaiser Heinrich II.; Hll. Maria Magdalena und Johannes Bapt. (Abb. 14a-d).32 (Auch hier widerspreche ich: Die Heiligendarstellungen stammen nach meiner Vermutung aus dem Katharinen-Altar der Nikolaikirche, der vermutlich zeitgleich aus der Kirche entfernt wurde). Im Schrein wäre dann auch die Figur des Kirchenpatrons (Nikolaus, W.A.) anzunehmen.33 Die Form des Retabels indes, die den geöffneten Figurenschrein mit gemalten monumentalen Heiligenfiguren flankiert, entsprach ganz der Ulmer Tradition, der Strigel bekanntlich lange verbunden war.34
Die Tafeln des Isny-Retabels gehören zu Strigels reifem Werk, das sich durch Schlichtheit und Ernst in der Erfassung des Ereignisses auszeichnet.35
Der Maler muss zur Entstehungszeit um die 60 Jahre alt gewesen sein. Seine zweite Wienreise lag vielleicht schon hinter ihm. Großflächige, klar umrissene, monumentale Formen und Figuren von großer Plastizität bestimmen die Kompositionen. Noch immer sind sie ganz und gar der Gotik verpflichtet, selbst wenn in der Fußwaschung von fern Dürers gleichnamige Szene aus der Kleinen Holzschnitt-Passion (B. 25) anzuklingen scheint.36
Die Entkleidung Christi
Bernhard Strigel (1460-1528): Die Entkleidung Christi
Maße: 87 cm x 72 cm
Entstehungszeit: um 1515 / 1520 – meine Schätzung: 1518
Standort: Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin, (Bodemuseum) Kat.Nr. 1197B
Provenienz: Es wurde von der Gemäldegalerie Berlin im Jahr 1850 gekauft aus der Sammlung des Theologen Johann Baptist von Hirscher, Freiburg i. Br.,
Siehe dazu auch den Kommentar von Prof.Waagen im Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt Nr.29/1848
Kommentar auf der Seite der Gemäldegalerie Berlin: „Das Gemälde gehörte zu einer ausführlichen Passionsfolge, aus der die Gemäldegalerie ebenso den Abschied Christi von seiner Mutter besitzt (Kat.Nr. 1197A).“ Kommentar auf Bildindex: Ortsbezug: Herkunftsort: Isny im Allgäu, Evangelische Pfarrkirche & Sankt Nikolaus
➥ https://www.bildindex.de/document/obj00053041
➥ https://recherche.smb.museum/detail/866453/christus-nimmt-abschied-von-seiner-mutter
➥ https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/SUKGFJI34QQQIUI7ZU7NTBGDP55UNWVH
➥ https://nat.museum-digital.de/singleimage?resourcenr=1390757
Kommentar von Gudrun Litz23 :
…in den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem finden sich ebenfalls zwei Tafeln (Abschied Christi von seiner Mutter, Entkleidung Christi), die Strigel zugeschrieben werden und von einem Altar-Retabels aus St. Nikolaus stammen sollen, welcher bis 1850 dort gestanden hat und dann an den Kunsthändler Fischer in Karlsruhe verkauft wurde (Freundliche Auskunft von Kirchenpfleger Wilhelm Schweizer, Isny)
Litz, Gudrun: Die reformatorische Bilderfrage in den schwäbischen Reichsstädten, Tübingen, 2007, Kapitel: Reformation in Isny,S.204 Fußnote 24
Kommentar im Bestandskatalog von 1914:
„Die Entkleidung Christi vor der Kreuzigung
Ein Scherge in gelbroter Landsknechtstracht reißt Christus sein grauviolettes Gewand ab, während ein zweiter, hinter dem ersten stehend, ihn gleichzeitig roh bei den Haaren faßt. Oben rechts in der Ecke die Köpfe von drei Zuschauern. Links von Christus steht Maria, in der üblichen Kleidung, mit weißem Kopftuche, den mit Blutspuren übersäten Körper des Sohnes mit dem weißen Lendentuche bekleidend. Hinter ihm auf dem Boden das sehr große Kreuz. — Einfache, wellige Landschaft mit hohem Horizonte, unter heiterem Himmel. Ganze Figuren. Tannenholz; h. 0,87, br. 0,79. Berlin, K. Museen 1197B „B. StrigeL. Sammlung Hirscher, Freiburg i. B. 1850. An die Universität 1884. — Ein Gegenstück „Christi Abschied von Maria“ in der Universitätssammlung zu Göttingen. — Waagen in Schorns Kunstblatt 1848, Nr. 60, S. 238. Bode, Jahrb. (s. o.) II 1881, S. 59.“
Christus nimmt Abschied von seiner Mutter
Bernhard Strigel (1460-1528): Christus nimmt Abschied von seiner Mutter
Bildträger: Öl auf Holz,
Maße: 87,9 cm x 72 cm
Standort: Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin (Bodemuseum) Kat.Nr. 1197A
Provenienz: Das Gemälde wurde von der Gemäldegalerie Berlin im Jahr 1850 gekauft aus der Sammlung des Theologen Johann Baptist von Hirscher, Freiburg i. Br.,
Kommentar auf der Seite der Gemäldegalerie Berlin: „Die Tafel ist Teil eines umfangreichen Altarretabels gewesen. Eine weitere Tafel mit der Entkleidung Christi befindet sich ebenfalls in der Gemäldegalerie (…) Der klar gegliederte Aufbau der Szenen, das Verhältnis der monumentalen Figuren zur Landschaft und die breit angelegte Malerei mit den tiefleuchtenden Farben deuten auf den Beginn des Spätstils Strigels gegen 1520 hin. Die Provenienz aus Isny im Allgäu ist nicht gesichert.“
