Neufra an der Donau – Sehenswertes, Geschichte, Sagen, Mythen und Gebräuche der Region. Das „etwas andere“ Portal: Links, Landkarten, historische Ansichtskarten, Fotos, Ausflugsziele …
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Geschichte
Neufra, in hist. Urkunden auch Neufern, Neufrach, Nuifren, Niufra, Nuvirun, Niverun, Neufron, Nuferon, Nufiron, Nunfrun, Neiffern
Neufra (…) gehörte einst den Herren von Gundelfingen, ab 1546 den Grafen von Helfenstein sowie ab 1627 den Fürsten von Fürstenberg. Auf dem Gebiet standen zwei Schlösser.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Neufra_(Riedlingen)
Historische Lexikoneinträge
Neufra (1827)
ein kath. Pfarrdorf am Donauried und an der Landstraße nach Saulgau und Mengen, 3/4 St. von Riedlingen, mit 596 Einw. C. A. Kreuzthal; Sitz eines standesh. Rentamts. Grund- und Standesherr, auch Patronatsherr, Fürst von Fürstenberg.
Gefälle beziehen: der Staat 1 fl. 21 kr., Fürstenberg 920 fl. 43 kr. und 265/8 Sch. Mühlfrucht; Pfarrey 11 fl. 24 kr.; Heiligenpflege 38 fl. 37 kr.; Caplaney St. Johann in Mengen 46 fl. 2 kr.; Präsenz Riedlingen 50 kr.; Taxis 1 fl. 12 kr. Hierzu kommen die F. Fürstenberg. Landgarbengefälle mit 3.575 fl. 55 kr. Die Tax. Zehnten sind mit 1.042 fl. 8 kr. im Kataster. Ein eigenes Gefälle von 3 Sr. Haber bezog hier sonst auch der Pfarrer unter dem Namen Springhaber im Falle einer unehelichen Schwängerung.
Neufra bildet einen Bestandtheil der Fürstl. Fürstenbergischen Standesherrschaft, vormaligen Reichsherrschaft, Gundelfingen, oder, wie sie in neueren Zeiten auch genannt wurde, Gundelfingen-Neufra. Die Herrschaft hat ihren Namen von dem zerfallenen und längst davon abgerissenen Schlosse Hohengundelfingen im Lauterthal. Sie gehörte ehedem den Herrn von Gundelfingen, von dieser kam sie auf die Grafen von Helfenstein und nach deren Erlöschen 1627, durch den Grafen Uratislaus von Fürstenberg an das Fürstenhaus Fürstenberg. Sie war eine unmittelbare Reichsherrschaft und mit Sitz und Stimme auf der Schwäbischen Grafenbank und einem eigenen Reichsmatrikular-Anschlag versehen.
Mit dem Besitz von Neufra ist ein Schloss und Schlossgut verbunden. Die übrigen Eigenthumsrechte bestehen in Fall-Lehengütern und Ausflüssen der Leibeigenschaft, in der dritten Landgarbe, welche aber neuerlich, durch die Mildthätigkeit des gegenwärtigen Fürsten, auf jährliches Ansuchen, zu großem Danke der Einwohner, in die vierte Garbe verwandelt wird; ferner in dem Mühlbann, Fischrecht und in der niedern Jagd. Die hohe Jagd hat Taxis als Inhaber der vormaligen Grafschaft Friedberg.
