Unterkapitel
Der Blutritt in Weingarten
Am Tage nach der Himmelfahrt Christi wird in Weingarten bei Altdorf der berühmte Blutritt gehalten. Der eingefasste Tropfen vom heiligen Blut wird in feierlicher Prozession durch die Felder getragen und das Korn gesegnet, dass kein Wetter ihm schadet. Diese Prozession geht seit alter Zeit immer durch die Scheuer eines Bauers in der Nähe von Weingarten. Die meisten Teilnehmer erscheinen zu Pferde und in militärischer Kleidung, mit Fahnen, Musik u.s.w. Einer hat die Heilige Blutglocke, die während des Segens beständig geläutet wird. Der Pater Custos, der sonst das heilige Blut trug, ritt immer auf einem Schimmel und war weiß gekleidet. Auch den Pferden bringt dieser Blutritt Gedeihen. (Weingarten, Altdorf)
Quelle: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart 1852, Band 3, Nr. 84, Link: https://books.google.de/books?id=i1sKAAAAIAAJ
Die Wallfahrt zum heiligen Blute in Weingarten
Der kostbare Schatz des heiligen Blutes, welchen die Klosterkirche in Weingarten heute noch besitzt, ist ein Geschenk einer Welfin, nämlich der Gräfin Judith, Gemahlin Welfs IV. Die Geschichte von der Bewahrung und Schenkung des heiligen Blutes ist aber folgende:
Das Evangelium berichtet, dass, als der Erlöser am Kreuze gestorben war, einer der Soldaten ihm mit einer Lanze in die Seite stieß und Blut und Wasser herausfloss (Joh. 19,34). Ein anderer Evangelist (Markus 15,39) erzählt, dass der Hauptmann der den Tod Jesu gesehen hatte ausrief: „Wahrhaftig dieser Mensch ist Gottes Sohn!“ Nach einer alten Überlieferung war jener Soldat und dieser Hauptmann ein und derselbe Mann und hieß Longinus. Um ein Andenken an den Gottmenschen zu haben, welchen er in der letzten Stunde glauben und verehren gelernt hatte, nahm er ein Fläschchen, fing das aus der Seitenwunde herabrinnende Blut darin auf und bewahrte es ehrerbietig bei sich.
Er nahm es auch mit, als er in seine Vaterstadt Mantua zurückkehrte. Als ihn der Glaubenseifer später hinaustrieb, um als Missionär das Evangelium zu verkünden, verschloss er das heilige Blut in ein bleiernes Kästchen und grub es in die Erde damit es nicht in der Verfolgungszeit von den Heiden verunehrt würde. Darauf legte er die Inschrift: „Ich Longinus gewesener Hauptmann unter Pontius Pilatus, habe im Glauben an Jesus, der unter den Händen unserer Soldaten gekreuzigt worden ist, dieses aus der Seitenwunde aufgefangene Blut, wegen der Feinde des Glaubens, die Christum lästerten, an diesen Ort vergraben, bis es Gott gefallen wird, dasselbe seinen wahren Dienern zu offenbaren.
Nach langer Zeit geschahen an demselben Orte auffallende Wunder und Heilungen welche die Auffindung des heiligen Blutes veranlassten. Papst Leo III und Kaiser Karl der Große kamen damals im Jahr 804 nach Mantua, wo das Wunder untersucht und bestätigt wurde. Von dort an wurde das heilige Blut in der St Andreaskirche zu Mantua aufbewahrt. Als die Ungarn, Normannen und andere wilde Völker in Oberitalien einbrachen, verbarg man das heilige Blut wieder in die Erde, wo es bis zum Jahre 1048 liegenblieb.
Da wurde es durch ein wunderbares Gesicht wieder entdeckt und der Papst Leo IX kam nebst vielen Fürsten und Bischöfen nach Mantua, um die Untersuchung vorzunehmen. Hier wurde das heilige Blut in drei Teile geteilt. Einen Teil nahm der Papst mit nach Rom, der andere blieb in Mantua, den dritten Teil gab man dem Kaiser Heinrich III. Der Kaiser schätzte es sehr hoch, führte es auf allen seinen Reisen und im Kriege mit sich und schenkte es bei seinem Tode seinem besten Freund, dem Grafen Balduin von Flandern.
