Bodensee – Bilder, Lexika & Sagen
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Der Bodensee – das „Schwäbische Meer“
Auf dieser Website sind historische Lexikon-Einträge, Sagen, Mythen, Geschichten und Balladen gesammelt. Diese sind aus historischer Literatur des 19. Jahrhunderts zusammengetragen.
Bilder I

Blick über den Bodensee von Heiligenberg bei Nebel am See- Im Vordergrund der Gehrenbergturm oberhalb von Markdorf ©Wolfgang Autenrieth
Allgemeines
Historische Lexikoneinträge
Bodensee (Damen Conversations Lexikon, 1834)
auch Costnitzer See oder schwäbisches Meer genannt, wird vom Rhein gebildet, welcher hier ein tiefes, felsiges Thal aushöhlt. Er ist sehr fischreich, und wegen des Waarentransports, welcher durch Dampfschiffe betrieben wird, sehr befahren. An seinen Ufern liegen die Städte Constanz, Bregenz, Lindau, Friedrichshafen; man genießt von der nördlichen Seite eine der schönsten Aussichten nach den Schweizeralpen.
Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 113-114, Permalink: http://www.zeno.org/nid/2000171676X
Der Bodensee (Brockhaus, 1809)
auch der Costnitzer oder Bregenzer See, ist ein großer See zwischen Schwaben und der Schweiz, über 7 Meilen lang und 3 Meilen breit. Der Rheinfluß fließt mitten hindurch; er tritt bei Rheineck hinein, und bei Diessenhofen wieder heraus.
Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 159, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000744026
Bodensee (der) und Bodmansee (Brockhaus, 1837)
von dem alten Schlosse Bodman am nordwestl. Ende desselben, von der badischen Stadt Konstanz aber Konstanzer-und Kostnitzersee, im Mittelalter auch das schwäb. Meer genannt, ist ein großer Landsee zwischen Deutschland und der Schweiz, zu der nur ein Theil seines südl. Ufers gehört. Seine größte Länge von Südost nach Nordwest beträgt 18, die größte Breite 5 Stunden, die größte Tiefe über 2000 F. und der Umfang 231/2 Stunden. Den nordwestl. Theil trennt eine breite Halbinsel in zwei Hälften, von denen die nördl. den Überlingersee mit der Insel Meinau, die südl. den Unter- oder Zellersee mit der Insel Reichenau bildet; der übrige Theil des Sees heißt der Ober- oder Bregenzersee. Der Rhein durchströmt denselben, fällt unterhalb Rheineck hinein und verläßt den Zellersee bei Stein; außerdem nimmt der Bodensee noch mehre kleine Gewässer auf. Seine Ufer gehören zu den lieblichsten Gegenden Deutschlands und der Schweiz, Handel und Schiffahrt aber sind wegen des Rheinfalles bei Schaffhausen nicht bedeutend und beschränken sich auf Getreide, Salz und den in der Umgegend erbauten Seewein. Der Bodensee ist weniger fischreich als die schweizer Seen, allein ebenso vorübergehenden Anschwellungen ohne erkennbare Ursache unterworfen, welche Erscheinung hier Ruhß genannt wird, ist seit 1695 nie ganz zugefroren und wird seit 1824 mit Dampfbooten befahren.
Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 277, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000815357
Bodensee (Brockhaus, 1911)
Schwäbisches Meer, frz. Lac de Constanze, der Lacus Brigantīnus (Bregenzer See) der Römer, Landsee, 538,5 qkm, 63,5 km lg., bis 14 km br., bis 252 m tief, 395 m ü.d.M., am Nordfuße der Alpen, vom Rhein durchflossen und von der Bodenseegürtelbahn umkreist. Der B. gehört zu Baden, Württemberg, Bayern, Österreich und der Schweiz. Die nordwestl. Spitze der Überlinger See, die südwestl., durch kurzen Rheinlauf mit dem Obersee verbunden, der Zeller See oder Untersee. Großer Fischreichtum (26 Arten, bes. Lachsforellen und Blaufelchen). Inseln: Lindau im Ober-, Reichenau im Unter- und Mainau im Überlinger See. Wichtige Uferorte: bayr. Lindau; österr. Bregenz; schweiz. Rorschach, Arbon, Romanshorn; bad. Konstanz, Überlingen und Meersburg; württemb. Friedrichshafen (Dampffähre für Bahnzüge nach Romanshorn) und Langenargen. Bedeutende Dampfschiffahrt; wichtige Eingangspforte in die Schweiz. Zahlreiche Reste von Pfahlbauten und aus der Römerzeit.
