Ortsbeschreibung der Gemeinde Leutkirch § °
Gemeinde Leutkirch – Ortsbeschreibung
Ortsbeschreibung der Gemeinde Leutkirch aus der Beschreibung des Oberamts Leutkirch von 1843 durch August Friedrich Pauly, übertragen und für die bessere Lesbarkeit an die heute gültige Rechtschreibung angepasst, sowie durch Bildmaterial ergänzt.
Quelle: https://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_Leutkirch
Gemeinde Leutkirch – bestehend aus der Stadt und 4 Parzellen mit 2200 Einwohnern auf Einer Markung.
Leutkirch, die Oberamtsstadt, ehemals freie Reichsstadt, liegt unter 27° 41′ 10,24″ östlicher Länge und 47° 49′ 33,45″ nördlicher Breite, den evangelischen Kirchturm als Mittelpunkt angenommen, 44 geometrische Stunden von Stuttgart. Die Erhebung über dem Mittelmeere und zwar die des Eschach-Niveau am oberen Thor beträgt 2266,5 württembergische oder 1999 Pariser Fuß. Siehe oben das Höhenverzeichnis. Die Stadt selbst zählt 1582 evangelische, 595 katholische, zusammen 2177 ortsangehörige Einwohner, und ist somit eine Gemeinde zweiter Klasse. Leutkirch ist der Sitz des Oberamtsgerichtes und Oberamtes, eines Oberamts-Physicats und eines Postamtes. Wegen der übrigen Bezirksstellen siehe oben Seite 81.
Auf den meisten zehntbaren Grundstücken der Stadtmarkung ist das Hospital Leutkirch im Besitz des Groß-Zehntrechtes zu fünf Sechsteilen und die katholische Stadtpfarrei, nunmehr der Graf von Beroldingen zu Ratzenried zu einem Sechstel. Doch hat sowohl das Hospital als der letztgenannte Dezimator (dieser namentlich auf den sogenannten freien Haidfeldern) auf einzelnen Grundstücken das ausschließliche Groß-Zehntrecht. Klein- und Heuzehnten bezieht der Letztere nur von einzelnen Feldern. In der Regel werden die Zehnten in Natura entrichtet. Zehntfrei sind 150 Morgen Äcker und 70 Morgen Wiesen.
Die Stadt hat das Jagdrecht auf ihrer ganzen Markung mit Ausnahme einer ganz schmalen Strecke. Außerdem hat sie das dem Staat gehörige Jagdrecht in den benachbarten Distrikten der ehemaligen Landvogtei’schen Gemeinden gepachtet. Beide Jagden sind wieder an Privaten in Pacht gegeben. Klagen über Wildschaden erheben sich nicht. Das Fischrecht besitzt und übt die Stadt in den Bächen und fünf Weihern ihrer Markung.
Zwischen dem rechten Ufer der Eschach und dem Fuß einer steilen bewaldeten Anhöhe (früher Hochberg, jetzt Wilhelmshöhe genannt), liegt die Stadt nach drei Seiten ganz offen und frei. Die Luft gilt für gesund, die Temperatur hält die Mitte zwischen der Rauhigkeit der höheren Gegenden um Wurzach, Zeil u. s. f., und dem milderen Klima der Illertalorte.
Der Boden ist fruchtbar und erlaubt den Anbau aller gewöhnlichen Getreidearten. Der Ertrag ist mit dem von Berkheim gleich (zu 4 Scheffel 5 Sri.) angenommen und steht also die hiesige Markung in dieser Hinsicht nur Aichstetten nach. Die nächste Umgebung besteht aus Wiesen und einigen Gemüsegärten. Um die Stadt führt ein angenehmer, längs der Eschach mit Bäumen bepflanzter Spaziergang. Die Stadt hat zwei lange Vorstädte, die obere und untere, welche durch die beiden, die gleichen Namen führenden Haupttore mit der inneren Stadt verbunden sind. Zu dem oberen Thor ziehen die Landstraßen von Kempten, Isny, Wangen und Wurzach, zu dem unteren die von Memmingen und Ulm ein. Nebentore sind auf der Westseite das Nonnenbacher, auf der Ostseite das Bocktor. Auf der letzteren Seite ist in neuerer Zeit noch ein weiterer Zugang durch die nunmehr ganz abgetragene Stadtmauer gebrochen worden.
Der Mühlbach aus dem Stadtweiher ist mitten durch die Stadt geleitet. Die Anlage im Innern ist keineswegs regelmäßig; es gibt nur wenig ordentliche Gassen; die geradeste und ansehnlichste unter diesen ist die vom oberen zum unteren Tor führende Hauptstraße, welche in ihrer unteren Hälfte auch zugleich den Marktplatz vorstellt, und – besonders in Folge des neuerlichen Brandunglücks (s. unten) – einige gut gebaute und moderne Häuser enthält.
Das Areal des Ortsetters beträgt 342/8 Morgen. Die Anzahl sämtlicher Gebäude beläuft sich auf 405, darunter sind 312 Haupt- und Wohngebäude.