Dieser bewahrte es in einem mit Gold, Silber und Edelgestein verzierten Gefäße auf und überließ es 1063 seiner Tochter Judith, Witwe des Königs Tostik von England. Judith heiratete nachher Welf IV, Grafen von Altdorf und Herzog von Bayern, den Sohn Welf’s III, welcher den Martinsberg als Kloster Weingarten den Benediktinern geschenkt hatte. Im Jahre 1090 beschenkte sie das Kloster mit dem kostbaren Schatze des heiligen Blutes. Mit welchen Gnaden die Andacht zum heiligen Blute belohnt worden ist, kann man aus dem ersehen, was ein alter Geschichtschreiber geäußert:
„Welche Zeichen, Gnaden und Wohltaten verlangst du, die nicht von dem heiligsten Blute in Weingarten seinen Verehrern im reichlichsten Maße erteilt wurden. Gehe hin zur heilbringenden Quelle. Die Blinden sehen, die Lahmen gehen, die Tauben hören, die Stummen reden, die Kranken und vom bösen Feinde Besessenen sind geheilt, die Blutflüsse hören auf, ja alle Elemente scheint der Glaube zu beherrschen und was eine Hauptsache ist: die hartnäckigsten Sünder, welche teils aus Scheu, teils aus Verzweiflung, die Beichtanstalt öfters gottesräuberisch verachtet haben, sind hier von dem Blute des Lammes erweicht worden und bekennen nach abgelegter Scham aufrichtig ihre Sünden.“
Unter den Klosterakten ist ein Buch von 352 Seiten, in welchem wunderbare Gebetserhörungen urkundlich verzeichnet sind, welche durch die Andacht zum heiligsten Blute erfolgt sind. Nebst anderen Andachten zur Verehrung des heiligen Blutes wird die große Prozession gehalten, die jetzt auf den Freitag nach dem Himmelfahrtsfeste, den sogenannten Blutfreitag verlegt ist. Nach einer Chronik soll diese Prozession schon um 1529 und wahrscheinlich schon seit 1090 gehalten worden sein.
Weil außer einer großen Menge Andächtiger zu Fuße viele Reiter aus der ganzen Umgegend teilnehmen, heißt man die Prozession auch den Blutritt. Die höchste Zahl von Blutreitern erschien im Jahre 1732 mit 5524 und 1734 mit 5444 Pferden.
Klänge aus der Vorzeit: Fromme Sagen und Legenden aus Baden, Württemberg, Hohenzollern, Elsaß, der Schweiz, Tyrol, Vorarlberg, Bayern und Salzburg, Band 1, Kupferberg, 1873, Nr.74, https://books.google.de/books?id=1xxcAAAAcAAJ
Der Blutritt zu Weingarten
Ursprung
Weil das Reichsgotteshaus Weingarten auf das Jahr 1090 am Freitag nach dem Feste der Himmelfahrt Christi, der damals auf den 31. Mai fiel, durch eine feierliche Übergabe von der Königin Juditha, Herzog Guelph des IV. Gemahlin, das hl. Blut empfangen, so wurde dieser Tag zum Andenken dieser unschätzbaren Schenkung und zur Ehre dieses kostbaren Wertes unserer Erlösung von dieser Zeit an mit der Prozession gefeiert, die hernach von Jahr zu Jahr dergestalt angewachsen und so prächtig geworden, dergleichen man nicht bald an andern Orten zu sehen bekommt. Die Menge der Wallfahrer und Zuseher ist so groß, dass die ganze Nachbarschaft kaum erklecket, sie unterzubringen und ihnen Unterhalt zu verschaffen.
Die Zeit, in welcher diese Prozession durch lauter Reiter um die nahe gelegenen Felder herum angefangen, ist eigentlich nicht mehr zu bestimmen, weil die vielen Veränderungen, Feuersbrünste, Kriegsunruhen und andere Unglücksfälle unserer Neugierde die Urkunden davon entrissen. So viel ist gewiss, dass schon im Anfange des 16. Jahrhunderts dieser Ritt als eine von Alters her übliche Gewohnheit im Schwung gewesen. Es sind noch zwei Briefe vorhanden, der eine vom Jahre 1529 den 5. Mai, der andere den 14. Brachmonat (Juni) 1546 geschrieben, worin sich nach der damaligen Mundart die »Gotzlüth beklagen, dass niemand von Ravensburg, welche Stadt damals wegen der Reformation in voller Gärung war, um das heilig Blut durch die Stadt zu führen gebeten habe, wie der Brauch von altersher her gewesen. Auf das seien sie freitags hin gegen der Stadt, zu dem Bild in der holen Gassen geritten, und danach gegen dem Kammerbriel und das ganze Feld um, wie von altersher her. Es sei auch kein Mensch von Ravensburg mitgeritten noch gangen. Der Landrichter sei selbst mitgeritten, und sonst gar viel Volk, das sie der von Ravensburg nicht bedurft haben«, woraus zu sehen, dass diese Prozession damals schon lange üblich und zahlreich gewesen, auch der Zug durch die Reichsstadt Ravensburg gegangen sei.