➥ https://recherche.smb.museum/detail/866453/christus-nimmt-abschied-von-seiner-mutter
Beschreibung44 : „1197A. Christi Abschied von Maria. Vorn steht Christus, mit der Linken die Schulter Maria’s umfassend; Maria, in schmerzvollster Bewegung ihn umarmend, hat das Haupt an seine Brust gelegt. Weiter zurück vor einem Gebäude zur Rechten stehen drei heilige Frauen; zur Linken mehr dem Grunde zu Petrus mit zwei andern Aposteln,
Im Grunde Landschaft mit einem See und Schneegebirgen in der Ferne. Früher Schule Hans Holbein’s des Vaters benannt, zeigt jedoch deutlich die charakteristischen Züge unseres Meisters.: Weisstannenholz, h. 0,87, br. 0,72. — Erworben wie 563A“ (Sammlung Hirscher)
In diesem Video des Bodemuseums wird das Bild besprochen (engl. mit Untertiteln)
➥ https://www.youtube.com/watch?v=fzv9Kxz1nzQ
Präsentiert von VCS-Direktor Professor Ben Quash und der stellvertretenden Direktorin Dr. Jennifer Sliwka
In einem Artikel im „Kunstblatt“ von 1848 wird als Besitz der Sammlung von Johann Baptist Hirscher erwähnt:
➥ https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kunstblatt29_1848/0244/image,info
➥ https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/L7XCKE4QHSZ7EZSMRDGBJKXL5XQHAX5Y
➥ https://nat.museum-digital.de/object/906175?navlang=de
➥ http://www.zeno.org/Kunstwerke/B/Strigel,+Bernhard%3A+Christi+Abschied+von+Maria
➥ https://www.hellenicaworld.com/Art/Paintings/en/Part22933.html
Gertrud Otto bemerkt: „Zu den Passionstafeln des Altars soll ursprünglich noch eine Kreuzigung mit Maria und Johannes in den Uffizien in Florenz gehört haben, doch ist sie dort nach Mitteilung der Direktion unbekannt. Die erst spät in der Literatur auftretende Angabe, dass dieser Altar aus St. Nikolaus in Isny stammt, ist nicht zu belegen und scheint auf ein Mißverständnis zurückzugehen.“24 Im Flakturm in Berlin-Friedrichshain, in dem die Heiligenbilder zerstört wurden, befand sich jedoch auch eine Kreuzigungsszene, die der Beschreibung entspricht.
Kreuzigung
Bernhard Strigel (1460-1528): um 1520 – Der gekreuzigte Christus mit Maria und Johannes zu beiden Seiten des Kreuzes
Maße:114 x 46 cm (vermutlich beschnitten)
Standort: Florenz, Uffizien – dort unbekannt/verschollen. Ich habe die Uffizien kontaktiert und um Klärung gebeten.
Provenienz: vormals Sammlung Hirscher ➥ https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kunstblatt29_1848/0244/image,info)
Info: https://www.bildindex.de/document/obj00053041&part=5
Kommentar dort: Herkunftsort: Isny im Allgäu, Evangelische Pfarrkirche & Sankt Nikolaus
Die mittlere Tafel – die Kreuzigung – wird von der Deutschen Digitalen Bibliothek in den Galleria del Uffizi in Florenz verortet, ist dort jedoch wohl nicht bekannt oder auffindbar.
Diese müsste das Format von 4 Seitentafeln aufweisen, also ca. 174 x 142 cm groß sein – eventuell höher, falls das Mittelteil oben abgerundet war oder ein Kopfstück besaß.
„Beschreibung: der gekreuzigte Christus mit Maria und Johannes zu beiden Seiten des Kreuzes, Teil von: Altar aus Isny – Retabel – Strigel, Bernhard – um 1515/nach 1520
➥ https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/6W3SXZI2LVYNYCOY2H2YZ3V3C2URLWVA
siehe auch
Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg, Philipps-Universität Marburg
➥ https://www.bildindex.de/document/obj00053041?part=5
In demselben Konvolut wie die o.a. Heiligendarstellungen, die im Mai 1945 Leitturm des Flakbunkers im Berliner Friedrichshain durch einen Bombenangriff zerstört wurden, befand sich auch diese Kreuzigungsszene, die der Beschreibung entspricht. Diese wird allerdings Hans Baldung Grien zugeschrieben (was jedoch nicht gegen Strigels Urheberschaft spricht, da dessen Werke auch Hans Baldung Grien zugeschrieben wurden.
Die im Flakturm zerstörte Tafel besitzt nur das Format 114 x 46 cm. Sie wurde vermutlich beschnitten – worauf der angeschnittene Mantel von Maria und der enge Abstand des Kreuzes zu den Rändern hinweist. 39 Eventuell befanden sich links und rechts noch Darstellungen der Schächer oder andere Figuren. Gegen einen Werkzusammenhang spricht allerdings die Ausformung der Heiligenscheine, die nicht dem Stil der anderen Tafeln entspricht. Allerdings hatte Joh.B.Hirscher, durch dessen Sammlung die Bilder im 19.Jhd. gingen, keine Skrupel, die Werke übermalen und „aufhübschen“ zu lassen, um den Verkaufserfolg zu steigern. Ebenso ließ er Bildtafeln zersägen, um sie separat verkaufen zu können. Ob bei den Heiligenscheinen eine Übermalung erfolgt war, lässt sich leider nicht mehr überprüfen.