Der Ort, dessen Name sonst auch Neufrach und in ältern Zeiten Neufern, Nuifren, Niufra, Nuvirun, geschrieben gefunden wird, liegt äußerst freundlich und malerisch an der ziemlich steilen Wand, die das Donauried auf der rechten Seite des Flusses begrenzt. Besonders freundlich ragt das Schloss hervor. Durch den Ort fließt der Röthenbach. Der Ort hat mehrere ansehnliche Gebäude, 1 Schildw. und Brauerei, 1 Mahlmühle mit 4 G. und 1 Ölmühle. Ehemals befand sich hier auch eine Badestube. Das sehr ansehnliche und weitläufige Schloss liegt am Rande der Anhöhe und durch seine gefällige Aussenseite, die ihm und den angrenzenden herrschaftlichen Gebäuden, mit beträchtlichem Kostenaufwand, neuerlich gegeben worden ist, macht es eine Zierde der ganzen Gegend aus. Es teilt sich in das neue und das alte Schloss, welches letztere mit Türmen versehen ist. Um das Schloss her liegen mehrere Wirtschaftsgebäude, ein schöner Pferdestall, Reitschule etc. Rückwärts auf der Höhe schließt sich ein großer Garten, vorwärts ein schöner Hof und ein auf ungeheuren Gewölben ruhender Lustgarten an, von welchem ein unterirdischer gewölbter Gang nach der Tiefe hinabführt. Das Schloss war ehemals lange Zeit Residenz der Herrn von Gundelfingen und ihrer Erben, der Grafen von Helfenstein; manche glänzende Hochzeit, manche fröhliche Taufe wurde hier gefeiert, manches prunkende Leichenbegängnis in die angrenzende Kirche hatte (fand) hier statt. Auch hatte von Zeit zu Zeit eine Fürstenbergische Nebenlinie daselbst ihren Sitz. Jetzt sehen die Anlagen und selbst das Innere des Schlosses öde und verlassen aus und es ist nur noch die Erinnerung an die Vergangenheit und der herrliche Anblick der weiten lachenden Landschaft, den man hier hat, was anzieht. Ausser diesem alten und neuen Schlosse stand noch ein drittes die sogenannte Burg, ehemals auch niedere Burg genannt, an dem westlichen Ende des Dorfs, deren nachher noch gedacht werden wird.
Auf der Höhe, bei dem Schlosse steht auch die Pfarrkirche, über ihrem Eingang eine Inschrift mit den Wappen der verwandten Häuser Gundelfingen, Montfort und Kirchberg. Das Innere der Kirche ist einfach und würdig und überrascht durch herrliche Denkmäler, um deren bessere Aufstellung, Erhaltung und Reinigung, wie überhaupt um die Erneuerung der Kirche und die Verschönerung der öffentlichen Gebäude der dermalige Rentbeamte Straßer sich sehr verdient gemacht hat. Unter den Denkmalen zeichnet sich vorzüglich das des Grafen Georgs von Helfenstein, † 1573, aus, das in halb erhabener Arbeit ganz aus Erz gegossen und 121/2 Schuh hoch ist und über 30 Ztr. wiegen soll; sodann 2 Denkmale von rotem Marmor, wovon das eine dem letzten Gundelfinger, Schweikardt v. G. † 1546 und seiner Gemahlin Elisabeth, Gräfinn von Montfort, das andere der Gräfinn Apollonia von Kirchberg, Graf Hans von Montfort Gemahlin, † 1517, gesetzt ist; sodann 2 kolossale Bildsäulen, beyde in Rüstung, die eine von Holz mit der Inschrift: Stephan v. G. der jüngere † 1528, die andere von Stein, mit der Inschrift: Anno 1513 starb Schweikhart von G. Auch eine Geschlechtstafel ist in der Kirche aufgehängt. An der Kirche ist neben dem Pfarrer ein beständiger Vikar angestellt. Schon 1303 stiftet Ludwig von Hornstein, mit Einwilligung des Pfarrers, eine Kaplanei zu der Kirche, mit Zehnten zu Waldhausen und dem Willmandiger Gute zu Burgau. Eine zweite Kaplanei zu St. Georg (Hof-Kaplanei) stiftete 1470 Magdalena von Gundelfingen, geb. Gräfin von Lupfen, mit 2 Gütern in Burgau und 1 in Neufra. Dazu kam später noch eine 3te Kaplanei, womit der Schulunterricht verbunden war. Das Einkommen der letztern wurde nachher zur Besoldung eines eigenen Schullehrers verwendet. Die St. Oswalds-Kaplanei wurde 1667 vereinigt und die Hofkaplanei 1819 in ein ständiges Vikariat verwandelt. Im J. 1522 wurde das Stift Buchau, das von unbekannten Zeiten her den Großzehnten zu Neufra hatte, veranlasst, dem Pfarrer jährlich 10 Malter an Früchten zu reichen, damit er auch „die armen Leute“ versehe. Diese armen Leute, wie es scheint, Leibeigene des Stifts, waren bis dahin nach Ertingen eingepfarrt.
Neufra besitzt auch ein kleines Spital. Es wurde 1536 von Schweikhard von Gundelfingen und seiner Gemahlin, Elisabeth von Montfort, auf dieselbe Weise, wie diese Eheleute zu gleicher Zeit das Spital zu Hayingen gründeten, gestiftet, indem Schweikhardt sein Haus Wagenhals, Elisabeth aber 500 fl. Kapital dazu gab, welches sich nun zu einer Summe von 8924 fl. vermehrt hat.