Wachstum
Nach und nach wurden die Wallfahrer zu Fuß von der Ordnung in der Prozession ausgeschlossen, und die Anzahl der Reiter nahm dergestalt zu, dass man zu unsern Zeiten schon über 7000 Mann gezählt hat. Um den Zug zu verherrlichen, teilten sie sich in abgesonderte Compagnien ein, und Einige fingen an, sich nach Art der Soldaten im Feld zu montieren. Die Erste davon war die Reichsstadt Biberach, welche aus Antrieb der edlen Herren von Brandenburg, aus deren Familie jederzeit einer die Rittmeisterstelle bekleidet, zwei Kompanien blaue Dragoner aufgestellt. Dieses Beispiel ahmten sogleich Altshausen und andere umliegende Herrschaften nach. Es wurde darüber ein ordentliches Reglement eingeführt und der Rang beibehalten nach dem Alter, wie jede Kompanie zuerst der Prozession beigetreten, davon die Herren Studenten bisher den ersten behauptet haben. Die Truppen haben ihre Ober- und Unteroffiziere, Feldpatres, Feldmusik, kostbar gestickte Standarten und beinahe alles, was ins Feld erfordert wird.
Am Vorabend des hl. Blutfreitags, an dem Fest der Himmelfahrt unseres Herrn, rückten die entfernteren Kompanien ein und nahmen ihr Quartier teils in den benachbarten Orten, teils im hiesigen Flecken Altdorf. Die Husaren von Altshausen schlagen ihr ordentliches Lager auf, halten ihre Feldwachen und bringen die Nacht unter Zelten zu.
Die einzelnen Reiter, die weder montiert, noch zu einer bestimmten Kompanie gehören, stoßen den folgenden Tag zu den irregulären und unmontierten Truppen.
Die Feierlichkeit nimmt ihren Anfang am Freitag in der Früh um 6 Uhr. Der ganze hochwürdige Konvent verfügt sich zu dem hl. Blutaltar, allwo ein jeweiliger R.P. Custos, mit einem Chorrock, Stola und rotsamtenem, mit Gold schön gesticktem Velum angetan, das hl. Blut in einem silbernen Behältnis an den Hals hängt und unter Absingung der Antiphone: Salvator mundi etc., unter Läutung der Glocken und Abfeuerung der Böller sich in den äußern Hof des Klosters verfügt und zu Pferd sitzt, wo ihn schon eine zahlreiche Menge Reiter erwarten. Von hier aus geschieht der Zug durch den Flecken gegen Ravensburg in die umliegenden Felder in folgender Ordnung:
Ausritt
1) Kompanie der Herren Studenten mit Pauken und Trompeten und entblößtem Gewehre, welches alle übrigen Truppen beobachten.
2) Reichsgotteshaus Weingart: Zehentamt.
3) Bediente in der Livree und Herren Beamte des Gotteshauses.
4) Reiter-Kontingent des löbl. Stands Weingarten.
5) Die bürgerliche Schützenkompanie des löbl. Fleckens Altdorf, blau und rot, die das hl. Blut als eine Wache zu Fuß begleitet.
6) Trompeten und Pauken.
7) Ein römisch gekleideter Reiter mit einer Lanze, der den Soldaten Longinus vorstellt, welcher die Seite des Erlösers mit einem Speer eröffnet hat.[256]
8) R.P. Custos mit dem hl. Blut. Vor und nach ihm reiten 6 geharnischte Männer, und zu beiden Seiten 4 Reiter in Göllern, deren jeder eine schöne Standarte führt.
9) Einige Herren Geistliche, die das hl. Blut zu Pferde begleiten.
10) Flecken Altdorfische Kompanie leichter Reiterei, blau und gelb.
11) Landvogteiische.
12) Landvogteiische.
13) Landvogteiische.
14) Graf Wolfeggische.
15) Stadt Ravensburgisches Jägercorps.
16) Graf Wurzachische Dragoner, gelb und schwarz.
17) Stadt Waldseeische Grenadiere zu Pferd, rot u. blau.
18) Graf Waldseeische Dragoner, mit rot und grünen Aufschlägen.
19) Heiligenbergische mit Göllern und roten Aufschlägen. Diese Kompanie bestand aus: 1 Lieutenant, 2 Fähndrichen, 1 Feldwebel, 1 Korporal, 2 Pfeifer, 2 Tambours und 26 Schützen; diese 35 Mann bekamen nach dem Umritt aus der Großkellerei des Klosters 2 Eimer Wein.
20) Stadt Biberachische Dragoner, blau und rot.
21) Stadt Biberachische Dragoner, blau und rot.
22) Altshausische gelbe Husaren.
Graf Zeilische sind einige Jahre her ausgeblieben.
23) Bettenreuthe, Freiherr von Rehlingische.
24) Erdingische Grenadiere zu Pferd, rot und blau.
Stadt Saulgauische sind ebenfalls ausgeblieben.
25) Graf Königsegg-Aulendorfische Grenadiere zu Pferd.
26) Graf Königseggwaldische Dragoner, rot und gelb mit der Musik.
27) Amtzell, Freiherr von Reichlingische, grün und rot.
28) Reichs-Gotteshaus Weingartische.
Während des Zugs werden vier Mal die heiligen Evangelien abgelesen und die Feldfrüchte mit dem hl. Blut gesegnet, damit sie Gott vor Ungewitter bewahre.