Quelle: Brockhaus‘ Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 230.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20000969028
Bodensee (Herder, 1854)
(bei den Römern lacus Brigantinus, Acronius, Venedus, mit welchen Namen sie wohl die verschiedenen Theile des Sees bezeichneten)
am nördl. Fuße der Alpen, von Baden, Württemberg, Bayern, Oesterreich u. der Schweiz umgeben, 1218′ über dem Meere, 91/2 QM. groß, von dem Rhein gebildet; er wird in den Obersee, Ueberlingersee und Untersee getheilt. Jener ist von Bregenz bis Konstanz 9 Stunden lang, zwischen Arbon und Friedrichshafen 31/2 Stunden breit, in der Mitte 846′ tief; ein Busen desselben ist der Ueberlingersee, von Meersburg bis Ludwigshafen 6 St. lang, 1/2–1 St. breit, 600′ tief. Der Untersee ist eigentlich ein selbstständiges Seebecken, insofern der See bei Konstanz als Rhein wieder ausströmt und sich erst nach einem 1/2 stündigen Laufe wieder zum See erweitert; er ist 5 St. lang, 1/2–1 St. breit und umschließt die Insel Reichenau. Der See ist oft sehr stürmisch, besonders gefährlich ist der Föhn (Süd); manchmal wirst er bei voller Windstille hohe Wellen (Ruhs, Grundgewelle).
Er überfriert in der Regel alle 100 Jahre, zum letztenmal 1830 um Lichtmeß. Er ist sehr fischreich, besonders werden Blaufelchen, Lachsforellen, Rheinlanken, Hechte, Aalraupen u.s.w. gefangen. Er ist der belebteste See Europas und wird von 15 Dampfschiffen und einigen hundert Segelschiffen befahren. Seine Umgebungen sind überaus reizend u. manigfaltig; alte Städte, Burgen, Schlösser, 3 Inseln: Lindau, Reichenau, Meinau, das nahe Hochgebirge, die Trachytkegel des Hegaus, der durch seine Versteinerungen weltbekannte Schienen- u. Oehningerberg u.s.w. vereinigen so viele und verschiedene interessante Momente um den See, daß sich kein anderer, selbst der Genfersee nicht mit ihm messen kann.
Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 582, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20003239942
Bodensee (Meyers, 1905)
(in röm. Zeit Lacus Brigantinus, später Schwäbisches Meer oder nach der alten Kaiserpfalz Bodman an seinem Nordwestrand Bodmansee genannt, franz. Lac de Constance), großer See zwischen der Schweiz u. Deutschland (s. Karte »Schweiz«), vom Rhein gebildet und gekreuzt. Von SO. nach NW. sich erstreckend, ist er der größte deutsche und nächst dem Genfer See auch der größte Schweizer See, mit 196,5 km Umfang, 69 km größter Länge, 13,5 km größter Breite und bei mittlerm Wasserstand (399 m ü. M.) 539 qkm (9,79 QM.) Flächenraum. Zwischen Konstanz und Meersburg teilt er sich in zwei Arme, in den Untern oder Zeller See (von Konstanz bis Radolfzell, 18 km lang und eigentlich ein besonderer See), mit der Insel Reichenau, und in den Obern oder Überlinger See (auch Bodmersee genannt, 21 km lang), mit der Insel Mainau; Obersee pflegt man auch den ganzen B. mit Ausnahme des Zeller Sees zu nennen. Im SO. liegt auf drei Inseln, durch eine Brücke mit dem Festland verbunden, die Stadt Lindau.
Der Bodensee liegt innerhalb der tertiären Formation, die den Nordrand der Alpen begleitet. In der Eiszeit war er vom Rheingletscher erfüllt. Die größte Tiefe ist zwischen Friedrichshafen und Konstanz gefunden worden und beträgt 252 m. Besonders an der Einmündung des Rheins verliert der See durch den Schlamm, den der Fluß mit sich führt, immer mehr an Tiefe und wird das Seebecken ausgefüllt. Noch im 4. Jahrh. reichte der See bis Rheineck, jetzt aber liegt zwischen ihm und diesem Ort eine fast stundenbreite Zone Landes. Außer dem Rhein, der dem Bodensee bei niedrigem Wasserstand in der Sekunde 50, bei Hochwasserstand 2000 cbm Wasser zuführt, münden in den See die Dornbirner und Bregenzer Ach, Argen, Schussen, Urnauer, Seefelder, Gold-, Stein-, Stock- und Radolfzeller Ach etc. Die Wasserzufuhr durch diese Flüsse, bei starken Niederschlägen, ist in der Sekunde auf 1800 cbm berechnet. Der ganze Wasserinhalt des Bodensees wird auf 41,470 Mill. cbm geschätzt.