Staatsgebäude sind: das Oberamtsgerichtsgebäude und die Revierförsters-Wohnung. Die oberamtsgerichtlichen Gefängnisse befinden sich in einem städtischen Gebäude.
Städtische Gebäude befinden sich hier 21, unter welchen die hospitalischen nicht gerechnet sind. Das ansehnlichste unter diesen ist das 1740 erbaute vormalige reichsstädtische Rathaus, welches als Oberamtsgebäude an den Staat vermietet ist. Es ruht auf Arkaden und ist in etwas großartigeren Verhältnissen konstruiert als die übrigen Häuser der Stadt. Um so unscheinbarer ist dagegen das eigentliche Rathaus, obgleich viel älter als das erstere, dennoch der neue Bau genannt. Es diente vor Erbauung des ersteren zum Rathaus, wurde darauf als Zunftstube benutzt, bis es nach Aufhebung der reichsstädtischen Verfassung seiner alten Bestimmung zurückgegeben wurde. Der Raum unter den Rats- und Amtszimmern ist zu einem städtischen Theater eingerichtet. Auch besitzt die Stadt ein Kornhaus, einen Salzstadel, ein Schlachthaus u. a.
Teilkapitel / Gliederung dieser Seite
Kirchen
Die evangelische Pfarrkirche zur heiligen Dreifaltigkeit wurde 1615 im Bau vollendet und den 11. Febr. desselben Jahrs eingeweiht, nachdem den 14. März 1613 der Grundstein gelegt worden war. Die Kosten wurden teils aus dem Ärar der evangelischen Gemeinde, teils durch freiwillige Beiträge Einzelner, namentlich derer von Furtenbach, bestritten. In neueren Zeiten wurde eine durchgreifende Ausbesserung nötig, die auch 1826 mittelst einer Kapital-Aufnahme von 1500 fl. erfolgte. Die Kirche ist ein geräumiges, helles und freundliches Gebäude; aber sehr niedrig und unansehnlich ist der Turm, der nur eine aber ziemlich große Glocke hat. Die Bau- und Kultkosten trägt die Kirchenpflege, siehe unten. Das im Jahr 1755 erbaute evangelische Pfarrhaus ist Eigentum der Gemeinde.
Die evangelische Hospital-Kirche, ohne Zweifel so alt als das Hospital (s. d.), diente von 1549 bis zur Erbauung obiger Kirche dem evangelischen Pfarrgottesdienste, und wird auch jetzt noch zu Wochengottesdiensten, bei Leichen u. s. w. gebraucht.
Die katholische Pfarrkirche zu St. Martin steht erhöht und frei am südöstlichen Ende der Stadt; sie ist geräumig und anständig dekoriert, doch etwas niedrig, hat ein Mittel- und zwei Nebenschiffe, deren Gewölbe auf 8 Säulen ruhen, einen Hochaltar und vier Nebenaltäre, und einen schönen Kuppelturm. Ihr Bau begann 1514 auf der Stelle der uralten, allmählich zerfallenen Kirche, (deren Hochaltar, wie auch der jetzige, dem heiligen Kilian| consecrirt war). Die Einweihung erfolgte 1519. Der damalige Pfarrer, Johannes Schwarz, diente dabei zugleich als Baumeister. Die Baulast ruht auf der St. Martinspflege, siehe unten. Das katholische Stadtpfarrgebäude ist ums Jahr 1630 erbaut, in neuester Zeit aber ist beschlossen worden, dasselbe mit einem andern, ganz neu zu erbauenden (zum Teil auf Kosten der Pfarrstelle) zu vertauschen.
Über das ehemalige Frauenkloster siehe unten. – Unter den Privatgebäuden ist als das schönste und ansehnlichste das sogenannte Schlösschen, auch der Hummelsberg oder Furtenbach’sche Berg genannt, in der obern Vorstadt an der Straße nach Kempten, zu nennen. Es ist von einem der Furtenbache wahrscheinlich um die Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut worden, und war seiner Zeit durch eine Rüstkammer, Kunst- und Büchersammlung und schöne Gartenanlagen ausgezeichnet. Längere Zeit diente es adeligen Familien, zuletzt einem Grafen von Reutner, zur Wohnung; gegenwärtig ist es in den Händen eines Bürgers von Leutkirch.
Die Einwohner
Nach der Aufnahme am 15. Dezember 1841 betrug die Bevölkerung der Stadtgemeinde 1083 männliche und 1117 weibliche, zusammen 2200 ortsangehörige Einwohner. Bei der Zählung im Jahre 1832 waren von 2001 Ortsangehörigen abwesend 213, dagegen Fremde anwesend 187, die ortsanwesende Bevölkerung betrug daher damals 1975. Im Jahr 1837 belief sich dieselbe auf 2064, und 1840 auf 2117. Die Zahl der Ehen war im Jahr 1832 345; es kamen also auf 1 Ehe 5,8 Einwohner.