Das Volk macht den Umgang haufenweise zu Fuß mit und drängt sich dergestalt, dass zu verwundern ist, dass unter so vielen Leuten und Pferden keine größeren Unglücksfälle entstehen, denn die zuweilen geschehenen Fälle und Stürzungen sind allezeit ohne bedenkliche Folgen abgelaufen, welche Gnade dem besonderen Schutze Gottes in Ansehung des hl. Blutes zugeschrieben wird. Zu Hofs, unweit dem Dorfe Baienfurt, geht der ganze Zug durch eine Scheuer, worin die Reiter füglich abgezählt werden.
Nahe bei dem Flecken Altdorf wird ein Gezelt aufgerichtet, worunter sich R.P. Custos mit dem hl. Blut verweilt, bis alle Truppen vorüber und sich zum Einzug in die Ordnung gestellt haben.
Unterdessen beschäftigt man sich in der Kirche mit Lesung sehr vieler hl. Messen, mit Beichten und Communiziren, mit Trinken von dem mit dem hl. Blut gesegneten Weine, und Gewinnung des vollkommenen Ablasses, den Papst Clemens X. verliehen hat, bis ein Zeichen mit der Glocke gegeben wird, auf welches sich Seine Hochwürden und Gnaden Herr Reichsprälat, oder ein anderer mit einer hohen Würde bekleideter Gast mit hochpriesterlichen, rotsamtenen und reich mit Gold gestickten Kleidern angetan, unter Vortretung vieler Herren Geistlichen und des ganzen hochwürdigen Convents, des Zeremonienmeisters und 4 Leviten unter einem ebenfalls rotsamtenen und prächtig gestickten Himmel, mit Kreuz und Fahnen außer das Thor erhebt, um allda unter einer aufgeschlagenen Bühne das hl. Blut zu empfangen. Das Infanterie-Contingent des löbl. Standes Weingarten macht von beiden Seiten Spalier und steht den anrückenden Truppen jedes Mal ins Gewehr. Hierauf wird das hl. Blut gleichsam im Triumph eingeführt, welcher Eingang in folgender Ordnung geschieht:
Eintritt
Zuerst kommt die hochwürdige Geistlichkeit von Altdorf, welche mit Kreuz und Fahnen dem hl. Blut außer dem Flecken entgegen gegangen. Hierauf meldet ein jeweiliger Wachtmeister der Studenten-Kompanie durch ein mit dem Degen gemachtes Kompliment an, dass Alles in Ordnung sei und die Truppen anrücken.
Den Zug eröffnet wiederum die Kompanie der Herren Studenten; dann folgen die übrigen Kompanien wie beim Austritt.
Sobald das hl. Blut bei der Bühne anlangt, übernimmt dasselbe R.P. Untercustos und überreicht es Sr. Hochwürden und Gnaden Herrn Officianten, der es auf den Knien empfängt und damit über das Volk den Segen gibt. Hierauf geht die Prozession durch den Klosterhof mitten durch die Kompanien, die von allen Seiten Spalier bilden, unter beständiger Musik, Ertönung aller Glocken, Abfeuerung der Böller, unter Absingung des LXXIX. Psalms unterhalb zur Kirche hinein bis vor den Hochaltar, allwo der letzte Segen gegeben und die Feierlichkeit mit dem hl. Bluthochamt beschlossen wird.
Das Gefäß für das hl. Blut war von gediegenem arabischem Gold und mit guten Steinen besetzt; der Wert desselben betrug circa 70,000 Gulden.
Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 259. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004576705
Von dem heiligen Blutritt, so an dem nächsten Freitag nach der Auffahrt Christi zu Weingarten jährlich gehalten ward bis zum Jahr 1700
Der hl. Blut-Ritt, eine herrliche Prozession, in welcher an dem Freitag nach der Auffahrt Christi (als an dem Titular- und Principal-Fest der hl. Blut-Bruderschaft, allwo dessen Brüder und Schwestern einen vollkommenen Ablass zu gewinnen haben) das heiligste Blut durch den Löbl. Flecken Altdorf, und sofort durch die nächst gelegenen Felder jährlich herumgetragen, und darmit die benachbarte Landschaft mit viermal wiederholter Verrichtung der gewiss ausbündig-schönen und kräftigen Wetter-Gebetern gesegnet wird.
Diese Prozession wird der Hl. Blut-Ritt genannt, nicht als wann keine Fußgänger sich dabei einfindeten; sondern weilen nur die Reitende in ein wohl eingerichte Ordnung aufgeteilt werden, und solche bis zu End des Umgangs zu erhalten sich emsig angelegen sein lassen: da indessen besagte Fußgänger, so gemeinglich ein zwei, drei oder vier Mal größere Anzahl ausmachen, den ausgesteckten Prozessions-Weg mit eifrigst- und auferbäulichistem Beten zwar durchwandern, aber dabei kein gewissen Platz oder Stellung beobachten, sondern vor- nach- und neben dem Hl. Blut gehen, wie einen jeden sein Willen und Andacht anleitet.