Kommentar von Prof.G.Waagen über die Sammlung Hirscher im „Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt“ Nr.29/1848:
„Christus vor der Kreuzigung entkleidet, wobei Maria das Lendentuch hält, ist ebenso eigentthümlich und schön gedacht, als meisterlich gemalt, und dasselbe gilt für das Gegenstück, Christus am Kreuz mit Maria und Johannes. Beseelung und Geschmack sind mit Holbein eng verwandt, Farbenstimmung und Modellierung erinnern mehr an H.B.Grien.“ (Hans Baldung Grien). Er schreibt jedoch auch: „Mit den Berliner Bildern 1197a und 1197b zusammenhängend“ (=“Christi Abschied“ und „Entkleidung“) (S.238)
➥ https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kunstblatt29_1848/0244/image,info
➥ https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/6W3SXZI2LVYNYCOY2H2YZ3V3C2URLWVA
Die Heiligenbilder des Marienaltares
Dass sich in einer protestantischen Kirche „Heiligenbilder“ und ein „Marienaltar“ befanden, ist ungewöhnlich, hat jedoch einen einfachen Grund: Der Altar wurde vermutlich zwischen 1510 und 1525 bestellt und ausgestaltet – Isny wurde jedoch erst 1531 evangelisch. In anderen Altären, die von Strigel und seiner Werkstatt erstellt wurden, hat Strigel oft die Portraits der Stifter des Altars als Grundlage solcher Bestandteile verwendet. Dies würde auch erklären, weshalb auf diesen Heiligenbildern jeweils Paare (Mann und Frau) abgebildet sind – als Porträt der Stifter-Ehepaare macht es Sinn.
Während der Reformation wurden in reformierten Kirchen alle Heiligenbilder (Zwingli nannte sie „Götzenbilder“) entfernt. Vielerorts kam es zum „Bildersturm“ und die Altäre wurden verbrannt. In Isny wurden sie jedoch nur eingelagert und verwahrt – und nicht wie andernorts vernichtet – wie aus diesem Zitat zu entnehmen ist:
„Anno 1534 aber brauchte die Stadt Ernst und ließ nach langem Streit, weil der Prælat sich auf keine Weise bewegen ließ mit der Meß stille zu stehen und die Bilder selber hinweg zu thun auch in der Kloster Kirche alle Bilder und Altäre als Greuel vor GOtt womit grosse Abgötterey getrieben würde, die Stadt aber solches in ihren Ringmauren nicht mehr dulden wollte abheben und zusammen in die Capelle legen in Gegenwart einiger Raths Deputirten. Worauf der Prælat mit Vergünstigung des Raths die Kirche zugeschlossen.“ 20
Die Bilder der Nikolaikirche wurden demnach 1534 „ausgelagert“. Mit der „Capelle“ war hier die Marienkapelle in St.Georg gemeint. Die Altarbilder der Nikolaikirche wurden – meiner Vermutung nach – in der Ölbergkapelle gelagert – wo sie im Zuge des Umbaues zur Kirchenverwaltung im 19.Jahrhundert an Johann Baptist Hirscher übergingen. Die Ölbergkapelle überstand als eines der wenigen Gebäude Isnys alle Stadtbrände seit 1631.
Geht man davon aus, dass der Altar die 14 Nothelfer darstellt – und logischerweise auch den Namenspatron der Kirche „Nikolaus von Myra“ – müsste es noch 5 weitere Heiligentafeln mit 10 Heiligen gegeben haben. Die Figuren von Elisabeth und Kaiser Heinrich II. sowie Maria Magdalena und Johannes Bapt. stellen keine Personen der 14 Nothelfer dar. Folgende vier Tafeln mit „Heiligenpaaren“ – die in der Provenienz dem Isnyer Altar zugeschrieben werden – wurden 1945 bei einem Bombenangriff in Berlin zerstört: 39
Weizinger22 schreibt: „In den Berliner Tafeln ist noch ein großer Rest gotischer Auffassung und kompositioneller Gebundenheit vorhanden. Mit dem allmählichen Schwinden desselben, das sich schon im Mindelheimer Altar angemeldet hatte, beginnt ein neuer Abschnitt in der künstlerischen Entwicklung Strigels. Vier, ebenfalls in Berlin befindliche, zu einem Altäre gehörige Bilder mit den Heiligenpaaren Katharina und Laurentius, Margaretha und Vitus, Maria Magdalena und Johannes der Täufer, Elisabeth von Thüringen und Kaiser Heinrich II. stehen am Eingang zu dieser Periode. “ Im nächsten Satz beschreibt er die Verkündigung und die Fußwaschung als spätere künstlerische Weiterentwicklung Strigels.
Vitus und Margarethe
Die farbige Darstellung ist eine Vermutung. Die schwarz-weiße Vorlage habe ich mit GIMP eingefärbt, damit die Details (und die Meisterschaft Strigels) besser erkennbar werden. Die Farbgebung entspricht sicher nicht dem Original. Dieses ist zerstört.