Es ist auffallend, dass man von dem ansehnlichen Ort Neufra keine ältere Nachrichten hat. Nach Sulgers Jahrbüchern macht Hemma von Stoffeln 1152 eine Schenkung an das Kloster Zwiefalten in villa Neufron; auch erwähnen dieselben Jahrbücher beim Jahr 1171 einen Ranzo von Neufern und das Geschlecht der Dienstmannen von Neufra, Uleconen genannt, kommt um dieselbe Zeit auch in den Marchthaler Annalen vor. Da es aber auch ein Neufra bei Gamertingen und überhaupt viele Neufern, Neufra, Neufrach, Niefern, Nuifra gibt, (auch Neuveringen wird Neuveren geschrieben gefunden) so ist es manchmal ungewiss, ob unser, oder ein andres Neufra gemeint sei. Doch gehörte Ranzo von Neufern ohne Zweifel dem diesseitigen Neufra an. Ein Ranzo von Neufern erscheint auch in der sogen. Stiftungsurkunde des Klosters Heilig-Kreuzthal von 1227 und wieder ein Ranzo de Niverun in einer Kreuzthaler Urkunde von 1271 und Heinrich von Neufern ist von Graf Ulrich von Berg 1298 mit derselben Burg Zußdorf belehnt, die in dem nämlichen Jahre Ludwig und Mangold von Hornstein zu Lehen erhalten, so dass man vermuten möchte, auch jener Heinrich und Ranzo haben zum Geschlechte der von Hornstein gehört. Urkundlich ist Ludwig von Hornstein 1303 im Besitze von Neufra und schrieb sich von dieser Zeit an eine Hornsteinische Linie von Neufra, die auch dort ihren Sitz hatte; 1399 aber verkaufte Ludwig von H. den Ort an Stephan von Gundelfingen für 9500 Pf. H. (Pfennig Heller) Der kinderlose Swigger, oder Schweikhardt von Gundelfingen nahm eine Verwandte, Fräulein von Bowart, an Kindesstatt an und vermählte sie 1536 mit dem jungen Grafen von Helfenstein; und so kam Neufra mit den obigen Gundelfingischen Besitzungen nach dem Tode Schweikharts, der 1546 als der letzter seines Geschlechts auf dem Schlosse zu Neufra starb, an das Helfensteinische Haus, das sich nun in 2 Linien teilte: Helfenstein-Neufra und Helfenstein-Wiesensteig. Wie darauf, wieder durch Heirat, Neufra 1627 an das Haus Fürstenberg gekommen, ist schon oben in der Note gezeigt.
Einzelne Güter waren früher in fremden Händen. Die von Gundelfingen erwarben allmählich auch diese: 1410 kaufte Stephan v. G. von Kuenz Kern, Bürger zu Veringen, den Burgstall mit dem dazu gehörigen Gute (Wallenhof) unten im Dorf, welchen früher Wolf von Grafenegg besessen hatte, für 600 fl.; 1490 kaufte Eberhard v. G. die 2 Mengischen Spitalgüter zu Neufra für 4500 fl., welche Conrads von Buenburg (Baumburg) Witwe früher an das Spital verkauft hatte. Von den von Gundelfingen wurden auch Habsburg und Warmthal, Emerfeld, Uigendorf und Dietelhofen und somit fast das ganze Amt Neufra erworben.
Quelle: Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Riedlingen/Kapitel B 35, Stuttgart, Cotta, 1827, Link: https://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_Riedlingen/Kapitel_B_35
Nuifra, oder Neyfern / ein Schloß / vnd Herrschafft bey Riedlingen / vnnd oberhalb selbiger Statt / nahend der Thonaw / an der Schwartzach gelegen / so mit Haingen / nach Absterben der Herren von Gundelfingen / vnd jhrer Successorum, der Grafen von Helffenstein / Graf Vratislaus von Fürstenberg der Jünger / durch Heurath / an sich gebracht / vnd seinen Herren Söhnen / neben andern mehr Gütern / Anno 1642. hinderlassen hat.
