86971 Peiting
Peiting – Sehenswertes, Geschichte, Sagen, Mythen… Das „etwas andere“ Portal mit Links, Landkarten, historischen Ansichtskarten …
Teilkapitel / Gliederung dieser Seite
Allgemeines
➥ Internetauftritt der Stadt / Gemeinde ➥ Wikipediaeintrag ➥ Alemannische Wikipedia ➥ Wikisource: Historische Quellen und Schriften
Historische Lexikoneinträge
Meyers Enzyklop. Lexikon, 1905. http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Peiting?hl=Peiting
Karten
➥ Luftlinie-org berechnet die Luftlinienentfernung sowie die Straßenentfernung zwischen zwei Orten und stellt beide auf der Landkarte dar. Startort ist Peiting, den Zielort müssen Sie noch wählen. Voreingetragen ist ➥ Bisoro in Burundi [cbxgooglemap width=“100%“ height=“300″ zoom=“13″ scrollwheel=“1″ showinfo=“0″ infow_open=“1″ maptype=“roadmap“ lat=“47.8″ lng=“10.933333″] Karte eingebunden aus OpenStreetMap – Veröffentlicht unter ODbL
Fotos & Abbildungen
➥ Bildersammlung auf Wikimedia-Commons ➥ Abbildungen auf Tumblr ➥ Infos und Fotos auf Pinterest ➥ Filme in der ARD-Retro-Mediathek (Filmbeiträge der 60er-Jahre)
Kunst, Kultur und Brauchtum
➥ Kultur und Sehenswürdigkeiten (Wikipedia) ➥ Abbildungen auf ‚Bildindex‘ ➥ Bilder auf ‚Google-Art‘ ➥ Peiting auf ‚Zeno-Org‘ ➥ Suchfunktion nutzen für Peiting auf leo-bw.de (Karten, Archivmaterialien und Luftaufnahmen vom Landesarchiv Baden-Württemberg) ➥ Alphabetisch sortiertes Verzeichnis auf www.kloester-bw.de Beschreibungen vom Landesarchiv Baden-Württemberg
Geschichte
Ortsbeschreibung von Merian: ➥ https://de.wikisource.org/wiki/Topographia_Sueviae:_Peiting
Ausflüge und Sehenswertes
➥ Wikivoyage – Projekt der Wikimedia ➥ Wikitravel – der freie Reiseführer
Webcams
➥ Webcams in Peiting und Umgebung
Nachbargemeinden
➥ angrenzende Städte und Gemeinden (aus Wikipedia)
Teilgemeinden und Ortschaften
➥ Ortschaften und Wohnplätze von Peiting (aus Wikipedia)
Sagen, Mythen und Geschichten
Die Jakobsbrüder
Es hängt in der Kirche »Maria unter der Ecke,« unweit Peitingen, eine alte Tafel, gerade kein Kunststück, was die Malerei anbelangt, doch des Gegenstandes halber, den ihre Schildereien darstellen, immerhin wert, dass man sie näher besehe.
Das ziemlich große, da und dort schon etwas schadhafte Bild ist in viele etwa sechzehn oder zwanzig, Felder eingeteilt, in welchen die verschiedenen Begebnisse einer Geschichte nach der Ordnung ihres Verlaufes abkonterfeiet sind, zu deren Gedächtnis das Gemälde vor langen Jahren gefertigt worden ist. Unter jedem der einzelnen Bilder ist ein Reimspruch zu lesen und abermals, wie bei dem Meister Maler, muss man an des Dichters Werk nicht so fast seiner Reime Zierlichkeit, als vielmehr ihren Inhalt in Anschlag bringen.
Vor etwa drei- oder vierhundert Jahren – so lange her ist es gewiss, weil bemeldete Tafel bereits Anno 1628, wenn ich mich recht entsinne, renoviert wurde, wie darauf zu lesen – waren unter allem Christenvolk die Pilgerfahrten nach manchen heiligen Orten noch viel im Brauche. Obenan in der Reihe solcher vielbesuchter Stellen blieb freilich noch immer unsers Heilandes Grab zu Jerusalem und das Land Palästina, allwo in die Fußstapfen des Herrn die Betfahrer wandern konnten von der Krippe in Bethlehem bis auf den Kalvarienberg; aber dazumal war es bereits wieder mit mächtigen Schwierigkeiten und vielfachen Gefahren verbunden, dahin zu gelangen. Das christliche Königreich Jerusalem war wieder an die Ungläubigen verfallen und so wendete sich die fromme Wanderlust um so eifriger nach den gottbegünstigten Orten des Abendlandes, gen Rom, nach Loretto, vor Allem nach Sankt Jakobs Grab zu Compostella im spanischen Lande. Es sind uns noch aus jener Zeit viele Lieder aufbewahrt, wie sie die Pilgrime sangen, welche gen Sankt Jakob fuhren und dabei viel Not und Elend und manch Abenteuer erlitten, allzeit aber gerettet und gebessert heimkehrten, weil es Gott Allen lohnte, die Sankt Jakob dienten.