Geboren wurden jährlich nach dem Durchschnitt des Decenniums von 1830/40 91. Darunter uneheliche 9; auf 1000 Einwohner kommen hiernach 44 Geborene (oder eine Geburt auf 23 Einwohner) und unter 100 Geburten befanden sich 9,5 uneheliche, oder die unehelichen verhalten sich zu den ehelichen wie 1 : 9,7. Letzteres Verhältnis ist etwas besser als das mittlere des Landes 1 : 8,1.
Gestorben sind jährlich, nach demselben Durchschnitt 82,0, es kommen daher auf 1000 Einwohner 39,6 Gestorbene (oder 1 Gestorbener auf 25,2 Einwohner). Die größere Sterblichkeit beim männlichen Geschlechte ist auch hier bemerkenswert; auf 1000 Personen männlichen Geschlechts kommen 42,0, auf 1000 Personen weiblichen Geschlechts aber nur 37,2 Sterbefälle.
Auf 100 Gestorbene kommen 110,8 Geborene, und der natürliche Zuwachs der Bevölkerung der Stadt betrug in dem genannten Decennium 89 Personen (53 männliche und 36 weibliche), die Zunahme durch Einwanderung (über Abzug der Auswanderer) 97, der gesamte Zuwachs also 186.
Bei der Zählung des Jahrs 1832 fanden sich Übersechzigjährige 190 oder auf 1000 Einwohner 95, während nach dem Mittel des Königreichs auf 1000 Einwohner nur 77 kommen. Die größere Sterblichkeit betrifft nur die jüngeren Altersklassen, hauptsächlich vor dem zurückgelegten ersten Lebensjahre.
Johannes Fabri, Bischof in Wien
Einen berühmten Landsmann hatte die Stadt Leutkirch an dem Dr. Theol. Johannes Fabri, Bischof in Wien. Er hieß eigentlich Heigerlin und kam als eines Schmieds Sohn in Leutkirch 1478 zur Welt. Nach der Sitte jener Zeit nahm er einen lateinischen Namen an und wählte dazu den obigen, da sich wohl der Schmied, aber nicht Heigerlin lateinisieren ließ. Er widmete sich in Freiburg den theologischen Studien, und trat früh in den Dominikanerorden. Ausgezeichnet durch Geist und Kenntnisse wusste er sich bald in ein solches Ansehen zu setzen, dass er ein Kanonikat in Konstanz und Basel, dabei die Pfarreien Leutkirch und Lindau erhielt, des römischen Königs Ferdinand I. Rat, nachmals Beichtvater und Generalvikar des Bischofs von Konstanz wurde. Er zeigte sich anfänglich als einen freisinnigen, von den Ideen der Zeit angeregten Mann, der mit Erasmus von Rotterdam befreundet, den damals herrschenden Missbräuchen sich entschieden entgegenstellte und namentlich den von Samson in der Schweiz betriebenen Ablasshandel bekämpfte. Noch in seinen späten Jahren beklagte er aufrichtig die Entstellungen, welche die Kirche im Laufe der Zeiten erlitten und drang ernstlich auf eine allgemeine Kirchenversammlung.[3] Er wollte die Reform, aber er hasste die Reformatoren und verwünschte die Art und Weise, wie aus der Kirchenverbesserung eine gewaltsame Kirchentrennung geworden ist. Sein Glaubensbekenntnis legte er unbefangen in der Denkschrift nieder, die er an die österreichischen Stände richtete: »Causae rationabiles, propter quas D. Joh. Fabri noluit ac bona conscientia non potuit Lutheri doctrinam approbare.« Doch ist nicht zu verkennen, wie sich Fabri immer mehr zu dem andern Extrem neigte, so dass die Lutheraner ihn sogar des beabsichtigten Verrates an Simon Grynäus in Speyer und des Anteils an der Verbrennung des Balthasar Hubmeyer (s. Schreib. hist. Taschenb. 3. Jahrg.) beschuldigten. Ersteres ist nicht erwiesen, für Letzteres macht man ein Schriftchen geltend, das von Fabri herrühren soll, und ohne Ort und Jahreszahl, unter dem Titel erschienen ist: „Ursach, warumb der widerteuffer Patron und erster Anfenger Doctor Balthasar Hubmeyer zu Wien auff den zehenten Tag Martii Anno 1528 verbrennet sey.“
Im Jahr 1529 zum Probst in Ofen und 1531 zum Bischof in Wien erhoben, nahm er freilich eine entschiedene Stellung gegenüber der Umwälzung in Sachen der Kirche ein. Fabri war ein sehr begüterter Mann, und hat seine Vaterstadt Leutkirch mit ansehnlichen Stiftungen bedacht. Namentlich hat das Hospital einen großen Teil seiner Einkünfte den Legaten Fabri’s zu verdanken. Für wohltätige und Studienzwecke legierte er in den Jahren 1525–39 sechs bedeutende Stipendien, teils ganz, teils hälftig zu Gunsten geborener Leutkircher, und gab für ihre Verwendung die liberalsten und einsichtsvollsten Bestimmungen. Allein mit Ausnahme einer einzigen sind diese Stiftungen für Leutkirch, nachdem sich diese Stadt von der allgemeinen Kirche losgesagt, verloren gegangen. Er starb den 21. Mai 1541. Über des berühmten Mannes Leben und Schriften (unter welchen sein Malleus haereticorum die Erbitterung der Lutheraner am meisten erregte) siehe: Kettner, Dissert. de vita et scriptis Joh. Fabri Leofanensis, etc. Lips. 1737. 4.