Sonsten ist auch ein Neufern / so Spättisch / wie man findet /in Schwaben. Vnd stehet in der Designation Restituendorum in tribus mensibus, zu Nürnberg bey deß [144] General ReichsFriedens Execution, gemacht / vnd An. 50. zu Mäyntz gedruckt / numero 54. also: Spätische Gamerdingische Vormündere contra Johann Sebastian Späten von Zweyfalten / die restitution deß entzogenen Guts Neuffern betreffend.
Quelle: Matthäus Merian, Martin Zeiller: Topographia Sueviae.Frankfurt am Main 1643, S. 143–144. Link: https://de.wikisource.org/wiki/Topographia_Sueviae:_Nuifern
Karten
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Karte eingebunden aus OpenStreetMap – Veröffentlicht unter ODbL
Fotos & Abbildungen
➥ Bildersammlung auf Wikimedia-Commons ➥ Abbildungen auf Tumblr ➥ Infos und Fotos auf Pinterest ➥ Filme in der ARD-Retro-Mediathek (Filmbeiträge der 60er-Jahre)
Kunst, Kultur und Brauchtum
➥ Kultur und Sehenswürdigkeiten (Wikipedia) ➥ Abbildungen auf ‚Bildindex‘ ➥ Bilder auf ‚Google-Art‘ ➥ Neufra auf ‚Zeno-Org‘ ➥ Suchfunktion nutzen für Neufra auf leo-bw.de (Karten, Archivmaterialien und Luftaufnahmen vom Landesarchiv Baden-Württemberg) ➥ Alphabetisch sortiertes Verzeichnis auf www.kloester-bw.de Beschreibungen vom Landesarchiv Baden-Württemberg
Ausflüge und Sehenswertes
➥ Wikivoyage – Projekt der Wikimedia ➥ Wikitravel – der freie Reiseführer
Webcams
➥ Webcams in Neufra und Umgebung
Nachbargemeinden
➥ angrenzende Städte und Gemeinden (aus Wikipedia)
Teilgemeinden und Ortschaften
➥ Ortschaften und Wohnplätze von Neufra (aus Wikipedia)
Schloss Neufra
Schloss Neufra an der Donau ist ein beeindruckendes Bauwerk in Baden-Württemberg, eingebettet in die malerische Landschaft der Schwäbischen Alb. Das Schloss, das im 16. Jahrhundert erbaut wurde, besticht durch seine Renaissance-Architektur mit barocken Elementen. Es war einst der Sitz der Herren von Neufra und diente im Laufe der Jahrhunderte verschiedenen Zwecken, von einem Adelssitz bis hin zu einem landwirtschaftlichen Anwesen. Heute sind darin Eigentumswohnungen untergebracht. Besonders faszinierend sind die prächtig gestalteten Gärten sowie die imposante Schlosskapelle. Heute ist Schloss Neufra ein beliebtes Ausflugsziel, das Gartenliebhaber und Architekturbegeisterte gleichermaßen anzieht.
Die hängenden Gärten von Neufra
Der Hängegarten im Schloss Neufra wurde im Stil italienischer Renaissancegärten zwischen 1569 und 1573 durch Graf Georg von Helfenstein mit 202 Leibeigenen vor seinem Schloss als „Hängegarten“ auf einer eigens errichteten Erweiterung des natürlichen Schlossberges in einer ebene Fläche geschaffen. Der Garten wird von 14 bis zu neun Meter hohen Gewölben getragen. Der historische Garten wurde 1988 in Privatinitiative von Waltraud Johannsen nach einer Zeichnung aus dem Archiv der Fürsten zu Fürstenberg mit Hilfe des Denkmalamts restauriert. Der Hängegarten gilt als herausragendes Gartendenkmal. Der Garten bietet eine prachtvolle Kulisse aus terrassenförmig angelegten Beeten, malerischen Wegen und kunstvoll gestalteten Wasserläufen.