Bernhard Strigel (1460-1528): Zwei Heilige: Vitus und Margarethe, um 1520
Maße: 87 cm x 70 cm – Provenienz: Bild stammt aus der Sammlung Hirscher 38
Beschreibung44 : „563C. Der hl. Vitus und die hl. Margaretha. Links Vitus, mit der Rechten einen Palmenzweig haltend und auf den Kessel deutend, den er in der Linken trägt. Rechts neben ihm steht Margaretha, den Drachen unter ihren Füssen; sie hält in der Linken das Kreuz, während sie die Rechte segnend erhebt. Beide stehend.-. Auf Goldgrund. Weisstanne, h. 0,87, br. 0,70. – Erworben wie 563A“ (Sammlung Hirscher).
Laurentius und Katharina
Die farbige Darstellung ist eine Vermutung. Die schwarz-weiße Vorlage habe ich mit GIMP eingefärbt, damit die Details (und die Meisterschaft Strigels) besser erkennbar werden. Die Farbgebung entspricht sicher nicht dem Original. Dieses ist zerstört.
Maße: 87 cm x 70 cm – Provenienz: Bild stammt aus der Sammlung Hirscher
Beschreibung44 : „563B. Der hl. Laurentius und die hl. Katharina. Laurentius, das Evangelium in der Rechten, die Linke auf den Rost gestützt, steht neben Katharina, welche, rechts
stehend, in der Linken das Schwert hochhält; zu ihren Füssen ein Stück des Rades. Auf Goldgrund. Weisstanne, h. 087, br. 0,70. — Erworben wie 563 A.“ (Sammlung Hirscher).
Elisabeth und Kaiser Heinrich II
Die farbige Darstellung ist eine Vermutung. Die schwarz-weiße Vorlage habe ich mit GIMP eingefärbt, damit die Details (und die Meisterschaft Strigels) besser erkennbar werden. Die Farbgebung entspricht sicher nicht dem Original. Dieses ist zerstört.
Bernhard Strigel (1460-1528): Zwei Heilige: Elisabeth und Kaiser Heinrich II., um 1520
Maße: 87 cm x 70 cm – Provenienz: Bild stammt aus der Sammlung Hirscher 40
Beschreibung44: „563D. Elisabeth von Thüringen und Kaiser Heinrich II. Die hl. Elisabeth, die Krone auf dem Haupte, in der Linken Brod und Weinkanne, mit der Rechten das Gewand schürzend; rechts neben ihr der hl. Heinrich, in langem pelzgefüttertem Mantel, das Reichsschwert in der Rechten, den Reichsapfel in der Linken. Beide stehend. Auf Goldgrund. We h. 0,87, br. 0,70. — Erworben wie 563A. “ (Sammlung Hirscher).
Maria Magdalena und Johannes der Täufer
Bernhard Strigel (1460-1528): Maria Magdalena und und Johannes Bapt., um 1520
Maße: 87 cm x 70 cm
Standort: Staatliche Museen zu Berlin (genannt auf der Website https://koukhto.livejournal.com/657042.html)
Provenienz: dort genannt als „Teile eines Altares aus Isny ca 1520″ – Bild stammt aus der Sammlung Hirscher 41
Bildquelle:➥ https://web.archive.org/web/20070711215013/http://www.smb.spk-berlin.de/wcon-docs/bild/ggv_0366.jpg
Beschreibung44 : „563A. Maria Magdalena und Johannes der Täufer. Magdalena, das Salbgefäss in der Rechten, steht neben dem Täufer, welcher, rechts stehend, mit der Rechten auf das Lamm deutet, das er auf der Linken trägt. Auf Goldgrund. Bildete mit den drei folgenden Bildern (563 B—D) die Flügel eines Altares. Sämmtlich früher irrthümlich Hans Holbeind.J. zugeschrieben. Weisstanne, h. 0,85, br. 0,70. — Erworben 1850 aus der Sammlung Hirscher zu Freiburg. “
Bernhard Strigel (1460-1528): Zwei männliche Heilige, um 1520 (??)
