Sprichwörter aus der Zimmerischen Chronik
Die nachfolgenden Sprichwörter aus der Zimmerischen Chronik hat Sprachforscher Anton Birlinger im 19.Jahrhundert aus der Chronik „excerpiert“ und in der Zeitschrift „Alemannia“ veröffentlicht.
39 Wer A sagt, mueß auch B sagen.
40 Der abgang des einen ist des andern ufgang.
41 Wann der abt die würfel legt, megen die münch im convent wol spielen.
42 Alt affen, jung pfaffen und wilde bern, soll niemands in sein haus begern.
43 So man ain affen will fahen, mueß man ime auch ain gescheuch darnach anlegen.
44 Man soll die affen suchen, biß man sie facht.
45 So ain alter zu einem narren gerät, so übertrifft er umb etliche pfund ain jungen gesellen.
46 So ein alter zu ainem narren wird, so übertrifft er umb ain weites ain jungen.
47 Der hett für sein todt nit öpfelküechlin, wie man sprücht, gessen.
48 Die zwelf apostel an der zal teten künig Rudolfen den fußfal.
49 Jenhalb bachs sein auch leut.
50 Gedenkt ainer under den bank, so bleibt er darunder.
51 Es ist ihm bas mit dem bereiten, dann mit dem stechen.
52 Es ist keinem baß, dann so er das messer nur uf den disch legt und der würt schon bezalt ist.
53 User bast macht man hafensail. Was ain karger erspart, würt aim geuder zu tail.
54 Ein baschart thuet er guet, so ist er ain abentheur oder doch ungewonlich; thuet er args, so handlet er nach seiner natur.