Eigene Umformulierung von https://de.wikipedia.org/wiki/Neufra_(Riedlingen)#Bauwerke
Linktipps zum historischen Renaissance-Hängegarten in Neufra an der Donau:
➥ https://www.schwaebischealb.de/attraktionen/haengegarten-neufra#/article/1b1b5ba0-aaaa-4de0-815a-5fd91e7d0a62
➥ https://www.denkmalschutz.de/denkmal/historische-haengegaerten.html
➥ https://www.schlossspross.de/schl%C3%B6sser-burgen-kl%C3%B6ster/neufra-schloss/
Als Trauort:
https://www.riedlingen.de/adresse/Haengegarten-Neufra-Trauort-fuer-Draussen-address1278
Pfarrkirche
„Kirche und Pfarrei 1275, Sankt Peter 1386, Sankt Peter und Paul 1481. Patronat der Herrschaft, seit 1390 Lehen der Herren von Krenkingen. Der Pfarrsprengel umfasste zunächst nur Burg und Mühle; die übrigen Bewohner des Dorfs waren nach Ertingen eingepfarrt, bis sie 1522 ebenfalls der Pfarrei Neufra zugewiesen wurden. Die spätgotische Pfarrkirche von 1517 steht zusammen mit dem Schloss beherrschend über dem Ort. Inneres noch weitgehend im Charakter der Erbauungszeit. Der Turm war ursprünglich an der Stelle der heutigen Sakristei, 1724/35 am jetzigen Platz errichtet. Krypta in heutiger Form von 1922. Bedeutende Adelsgrabmäler des 15. und 16. Jahrhunderts. Spital 1536 gegründet, später Armenhaus.“
Zitiert aus Leo-BW, Quelle: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/17485/Neufra+%5BTeilort%5D
Die Neue Burg Neufra
ist eine abgegangene Burg im Bereich des heutigen Stadtteils Neufra der Stadt Riedlingen im Landkreis Biberach in Baden-Württemberg. Die nicht genau lokalisierbare Burg, vermutlich neben der Kirche gelegen, war im Besitz der Herren von Hornstein und könnte, wie auch die Alte Burg Neufra, ein Vorgängerbau des heutigen Schlosses Neufra gewesen sein.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Burg_Neufra
Sagen, Mythen und Geschichten
Sagen
Des edlen Möringers Wallfahrt
Nach dem alten Lied.
Zu Mörungen an der Donau lebte vor Zeiten ein edler Ritter; der lag eines Nachts bei seiner Frau und bat sie um Urlaub, weil er weit hin ziehen wollte in Sanct Thomas Land; befahl ihr Leute und Gut und sagte, dass sie sieben Jahre seiner harren möchte. Früh Morgens stand er auf, kleidete sich an und empfahl seinem Kämmerer, dass er sieben Jahre lang seiner Frauen pflege, bis zu seiner Wiederkehr. Der Kämmerer sprach: Frauen tragen lange Haar und kurzen Mut; fürwahr nicht länger denn sieben Tage mag ich eurer Frauen pflegen. Da ging der edle Möringer hin zu dem Jungen von Neufen und bat, dass er sieben Jahre seiner Gemahlin pflege; der sagt’s ihm zu und gelobte seine Treue.
Also zog der edle Möringer fern dahin und ein Jahr verstrich um das andere. Wie das siebente nun sich vollendete, lag er im Garten und schlief. Da träumte ihm, wie dass ein Engel riefe und spräche: erwache Möringer, es ist Zeit! kommst du heut nicht zu Land, so nimmt der junge von Neufen dein Weib. Der Möringer raufte vor Leid seinen grauen Bart und klagte flehentlich seine Not Gott und dem heiligen Thomas; in den schweren Sorgen entschlief er von neuem. Wie er aufwachte und die Augen öffnete, wußte er nicht, wo er war; denn er sah sich daheim in Schwaben, vor seiner Mühle, dankte Gott, jedoch traurig im Herzen und ging zu der Mühle. Müller – sprach er – was gibts Neues in der Burg? ich bin ein armer Pilgrim. Viel Neues – antwortete der Müller – der von Neufen will heut des edlen Möringers Frau nehmen; leider soll unser guter Herr tot sein. – Da ging der edle Möringer an sein eigen Burgtor und klopfte hart dawider. Der Torwart trat heraus: „Geh und sag deiner Frauen an, hier stehe ein elender Pilgrim; nun bin ich vom weiten Gehen so müde geworden, dass ich sie um ein Almosen bitte, um Gottes und Sanct Thomas Willen und des edlen Möringers Seele.“ Und als das die Frau erhörte, hieß sie eilends auftun und solle er dem Pilger zu essen geben ein ganzes Jahr.