Status:Verbleib: zerstört
Ortsbezug:Herkunftsort: Isny im Allgäu, Evangelische Pfarrkirche & Sankt Nikolaus
Sammlung:Berlin, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Skulpturensammlung
Quelle:➥ https://www.bildindex.de/document/obj00053041?part=7
In der „Deutschen Digitalen Bibliothek werden im Eintrag „Altar aus Isny“ folgende Bestandteile genannt:
hat Teil:➥ Verkündigung an Maria – Altarflügel – Strigel, Bernhard – um 1515/nach 1520
hat Teil:➥ Fußwaschung Christi – Altarflügel – Strigel, Bernhard – um 1515/nach 1520
hat Teil:➥ Christi Abschied von seiner Mutter – Gemälde – Strigel, Bernhard – um 1515/nach 1520
hat Teil:➥ Entkleidung Christi – Gemälde – Strigel, Bernhard – um 1515/nach 1520
hat Teil:➥ Christus am Kreuz mit Maria und Johannes – Gemälde – Strigel, Bernhard – um 1515/nach 1520
hat Teil:➥ Zwei Heilige – Gemälde – Strigel, Bernhard – um 1515/nach 1520
hat Teil: ➥ Zwei Heilige – Gemälde – Strigel, Bernhard – um 1515/nach 1520
hat Teil: ➥ Zwei Heilige – Gemälde – Strigel, Bernhard – um 1515/nach 1520
Quelle: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/6DWYQNRORG43VTEOXTENCJFWXDJX4QKL
Die Predella
Johann Baptist Hirscher hatte 1855 aus der Ölbergkapelle in Isny ein Bild erworben, das er Grünewald zuschrieb. In seinem Bestandsverzeichnis von 1857 befinden sich zwei Tafeln mit Darstellungen von Petrus und Paulus, die heute Martin Schaffner zugeschrieben werden. Das Schweißtuch der Veronika – das Mittelteil – kam 1936 aus dem Städtischen Museum in Augsburg in die Kunsthalle Karlsuhe. Es war 1913 aus Venedig in süddeutschen Besitz gelangt. Eventuell hatte Hirscher die Tafel für einen besseren Verkaufserfolg zersägen lasen. Die drei Fragmente wurden 1937 wieder zusammengefügt. Bei diesem Bild könnte es sich von der Dimension her um die Predella des Altares handeln (77,5 cm x 177 cm). Möglicherweise war Schaffner hier als „Subunternehmer“ der Strigelwerkstatt in Memmingen tätig. Zeitblom (Ulm, * um 1455 in Nördlingen; † um 1518 in Ulm) und seine Werkstatt hatte „einen ausgeprägten und weitreichenden Schulcharakter“. Bernhard Strigel (Memmingen, (* um 1460 in Memmingen; † 4. Mai 1528) und Martin Schaffner (Ulm, * um 1478; † nach 1546) übernahmen den Zeitblom-Stil und entwickelten diesen weiter. Die Werkstätten der drei Maler lagen nur knapp 50 Kilometer auseinander.
Roland Manz, Heimatforscher aus Isny konnte zwei Schreiben zum Kauf eines Bildes von Grünewald durch Johann Baptist Hirscher aus der Ölbergkapelle im Archiv der Kirchengemeinde finden. Im „Verzeichnis Hirscher“ von 1857 taucht nur ein einziges Werk mit der Zuordnung zu Grünewald auf – mit Verweis auf die Darstellung von Petrus und Paulus. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich dabei um diese Predella handelt, die über die Sammlung Hirscher in die Kunsthalle Karlsruhe gelangte. Auch die Jahreszahl 1518 auf der Predella passt zur Entstehungszeit der Bilder von Bernhard Strigel.
➥ https://oberschwabenschau.info/wp-content/uploads/2024/06/Text-Nr-2285-2-Briefe.pdf
Rekonstruktionsversuch I (Offene Innenansicht mit Predella und Marienaltar)
Die Figuren der Kreuzigungsszene sind von der Größe stimmig. Das Bild scheint beschnitten zu sein – wobei die Restfläche sehr groß ist. Die Abbildungen sind proportional zu den Originalgrößen dargestellt.
Die Predella mit dem Schweißtuch der Veronika erscheint im Gesamtensemble durch die Gößenverhältnisse nicht stimmig. Die Figuren der Predella sind im Verhältnis zu den anderen Tafeln sehr groß. Andererseits weist das Gesicht Jesu auf der Entkleidungsszene große Ähnlichkeit mit dem Gesicht des Schweißtuches auf. Sollte es sich bei dieser Tafel um die Erwerbung von Hirscher aus der Ölbergkapelle in Isny handeln, die er Grünewald zugeschrieben hatte, könnte die Tafel auch von einem weiteren Altar der Nikolaikirche stammen. Die Nikolaikirche war vor dem Bildersturm mit mindestens 7 Altären ausgestattet.
So wäre das Altarretabel ca. 3,60 Meter breit und 2,80 Meter hoch gewesen – weil es auf dem Altar stand, betrug die Gesamthöhe etwa 3,80 Meter.
Rekonstruktionsversuch I (geschlossene Außenansicht mit Predella und Heiligen)
Die Heiligenbilder wurden am Ende des 2.Weltkrieges zerstört, daher existieren leider keine Farbaufnahmen. Die Heiligenfiguren habe ich mit Goldgrund hinterlegt – das ist die einzig sichere Farbzuordnung.
Kapitel zum Strigel-Altar
- Chorgestühl von Syrlin d.J.