Das adelige Geschlecht derer von Furtenbach
Von angesehenen Geschlechtern nahm in Leutkirch die erste Stelle ein das adelige Geschlecht derer von Furtenbach. Dasselbe stammte aus Graubündten und teilte sich in die Linie des Hieronymus, der zu Ende des 15. Jahrhunderts sich in Leutkirch niederließ und in die des Erasmus, der sein Geschlecht in Feldkirch fortpflanzte. Ein besonders verdienter Mann war Hieronymus von Furtenbach, der Ältere, Bürgermeister in den drangvollen Zeiten des 30jährigen Kriegs, er starb 1634. Sein Sohn Joseph, geb. den 30. Dez. 1591, bildete sich in Italien zu einem vorzüglichen Architekten aus, ließ sich 1621 in Ulm nieder und ward daselbst Senator. Er besaß ausgezeichnete Kenntnisse in der Mathematik, bürgerlichen und Kriegsbaukunst, die er sowohl durch Bauwerke, welche er leitete, als durch geschätzte Schriften bewährte. Seine, ihrer Zeit berühmte Kunstkammer kam nach seinem Tod nach Leutkirch. Eine gedruckte Beschreibung derselben mit vielen Kupferstichen erschien 1660. Der Leutkirchsche Physikus, Gabriel von Furtenbach, war der Verfasser der oben erwähnten Chronik. –
Ein anderes berühmtes Geschlecht, von welchem in Leutkirch ein Zweig blühte, ist das schweizerische der Zollikofer.
Der Nahrungsstand
Die Hauptnahrungsquelle der Einwohner fließt aus dem Feldbau in Verbindung mit der Viehzucht. Über zwei Drittel der Bürger besitzen eigene Felder, wenn auch zum Teil in beschränktem Umfang. Ausschließlich von Gewerben leben Wenige. Die Einwohner sind arbeitsam und ökonomisch; dennoch kann ihr Wohlstand im Allgemeinen nur mittelmäßig genannt werden.
Das Areal der Stadtmarkung beläuft sich auf 55324/8 Morgen, davon sind 2/5 Ackerland, welches, da keine Vereinödung besteht, flürlich gebaut wird. Nur auf 420 Morgen ist der Bau willkürlich. Das Nähere über die einzelnen Kulturen zeigt die beigefügte Tabelle. Der Feldbau umfasst die gewöhnlichen Fruchtgattungen; in neuerer Zeit werden auch Versuche mit dem Rapsbau gemacht. Klee und Kartoffeln werden in großer Menge gebaut. Wenig von Belang ist der Gartenbau, doch gibt es einige hübsche und wohl unterhaltene Gartenanlagen, z. B. des Stadtschultheißen Früh und des Apothekers Köbel. Für die Obstkultur kann bei den hiesigen klimatischen und Bodenverhältnissen nichts Bedeutendes getan werden. Es besteht übrigens hier eine nicht unbedeutende Oberamtsbaumschule, aus welcher meistens die erforderlichen Bäume für den Satz an den Straßen gegen einen billigen Preis abgegeben werden. Die Viehzucht wird als einer der wichtigsten Nahrungszweige betrieben. Zwar fand bisher noch teilweise Weidetrieb statt, während mehrere einzelne Viehhalter schon seit einer Reihe von Jahren Stallfütterung eingeführt hatten; in neuester Zeit aber wird die Stallfütterung allgemein, weil der Waldtrieb nicht mehr gestattet und eine andere Weide seit der Verteilung der Allmand (1825) nicht mehr vorhanden ist.
Industrie und Gewerbe
Leutkirch hat keine fabrikmäßigen Gewerbe, aber beinahe alle gewöhnlichen Professionen, welche die Stadt und nächste Umgegend mit ihren Bedürfnissen versehen. Die Vorneigung zur Feldökonomie ist übrigens einem höheren Aufblühen der Industrie nicht günstig. Die zahlreichsten, aber auch zum Teil die ärmsten Gewerbleute sind die Leinwandweber. Von einer sehr bedeutenden Höhe der Blüte in vergangenen Jahrhunderten sank dieses Gewerbe mit dem damit verbundenen Handel auch hier, wie in dem benachbarten Isny, Memmingen u. a., tief herab. Doch haben neuere Konjunkturen wieder etwas mehr Leben in diesen Industriezweig gebracht. Die hiesigen Weber sind teils Lohn-, zum größeren Teil aber Verkaufsweber, die ihre Fabrikate (vorzugsweise rohe Leinwand) im In- und Ausland, hauptsächlich nach der Schweiz absetzen. Insbesondere wird Pack- oder Sackleinwand (sogenannter Rupf) verfertigt, die in ziemlich großen Quantitäten ebenfalls in der Schweiz und, in Salzsäcke verarbeitet, nach den inländischen und Badischen Salinen verkauft wird.