Außer bei Hochwasser und nach Verlauf desselben wird der See auch noch durch nicht sichtliche äußere Ursache zu plötzlichem Steigen und Fallen (bis 2 m), Ruhß genannt, gebracht. Beim Föhn (Südwind), bei Nordwest- und Ostwind wird das Wasser nicht selten zu hohen Wellen aufgewühlt. Die Temperatur des Wassers erleidet weniger Veränderungen als die der umgebenden Luft. Nur in sehr strengen Wintern friert der See von einem zum andern Ufer zu (seit 895 nur 30mal), zuletzt 1880, und gewährt dann eine Passage auf fester Eisdecke. Reich ist der B. an Fischen (nach Hartmann 26 Arten), darunter große Welse, die Seeforelle (Salmo lacustris), Rotforelle (Salmo salvelinus), die Treische (Lota vulgaris), der Aal, der Felchen (Coregonus), dessen Fleisch als Blaufelchen sehr geschätzt, als Gangfisch in geräuchertem oder mariniertem Zustande versendet wird.
Der Verkehr auf dem Bodensee, an dem acht Eisenbahnlinien münden, und der von einer Gürtelbahn umgeben ist, ist lebhafter als sonst auf einem Binnengewässer des Kontinents. Eine Flotte von 34 Dampfern vermittelt die Verbindung der ansehnlichsten Uferorte und mit Schaffhausen. Zwischen Romanshorn einer- und Lindau-Friedrichshafen anderseits, desgleichen zwischen Bregenz und Rorschach verkehren Trajektanstalten, die ganze Eisenbahnzüge von Ufer zu Ufer bringen. Die Dampfer befördern jährlich mehr als 400,000 Personen und 10 Mill. dz Frachtgüter. Die verkehrsreichsten deutschen Häfen sind Lindau und Friedrichshafen. Die nur stellenweise (gegen NO.) schroff hineinragende Umgebung des Bodensees wird überall von Berg- und Hügelland, an den Mündungen des Rheins, der Schussen und der Stockach sogar von kleinen Tiefebenen gebildet. Obsthaine und Weingärten (Seewein), üppige Getreidefelder und Wiesenfluren und kräftige Waldungen umgürten die Ufer; am südlichen und südöstlichen Horizont türmt sich die Alpenwelt in prachtvoller Szenerie bis zur Schneehöhe auf, im NW. thronen auf felsigen Höhen des Hegaus alte Burgen; reinliche Dörfer, gewerbreiche Städte und zahlreiche schloßartige Landsitze (namentlich auf der Schweizer Seite), Kirchen und Klöster beleben seine Ufer.
Außer dem bayrischen Lindau sind die wichtigsten Orte am B.: Bregenz in Vorarlberg, Rorschach im Kanton St. Gallen, Arbon und Romanshorn im Kanton Thurgau, Konstanz, Radolfzell, Überlingen und Meersburg in Baden und Friedrichshafen und Langenargen in Württemberg. Die Ufer des Bodensees bieten auch eine reiche Ausbeute keltischer Pfahlbauten, besonders bei Sipplingen (zwischen Ludwigshafen und Überlingen), bei Immenstaad (zwischen Meersburg und Friedrichshafen) und zwischen Konstanz und Stein. Weniger zahlreich finden sich römische Altertümer, obgleich Konstanz eine römische Kolonie und Bregenz (Brigantium) römisches Kastell war und dem See seinen römischen Namen gab. (…)
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 129-130, Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006346383
Gerschichte
Der gefrorene Bodensee 1830
Von Dr. Magg in Constanz
Der Winter dieses Jahres, der so streng begonnen und die Welt so frühzeitig in seine eisigen Ketten und Banden geschlagen hatte, hat nach der Hand doch ein so mildes und lobenswertes Regiment geführt, dass ihm vor Allem die wackeren Schlittschuhläufer, deren kunstgeübte, stahlbeschwingte Schar sich mit jedem Jahre in der erfreulichsten Weise mehrt, gar nicht Dank genug sagen können.