Solchen Gotteslohn zu erwerben, zog, wie meine Tafel in Bild und Schrift vermeldet, ein Mann mit seinem Sohne aus nach Compostella. Es ist dieser Pilgrime Namen nicht auf dem Gemälde verzeichnet, auch nicht, woher des Landes sie waren; so viel aber bestätigt das Lied, dass sie Deutsche waren und ich halte sie denn gutmeinend für ein paar ehrliche Schwaben. So sehen wir nun aus ihrem friedlichen Heimwesen am Waldufer des Lechs, oder aus den Geländen des Allgäus die zwei Jakobsbrüder auswandern, ganz wie das alte Lied verlangt, mit der Schüssel bei der Flaschen, den breiten Hut und den Mantel mit Leder wohl besetzt,
»es schnei oder regn‘ oder wähe der wint, dass in die luft nicht nezet.«
Sack und Stab fehlen auch nicht und so lassen wir sie das Elend bauen im Schweizer- und in der armen Jecken Land, in Soffeien, Langedoken und Hispanierland, lassen sie den Berg von Runzevall oder All Fabe übersteigen, wo »viel manches Biedermann’s Kind aus deutschen Land begraben leit,« bis sie endlich einziehen in Sankt Jakobs Münster. – In der Stadt zu Compostella nahmen sie ihre Einkehr bei einem Wirt, einem bösen, gott- und ehrvergessenen Manne, was aber freilich die zwei Fremdlinge nicht wussten, die in dem welschen Lande die fromme Einfalt ihrer Heimat nicht aufgegeben und noch jeden Mann für’s Erste auch für einen ehrlichen ansahen. Obwohl ich dafür halte, dass der Säckel der guten Gesellen nicht allzu straff angefüllt gewesen sein mochte, so war ihr Bislein Hab und Gut doch groß genug, den schlechten Herbergvater anzureizen, es durch List oder Gewalt sich anzueignen. War es nun wieder nicht sonderlich weltklug von den Betfahrern gewesen, dass sie die etlichen Goldgülden oder Silberlinge ihrer Barschaft in der wilden Fremde so unbedenklich vor Jedermanns Augen brachten, so hielten sie wohl dafür, dass ein Gast sicher sein sollte in eines Mannes Haus, dessen Salz er genossen und vergaßen ob des Glaubens an das gute Gastrecht ganz das Sprüchlein: »Trau, schau, wem.« Der habgierige Wirt machte aber von Stund an, da er der Fremdlinge Reisepfenning ersehen, seine Pläne und Anschläge, wie er desselben am besten habhaft würde und war vorerst der Freundlichste und Dienstwilligste gegen seine Gäste, labte sie mit Speis und Trank, wies ihnen ein gutes Lager an und rechnete auch, was billig und bräuchlich war, so dass er in allewege für einen rechtschaffenen Gastgeber gelten mochte, wofür ihn die zwei Schwaben gehalten hatten.
Also gut verpflegt, gingen diese mit desto unbeschwerterem Gemüt, ledig aller Weltsorgen, ihren geistlichen Geschäften nach, pflegten ihre Andacht am Grabe des Apostels, empfahlen ihm und dem lieben Gott ihre allgemeinen und besondern Aufliegenheiten und dachten nach genügender Zeit wieder an die Heimkehr. Rechneten darum mit ihrem Wirte zu beiderseitiger Zufriedenheit, schliefen noch einmal in guter Bequemlichkeit recht nach Herzenslust, um für alle Strapazen gestärket zu sein und wanderten am nächsten Tage bei guter Zeit selbander hinaus vor das Tor zu Compostella morgenwärts, wo das freilich noch weit entlegene liebe Schwabenland ihrer wartete.