Nächstdem können genannt werden die Gewerbe der Färber (Leinwandfärben, Rotfärben), der Tuchmacher, der Strumpfweber, welche auswärtige Meister, z. B. in Wurzach, beschäftigen, der Rotgerber, der Gold- und Silberarbeiter, der Schlosser, der Schreiner, etc. Von Kunstgewerben ist nur eine nicht bedeutende Buchdruckerei aufzuführen.
Von Wasserwerken bestehen 4 Mahlmühlen, von welchen eine der Stadt gehört, 4 Gerstenmühlen, 1 Öl- und 1 Sägmühle, ein Eisenhammer. Diese Werke leiden häufig an Wassermangel. Auch ist die Stadt im Besitz einer bedeutenden Ziegelbrennerei (s. u.). Katasteransatz 63 fl. 54 kr.
Wirtschaften und Getränkefabrikation mit einem Katasteransatz von 248 fl. 59 kr., bestehen in 18 Schildwirtschaften, 14 anderen Wirtschaften, 10 Bierbrauereien und 6 Branntweinbrennereien.
Nebengewerbe lassen sich keine namhaft machen. Einige Personen beschäftigen sich mit Mousselinsticken und mit Stricken, doch ist dieser Erwerbzweig ganz unbedeutend.
Handel und Berufe
Der Handel erhebt sich nicht über den Kleinhandel und erstreckt sich gewöhnlich nur auf die Artikel des lokalen Bedürfnisses. Es bestehen 13 Handlungen, worunter 1 Eisenwarenhandlung und 1 Lederhandlung, 4 Spezereihandlungen, welche zugleich Ellen-, Seide- und Baumwolle-Waren, Tuch und Porzellan führen.
Wein und Holzhändler finden sich keine. Nicht unerheblich aber wird der Flachshandel, besonders an den Jahrmärkten betrieben.
Die Gewerbeliste nach der neuesten Aufnahme enthält 298 Meister mit 47 Gehilfen, nämlich: 15 Bäcker, 3 Band- und Bortenwirker, 4 Barbiere, 2 Blättersetzer, 1 Bleicher, 1 Brunnenmacher, 1 Buchbinder, 1 Buchdrucker, 2 Büchsenmacher, 5 Bürstenbinder, 1 Dosenmacher, 3 Dreher, 2 Färber, 2 Flaschner, 2 Glaser, 3 Goldarbeiter, 1 Gürtler, 4 Hafner, 1 Hutmacher, 1 Kaminfeger, 1 Kammmacher, 3 Karrenfuhrleute, 2 Kartenmacher, 1 Kleemeister, 2 Knopfmacher, 2 Kornmesser, 5 Küfer, 2 Kupferschmiede, 3 Lackierer, 90 Leinenweber (41 um den Lohn), 1 Lumpensammler, 3 Maurer, 1 Messerschmied, 24 Metzger, 4 Musiker, 4 Nagelschmiede, 1 Pflasterer, 1 Rechenmacher, 4 Rot-, 1 Weißgerber, 6 Säckler, 3 Sattler, 3 Schirmmacher, 4 Schlosser, 2 Schmiede, 7 Schneider, 10 Schreiner, 19 Schuster, 3 Seifensieder, 2 Seiler, 4 Strumpfstricker, 5 Tuchmacher, 1 Tuchscherer, 1 Uhrmacher, 3 Wagner, 1 Zeugmacher, 1 Ziegler, 3 Zimmerleute, 1 Zinngießer, 3 Zuckerbäcker, 1 Zundermacher. Katasteransatz 515 fl. 30 kr.
Märkte und Verkehr
Die Stadt hat vier Jahr- (Krämer- und Vieh-) Märkte und außer diesen alle Monate einen Viehmarkt. Die Jahrmärkte sind sehr stark besucht und die monatlichen Viehmärkte von ziemlicher Bedeutung. Es wird sehr viel Vieh von Schweizern, nicht weniges auch von Unterländern aufgekauft. Sehr bedeutend ist die Durchfuhr; die Frequenz auf der Straße von Memmingen nach Lindau gehört zu den stärksten des ganzen Landes. Die Hauptgegenstände der Durchfuhr bestehen in Getreide, Holz und Salz, aber auch der Transit von Kaufmannsgütern ist von Bedeutung. Regelmäßige Botenfuhrwerke gehen von hier nach Memmingen, Kempten, Isny, Lindau und Ravensburg. Außerdem gehen mehrere regelmäßige Frachtfuhren von Nürnberg, München, Augsburg etc. nach Lindau, von Ulm nach Isny, von Biberach nach Isny u. a. hier durch.
Gemeindewesen
Die Ökonomie der Gemeindekorporation ist in einem sehr guten Zustande. Ihr Vermögen, das seit 1837 mit keinen Schulden mehr belastet ist, beläuft sich an liegenden Gütern, Gebäuden, Revenuen und Kapitalien auf ungefähr 500.000 fl. Der bedeutendste Besitz darunter ist der große Stadtwald von 1620 Morgen. Das Nähere siehe in der Tabelle Nro. 4.