Da mag es mir denn in diesen Tagen vergönnt sein, in der weit verbreiteten Gartenlaube einem interessanten, sehr seltenen, von mir selbst als Augenzeuge erlebten Naturereignis (ich war damals zweiunddreißig Jahre alt) ein kleines, nur in der Gestalt eines Genrebildes dargestelltes „Denkmal“ zu setzen, welches die verehrten Leser und Leserinnen mit einigem Wohlgefallen betrachten mögen.
Der Bodensee, der im (südwestlichen) Garten unseres deutschen Vaterlandes gelegene Landsee, dem eine frühere Zeit den prächtigen Namen des „schwäbischen Meeres“ zu ertheilen pflegte, liegt 12231/10 Pariser Fuß über der Nordsee (nach Andern 1164 bis 1199) und hat sechsundzwanzig Meilen im Umfang. Seine Länge beträgt von der südlich gelegenen österreichischen Stadt Bregenz bis zu dem nördlichen Ende bei dem badischen Dorf Sernatingen, jetzt Ludwigshafen, fünfzehn badische oder achtzehn württembergische Stunden. Seine Breite ist sehr verschieden, und beträgt von Friedrichshafen (Württemberg) bis Rorschach (Schweiz), wo er am breitesten ist, bei fünf badische oder sechs württembergische Stunden. Seine Tiefe ist ebenfalls verschieden, und misst eine Stunde von Arbon (Schweiz), in der Breiterichtung gegen das Schloss Hofen bei Friedrichshafen, wo er am tiefsten ist, tausendzweiundfünfzig Fuß.
Und diese ganze weite, prachtvolle Fläche zeigte sich im strengen Winter 1829 bis 1830 mit nur wenigen kleinen Unterbrechungen vollständig zugefroren.
Teilweise gefriert der See wohl alle Jahre zu, z. B. an seinem westlichen Ende bei der Stadt Radolfzell und Reichenau, und es finden sich über das stückweise Zufrieren in den Städtechroniken viele Aufzeichnungen seit dem Jahre 574; aber das Phänomen auf der ganzen Ebene kommt in den Chroniken während der seither verflossenen 1256 Jahre nur sechs Mal vor, und zwar in den Jahren 1363, 1435, 1573, 1695 (in diesem Jahr am vollständigsten), 1709 und 1830.
Das Überfrieren einer so großen Wassermasse richtet sich nicht blos nach dem zunehmenden Grade der Luftkälte. Letztere muss allerdings wochenlang anhaltend sein, was auch im Januar 1830 der Fall war; allein es gesellten sich damals zwei Erscheinungen zu ihr, welche das Ereignis wesentlich bewirken halfen. Anfangs Januar 1830 peitschten die rauen Nord- und Ostwinde bei hellem Wetter das Wasser in mächtigen Wogen durcheinander; doch schon nach den ersten acht Tagen hörten die scharfen Winde allmählich auf, der See wurde ruhiger und auf ihm lagerten sich fortwährend düstere Nebel, welche sich mit dem Wasserspiegel vermengten und denselben in Eis verwandelten.
Die Dicke der Eisdecke wurde auf verschiedenen Punkten gemessen. Das Resultat war:
Auf 10,000 Schuh von Uttweil an 6½ Zoll;
„ 15,000 „ „ „ „ 5 „
„ 20,000 „ „ „ „ 4 „
„ 30,000 „ „ „ „ 3½ „
Das Thermometer stand in einer Entfernung von:
5000 Schuh vom Uttweiler Ufer auf 18 Grad,
20,000 „ „ „ „ „ 21 „
Das Eis lag von seiner Entstehung – zweiten und dritten Februar bis zum Vergehen gegen die Mitte März – auf der Oberfläche des See’s auf; dieser bildete daher eine das Brechen des Eises verhindernde Grundlage, auf der es schwamm, da es bekanntlich spezifisch leichter ist, als das Wasser.
Als die Unterlage durch das allgemeine Abnehmen der Höhe des ganzen Sees aufhörte, versank das Eis in wenigen Tagen spurlos gerade hinab in die Tiefe, ohne an den Ufern Zerstörungen anzurichten. Auf diese Weise entstand und endete das Phänomen.
Um aber meine Eingangs erwähnte Bezeichnung eines „Denkmals“ zu rechtfertigen, genügt es nicht, das Beispiel nachzuahmen, welches – nach einer im Volksmunde gehenden Sage – bei einer weit frühern ähnlichen Katastrophe der weise Rat eines Seeortes dadurch gegeben haben soll, dass er „zum ewigen Angedenken“ die Jahreszahl auf das Eis eingraben ließ, sondern es liegt mir ob, zu erzählen und zu schildern, was sich von dieser denkwürdigen Tatsache nur erzählen und schildern lässt.