55 Ein bastart thuet er guets, so ists ain wunder. Gerat er nit es ist sein art besonder.
56 Ich behalt mir dasselbs, sprach graf Hanns von Werdenberg.
57 Was übel und am wenigisten beritten, das will am allermaisten darvornen daran sein.
58 Wan ain betler zu aim herren gerät, ist er vil wunderbarlicher, auch strenger, dann ein anderer.
59 Wie man beichtet, so wirdt bueß gesprochen.
60 Das ist ein Bitscher suppen, die von morgen siben oder acht bis umb die drei oder vier uren nachmittag dauert.
61 Das kam in domum Cadmi et Agenoris.
62 Ich main, du begerest auch zu wissen, wie ain carfunkelstain sehe.
63 Corruptio unius est generatio alterius.
64 Dat veniam corvis, vexat censura columbas.
65 Man macht dir kein aigens.
66 Sie kamen, wie man sprücht, ab equis ad asinos.
67 Ich bin ain böser esel, sprach der schuelmaister von Sigmaringen.
68 Hie ist alle tag die fasenacht.
69 Wo man feur und stro zesamen last nisten, es bleibt nit lang, es nimt zulezt ain auspruch.
70 Frischlich angerennt ist wol halber gefochten.
71 Fronte capillata post occasio calva.
72 Fründs mundt redet nimer oder doch selten wol.
73 Das best ist fuchs mit fuchsen fahen, beißt kainer den andern.
74 Es ist bös, fuchs mit fuchsen fahen.
75 Es ist ihnen wie den gaisen, die wol steen und doch scharren.
76 So es ain gans, es were darvon nit ein feder scin.
77 Die gaus hat sibenhundert gens und ain halbe vergaget.
78 Wer vil hingibt, dem pleibt dester weniger.
79 Alt gelt und jung leut reimen sich mit zu samen.
80 Die geratnen sind die bösten (besten).
81 Ain groß ge schrai, jedoch wenig wollen.
82 Vill geschrais und wenig wollen.
83 Du bist gewaltig im haus wie der abt von Ochsenhausen.
84 Du bist auch gewaltig in deim haus, wie der von Ochsenstain den warf man die stegen hinab.
85 Was in der jugendt gewonet, das behangt und bleibt merthails im alter.
86 Wie die haushaltung, also gewinnt auch das haus zu letst ain gibel.
87 Gleichs und gleichs gesellt sich gern, sprach der teufel zu aim koler.
88 Die gnad gehet fürs recht.
89 Gott und die natur schaffen oder thuen nichts one ursach.
90 Das walt Got! sprach pfaff Peter, do stig er uf die magt.
91 Wir sein noch nit übern graben.
92 Hüte dich vor Gremlichs zeitungen.
93 Gris schlecht noch (nach) granen.
94 Wann der haffen an boden begert, so überläuft er nit.
95 Das handtwerk hast und feindet ainandern.
96 Was gehenkt soll werden, das ertrinkt nit gern.
97 Was erhenkt soll werden, das ertrinkt nit.
98 Der has hat allenthalben die zunftmaister uffressen.
99 Welcher sein haus well sauber und rain behalten, Der meidt pfaffen münch und tauben, Und laß den lieben Got walten.
100 Wo haut und har kain nutz ist, da würt kain guter belz.
101 Nahe heirat und ferre herrendienst sind die besten.
102 Es ist nit guet, denen großen herren gelt zu leihen.
103 Man kennt den herrn beim gesind und das wetter bim windt.
104 Herrengunst, Aprillenwetter, Frawengemüt und rosenbletter, Ross, würfel und Federspill, Verkern sich oft, wers merken will.
105 Er wüscht hinein, wie ain pfeifer in ain würtshaus.
106 Wie der hirt, so die schaff.
107 Kain hochmuet hat langen bestand.
108 D’hund hinken, frawen wainen und d’kremer schweren, Dorau soll sich aber niemands keren.
109 Die alten hundt sein beschwerlichen bendig zu machen.
110 Es soll sich menigelichen vor dreien dingen wol hüeten, nemlich frembde brief zu lesen, in ainer schmiten nichs anzugreifen und dann in ainer apotek oder ains arzen haus nichs zu versuchen.
111 Er ist am selbigen ort in ain getreng kommen, als der mit eim gelskolben durch ain weite gassen lauft.
112 Es ist kain sach so irrig, man kann sie vergleichen, und ist auch der Schweizer krieg eines gericht worden.
113 Es ist kein justitia mehr, zu gleich wie zu Rom, wann ein bapst stirbt.
114 Wem die kappen wird ufge sezt, der mueß sie tragen und haben.
115 Wa die katzen ußerm haus, so reihen die meus.
116 Kündern und hailigen ist guot phlegen, sie künden nit, oder dörfen nit vil reden.
117 Es ist umb ain haufen künder oder auch ander mentschen, wie umb ain haufen air.
118 Es ist nit ein geringe kunst, dem kündt ein vatter zuzurichten und zu bekommen.
119 Es ist kain kunst, ain kindt zu machen, dann die bauren und unverstendigen kindens schier am besten, sonder das ist ain maisterschaft, dem kindt ain vatter schöpfen.