Das Stiftungsvermögen wird unten bei den kirchlichen und wohltätigen Anstalten im Einzelnen angegeben werden.
Die bürgerlichen Nutzungen bestehen in einer jährlichen Holzgabe von 1 Klafter Tannenholz gegen Bezahlung des Scheiterlohns, und in einem Allmandteil, dessen Ertrag sich auf 2–11 fl. jährlich beläuft.
Das Wappen der Stadt besteht in einem gelben Felde mit dem Reichsadler und in einem blauen mit einer Kirche. Bisweilen findet sich auch auf älteren Wappen die Kirche auf einem besonderen Schild in Mitten des Reichsadlers.
Kirchliche Einrichtungen, Schulanstalten; ehemaliges Frauenkloster
Für die evangelische Stadtgemeinde besteht eine Pfarrei mit zwei Geistlichen, einem Stadtpfarrer und einem Diakon, welche dem Dekanat Ravensburg untergeordnet sind. Ihre Ernennung steht dem Landesherrn zu. Filialisten hat die Pfarrei, außer den einzelnen in andern Orten des Oberamtsbezirks lebenden Evangelischen, keine. Das Pfarrhaus, in welchem beide Geistliche wohnen, ist ein städtisches Gebäude. Über die Gründung dieser Pfarrei wird das nötige unten bei der Geschichte der Stadt gesagt werden. Früher waren gewöhnlich drei Pfarrer angestellt, deren jüngstem der lateinische Schulunterricht übertragen war. Gegenwärtig ist der letztere eine Obliegenheit des Diakon. Die evangelische Kirchenpflege, Dreifaltigkeitspflege genannt, besitzt (laut Rechnung auf den 30. Juni 1841):
an Aktivkapitalien 6.765 fl.
an Gefällen im Kapitalwert 2.160 fl.40 kr.
an Ersatzposten 747 fl.53 kr.
an Grundstücken 100 fl. 9.773 fl.33 kr.
Hierauf haften Passiva, unverzinslich 1.200 fl.
Rest 8.573 fl.33 kr.
Kirchen und Pfründe
Eine uralte und sehr bedeutende Pfarrei ist die katholische zu St. Martin. Es gehören in dieselbe die katholischen Bewohner von Leutkirch, beinahe die ganze Gemeinde Wuchzenhofen (s. d.), über 500 Seelen der Gemeinde Herlatzhofen (s. d.), und die Parzelle Mailand (Gemeinde Reichenhofen), zusammen ein Sprengel von 2.300 Seelen. Anfänglich oder nach dem Erlöschen der Hohenstaufen, war sie eine Reichspfarrei, deren Besetzung nur dem Kaiser zustand. Kaiser Carl IV. aber schenkte sie 1352 mit allen Rechten und Einkünften dem Gotteshause Stambs in Tirol. Die päpstliche Bestätigung dieser Schenkung erfolgte erst 1378. Im Jahr 1547 aber schloss Stambs mit der Reichsabtei Weingarten einen Tauschvertrag, wonach die Pfarrstelle Leutkirch mit ihrem Patronat und ihren Revenuen an die letztere überging. Nach Aufhebung dieser Abtei gingen diese Rechte an Nassau-Oranien und von diesem 1810 (wenigstens das Patronat und ein Vogtrecht von 750 fl.) durch Kauf an den Freiherrn Franz Conrad von Ratzenried über. Aus den letzten Händen (s. O.A.Beschr. v. Wangen S. 244) erhielt diese Rechte der Graf Beroldingen auf Ratzenried.
In Folge gerichtlicher Entscheidung eines Rechtsstreites mit dem Staat vom 10. April 1840 bezieht der Graf die pfarrlichen Zehnten, verzichtet aber auf das Vogtrecht und zahlt an die Pfarrei jährlich 1200 fl. in Geld und Naturalien, wogegen die Krone das Patronatrecht ausübt. Die Pfarrwohnung wird gegenwärtig neu gebaut.
Vor der Reformation befanden sich bei der Pfarrei 9 Kaplaneien oder Pfründstiftungen. Nach einem Vertrag mit Weingarten wurden drei derselben, die Hospital-, St. Anna- und Nikolaus-Pfründe für den Unterhalt der evangelischen Geistlichen eingezogen; von zwei weiteren, der St. Jakobs- und St. Genoveven-Pfründe wird der katholische Organist und Schullehrer unterhalten. Die vier übrigen Pfründen bestehen noch in folgender Weise: die Marienkaplanei (gestiftet von Leonhard Itter 1346) und die Leonhardskaplanei (gestiftet 1419 von der Bürgerschaft) wurden 1664 vereinigt; das Patronat derselben ging von Stambs auf Weingarten, Nassau-Oranien, Ratzenried und Beroldingen über. Die St. Johanniskaplanei, jetzt die Winkler’sche genannt, gestiftet 1421 von Anton und Hans Amann, Bürger zu Ravensburg, hatte nach den Amannen zu Patronen die verwandte Familie der Feuchtwecken, welche dieses Recht 1577 an die Winkler’sche Familie in Günzburg abtrat, in deren Besitz dasselbe noch ist. Die St. Kilianskaplanei ist nach Willerazhofen transferiert worden. So bestehen also in Leutkirch noch zwei Kapläne, deren einer, der Marienkaplan, nebenbei noch Präceptoratsdienste zu versehen hat.