Am Morgen des 2. Februar 1830 war die sonst so liebliche Wasserfläche in einen undurchdringlichen Nebel eingehüllt, den die Sonne erst gegen Mittag zu durchbrechen vermochte. Nun aber erkannte man auch überall, dass das von der Fama schon aller Orten verbreitete Gerücht: „Der See sei zugefroren,“ sich bestätige. Von allen Seiten strömten die Uferbewohner an die Gestade und betrachteten mit Staunen die überraschende Verwandlung ihres jugendlichen Lieblings in einen leblosen Greis; denn in solcher traurigen Gestalt lag der sonst lustbringende See, soweit das spähende Auge reichte, vor ihren mit Wehmut erfüllten Blicken.
Aber bald verwandelte sich die düstere Gemütsstimmung der „Seehasen“ (so nennt das Sprichwort die Bewohner der deutschen Seeufer) in die Regung des Mutes der „Seelöwen“.[1] Jung und Alt wagte sich hinaus auf die schaurige Fläche. Der Erste, den ich in Überlingen sprach, war ein Schiffknecht aus dem am westlichen Ufer gelegenen Orte Dingelsdorf, ein geborener Reichenauer. Das in seiner Heimat heute noch bestehende Sprichwort: „Wenn das Eis einen Handschuh trägt, so trägt es auch einen Auer,“ hatte [123] ihn besorgt gemacht, und sein Ehrgefühl, der Erste zu sein, sowie die Gewissheit einer Belohnung trieben ihn an, den ungebahnten, gefahrvollen, drei Viertelstunden langen Weg von Dingelsdorf nach der von dort etwas nördlich gelegenen Stadt Überlingen unter die Füße zu nehmen und zwar nicht auf Schlittschuhen. Er unternahm das Wagstück am Morgen des 2. Februar vor zehn Uhr in leichter Knechtskleidung vom Kopf bis zu den Füßen, die Hände mit Handschuhen angetan und mit einer langholmigen Axt bewaffnet. Die Handschuhe bestanden aus starkem, mit grober dicker Wolle gefütterten Zwillich; derlei wiegen aber zusammen drei bis dreieinhalb Pfund, und werden auf Segelschiffen gewöhnlich vom Steuermann getragen; nur mit dem Daumenfinger versehen, sind sie so groß und weit, dass der sie tragende Mann Hände und Finger darin leicht bewegen, den Axtholm mit ganzer Kraft umfassen und nach Erfordernis dirigieren kann. Langsam und bedächtig beschritt unser Held das Eis, stellte den einen Fuß fest auf dasselbe und schritt mit dem andern vorsichtig vorwärts, untersuchte mit demselben die Eisdecke, prüfte sie durch einen Schlag mit der Axt, und warf sodann einen Handschuh einige Schritte weit vor sich hin, dann zog er den andern Fuß an sich, und setzte so dieses Manöver fort, bis er den Weg zurückgelegt hatte. Diesen langsamen bedächtigen Marsch lehrte ihn die Erfahrung. Er kannte von Jugend auf die eigenthümliche Beschaffenheit des Sees und wußte, dass aus seiner Tiefe quellenförmige Aufsprudelungen des Wassers stellenweise durch das Eis heraufdringen und es in Spalten zertheilen, die man entweder überspringen oder umgehen muss; ebenso wußte er, dass das Eis nicht überall gleich dick, sondern da und dort so laubdünn sei, dass es nicht einmal einen Schifferhandschuh, geschweige einen „Auer“ trage, weshalb eine so genaue Sondirung in der absoluten Nothwendigkeit liege. – Konnte er denn – hör’ ich ängstlich fragen – nicht Vorsichtsmaßregeln treffen? einen Kahn vor sich herschieben? oder einen Begleiter mit sich nehmen? – Das Erste nicht, weil ein Kahn doppelte Aufmerksamkeit erfordert und ihn im Laufe verhindert hätte, zumal wenn derselbe eingefroren wäre; auch konnte ein Muthvollerer als er ihn um Rang, Ehre und Belohnung bringen; das Zweite nicht, weil nur Einer der Erste sein konnte, und er diesen Vorzug und diese Berühmtheit keinem Andern gönnte, sondern die Eiskrone auf seinem Haupte wollte glänzen lassen.
