Bad Schachen bei Lindau – das etwas andere Portal mit historischen Ansichten, Sagen, Brauchtum sowie Informationen zur Geschichte. Hier gibt es nützliche Links, alte und neue (Ansichts-)Karten, Fotos, Sehenswertes, Skurriles … u.v.a.m.
Lindau – und vor allem der am westlichen Bodenseeufer liegende Teilort Bad Schachen werden als die ➥ Bayrische Riviera Lindau bezeichnet.
Unterkapitel
Allgemeines
➥ Wikipedia-Eintrag
➥ Commons.wikimedia
Hotel Bad Schachen mit Strandbad
Neben zahlreichen Hotels, Pensionen und Ferienunterkünften ragt besonders das Hotel Bad Schachen(****superior) mit seinem Strandbad hervor. Der Hotelneubau entstand 1909/1910 nach Plänen der Jugendstil-Architekten Hermann Billing und Wilhelm Vittali aus Karlsruhe. Das Strandbad wurde 1924 nach Plänen von Architekt Max Littmann aus München erbaut. Dieses – noch heute mondäne – Bad war das erste Bad am Bodensee, in dem Männer und Frauen gemeinsam baden durften. Es ist noch (fast) im Originalzustand erhalten – von einigen zeitgemäßen Umbauten abgesehen, die der Betrieb neben einem modernen Hotel erfordert. So kam 1960 ein beheizbarer Freiluft-Pool hinzu – der erste am Bodensee. Es gibt ein zum Hotel gehörendes Cafe, Liegestühle inklusive und jede Menge „Flair“. Falls es die Kapazität zulässt, ist das Strandbad auch für externe Gäste geöffnet. Der Eintrittspreis auf Thermalbadniveau ist jeden Cent wert.
Info: ➥ https://badschachen.de/strandbad/
Historische Ansichtskarten
Die historischen Postkarten stammen aus der Jahrhundertwende um 1900. Die Ansichtskarten habe ich digital „gereinigt“, Flecken und Knicke entfernt, Farbintensität und Kontrast verändert, einige s/w-Karten digital coloriert. Die Ursprungskarten waren CC0. Für die hier dargestellten, veränderten Karten gilt ©CC BY-NC edition Wolfgang Autenrieth, 20240. Ein Klick ins Bild öffnet eine größere Ansicht mit Beschreibung und Jahresangabe des Postversands.
Lindenhofpark Bad Schachen
Westlich vom Hotel befindet sich der frei zugängliche Lindenhofpark, der zum Flanieren einlädt. Der Park wurde zum Gartendenkmal erhoben. Darin befinden sich mehrere Häuser, die ebenfalls im Jugendstil erbaut sind. Den 7,5 ha großen Lindenhofpark ließ der Lindauer Kaufmann und Bankier ➥ Friedrich Gruber um seine Villa herum anlegen. Gestalter des Parks war der Düsseldorfer Gartenkünstler ➥ Maximilian Friedrich Weyhe (1775-1846). Er ließ das Schlösschen abbrechen und als „romantisches Ruinendenkmal“ in den Park integrieren. Der Lindenhofpark war „Initialzündung für die Entstehung des Lindauer Villengürtels, der sich von der ➥ Villa Alwind im Westen über 6 Kilometer hinweg bis zur ➥ Villa Leuchtenberg im Osten am Ufer entlang hinzieht. Der bayerische Prinz Luitpold nutzte die „Villa AmSee“ als Sommerresidenz – was zahlreiche Adelige und Personen der Hochfinanz am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts bewog, ebenfalls eine Villa zu bauen. Diese Uferstrecke wird heute als ➥ Bayrische Riviera Lindau bezeichnet. Fast 30 luxuriöse Villen unterschiedlicher Baustile reihen sich entlang des Bodenseeufers, die meisten sind jedoch versteckt, nicht zugänglich und nur vom See per Boot aus zu sehen. Verzeichnet sind die Villen in der ➥ Liste der Baudenkmäler in Lindau
Der Lindenhofpark befindet sich jedoch heute im Besitz der Stadt Lindau und ist öffentlich zugänglich.