Gedachte Reiterei wird in soviel Truppen und Kompanien eingeteilt, als soviel Herrschaften und Ämter sind, die ihre Untertanen das heiligste Blut an diesem Tag sonderlich zu beehren und zu verehren hierher beordern. Eine jede Kompanie prangt mit einem klingenden Spiel, wie auch mit sowohl kostbarlich-gestickten, als schön-ausgearbeiteten Standarti, und befleißet sich, soviel bei einem diesfalls ungeübten Volk möglich, ein in dem Krieg gebräuchliche Ordnung zu halten, welches dann überaus angenehm, und sehr anmütig anzusehen vorfallet.
Die Anzahl dieser Reitenden Hl. Blut-Wahlfahrteren, wann der Krieg, oder eine ansteckende Seuche kein Hindernis machen, ist jährlich groß, und zwar dergestalt, dass sie bei unseren letzteren Zeiten um ein merkliches angewachsen und Abzählungen nur etlicher Jahren, so wir aufgezeichnet gefunden, leichtlich zu erachten.
Anno 1646 H. Blut-Reitter 1400. Anno 1679 haben den H. Blut-Ritt vermehrt und geziert 2 durch die Nachbarschaft in das Quartier herum gelegte Kompanien, eine von dem Haranthischen, die andere von dem Trautmansdorfischen Regiment.
Anno 1699, H., Blut-Reiter, 1180.
Anno 1716, H., Blut-Reiter, 3334.
Anno 1719, H., Blut-Reiter, 3280.
Anno 1720, H., Blut-Reiter, 4287.
Anno 1721, H., Blut-Reiter, 3724.
Anno 1722, H., Blut-Reiter, 4843.
Anno 1724, H., Blut-Reiter, 4054.
Anno 1725, H., Blut-Reiter, 4296.
Anno 1726, H., Blut-Reiter, 5045.
Anno 1732, H., Blut-Reiter, 5524.
Anno 1733, H., Blut-Reiter, 5325.
In dem letzt-verwichenen Jahr 1734 hat sich die Anzahl der Reitenden auf 5444 erstreckt, unangesehen, dass zu selbiger Zeit die große Kriegs-Gefährlichkeiten immerdar stark anhalteten. Vor anderen haben diesem unseren H. Blut-Ritt ein besondere Zierde und Ansehen gemacht Seine Hochgräfl. Excellenz, der Hochgebohren Herr Carl Seyfrid des Heil. Röm. Reichs Graf zu Königsegg und Rothenfels, Freiherr zu Aulendorf, Ebenweyler und Wald etc. der Röm. Kaiserl. auch Königl. Katholischen Majestät wirklicher geheimer Rat, Kammerer und Land-Vogt in Ober- und Niederen-Schwaben etc., da hochdieselbe mit ihrer ganzen Hofstatt, und kostbaren Equipage die völlige Prozession hindurch das heiligiste Blut mit großer Auferbäulichkeit persönlich zu Pferd begleitet haben. Und damit das ganze Hochgräfl. Haus Königsegg Aulendorf an einem so volkreichen Tag öffentlich zeigte, mit was großer Hochachtung es dem zu Weingarten aufbehaltenen heiligsten Herz- und Seiten-Blut Christi Jesu zugetan sei, haben oben-ersagt Herrn Grafen Landt-Vogtens von Königsegg Herr Bruder, der Hochwürdige, Hochgebohrene Herr Joan. Ernestus des H. Röm. Reichs Graf von Königsegg Aulendorf etc. bei der Erz- und Hoch-Stifter Cölle und Kostanz Canonicus Capitulares des aus den Feldern zurück kommende heiligste Blut in Priesterlichen Paramentis solenniter empfangen, und sodann auf Weis und Art, wie gleich hernach solle gemeldet werden, mit zartester Andacht in die Kirchen übertragen.
Übrigens ist sich bei dieser jährlichen H. Blut-Procession nicht wenig zu verwundern, dass währender solcher in so großem Getümmel, bei so vielen entweder unerfahrenen oder ungewohnten Reitern kein sonders zugestandenes Unglück bisher bemerkt worden; da doch manches Mal höchst-gefährliche Fall und Pferd-Stürzungen geschehen, dass alle Zusehende erstaunt, wann die Gefallene oder Gestürzte gesund und unverletzt aufgestanden, und ohne alle Verhindernis wie vor, so nach mit anderen fortgeritten sind.