Um elf Uhr Vormittags trat der junge Mann wohlbehalten, mit Handschuhen und Axt versehen, in den städtischen Rataussaal (mein damaliges Arbeitslokal) zu Überlingen und präsentierte sich mir als den ersten klassischen Zeugen des eingetretenen Ereignises. Der umständlichen Erzählung seiner gewagten Fußreise auf dem See fügte er schließlich die Bitte und Behändigung der in solchen Fällen uralt herkömmlichen Ehrengabe eines Kronentalers aus der Stadtkasse bei (diese Ehrengabe ist wirklich durch Ratsbeschluss vor Jahrhunderten dem Ersten zugesagt), nach dessen Empfang er sich dankend entfernte und – wohl nicht ohne vorher eine Erfrischung eingenommen zu haben – seinen Heimweg antrat, den er wie den Herweg, auf die gewohnte Weise, mutig und vorsichtig zurücklegte.
Auf den von seinen Tritten zurückgelassenen Spuren wurde nun alsbald von Amtswegen eine sichere ziemlich breite Straße gebahnt und auf derselben beiderseits durch Stangen die Grenze bezeichnet, innerhalb welcher man bei Strafvermeidung das Eis sollte begehen dürfen. Aber die polizeilichen Vorschriften haben alle und überall das gleiche Schicksal: sie werden befolgt von elf Uhr bis Mittag; und Feuerbach hat mit Scharfsinn sein System des Strafrechts auf den psychologischen Grundsatz gebaut, dass die Lust zur Begehung von Vergehen und Verbrechen größer sei, als die Furcht vor Strafe. Kaum war das Mittagsmahl genossen, so trieb die Neugierde alle Uferbewohner, die gehen oder doch hinken konnten, hinaus auf die weite Ebene, welche nunmehr während der ganzen Dauer des Gefrierens nicht nur bei schönem Wetter zum Tummelplatz des Vergnügens, sondern auch täglich zum Betrieb aller jener Geschäfte diente, die sonst mittelst der Schiffe besorgt wurden. Kaufleute erhielten und versendeten Waren auf Schlitten, von Menschen und Tieren gezogen, über den See. Die auf Überlingens großem Markt gekauften Früchte aller Art wurden auf diese Weise sogar bis Uttweil geführt. Von dort bis Immenstadt (ein badisches Dorf unweit Friedrichshafen), also in einer bedeutenderen Tiefe, ließ sich eine Gesellschaft auf einem Schlitten hin- und herziehen, jedoch nur von „Schuhmachers Rappen“ (d. h. von Männern), und nicht von Rossen. Weiter unten fuhr aber auch ein kühner Mann von Unteruhldingen[WS 1] (badisches Dorf), wie ich selbst sah, auf einem Schlitten von zwei rüstigen Pferden gezogen, nach der wunderschönen Insel „Mainau“, die bekanntlich gegenwärtig ein überaus reizendes Besitzthum des Großherzogs Friedrich von Baden bildet und etwa drei Viertel Stunde weit entfernt liegt.
Von den vielen auf dem ganzen See stattgefundenen Vergnügungspartien und anderen Vorkommnissen sollen hier nur einige angeführt werden, die des Andenkens werth und der allgemeinen Teilnahme entsprechend sein dürften.
Die Schnee- und Eisfreuden der Schuljugend, das Jagen der Schlittschuhläufer, die Fahrten pelzverbrämter junger Damen mit dem obligaten galant-homme am Schlitten-„Schalter“, das bunte Gemisch neugieriger Spaziergänger, das langsame Fortschreiten bedächtiger Eheleute, das eifrige Drängen liebender Paare durch die ihnen gefühllos erscheinende Menge – das Alles gehört zu den gewöhnlichen Eisbelustigungen, die man sich auf dieser ausgedehnten Fläche nur recht massenhaft vorzustellen braucht, um sich ohne schriftstellerische Beschreibung ein sprechendes Bild von dem ergötzenden Durcheinander machen zu können. In diesen Tagen fehlten aber auf dem See auch die Musikbanden nicht, selbst Gesangvereine ließen sich in dem bunten Treiben hören und überall waren zahlreiche Buden errichtet, die verführerisch zum Genusse von Speisen und Getränken verlockten.