Noch hatten sie nicht eine viertel Wegstunde hinter sich, da kamen auf gut ausgreifenden Pferden ihnen etliche Männer nachgetrabt, die sie anriefen, stille zu stehen in des Königs Namen. Als die Reiter sie eingeholt hatten, erkannten unsere Pilgrim alsogleich ihren Herbergvater darunter, aber auch bewaffnete Schergen und Gerichtsleute und der Vornehmste aus diesen sprach: »Wir greifen Euch als unsere Gefangene, denn ihr seid Diebe und Räuber.« Das hörten sie mit nicht geringem Erstaunen: aber noch bestürzter und völlig verwirrt machte es sie, da ihr Wirt anhob, sie zu beschuldigen, aus seinem Hause einen kostbaren, goldenen Becher entwendet zu haben und bei allen ihren Beteuerungen desto hartnäckiger darauf bestand, Niemand Anderer, als diese fahrenden Gauche könnten das Geschmeide gestohlen haben. Ohne ihre Eidschwüre und Klagen zu beachten, führten die Reiter sie auch zurück nach der Stadt und auf das Richthaus daselbst, wo sich der Richter alsobald hinsetzte, ihnen das Recht zu sprechen, auf des Wirtes wiederholte Anklage. Und siehe, als man ihre Wanderbündel durchsuchte, fand sich in des ältern Wallfahrers Gepäck ein goldener Becher, welchen auch der falsche Gastgeber sogleich als den seinen erkannte. Es half nicht viel, dass der Pilgrim bei Gott und allen Heiligen, ja selbst bei dem Landspatron Sankt Jakob schwor, er wisse nicht, wie der Becher in seine Tasche gekommen; der Richter hatte Beweises genug für seine Schuld und sprach ihm das Urteil, dass er solle gehenkt werden und zwar noch in der nächsten Stunde. Sein Bislein Hab und Gut ward auch zu Händen genommen und dem Bestohlenen, dem Wirte, zugesprochen, welcher somit sein böses Verlangen erfüllt sah. Als nun der junge Pilgram merkte, dass kein Erbarmen und keine Rettung zu erwarten sei, da man über seinem Vater den Stab brach und ihn dem Freimann überantwortete, fiel er vor dem Richter auf die Knie und bat hoch und teuer, dass man ihn möchte an seines Vaters Statt hinwegnehmen und sterben lassen. Es hob sich ein schöner, herzergreifender Streit an zwischen den zwei armen Gesellen; ein jeder wollte dem andern zu Lieb den Tod erleiden. Dennoch bat und sprach der Sohn viel dringlicher und überredender, wie dass der Vater sich am Leben erhalten und als die notwendige Stütze und Hilfe der Seinen zur Mutter und den Geschwistern getrost heimkehren sollte und ihm vergönne, Gott und dem vierten Gebot zu Lieb, an seine Stelle zu treten. So ward denn zuletzt der junge Betfahrer von dem Richter an seines Vaters Statt angenommen, vor die Stadt hinaus geführt und an den Galgen aufgehangen.