- Die Prädikantenbibliothek der Nikolaikirche Isny
- Die verschollenen Altäre der Nikolaikirche Isny
- Umbau der Nikolaikirche Isny 1860
- Reformation und Bildersturm in Isny
Weitere Kapitel zur Nikolaikirche
Fußnoten
¹ vgl. Kammerer, Immanuel: Isny im Allgäu – Bilder aus der Geschichte einer Reichsstadt, Kempten, 1956, S. 101
² Isny hatte eine besondere Beziehung zu Kaiser Maximilian I.:
Sein Vater, Kaiser Friedrich III verlieh der Stadt 1488 „…für besondere Tapferkeit bei der Befreiung seines Sohnes König Maximilian aus der Gefangenschaft der Stadt Brügge das Recht, einen golden gekrönten Adler mit silbernem Brustschild, in dem sich das bisherige Wappen, ein Hufeisen befindet, fortan als neues Wappen zu führen. …1507 gewährte Maximilian der Stadt das Recht, Silbermünzen zu prägen
(vgl. Hartmann/Stützle (a.a.O., Kapitel: „Aus der Isnyer Geschichte)
³ Diese Literaturangaben habe ich dankenswerterweise von Frau Siegloch, Stadtarchivarin der Stadt Isny erhalten
4 E. Rettich: Ergänzungen und Berichtigungen zu Alfred Stanges „Deutsche Malerei der Gotik,“ VIII. Band, „Schwaben in der Zeit von 1450 bis 1500“, Zeitschrift für Kunstgeschichte, 22. Bd., H. 2 (1959), S. 158-167, (Quelle: ➥ https://www.jstor.org/stable/1481450)
5 Isny im Allgäu – Führer durch Stadt und Umgebung, Hrg. Stadt Isny, 1978, S.53
6 Helmut Schmid: Bilderbuch einer württembergischen Allgäustadt, 1995, ISBN 3-00-008119-4, S.66/67
9 Alfred Weitnauer: Allgäuer Chronik, Band III, S.222
10 A. Weitnauer, S. 280
11 Immanuel Kammerer und Georg Kopp: Die Nikolaikirche in Isny und ihre Bibliothek, Im Selbstverlag des Verfassers, 1949, S.19
12 Alfred Weitnauer: Allgäuer Chronik, Bilder und Dokumente, Verlag für Heimatpflege Kempten/Allgäu, 1962, S.212. Anmerkungsteil: „Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv. Nr. 61. Vier weitere Tafeln dieses Altars, die sich in Berliner Museumsbesitz befinden, wurden während des zweiten Weltkrieges zerstört. Vgl. dazu A.Stange, Malerei der Gotik VIII, S.144“
13 Georg Bader: Freiheit kostet Kraft – Vom Existenzkampf der kleinen Reichsstadt Isny, Manuskript für eine Hörfunksendung des Südwestfunks zum 600. Jahrestag der Erhebung zur Freien Reichsstadt 1965
14 Specht’sche Chronik, S.34
➥ https://books.google.de/books/about/Isnisches_Denkmal_welches_in_sich_fasset.html?id=QKepSYrij2YC&redir_esc=y
15 a.a.O., S.49
16 Sonderausgabe „Strigel-Nummer – den Teilnehmern an der Tagung des Schwäbischen Museumsverbandes am 9. und 10. Juni 1928 gewidmethttps://web.archive.org/web/20190219072908/https://stadtarchiv.memmingen.de/fileadmin/Allgemeine_Dateiverwaltung/Bereich_Amt13.3_Stadtarchiv/MGBl-1928-Jg-14-Hefte-01-02.pdf (Seite 10)
17 vgl. Kammerer, Immanuel: Isny im Allgäu – Bilder aus der Geschichte einer Reichsstadt, Kempten, 1956, S. 141
18 Ich gehe davon aus, dass die Heiligenbilder, die von Strigel geschaffen wurden, nicht Bestandteile des Marienaltares (7 Freuden/7 Leiden), sondern des Katharinenaltares waren. Diese Zuordnung ergibt mehr Sinn.
19 Reformation in der benediktinischen Geschichtsschreibung des 18. Jahrhunderts: Das Abbatiat des Elias Frei in Isny (1538-1548) in Georg Doblers , Gründlich und ausführlicher Bericht‘ von 1767: Einleitung, Edition und Kommentar, S. 234
➥ https://www.researchgate.net/(.,.)Reformation_in_der_benediktinischen_Geschichtsschreibung_des_18_Jahrhunderts_Das_Abbatiat_des_Elias_Frei_in_Isny_1538-1548(…).pdf
20 ref.ch – Das Portal der Reformierten: „Disputationen waren keine Plauschrunden“ – Vor 500 Jahren hat der Rat von Zürich die Reformation beschlossen. Vorhergegangen waren zwei Disputationen, in denen Huldrych Zwingli die Behörden und die Bevölkerung von seinen Ideen überzeugen konnte.
➥ https://www.ref.ch/news/durchbruch-reformation-zurich-disputationen-zwingli-500-jahre/
21 Ratschlag des Züricher Reformators Huldrych Zwingli an den Rat der Stadt (10.-19.12.1523):
„Erstens ist unsere Meinung, dass man jetzt die Tafeln (Altartafeln) schließen und nicht mehr öffnen soll bis auf weiten Bescheid. Man schließt sie ja auch zur Fastenzeit und verhängt die Bilder. Die silbrigen, goldenen und sonstigen zierlichen Bilder soll man nicht herumtragen, weder an Feiertagen,noch an anderen Tagen, sondern man soll den höchsten Schatz des Wortes Gottes in die Herzen der Menschen tragen und nicht die Götzen in die Öffentlichkeit.
Demnach lassen wir es bei den zuletzt ausgegangenen Gebot bleiben, also dass niemand ein Bild weder in den Tempel noch aus dem Tempel tun soll, außer er hat es vorher hineingetan oder eine Kirchengemeinde hat mit Mehrheit entschieden, die Bilder zu entfernen. Dies soll ohne Schmach und Spott und ohne mutwillige Verärgerung von jemandem geschehen.