Die St. Martinspfarr-Pflege besitzt (laut Rechnung auf den 30. Juni 1841)
an Kapitalien 15.250 fl.
an Gefällen im Kapitalwerth 7.300 fl.38 kr.
an Grundeigentum 467 fl. 30 kr.
23.018 fl. 8 kr.
Schulanstalten
Es besteht eine lateinische Schule mit einer Realabteilung, an welcher der evangelische Diakon, ein katholischer Kaplan und ein Kollaborator unterrichten. Die evangelische deutsche Schule hat drei Lehrer, darunter den ebengenannten, auch hierbei beschäftigten Kollaborator. Das evangelische Schulhaus und die Lehrerwohnung sind städtische Gebäude. Die katholische Schule für den Pfarrsprengel hat einen Hauptlehrer mit den nötigen Gehilfen. – Eine Industrieschule für Mädchen ist nicht von sonderlichem Belang.
Klöster
Bis zum Jahr 1804 bestand ein Frauenkloster, die Schwestern-Klause genannt, deren Gebäude östlich an der katholischen Pfarrkirche gelegen, mit dieser durch einen Gang verbunden war. Schon im Jahr 1281 soll acht Klosterfrauen, Augustiner-Ordens, eine Wohnung eingeräumt, diese aber durch die Pest gänzlich entvölkert worden sein und lange leer gestanden haben. Darauf wurde von dem Magistrat die Klausnerin Franziskaner Ordens, Anna Laydts von Memmingen in die verlassene Klause berufen, welche mehrere Schwestern um sich versammelte, die nun 1486 die dritte Regel des h. Franziskus annahmen und sich die Schwestern von der Klause oder Maria Nazareth nannten. Papst Alexander VI. bestätigte 1494 die Stiftung, welche unmittelbar dem Bischof in Konstanz untergeben war. Die Schwestern ernährten sich hauptsächlich mit Leinwandbereitung und wussten sich durch gute Ökonomie in den Besitz einiger Höfe und Güter zu setzen. Im Jahr 1503 wurde die alte Klause abgebrochen und weil der Magistrat und die Bürgerschaft zur Erbauung der neuen großen Vorschub taten, so stellte sich das Kloster aus Dankbarkeit unter der Stadt Schutz und Schirm und bezahlte alljährlich ein Schirmgeld von 1 Pfund Heller. Im Jahr 1635 starben von 17 Schwestern 13 an der Pest. Im Jahr 1804 wurde von der bayrischen Regierung auch dieses Klösterlein aufgehoben, das Gebäude an Privaten verpachtet und später veräußert.
Stiftungen
Unter den wohltätigen Stiftungen ist vor allen zu nennen: das Hospital zum hl. Geist (St. Anton, St. Wendelin und St. Elisabeth), ums Jahr 1418 von der Stadt gestiftet. Der Hauptwohltäter war Hans Weyer, Bürger in Memmingen, der seine Behausung und Hofstatt am oberen Tor und 100 Pfund Heller dazu gab. 1427 schickte der Magistrat einen Bürger aus, um in der Nähe und Ferne zu kollektiren. Bald gelangte die Stiftung zu einem ansehnlichen Vermögen mit einem ziemlich geräumigen Gebäude und einer eigenen Kirche. Einen bedeutenden Teil seiner Einkünfte verdankt es, wie oben gesagt worden, dem Dr. Joh. Fabri. Seine Bestimmung ist noch immer die Aufnahme und Verpflegung alter und gebrechlicher Personen, welche weder eigenes Vermögen haben noch Unterstützung von Angehörigen genießen. Außerdem hat die Spitalpflege teilweise auch die Geistlichen und Schullehrer, so wie einige sonstige städtische Offizianten und Diener zu besolden.
Der Etat dieser Pflege wurde für 1841/42 angenommen zu
8.214 fl. 13 kr. Einnahmen
6.934 fl. 39 kr. Ausgaben
1.279 fl. 33 kr. Überschuss.
Kapitalien waren den 1. Juli 1841 angelegt 62.085 fl.
Güter und Gebäude sind angeschlagen zu 27.895 fl.
(letztere laufen in der Brandversicherung zu 15.025 fl. Der jährliche Ertrag der verpachteten Güter und dreier Gebäude beträgt aber 2.271 fl., und der Kapital-Anschlag ist somit offenbar allzugering in den Rechnungen angegeben.)
Der Kapitalwert sämtlicher Gefälle aus Lehengütern und Zehnten auf hiesiger und mehreren auswärtigen Markungen und an Grundzinsen ist – ebenfalls offenbar zu niedrig – angenommen zu 28.719 fl. Die Passiva des Hospitals bestehen in Ersatzposten, von Bayern herrührend, mit 4.036 fl. 55 kr. Zehntauslosungen und Gegenleistungen an Gefällpflichtige im Kapitalbetrag von 3.020 fl.