Der edle Möringer trat in seine Burg und es war ihm so leid und schwer, dass ihn kein Mann empfing; er setzte sich nieder auf die Bank und als die Abendstunde kam, dass die Braut bald zu Bett gehen sollte, redete ein Dienstmann und sprach: sonst hatte mein Herr Möring die Sitte, dass kein fremder Pilgrim schlafen durfte, er sang denn zuvor ein Lied. Das hörte der junge Herr von Neufen, der Bräutigam und rief: singt uns, Herr Gast, ein Liedelein, ich will euch reich begaben. Da hub der edle Möringer an und sang ein Lied, das anfängt: „Eins langen Schweigens hatt ich mich bedacht, so muss ich aber singen als eh“ u. s. w. und sang darin: dass ihn der junge Mann an der alten Braut rächen und sie mit Sommerlatten (Ruthen) schlagen solle; ehemals sey er Herr gewesen und jetzt Knecht und auf der Hochzeit ihm nun eine alte Schüssel vorgesetzt worden. Sobald die edle Frau das Lied hörte, trübten sich ihre klare Augen und einen goldnen Becher setzte sie dem Pilgrim hin, in den schenkte sie klaren Wein. Möringer aber zog ein goldrotes Fingerlein von seiner Hand, womit ihm seine liebste Frau vermählt worden war, senkt es in den Becher und gab ihn dem Weinschenken, dass er ihn der edlen Frau vorsetzen sollte. Der Weinschenk brachte ihn: das sendet euch der Pilger, laßt’s euch nicht verschmähen, edle Frau. Und als sie trank und das Fingerlein im Becher sah, rief sie laut: „Mein Herr ist hier, der edle Möringer“, stand auf und fiel ihm zu Füßen. Gott, willkommen, liebster Herr und lasst euer Trauern sein! Meine Ehr hab ich noch behalten und hätt’ ich sie verbrochen, so sollt ihr mich vermauern lassen. Aber der Herr von Neufen erschrak und fiel auch auf die Knie: „Liebster Herr, Treu und Eid hab ich gebrochen, darum schlagt mir ab mein Haupt!“ – „Das soll nicht sein, Herr von Neufen! Sondern ich will euren Kummer lindern und euch meine Tochter zur Ehe geben; nehmt sie und laßt mir meine alte Braut.“ Deß war der von Neufen froh und nahm die Tochter; Mutter und Tochter waren beide zarte Frauen und beide Herren waren wohl geboren.
Quelle: Brüder Grimm: Des edlen Möringers Wallfahrt, aus: Deutsche Sagen Bd. 2, 1818, S. 253–256 Nr. 523. https://de.wikisource.org/wiki/Des_edlen_M%C3%B6ringers_Wallfahrt
Balladen
Die Schwabenalb
Als Einleitung.
Ich lieg’ auf weichem Bette,
Auf moos’gem Eichengrund,
Und vor mir Kett’ auf Kette
Du festes Alpenrund!
Ich sing’, ich darf es wagen,
Es muß ein Lied entstehn,
Ich brauche nur zu sagen,
Was ich ringsum gesehn:
Ganz ferne dort zur Linken,
In ros’gem Abendschein,
Seh’ ich ihn duftig winken,
Den hohen Rosenstein.
Gesang! vorüberschwelle
An seiner Felsenkluft;
Mit leuchtender Kapelle
Der fromme Rechberg ruft.
Ich spend’ ihm ein Gebete;
Bereitet und erbaut,
So schau’ ich nach der Stätte,
Wo Hohenstaufen graut.
Von Klängen und von Bildern
Wird mir da mächtig bang,
Man sänge, sie zu schildern,
Wohl ein Jahrhundert lang.
Wer forscht nach Staufens Preise,
Mag zu den Trümmern gehn,
Dort wird mit Geisterweise
Ihn ew’ges Lied umwehn.
Vorüber nun an Bergen,
Durch manche Namen groß,
Die, ein Gefolg von Särgen,
Umlagern dieses Schloß.
Durch Höh’n und Thäler flüchtig,
Bis zu dem scharfen Eck:
Dort aber steht gewichtig
Die herzogliche Teck.
Mit Felsen und mit Höhlen
Treibt Abendlicht sein Spiel,
Zu schau’n und zu erzählen
Giebt’s hier des Ernsten viel.
Man hat dich lassen schleifen,
Vergessner Waffensaal!
Wie neu erbaut, o Neufen,
Glänzst du im Sonnenstrahl.
Und süß tönt’s, wie die Cither,
Aus deiner Hallen Grund! –
Dort sang dein edler Ritter
Von Liebchens rothem Mund.