Zur selben Stunde lag der Alte in Sankt Jakobs Münster auf den Knien und klagte dem Heiligen seine bittere Not und seines unschuldigen Kindes Verlust und betete so recht aus innerstem Herzen zu Gott, brünstig und lange, bis mit einem Male ein wunderbarer Trost und Mut über ihn kam und er in solcher gottesfreudigen Beruhigung sich aufmachte auf den Heimweg. Er musste da an dem Hochgericht vorüber, wo sein Sohn hing und – o Wunder! – er sah sogleich, als er einen letzten Abschiedsblick auf dessen Leiche richtete, dass noch Leben in dem Gehenkten wäre, worauf derselbe sogar ihn ansprach und zum festen Vertrauen auf Gott aufforderte, der ihnen noch sicherlich helfen werde. – Lief also der Vater stracks zu dem Richter, zeigt ihm an, was sich begeben und dieser, nicht wenig erstaunt, geht mit ihm alsogleich hin, den wunderbaren Fall zu untersuchen. Wie sie an des Wirtes Haus vorüber kamen, heißt sie eine innere Stimme eintreten und dem Bösewicht das Gericht Gottes verkünden, das also laut für die Unschuld gesprochen hatte. Sie finden den falschen Mann guten Mutes hinter einem gedeckten Tische, an welchem er es sich wahrscheinlich recht wohl sein lassen wollte, weil ihm sein Bubenstück so ganz nach Herzenslust gelungen war. Aus dem goldenen Becher trank er kühlen Wein und hatte man ihm ein paar gebratene Tauben vorgesetzt. »Wisse, Du arger Bösewicht und Lügner,« rief ihm also der alte Pilgrim zu, »dass mein unschuldiger Sohn noch lebet durch Gott und Sankt Jakobs Hilfe und dass deine Schandtat an den Tag kommen wird!« Da lachte der Wirt und spottete: »Ei, du alter Narr! an deine Mähr‘ will ich dann glauben, wenn diese gebratenen Tauben auf und davon fliegen.« Hatte kaum solche frevelhafte Worte ausgesprochen, als auch schon die Tauben aus der Schüssel sich erhoben und frisch und frei durch das offene Fenster gen Himmel flogen. Nun stand er wohl wie vom Wetterstrahl getroffen; es ließ ihn auch der Richter ergreifen und binden und führte ihn mit sich. Derweil hatten die Fronboten des Pilgrims Knaben vom Galgen genommen, den sie gesund und wohlbehalten zu dem hocherfreuten Vater begleiteten, an seine Stelle aber noch in selber Stunde den falschen Wirt aufknüpften. Freudig und frohlockend und mit dem Gewinne eines niemals schwankenden Gottvertrauens zogen aber die zwei Jakobsbrüder heimwärts, wo sie ihre wunderreiche Geschichte zu Gottes Lob und Ehr‘ männiglich kundtaten und vielleicht auch jene alte Tafel zu frommem Gedächtnis malen ließen, welche uns dazu verhalf, den geneigten Lesern diese alte Sage mitzuteilen, aus der sie am besten selbst die allzeit neue Lehre abnehmen mögen: »Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut,« oder: »Wer Andern eine Grube gräbt« u.s.w. So sagte man vor Alters, statt »in die Fremde ziehen.«
Nach Lentner, Geschichten aus den Bergen 1851
Quelle: Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 416-420. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20005676061
Lieb Frauen Bild zu Peutingen
Peutingen ist ein Dorf, von dem einen Musketenschuss weit eine Kapelle unser lieben Frauen, deren Anfänger ein Schneider gewesen, Lorenz mit Namen, ein Inwohner dieses Orts. Als der noch ein kleiner Knabe war, hat er oft von seiner Ahnfrau Apollonia gehört, es lägen an jenem Ort diejenigen aus der Pfarr Peutingen, so an der Pest gestorben, begraben; wenn er groß würde, sollte er auf seine Kosten ein Bild unser lieben Frauen machen und darein stellen lassen, den armen Seelen zu Trost. Nach dem Tod der Apollonia ist Alles in Vergessenheit gerathen, bis den Lorenz, da er schon ein gestandener Mann, ein großer Schmerzen bei dem Herz ankommen, so von Tag zu Tag zugenommen, ohne dass ihm irgend ein Mittel helfen konnte. Indem wird er im Schlaf ermahnt, ein Muttergottesbild aufzurichten, danach werde das Übel aufhören. Wie er erwacht, ist er des Wortes seiner Großmutter eingedenk alsbald hingangen und hat den ersten Stein zu einem kleinen halbrunden Kirchlein, sechs Schuh hoch und vier breit, gelegt, hat auch der Schmerz angefangen nachzulassen, bis er mit Vollendung der Kapelle völlig verschwunden war. Darauf hat der Lorenz ein hölzernes Bild unser lieben Frauen darein gestellt, solches haben die Pilgrim häufig besucht und Wundergnaden empfangen, ist also hernach eine rechte, doch nicht große Kirche daraus gemacht worden. Da man das Fundament gegraben, hat man die Totenbeiner gefunden, dass also des Lorenzen Ahnfrau recht gesaget.
Quelle: Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 420-421. Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000567607X
³ Die historischen Texte habe ich zur besseren Lesbarkeit „sachte“ an die gültige Rechtschreibung angepasst, historisch überholte Begriffe jedoch belassen. Die historischen Postkarten wurden von mir retuschiert, Flecken und Schrift habe ich entfernt und die Karten in Farbe und Kontrast geändert, manche auch digital coloriert.
Literatur
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