Mehr berührte Procession nimmt den Anfang Morgen Früh um 6 Uhr, und erstreckt sich wegen ihrem teils Reitend- teils Gehenden Volkreichen Zug bis gegen – oder auch über 11 Uhr, da doch sonsten der ganze Umgangs-Kreis in einer Stund beiläufig durchlaufen werden könnte. In der Wiederkunft wird das hochheilige Blut von dem ganzen Weingartischen Convent und dessen jeweiligen Hochwürdigen Herrn Prälaten (wann nicht etwa einem Geistlichen hohen Ehrengast solche herrliche Kirchen-Function zu verrichten angetragen wird) in Pontificalibus andächtig empfangen, durch die ganze in schönster Ordnung gestellte Reiterei unter Absingung des 79. Psalmen: Qni. Regis Israël, intende: offentlich in die Kirchen getragen, und sodann darmit über das allgemeine liebe Vaterland, sonderlich über das anwesende fromme Christen-Volk der letzte Segen gegeben, mithin die Procession zwar geendiget, aber der Anfang gemacht eines höchst-feierlichen Hoch-Amts von unserem gegenwärtigen heiligisten Seiten-Blut Christi Jesu, welches schon vor- und von vielen Jahren her beobachtet worden.
Erster Theil. Gründlicher Bericht von dem Allerheiligisten Seiten-Blut Christi Jesu Welches In dem Gotteshauß Weingarten schon von langer Zeit her Ehrerbiethigst aufbehalten, und andächtigst verehret wird. Altdorff 1735. S. 144. § 1. Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 259-263. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004576713
Das Himmelfahrtsfest und der hl. Blutfreitag mit seinem Blutritt zu Weingarten in Jahren 1840 bis 1850
Schon am Mittwoch vor dem hl. Blutfreitage kommen vormittags in Weingarten mehrere »Kreuze« aus den benachbarten Orten bei gutem Wetter zusammen. Diese werden in Prozession nach dem Gottesdienst bis vor das Rathaus begleitet, von wo aus jedes Kreuz seinen Weg der Heimat zu fortsetzt. Die vielen Krämerstände werden den Tag hindurch aufgeschlagen.
Beginn an Christi Himmelfahrt
Am Himmelfahrtsfest vormittags kommen insbesondere aus der Nachbarschaft Weingartens viele Wallfahrtsleute herbeigeströmt, sodass die dortige geräumige Kirche die Leute kaum zu fassen vermag. Die Festpredigt, die an diesem Tag in der Regel vom Ortspfarrer oder von einem besonders hierzu eingeladenen Geistlichen gehalten wird, bezieht sich auf das Fest des hl. Blutfreitags. – Mittags um 12 Uhr ist Mette und um 3 Uhr Vesper. Vor, während und nach dieser strömen eine Menge Wallfahrtsleute herbei, die aus weiteren Gegenden herkommen. Man kennt sie schon an ihren zwilchenen Zwerchsäcken, in denen sie Viktualien mit sich tragen, so dass sie wenig zu verzehren nötig haben. Von Einsiedeln her kommen an diesem Tage auch viele Wallfahrtsleute, die dort das Fest der Kreuzerhöhung mitmachten. Jedes hat etwas von einer Stechpalme bei sich.
Nach und nach füllt sich die Kirche mit Wallfahrern ganz an. Die Beichtstühle sind stark belagert. Auf jedes nur einigermaßen für’s Religiöse empfängliche Gemüt muss es einen wohltuenden Eindruck machen, wenn man so viele Tausende in der größten Andacht in den verschiedensten Stellungen: knieend, mit ausgespannten Armen etc., zu ihrem Gott und Herrn flehen sieht und hört. Der heilige Blutaltar ist von Andächtigen insbesondere umlagert, jedem Wallfahrer ist Gelegenheit gegeben, die heilige Reliquie küssen zu können.
Die „Freinacht“
Viele Wallfahrer bringen die ganze Nacht in der Kirche zu, der größere Teil aber in den Gasthöfen und in Privathäusern, ja bei ganz guter Witterung auch im Freien. Wenige erhalten die Nacht über ein Bett und begnügen sich mit einem Lager auf harter Bank oder auf Heu und Stroh. Fremdes Militär und fremde Musikgesellschaften finden sich an diesem Tage auch schon ein. Sie werden in der Regel vor dem Flecken von einer Deputation des Bürgermilitärs in Weingarten abgeholt und in ihr Quartier geleitet.
Abends ist Zapfenstreich, wobei sämtliches Militär und alle »Musiken« sich einfinden; es wird da vor dem Rathaus noch abwechselnd von ihnen gespielt.
Zu meiner Zeit kam Bürgerwehr von Saulgau, Schussenried, Waldsee, Wurzach und Musikgesellschaften von Wasserburg (die stets als die besten galten), Weissenar, Waldburg, Amtszell, Ebenweiler, Diepoldshofen und Bodnegg.
Durch die Liberalität des Ortsvorstehers und des Gemeinderats in Weingarten wurden benannten Gesellschaften nicht selten nennenswerte Gratifikationen zu Teil.