Mit der Hospital-Pflege ist seit 1827 auch die ehemalige Leprosen- oder St. Leonhardi-Pflege vereinigt, deren Vermögen besteht in Kapitalien 4.828 fl.
Ersatzposten 736 fl. 26 kr.
Vorschüsse 125 fl.
Ausstände 184 fl.
Gebäude 3.000 fl.
Waldungen 1.000 fl.
Kapitalwert der Gefälle 4.253 fl. 20 kr.
14.126 fl. 46 kr.
Passiva 1.235 fl. 34 kr.
Rest 12.891 fl. 11 kr.
Das Leprosenhaus wurde 1819 zu einem Krankenhaus eingerichtet, die Kapelle dabei aber abgebrochen.
Mit der Armenpflege, welche namentlich die wöchentlichen Austeilungen von Almosen zu bestreiten hat, und ein Vermögen von 16.000 fl. besitzt, sind schon seit vielen Jahren alle diejenigen Familienstiftungen kombiniert, welche die Armenunterstützung zum Zweck haben. Dahin gehören die Bachmeiersche, die Fabrische, Bernhardische und andere Stiftungen.
An sonstigen Familienstiftungen sind vorhanden:
die Stiftung des Pfarrers Maucher († 1660) für katholische Studierende und Handwerkslehrlinge, im Betrag von 3000 fl.;
die Stiftung des Pfarrers Waibel († 1742) zu denselben Zwecken mit 3500 fl.;
die Stiftung des Pfarrers Purtscher († 1786) zu Hebung der katholischen Kirchenmusik 200 fl.;
die Schul- und Musikstiftung des Pfarrers Rittler († 1833) mit
300 fl.;
die Gösersche Handwerksstiftung mit 500 fl.;
die Max Maiersche Familienstiftung zur Unterhaltung eines Familien-Epitaphs und zur Förderung der Musik mit 1500 fl.
Sonstige Anstalten
Durch die hier befindliche Postanstalt ist die Stadt in Verbindung gesetzt mit Ulm und Stuttgart über Wurzach, mit Augsburg und München über Memmingen etc.
Brücken führen über die Eschach und den Rauns drei steinerne und zwei hölzerne innerhalb, und zwei steinerne außerhalb Etters; eine hölzerne inner- und eine steinerne außerhalb Etters führt über den Mühlbach und eine steinerne innerhalb über den Falterbach; dazu kommen noch einige kleinere hölzerne. Mit Ausnahme der steinernen außerhalb Etters muss die Stadt sämtliche Brücken unterhalten, bezieht jedoch kein besonderes Brücken- wohl aber Pflastergeld, unter welchem jenes begriffen ist.
Das Straßenpflaster ist seit 1831 in der Hauptstraße und seit 1842 auch in den Nebenstraßen gut, so weit es bei der Beschaffenheit des Materials (Gerölle) sein kann. In einer zureichenden Straßenbeleuchtung besitzt Leutkirch eine Anstalt, mit welcher es manche namhaftere Stadt beschämt.
Die städtischen Brunnenanstalten sind gut und versehen die Bewohner hinlänglich mit vorzüglichem Trinkwasser. Eine eigentliche Badanstalt hat die Stadt nicht; doch ist bei der Hammerschmiede die Einrichtung getroffen worden, dass Schlackenbäder genommen werden können. Ein Bad in dem sogenannten Krähenloch genoss in älteren Zeiten vielen Kredit; man schrieb der Quelle mineralischen Gehalt zu, wovon man gegenwärtig keine Spur wahrnehmen soll. Bemerkenswert sind die fünf Fischweiher, die der Stadt zugehören, unter welchen der eigentlich sogenannte Stadtweiher der bedeutendste ist. Sie werden regelmäßig mit Karpfen besetzt; es finden sich aber auch Hechte und einzelne Dreuschen.
Eine mehrtägige Lustbarkeit, an welcher Alt und Jung Anteil nimmt, gewährt das von drei zu drei Jahren wiederkehrende Fischen des Stadtweihers im Spätjahr.
In dem oben erwähnten Theater geben hiesige Liebhaber dramatischer Spiele bisweilen Vorstellungen.
Rühmliche Erwähnung verdient das neuerdings sehr wohl geordnete städtische Archiv. Nicht von sonderlichem Belang ist die Stadtbibliothek, deren Grund von dem evangelischen Pfarrer Müller († 1658) gelegt wurde; sie enthält einige gute ältere Werke, ist aber seit lange nicht mehr fortgesetzt worden.
Unter den nächsten Umgebungen der Stadt zeichnet sich durch eine sehr schöne Aussicht und einige im Tannengehölz angebrachte angenehme Anlagen die Wilhelmshöhe, unmittelbar über der Stadt, aus, früher der Hochberg genannt. Unweit derselben befindet sich die artig angelegte städtische Schießstätte.
Der Begräbnisplatz, südlich von der Stadt, hat nichts Ausgezeichnetes.