Abbildungen und Infos zu den Villen sind auch hier zu finden:
➥Villa Leuchtenberg
➥Schloss Alwind
➥Villa Lindenhof
➥Schloss Holderregen
Bericht auf SWR: ➥ „Sagenhafter Ort: Lindenhofpark in Lindau“
Das Lindenhofbad
Am westlichen Ende des Parks befindet sich das frei zugängliche historische „Lindenhofbad“. Dort gibt es einen Kiosk und einen Verleih für Standup-Paddler, sowie den Charme der 60-er Jahre. Der Parkplatz ist nicht ganz leicht zu finden. Wenn man „Lindenhofbad“ ins Navi eingibt, wird man hingeführt. Die Abzweigung führt durch eine schmale Allee und ein schmales Sträßchen bis vor das Bad. Der Parkplatz ist (moderat) gebührenpflichtig (In den Wintermonaten gebührenfrei – ohne Gewähr).
Lindenhofpark und Hotel im Film
Die Dreharbeiten zum Film „Drei Mann in einem Boot“ mit Heinz Erhardt, Hans-Joachim Kuhlenkampff und Walter Giller begannen im Juni und endeten im August 1961. Aufnahmen entstanden am Bodensee (u. a. im „Hotel Bad Schachen“ und dem westlich angrenzenden „Lindenhofpark“ in Bad Schachen, einem Stadtteil von Lindau sowie in Meersburg und Wasserburg)
➥ https://de.wikipedia.org/wiki/Drei_Mann_in_einem_Boot_(1961)
Sagen, Mythen und Geschichten
Anmerkung: Die historischen Texte habe ich zur besseren Lesbarkeit „sachte“ an die gültige Rechtschreibung angepasst, historisch überholte Begriffe jedoch belassen.
Sagen
Anna von Tegelstein
Eine halbe Stunde von Lindau, zwischen dem Schachenbad und Wasserburg, befindet sich jener der Familie Gruber gehörige und von dem Gärtner Junghänel aus Muskau angelegte Garten, in welchem noch die Überreste, d.h. Unterstock nebst Graben der alten Burg Tegelstein zu sehen sind. Diese Burg war bis zu Ende der dreißiger Jahre wohl erhalten, zwei Stockwerk hoch, dicht von Efeu überwachsen, mit einer kleinen Zugbrücke versehen und rings vom Wasser umflossen, das mit dem Bodensee in Verbindung stand. Das Stiegenhaus befand sich auf der südlichen Seite der Burg in einem runden Türmchen. Nördlich von dem Überreste dieser kleinen Burg befindet sich auf einige Schritte Entfernung der Burgstall mit noch einigen Ökonomie-Gebäuden. Der Burgstall selbst steht größtenteils noch, ist zu einem Gewächshaus verwendet und durch rote Fenstereinfassungen verunziert. Von der Burg steht, wie gesagt, nur mehr der untere Theil, denn alles andere wurde auf den Wunsch des verstorbenen und in diesem Garten beerdigten Herrn Gruber entfernt und abgebrochen, weil er es für unpassend hielt, dass in einem Parke eine noch erhaltene Burg stünde. Der freilich damals ganz versumpfte und mit Schilf angefüllte Wassergraben wurde wieder gereinigt und einigen Schwänen zum Aufenthalt angewiesen. Die der ehemaligen Zugbrücke zunächst angebrachten Trauerweiden deuten sinnig auf den neuerungssüchtigen Abbruch dieser alten Zierde der Gegend hin. Von der Burg hat sich auch noch folgende Sage im Munde des Volkes erhalten.