Die Nacht vor dem Blutfreitag ist ein buntes Durcheinander in Weingarten. Die Gasthöfe sind bei guter Witterung überfüllt. An diesem und dem folgenden Tag halten die Wirte, Metzger, Bäcker etc. ihre Ernte. Auch einzelnen Privatleuten kommt diese Festlichkeit zu gut, denn sie dürfen da Kaffee verkaufen. Die einheimischen und auswärtigen Krämer finden hierbei ebenfalls ihre gute Rechnung. Eine Masse »heilig Blütle« werden da verkauft, denn nicht ein Wallfahrer ist da, der nicht solche seinen Angehörigen mit heimbrächte. Dass während dieser Zeit auch Missbrauch und Unfug mitunter vorkommen, läßt sich nicht leugnen; doch hierauf sagte mir mein mehrjähriger, allverehrter Vorstand: Lassen Sie das immerhin, der Missbrauch hebt den Gebrauch nicht auf.
Tagesbeginn und Aufstellung
Mit Tagesgrauen wird’s am heiligen Blutfreitag im ganzen Flecken schon überall lebhaft. Die Tagwache um 3 Uhr lockt die Gäste schon aus den Wirtshäusern heraus, die sich größtentheils der Kirche zu bewegen. Von auswärts strömen aber auf allen Straßen Wallfahrtsleute herbei, die entweder auf benachbarten Orten übernachteten, oder die nur wenige Stunden nach Weingarten haben. Tausende sammeln sich nach und nach an, so dass man oftmals die Anzahl aller auf 30 bis 40.000 schäzte.
Um 5 ½ Uhr ist stille heilige Messe, um 6 Uhr beginnt der sogenannte Blutritt. Der Geistliche trägt das Blut nicht mehr, wie früher, im Oesch herum, sondern er reitet seit mehreren Jahren wieder. Es wird hierzu ein schönes, rüstiges Pferd gewählt und fast allgemein wird behauptet, dass das mutigste Pferd sich ganz ruhig und zahm benähme, wenn nur einmal der Geistliche mit dem hl. Blute auf demselben sitze.
Voran des unzählbaren Zuges gehen Kreuz und Fahne, hernach alles Volk untereinander: Mann und Weib, Jüngling und Jungfrau, Knabe und Mädchen, an der Zahl oft mehrere Tausend. Nicht alle anwesenden Wallfahrer machen den Umzug mit, viele bleiben in der Kirche zurück, um heilige Messen anzuhören und die heiligen Sakramente der Buße und des Altars zu empfangen, andere bewegen sich auf dem Marktplatz herum, wiederum andere sind in den Wirtshäusern zu treffen. Dann kommt fremdes Militär und die verschiedenen Musikgesellschaften, die abwechselnd ihre Instrumente ertönen lassen; jetzt erst kommt der Zug mit dem heiligen Blute, voran der Musikchor in Weingarten und ein Teil des dortigen Bürgermilitärs. Um den Geistlichen sind vier Reiter mit Standarten, dann Personen mit Fahnen und Kreuz und ein Glöckner, der ein schon alter Bauernknecht ist und früher schon konvertierte und der sich diese Ehre um keinen Preis nehmen ließe. Hinter dem Geistlichen ist wiederum ein Teil der Bürgerwehr von Weingarten, sowohl zu Fuß als zu Pferd, aufgestellt.
Die in Weingarten bestehende Musikgesellschaft ist vor dem Sängerchor platziert. Festordner sind ebenfalls etwelche auf Pferden da; sie suchen die Ordnung, wenn es dessen bedarf, aufrecht zu erhalten, sie sind an ihren weißen Armbändern erkennbar. Der Geistliche mit dem heiligen Blute ist wieder in schönen, kostbaren Ornat gekleidet, der durch milde Gaben unter dem verstorbenen Pfarrer Frick angeschafft wurde, dem die Kirche Weingartens in dieser Beziehung Manches zu verdanken hat. Nach dem Geistlichen und hinter dem Bürgermilitär Weingartens kommen noch viele unmontierte Reiter, untermischt von Fußgängern und doch ist ein Unglücksfall unerhörbar.
Prozessionszug
So bewegt sich nun der Zug durch den Klosterhof und durch den ganzen Flecken hindurch. Schon am Ende desselben verlassen viele den Zug und kehren nach Weingarten zurück. Das erste Evangelium ist beim Hänslishof, das zweite beim Missionskreuz an der Straße nach Berg, das dritte in Hofs und das vierte beim Kreuz an der Rebhalde. Beim dritten Evangelium in Hofs geht der ganze Zug durch eine dortige Scheuer, so dass man alle Reiter gut abzählen könnte. In diesem Bauernhause soll es früher nicht geheuer gewesen sein; bewegt sich aber die Prozession durch die Scheuer, so hat das Haus ein ganzes Jahr Ruhe. Muss aber der Blutritt einmal wegen schlechten Wetters unterlassen werden, so spuckt es das ganze Jahr hindurch wiederum.