Zum letzten: Seit aufgrund des Wortes Gottes öffentlich bekannt ist, dass die messe kein Opfer ist, auch dass man keine Bilder haben soll, aber etliche Pfaffen in unserer Stadt weiterhin mit aufrührerischen, irrigen und unbegründeten Worten dagegen reden, so ist unsere Meinung, entweder mit ihnen zu reden oder ihnen ihre Pfarrgründe zu entziehen, da sie nichts für das Wort Gottes tun.“
Huldrych Zwingli: Werke. 2.Bnd. Leipzig 1908, S. 81 ff, vereinfacht von Franziska Conrad,
zitiert aus ➥ https://www.friedrich-verlag.de/fileadmin/_processed_/f/3/csm_517173-006_Gle173_Bildersturm_Material_3_thumb_dc5e26a6d1.jpg (ges.14.10.2023)
22 Sabine Arend: Rezension zu Gudrun Litz (Die reformatorische Bilderfrage in den schwäbischen Reichsstädten, Tübingen 2007) vermerkt, dass Luther wohl ein weniger radikales Bilderverständnis als Zwingli und Blarer hatte. So kamen gegen Ende des 16. und im 17.Jahrhundert wieder Andachtsbilder bin die reformierten Kirchen.
➥ https://www.hsozkult.de/searching/id/reb-9647
23 Litz, Gudrun: Die reformatorische Bilderfrage in den schwäbischen Reichsstädten, Tübingen, 2007, Kapitel: Reformation in Isny,S.204 Fußnote 24
24 Otto, Gertrud; Strigel, Bernhard [Hrsg.]: Bernhard Strigel, Berlin [u.a.]: Deutscher Kunstverlag, 1964, Seiten 51/52
➥ https://doi.org/10.11588/diglit.52601 (Universität Heidelberg: Heidelberger historische Bestände – digital)
25 Johann Heinrich Specht: Isnisches Denkmal, welches in sich fasset eine gewisse Nachricht von der … 1750
➥ https://books.google.de/books?id=QKepSYrij2YC&hl=de&pg=PA35
26 Weizinger, Franz Xaver: Die Malerfamilie der Strigel in der ehem. freien Reichsstadt Memmingen, Festschrift des Münchener Altertums-Vereins zur Erinnerung an das 50jähr. Jubiläum. München 1914, S.127
➥ https://archive.org/details/FestschriftDesMuenchenerAltertumsVereins1914/page/n117/mode/2up
27 Anna Moraht-Fromm: Das Erbe der Markgrafen, Die Sammlung deutscher Malerei (1350-1550) in Karlsruhe (🛒), Jan Thorbecke Verlag, 2013, S.30 – ISBN 978-3799507929
28 SW-Abbildung mit Hinweis: „Flügelbild vom ehem. Altar der Nikolaus-Kirche zu Isny“
➥ https://www.bildindex.de/document/obj00053041?medium=mi06055b09&part=1Fußnoten 29-36 übernommen von Anna Moraht-Fromm27
29 BK Berlin 1996 (Gemäldegalerie Berlin, Gesamtverzeichnis, bearb. von Henning Bock et al.), S. 116, Nrn. 1197A und 1179B; 86,5×71,5cm bzw. 87x72cm.
30 Otto 1954, S. 98, Nr. 39.
31 Die Nikolalkirche ist eine im letzten Viertel des 13. Jhs. gebaute dreischiffige Pfeilerbasilika. Sie wurde im 15. Jahrhundert restauriert und im 17. Jh. barockisiert.
(Anmerkung W.A.: Um 1850 wurde die Kirche neugotisch umgestaltet und 1972 wieder „entgotisiert“ und modernisiert)
32 Die Figuren standen vor einem Poliment-Hintergrund mit gepunzten Rauten, ein in der Strigel-Werkstatt oft wiederkehrendes Muster. Vgl. den Mindelheimer Sippenaltar im GNM, Nürnberg. Vgl. BK Nürnberg 1997 (Die Gemälde des 16. Jhs., bearb. von Kurt löcher), S, 489.
33 Gustav F. Waagen, Ueber Denkmale der Kunst in Karlsruhe, Freiburg im Breisgau und Konstanz, in: Kunstblatt 60 (1848), S. 238; Otto 1964, S. 98, Nr. 39.
34 Das große, heute ebenfalls auseinandergenommene Wengenretabel aus der Zeltblom-Werkstatt belegt dies eindrücklich (siehe Rekonstruktion, hier S. 546f.).
35 Lübbeke stellt die Karlsruher Verkündigung der zweiten, späteren aus der Thyssen-Sammlung gegenüber. Sie schließt sich der Datierung von Rettich vor 1520 an. Vgl. BK Thyssen-Bornemlsza 1991 (Early German Painting 1350-1550, bearb. von Isolde Lübbeke), Nr. 84/85 (hier: S. 373).
36 Jacob Burckhardt über die Verkündigung (im Vergleich zur Fußwaschung): … von ganz anderer Hand, so dass der Terminus aus dem Catal schwinden muss. Diese Annunziata könnte ganz gut ein früher Baldung sein oder auch ein Grünewald! Burckhardt 1880 (Martin 1941, S. 35, Nr. 214),
37 Ein Altarretabel ist ein Aufsatz, der auf den aus Holz oder Stein geschaffenen Altar gestellt wird. In verschiedenen Quellen wird der Isnyer Altar als „doppelt wandelbares Altarretabel“ beschrieben.