120 Wann das kündt gestorben, so ist die gefatterschaft auß.
121 Die weiber haben lange klaider und kurze sinn.
122 Kurzen mut und lange klaider Tragen die frawen laider.
123 Das kriegen ußer der canzlei und künder zeugen ußer der apotek, ist selten fruchtbar.
124 Das kriegen user der canzlei und buelen uß der apoteka beschieht selten mit fruchten.
125 Es gerat selten und bricht das ein tail die krieglin und der ander teil die hefelin.
126 Kue und kalb gehen, wie man sprücht mit ainandern.
127 Man darf keine leus in ein belz setzen dann sie wachsen für sich selbs.
128 Man darf kein leis in ein belz, setzen dann sie wachsen selbs darin.
129 Wie er gelept, also ist er auch gestorben.
130 Man mueß die leut reden laßen, die gens köndens nit.
131 Wo nit leut sein, da sezt man d’gens uf d’benk.
132 Ee ain liebs, kumend hundert laid.
133 Der frawen list Über aller maister kunst ist.
134 Male quesita male dilabuntur.
135 De male quesitis non gaudebit tertius heres.
136 Kain maus, wie klain sie joch ist, erstickt under ainem großen hewschochen.
137 Der mentsch nümpt im für, aber der all mechtig ordnets und schaffts nach seinem willen.
138 Und hettest des Mettelis gut, so mußt es doch alles verthon sein.
139 Ein meusle bringt ain anders meusle für.
140 Der mist und die gest sind im feldt zum besten.
141 Welcher ehe in die müli kumpt, würt ehe gemalen.
142 Man soll deren herren irer weiber und hundt mueßig geen.
143 Narren, kündt, volle leut, Die reden die warhait.
144 Die narren mueßen getriben und geiebt sein, oder sie verderben und verligen sonst.
145 Es ruempt sich uit zwen narren in ainem haus.
146 Es ist nit hie der sitt, das man setz d’narren über aier.
147 Narren soll man mit kolben lausen.
148 Kain narr will ein narr sein, so wenig als kein voller vol oder ain hur ain hur.
149 Was zu ainer neßlen wird, das print flux.
150 Wan du zu Nürmberg werst, so geb man dir die wal.
151 Das ochsen- und kalbflaisch mag bei ainandern nit gesieden.
152 Die könig und grose potentaten haben durchgebohrte oren und lange hendt, vernemen von weitem und greifen auch von weitem zu.
153 Post tres dies vilescit piscis et hospes.
154 Präcocia ingenia raro perveniunt ad frugem.
155 Qualem te invenio, talem te judico.
156 Kein würt steckt von ains gasts wegen ain raif uß.
157 Es pringt kein rapp kein distelfogel und kein wolf kein schaf.
158 Wer reut, der reut, wer leit, der leut.
159 War auch ain ross umb ain sackpfeifen, wie man spricht.
160 Rüeben pieren sein laßen.
161 Es reimpt sich gleich als salzmessen und ich waiß nit was.
162 Man thuts nit überal, das man die schaff sengt.
163 Dem schuldigen schlottert das mentele.
164 Die Schweizer haben nie kainem geholfen, dem darvor nit baß gewest.
165 Was nit sein soll, das schickt sich nit, und straift aim ain reis ab.
166 Was eim nit werden soll, das streift ain reis ab.
167 Selbs thon, selbs haben.
168 Si non caste, tamen caute.
169 Uf ain sparer gehert ein verthoner.
170 Den spott zum schaden haben.
171 Es stimmt zusammen, als wenn man zum wetter läutet.
172 Einer, der theur bout und wolfel geit.
173 Ain thor kan ein so ungeruempte fragen thon, das zehen weisen im die nit verantworten wissen.
174 Ein narr kann mer fragen, dann zehen die allerweisesten verantworten.
175 In worten, kreuter und holz sind grosse tugenden.
176 Es war ain Dutlinger friden der nit lang weret.
178 Wer wol kan übersehen, Dem mag wol guts beschehen.
179 Es leut nur am übersehen, als die von Weiters hausen.
180 Man sagt gemeinlich, es kom kein unfahl allain.
181 Es ist weger ungefragt und geschwigen, dann ein böse oder unverhoffte antwurt erlangen.
182 Untrew trifft seinen aignen herren.
183 Es ist fraw Urslen abförtigung (so ainer ain bösen abschaidt oder abförtigung bekommen).
184 Vogel iß oder stürb.
185 Man sicht an seinen federen, was er für ein vogel ist.
186 Uf den hochzeiten und haimfierungen soll man voll sein.
187 Was bald wechst, das verdürbt auch bald.
188 Wagen gewint, wagen verlürt.
189 Wie in den waldt geschrawen würt, also erhilt er auch.
190 Die stillen wasser, so sie ußprechen, sind schedlicher und nachtailiger.
191 Er het das weib, wie einest einer die amsel, die flog noch im waldt.
192 Kein weiser man thut keine kleine dorheit.
193 Die welt ist und bleibt die welt.
194 Die welt will und mueß betrogen sein.
195 Was einer nit waist, das thuet im nit wee.
196 Zu vil witz ist nit allweg guet.
197 Zu vil witz und fürsorg mag zu zeiten mehr unfahls bringen, als die thorheit.
198 Guete wort und alt gelt, das verricht alles.
199 Dem würt der nutz und mir die mühe, Dem würt das flaisch und mir die brüe.
200 Wann ain gestud zergeen will, so beisst es ime selbs den schwanz ab.
Quelle: Anton Birlinger: Sprichwörter aus der Zimmerischen Chronik.in: Alemannia, Zeitschrift für Volkskunde, Dialektologie, Literatur- und Lokalgeschichte, Hrg:Anton Birlinger/Fridrich Pfaff, Bonn/Freiburg, 1873–1917, Bd. 1 (1873), S. 304–307, https://books.google.de/books?id=O3oKAAAAIAAJ Anmerkung: Die Sprüche Nr.1-38 stammen nicht aus der Zimmerschen Chronik.