Doch leider ward auch die Gewalt des Seegottes offenbar. Unter dem Eise gefangen gehalten mochte er über die auf seinem Elemente fröhlich umherwandelnden Menschen zürnen und verlangte Opfer von ihnen, die ihm auch zu Teil wurden, wenngleich zum Glück nur in geringer Zahl. Er öffnete die tiefen Schleusen im See, aus dem, wie schon oben angeführt, Quellen heraussprudelten und das Eis an manchen Orten in Spalten zerteilten, in welche Unvorsichtige hineinfielen, um unter dem Eise spurlos zu verschwinden. Solche Vorkommnisse waren natürlich nur geeignet, die allgemeine Lust wenigstens zeitweise zu dämpfen und zu mildern. Nachdem jedoch der erzürnte Gott durch einige Opfer versöhnt schien, gestattete er die Rettung kühner Jünglinge, die durch einen gewagten Sprung über die Spalte seiner Gewalt zu entrinnen hofften, und begnügte sich damit, dieselben, wenn sie in’s Wasser gefallen und vom Eise überglast herausgezogen waren, dem Spott der umherstehenden Zuschauer zu überlassen.
Hiermit wäre denn durch meine Erzählung Alles getan, was ich vermochte, um die Erinnerung an das geschilderte denkwürdige Ereignis dauernd zu bewahren; es fehlt nur noch die Beurkundung. Diese sollte – wie mir erzählt wurde – nach der scherz- und ernsthaften Ansicht einer Anzahl von Ortsbewohnern ebenfalls auf dem Eise protokollarisch aufgenommen und das Protokoll aufbewahrt werden. Die Beschließenden begaben sich auf’s Eis, wählten einen Vorsitzenden, und dieser ernannte seinen Sohn, einen Schönschreiber, zum Schriftführer. Derselbe setzte sich auf Eisschollen an einen herbeigetragenen Tisch und verfasste die Urkunde, umgeben von vielen neugierigen Spaziergängern, welche der Arbeit beifällig zusahen. Inzwischen ward das kurze Protokoll gefertigt; der Schriftführer las es laut vor; es wurde von mehreren Anwesenden unterzeichnet, worauf es der Schreiber sandete – aber unglücklicherweise mit der Tinte. Die Stirn des etwas heftigen Vaters legte sich in Falten; doch bewältigte er den Unmut und befahl dem erschrockenen Sohn kurz und ernst: „Schreib’s noch emal!“
Es geschah sogleich. Aber wenn das Schicksal einen Menschen zum Schicksal seiner Laune erkoren hat, so – läßt es ihn auch zum zweiten Male mit der Tinte sanden, wie es denn wirklich dem unseligen Schriftführer begegnete. Einen Augenblick herrschte allgemeine Stille; in diese hinein aber rief der zornige Vater mit Stentorstimme: „Hochgeehrte Anwesende! Sehen Sie, dieser Talkenbacher[2] ist mein Sohn!“
Nun erscholl ein allgemeines Gelächter; der beschämte Schriftführer packte betrübt seine Papiere zusammen; die Anwesenden zerstreuten sich; eine Eis-Urkunde aber kam nicht zu Stande.
Diesen Ehrentitel gaben in der zweiten badischen Kammer des denkwürdigen Landtags von 1831 die Deputierten des Unterlandes uns Abgeordneten aus dem Seekreise. Von den dreiundsechszig Kammermitgliedern leben zur Zeit noch unser Fünf.
Mit diesem Titel bezeichnet der Volksmund hier zu Lande einen ungeschickten Menschen. Stammwort: vertalken – etwas Gelungenes mit Talg – Talk – übergießen – durch Ungeschicklichkeit verderben – schlechtes Brod backen (provinziell: bachen).
Quelle: Konrad Magg: Der gefrorne Bodensee aus: Die Gartenlaube, Heft 8, S. 122, 123, Leipzig, 1872, Link: https://de.wikisource.org/wiki/Der_gefrorne_Bodensee
Bilder II
Wenn der See – das „Schwäbische Meer“ im Nebelmeer versinkt, ist der Blick von oben auch ohne Flieger möglich. Meine Lieblingspunkte sind dabei der Höchsten, Heiligenberg und der Gehrenberg. Man könnte auch mit der Seilbahn auf den Pfänder fahren – genauso gut sieht man jedoch vom kleinen Ort Sulzberg, der oberhalb von Bregenz liegt. Von dort hat man bei Fernsicht auch eine großartige Panoramasicht auf die Alpen.