In grauer Vorzeit lebte hier eine Witwe, die Freifrau Anna von Tegelstein, mit einem Sohne und drei gar lieblichen, erwachsenen Töchtern. Die Mutter war in hohem Grade adelsstolz, meinte, der Mensch fange erst beim Freiherrn an und vergönnte den armen und unbemittelten Leuten kaum die Luft zum Atmen. Eines Tages kam auf die Burg eine Pächtersfrau in Trauer gekleidet und sprach zu der Edelfrau: »Gnädige Frau, meine einzige Tochter ist gestorben, sie zählte erst achtzehn Jahre und war die ganze Freude meines Lebens. Ich möchte wohl um ihre schwarzen Locken einen Kranz von weißen Rosen flechten, da sie doch eine Braut des Himmels geworden; erlaubt also, dass ich mir welche in eurem Garten hole, wo sie so schön blühen.« »Du magst einen Kranz von Brennnesseln für deinen elenden Balg binden,« fuhr sie die hoffärtige Frau an, »Rosen geziemen sich nicht für Bettelvolk, die sind nur für unsers Gleichen!« – »Nun so mögen denn Eure Rosen zu Totenkränzen für Eure Töchter werden!« sprach die Pächterin entrüstet und verließ augenblicklich das Schloss. Der Fluch ging in Erfüllung. Die drei Töchter der Edelfrau starben binnen einem Jahre, und jede trug im Sarge einen Kranz von weißen Rosen um das Haupt. Damit sollten aber die Leiden der stolzen Witwe noch nicht zu Ende sein, denn nach der Volkssage sah man, wenn der Tod eines weiblichen Abkömmlings der Familie Tegelstein bevorstand, die Frau Anna gegen Mitternacht im Garten sitzen, und einen Kranz von weißen Rosen flechten. Nachmals kam das Schlösschen an die Familie Motz von Kempten, welche es vom Kloster St. Gallen zu Lehen hatte.
Quelle: Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 321-323. Permalink: ➥ http://www.zeno.org/nid/20005680689
Die Totenblumen
Von der Burg Tegelstein, die einst am Bodensee lag, sind längst die Ruinen verweht; aber die Sage von der stolzen Frau Mechtildis aus dem Geschlecht der Tegelsteiner lebt noch im Munde des Volkes. Ein marmorkaltes Herz besaß jene üppig-schöne Schlossherrin, und die Armen und Dürftigen wagten nimmer, sie um eine milde Gabe zu bitten. Einen Sohn und drei Töchter hatte ihr der Himmel beschert, und es war seltsam, dass des Jünglings Herz warm schlug für die Notleidenden, indes der drei Fräulein Gemüt der frostige Hauch der stolzen Mutter durchwehte.
Eines Tages ist eine Pächterin aus der Gegend auf der Burg erschienen, die war in Trauerkleider gehüllt und hat die Burgfrau weinend aufgesucht.
„Meine einzige Tochter ist mir gestern gestorben,“ sprach sie schmerzbewegt zu der Herrin, „siebzehn Jahre zählte sie und war die einzige Freude meines Lebens. Um ihr Haar möchte ich einen Kranz von weißen Rosen flechten, da sie ja eine Braut des Himmels geworden. Vergönnt mir, edle Frau, sie in Eurem Schlossgarten zu pflücken, wo sie so schön und reichlich blühen.“
Doch mit kaltem Blick sah sie die Schlossherrin an. „Einen Kranz von Nesseln magst Du für Dein Mädchen binden! Rosen geziemen sich für unseres Gleichen, nicht für niedriges Volk!“
„So mögen denn Eure Rosen zu Totenblumen für Eure Töchter werden!“ sprach düster das geschmähte Weib und wankte davon. Die stolze Frau Mechtildis lachte kurz auf und kehrte, scheltend auf das Bettelvolk, ins Schloss zurück.
Das Wort der Pächterin aber ging in Erfüllung. Ehe ein Jahr vergangen, sanken die drei stolzen Töchter der Burgfrau ins Grab und einen Kranz von weißen Rosen aus dem Burggarten trug jede im Sarge. Maßlos war der Schmerz der Frau Mechtild und in gottlosem Hader grollte sie mit ihrem Geschick. Ihr Geist aber musste dafür büßen: so lange das Geschlecht der Tegelsteiner blühte, sah man jedes Mal, wenn ein weibliches Mitglied der Familie dem Tode nahe war, den Geist der Frau Mechtildis um Mitternacht im Schlossgarten sitzen und einen Kranz von weißen Rosen flechten.
Alois Wilhelm Schreiber: Tegelstein aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 16–17, 1846, Quelle: ➥ https://de.wikisource.org/wiki/Tegelstein
Literatur
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