Aus der Gebirge Kerkern
Schaut Urach ernst herab,
Mit morschen Thurmeserkern,
Mit seines Dichters Grab.
Wie schmiegt der Bäume Wipfel,
Wie Rebe sich und Halm
Um deinen schlanken Gipfel,
Du herrliches Achalm! –
Dort, wo die Eichen sprossen,
Wo Heidenmäler stehn,
Von Farren und von Rossen
Noch sprechen jene Höh’n.
Doch Blick und Lied in vollern,
In schnellern Bahnen zieht!
Das ist ja Hohenzollern,
Was noch so sonnig glüht!
Der Staufen ist gesunken
In abendliche Nacht,
Du aber stehst noch, trunken
Von königlicher Pracht!
Und höher, höher ziehet
Der Sonne letzter Strahl,
Bis er auch dir entfliehet,
Und deine Stirn ist fahl.
Und Duft und Nebel füllet,
Was rings von Bergen steht,
Und Herz und Lied sich hüllet
In schweigendes Gebet.
Gustav Schwab: Die Schwabenalb aus: Gedichte. 1. Band, S. 299-302,1828, https://de.wikisource.org/wiki/Die_Schwabenalb
Herzog Ulrich vor Neufen.
Müd vom Schlagen und vom Siegen
Zieht der Herzog durch sein Land,
Droben sieht er Neufen liegen
Auf der dräu’nden Felsenwand.
Heißer Strahl der Frühlingssonnen
Brennt auf Reiter und auf Roß –
Wäre doch das Nest gewonnen!
Ruft der Landgraf, sein Genoß.
Und so reiten sie die Stege
Durch den kühlen Wald hinauf;
Lauscht kein Hinterhalt im Wege?
Regnen keine Kugeln drauf?
Nein, es ist kein Feind zu spüren,
Alle Zinnen stehen leer,
Auf bequemen Brücken führen
Durch den Burgwall sie das Heer.
Aus dem Schlosse tönt entgegen
Ihnen nicht Geschützes Knall,
Sondern Priesters Wort und Segen,
Und ein heller Orgelschall.
Und von mehr als Einer Schüssel
Süßer Dampf herüber weht,
Und der Burgvogt mit dem Schlüssel
Vor dem offnen Thore steht.
„Ritter Berthold, du Verwegner,
Sprich, was macht denn dich so zahm?
Du mein Feind und ew’ger Gegner,
Bist du worden blind und lahm?
Aber deine Blicke glänzen,
Wie kein blindes Auge glüht!
Und dein Haus schickt sich zu Tänzen,
Wie kein Lahmer drum sich müht!“
„Herr!“ erwiedert’ ihm der Ritter,
Warf sich vor des Herzogs Fuß:
„Seyd nicht eurem Knechte bitter,
Nennt auch feig nicht seinen Gruß.
Mir ist heut ein Sohn geboren,
Meines Hauses erster Stern;
Wird mir der, – hab’ ich geschworen, –
Will ich huld’gen meinem Herrn.“
„In der Kirche, den zu taufen,
Stehet mir der Burgpfaff schon.
Seyd ihr nicht zu müd vom Raufen,
Werdet Pathen meinem Sohn!
Nicht vergessen solche Gnade
Wird der Vater und das Kind,
Die zu Neufens steilem Pfade
Hundert Jahr lang Wächter sind!“
Ei, gelegen kommt den Fürsten,
Solche Ladung nach dem Kampf,
Die nach kühlem Weine dürsten,
Schielen nach der Schüsseln Dampf.
Und der Herzog reicht dem Degen
Freundlich die Versöhnungshand,
Schenkt dem Knaben seinen Segen,
Und ein schön Stück Ackerland.
Gustav Schwab: Gedichte. 1. Band, 1828, https://de.wikisource.org/wiki/Gedichte_(Gustav_Schwab)
Volksglaube
Rachitis
Will man um Riedlingen herum sehen, ob ein »unterwachsenes Kind« (rhachitisches Kind) gedeihe (»gronet«) oder sterbe, trägt man es in die Kapuzinerkirche nach Riedlingen, zündet dort zwei Wachslichtlein an, das eine vor dem hl. Antoni, das andere vor dem Kind. Brennt dann das Licht vor dem hl. Antoni bälder (früher) ab als vor dem Kinde, so stirbt das Kind.
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 200. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004565258
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