Beim letzten Evangelium sammeln sich allmählich wieder eine Masse Leute, auch alles Militär und alle Musiker treffen wiederum ein, alle Glocken erschallen vom Turme. Das heißt man das heilige Blut abholen, obwohl dies erst im Klosterhofe auf feierliche Weise geschieht. Beim Brunnen im Klosterhof ist ein Gezelt aufgeschlagen; unter das begeben sich beim Herannahen des Zuges alle bei diesem Feste anwesenden Geistlichen, oft 20 und mehr an der Zahl; der Geistliche, welcher das heilige Blut in Empfang nimmt, ist mit einem schönen Ornat versehen, während die andern nur Chorhemden tragen. Da ist nun alles weit umher dicht mit Menschen gefüllt, alle Fenster in der Nähe bevölkert. Nach den entsprechenden Gebeten und Gesängen und nach dem gegebenen Segen mit dem heiligen Blute geht der Zug in die Kirche – es mag so um 11 Uhr herum sein – allwo das sogenannte heilige Blutamt abgehalten wird. Während des ganzen Zuges werden viele heilige Messen gelesen und die üblichen Sakramente für die Wallfahrer gespendet. An diesem Tage werden auch viele heilige Messen bezahlt. Nach beendigtem heiligen Blutamte begeben sich die Geistlichen in den Pfarrhof zum Mittagsmahl.
Verpflegung und Markt
Die Volksmenge, die während des Amtes in der Kirche, auf dem Vorplatz etc. war, strömt nun auf den langen Marktplatz und in die Wirtshäuser; Viele machen sich aber auch schon auf den Weg ihrer Heimat zu. Bei gutem Wetter haben die Wirte, welche einen Sommergarten haben, den meisten Zulauf, z.B. der Gasthof zur Schwane bei der Kirche. Bei dem Bäcker und Weinwirt Rundel unterhalb dem Hirsch werden den ganzen Tag hindurch sogenannte »Straubeten« gebacken und kaum können diese Leute allen Konsumenten Genüge leisten. Dass in diesen zwei Tagen in Weingarten eine Masse Geld verzehrt wird, brauche ich kaum zu erwähnen. Auf dem Markte, der auch zwei Tage währt, wird ein großer Umsatz in allen Artikeln erzielt, namentlich aber in den sogenannte Heiligenblütlein, die eine Nachbildung des heiligen Blutes auf der Kirche sind. Lahme, Blinde, Taube, Presthafte etc. geben reichliche Gelegenheit zum Almosengeben. An Menagerien, Gauklern etc. fehlte es früher auch nicht, kurz an all dem, was man eben auf einem sehr besuchten Markte findet.
Denkschrift gegen das Verbot
Von Herrn Oberamtmann Hoyer in Ravensburg wurde auf 1838 den 25. März eine Denkschrift bezüglich des Blutritts verfasst gegen die Aufhebung desselben, was dem Herrn seine Versetzung zur Folge hatte. Seite 1 und 2 enthält allgemeine Bemerkungen über das hochheilige Blut, Wunder, Reliquienkult etc. S.3 ff. historische Notizen über das hl. Blut in Weingarten, die Stiftungen ihm zu Ehren, »woraus ein kirchliches Institut erwuchs, dessen Rechtsverhältnis anzuerkennen und zu beachten sei.« S.6 ff. die sogenannte Reformation; das rationalistische 18.Jahrhundert und das hl. Blut etc. Verbot des Blutritts und jeder weiteren, über die verstattete Prozession hinausgehenden Feierlichkeit.
»Also verblieb es, bis das im Februar 1838 verkündete neueste Kirchengebet vom Junius 1837 in seinen 24 und 25 Paragraphen sogar
1) die Aufstellung der Reliquie auch nur auf dem Altar verbot und
2) alles Herumtragen dieses Kirchenschatzes niederschlug.
In Gemäßheit der ergangenen Verordnungen hat seit 26 Jahren diejenige Solennität aufgehört, wo aus vielen umliegenden Kirchspielen Kompanienweise geordnete und eigens ausgerüstete Reiter, der Jahresprozession einen mit der Religion des Friedens und der Demut vielleicht kontrastierenden Glanz gaben.«
Er beruhte aber wesentlich auf dem frommen Volksglauben, an einen auf Feld, Haus und Vieh aus diesem Dienst für das ganze Jahr sich verbreitenden Segen und daher ist auch die Sitte geblieben, dass an diesem Tage viele hundert Männer, einzeln oder in Gruppen, die Altorfer Flur umreiten.
In den folgenden Seiten verteidigt der Verfasser die Rechtgläubigkeit der Väter gegen die sogenannte Denkgläubigkeit der modernen Zeit. Die ganze Schrift ist kräftig geschrieben und gibt Zeugnis echt katholischer Gesinnung: Denkschrift über den Cult des heilig. Bluts in der Pfarrkirche zu Weingarten. Lithogr. v.J. Bayer in Altdorf. 8 Fol.-Blätter.
Quelle: Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 263-270. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004576721
Literatur
➥ Hier findet ihr Literatur zu Weingarten
➥ Hans Ulrich Rudolf: Weingarten – gestern und heute: Vom Dorf der Alamannen zur Stadt des Heiligen Bluts – Im Auftrag der Stadt Weingarten. 614 Seiten, ISBN 978-3898709170
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