Literatur dazu:
➥ https://www.rdklabor.de/wiki/Altarretabel_(Altaraufsatz,_Altarr%C3%BCckwand)_(A._In_der_katholischen_Kirche)
➥ https://de.wikipedia.org/wiki/Antwerpener_Retabel
➥ https://www.tuerkisgruen.de/was-ist-eigentlich-ein-wandelaltar/
38 siehe Kunstblatt: ➥ https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kunstblatt29_1848/0244/image,info, aus der Beschreibung der Sammlung Hirscher, hier – bereits 1848 – noch Hans Holbein d. Jüngeren zugeschrieben), ➥ https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/A5YKEP35SOEKIH5HYP4OFYQKH5UQGSUU,
Abbildung aus: Otto, Gertrud; Strigel, Bernhard [Hrsg.]: Bernhard Strigel, Berlin [u.a.]: Deutscher Kunstverlag, 1964, Quelle: ➥ https://doi.org/10.11588/diglit.52601
39 Die Tafeln sind aufgeführt im „Verzeichnis der im Flakturm Friedrichshain verlorengegangenen Bilder der Gemäldegalerie Berliner Museen“, 2. Jahrg., H. 1./2. (1952), pp. 16-28, Hrg: Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Quelle: ➥https://www.jstor.org/stable/4238088
40siehe Kunstblatt: ➥ https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kunstblatt29_1848/0244/image,info, aus der Beschreibung der Sammlung Hirscher, hier – bereits 1848 – noch Hans Holbein d. Jüngeren zugeschrieben), a.a.O. und ➥ https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/SAMJ65CU3LVYUBLWVDELI222DJBGV6KD
41 a.a.O. und ➥ https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/VTK5ZI232BWBM7M2UGQUGZQO3FGHMK7X
➥ https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Fl%C3%BCgelretabel_aus_Brabant_Berlin.jpg
42 Weizinger, Franz Xaver: Die Malerfamilie der Strigel in der ehem. freien Reichsstadt Memmingen, Festschrift des Münchener Altertums-Vereins zur Erinnerung an das 50jähr. Jubiläum. München 1914 ➥ https://archive.org/details/FestschriftDesMuenchenerAltertumsVereins1914/page/n117/mode/2up
43 Wesendonck, Otto: Katalog der Gemäldegalerie, Rheinisches Landesmuseum Bonn; Cohen, Walter, 1880-1942, 1914, S.126
https://archive.org/stream/katalogdergemald00rhei/katalogdergemald00rhei_djvu.txt
44 Beschreibendes Verzeichnis der Gemälde, 2.Auflage, Unter Mitwirkung von L.Scheibler und W.Bode, Königliche Museen zu Berlin, 1883
45 Die Provenienz aus Aulendorf halte ich mittlerweile für unwahrscheinlich. Vielmehr gehe ich davon aus, dass es sich um zwei verschiedene Altarretabel handelt – ein Exemplar in Isny und ein Exemplar aus der Gegend von Aulendorf. Die Bestandteile des „Aulendorfer“ Retabels befinden sich in der Staatsgalerie Stuttgart und weisen Stilmerkmale einer früheren Schaffensperiode von Bernhard Strigel auf – siehe „Verworfene Bestandteile“
46 Dass ich die Tafeln im passenden Rastermaß nicht auffinden konnte, kann auch daran liegen, dass sie zerstört wurden. In einem Brief von Johann Baptist Hirscher an Galeriedirektor Waagen von 1850 (Zentralarchiv der Staatlichen Sammlungen Berlin – SMB-ZA, I/GG 80), gesteht Hirscher, dass er an einem Bild der Anna Selbdritt – das er Holbein zuordnete – die Darstellung der beiden Kinder auf den Armen abgeschnitten habe, da diese beschädigt waren. (sic!) Es war zu dieser Zeit üblich, Altarbilder zu retuschieren, sie zu beschneiden und zu verschönern, um sie am Kunstmarkt besser verkaufen zu können.
„Disclaimer“
Bei der Gestaltung und dem Inhalt der Website bitte ich um Nachsicht – und um Korrekturhinweise. Ich habe Kunst und Kunstgeschichte studiert, bin jedoch kein Spezialist für die Kunst des Mittelalters. Erst Ende Juli 2023 wurde ich auf die verschollenen Altäre meiner Heimatstadt aufmerksam und sammle seitdem Hinweise. Diese Seite ist „work-in-progress“, Dokumentation meines Erkenntnisgewinns und „öffentliche Diskussionsgrundlage. Dafür, dass die Strigel-Bilder tatsächlich aus der Nikolaikirche stammen, habe ich noch keinen „gerichtsfesten“ Beweis entdeckt. Nachdem jedoch die Gemäldegalerie Berlin, die Kunsthalle Karlsruhe und die Staatsgalerie Stuttgart und andere Quellen (die ich im folgenden zitiere und nenne) die Herkunft aus Isny als „wahrscheinlich“ betrachten, verorte ich den Strigel-Altar in meine Heimatstadt. Der Inhalt dieser Website ändert sich mit jeder neuen Erkenntnis, neuer Quellenlage und beinahe täglich. Hinweise, Ergänzungen und Korrekturen nehme ich sehr gerne entgegen. Bei der Auswahl der Bilder orientiere ich mich an der Beschreibung einzelner Altartafeln durch Gertrud Otto24. Zudem orientiere ich mich an den in den Fußnoten angegebenen Quellen, sowie den Provenienzangaben der Museen. Die Fußnotennummerierung mag seltsam erscheinen – sie zeigt jedoch die Reihenfolge, in der ich Quellen bearbeitet und eingefügt habe 😉