Alle Fotos: © Wolfgang Autenrieth
Sagen, Mythen und Geschichten
Der Ochs am Bodensee
In Oberschwaben fütterten die Bauern ehedem ihre Ochsen dergestalt, dass sie eine ungeheure Größe erreichten. Da behagte es einmal einem solchen Ochsen nicht mehr in seinem Stalle; er brach aus und lief fort, bis er an den Bodensee kam. Da stutzte er eine Weile, besann sich aber nicht lange, sondern spazierte in das Wasser hinein und nahm bei jedem Schritt einen Schluck zu sich, und das ging so fort, bis er durch den ganzen See hindurchgegangen war und er auf der andern Seite am Schweizer Ufer wieder herauskam. Da hatte er so nebenbei im Gehen den ganzen See ausgetrunken. Nun dachte der Ochs, er wolle sich doch auch die Schweiz ein wenig ansehen und ging hinein. Wie er nun einmal stille stand und sich die fernen Berge ansah, kam ein mächtiger Vogel und setzte sich auf das eine Horn des Ochsen. Nach einer Weile schüttelte der Ochs ganz ruhig nur ein wenig seinen Kopf, worauf der Adler fortflog und sich auf das andere Horn setzen wollte. Bis er dies aber erreichte, brauchte er nicht weniger als zwei volle Stunden. Da kann man sich wohl denken, was das für ein großer Ochs gewesen sein muss.
Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 107-108. In Wolfs Zeitschr. I. S. 439 mitgeteilt von E. Meier, und mündlich. Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004562380
Balladen
Des Fischers Haus am Bodensee
Sein buntes Haus hat der gebaut
Es stehet dicht an den Wellen
In der blauen Flut sich’s beschaut
Als sprach es wer kann mich fällen
Die Mauern die sind so dicht
Voll Korn und Wein sind die Räume
Es zittert das Sonnenlicht
Herunter durch Blútenbaume
Und Reben winken herein
Von grünen schirmenden Hügeln
Die lassen den Mond nicht ein
Die umhaucht nur der West den Flügeln
Und am Ufer der Fischer steht
Es spielt sein Nek in den Wellen
Umsonst ihr euch wendet und dreht
hr Karpfen ihr zarten Forellen
Sein frevelnder Arm euch zieht
Im engen Garn ans Gestade
Kein armes Fischlein entflieht
Das kleinste nicht findet Gnade
Auf steiget kein Wasserweib Euch zu retten
ihr Stillen ihr Guten
Und lockt mit dem seligen Leib
Ihn hinab in die schwellenden Fluten
Ich bin der Herrscher im See
Ein König im Reiche der Wogen
So spricht er und schnellt in die Höh
Den schweren Angel im Bogen
Und euer Leben ist aus
Der Fischer mit frohem Behagen
Er tritt in das stattliche Haus
Auf den harten Stein euch zu schlagen
Er legt sich auf weichen Pfühl
Von Gold und Beute zu träumen
Nacht so sicher und kühl
Wo Hamen und Angel säumen
Da regt sich das Leben im Grund
Da wimmelt’s von Karpf und Forelle
Da nagt’s mit geschäftigem Mund
Und schlupft unter’s Ufer im Quelle
Und frühe beim Morgenroth
Da kommt der Fischer mit dem Flechten
Am Tage drohet der Tod
Die Rache schafft in den Nächten
Von Jahr zu Jahr sie nicht ruht
Die Alten zeigen’s den Jungen
Bis daß die schweigende Flut
Ist unter das Haus gedrungen
Bis daß in sinkender Nacht
Wo der Fischer träumt auf dem Pfühle
Das Haus das gewaltige kracht
Versinkt in der Wogen Gewühle
Aus gießet sich Korn und Wein
Es offnet der See den Rachen
Es schlingt den Mörder hinein
Er hat nicht Zeit zum Erwachen
Die Gärten die Bäume zugleich
Sie schwinden sie sehen sich wieder
Es spielen im freien Reich
Die Fische die frohlichen wieder
Gustav Schwab, Quelle: https://books.google.de/books?id=h9I6AAAAcAAJ
Die Schöpfung des Bodensee’s
Als Gott der Herr die dunkeln Kräfte
Der werdenden Natur erregt,
Und zu dem schöpfrischen Geschäfte
Die Wasser und den Grund bewegt:
Und als sich nun die Tiefen senkten,
Die Berge rückten auf den Platz,
Die Ebnen sich mit Bächen tränkten,
In See’n sich schloß der Wasser Schatz:
Da schuf sich auch die Riesenkette
Der Alpen ihrer Thäler Schoos,
Da brach der Strom im Felsenbette
Aus seinem Eispalaste los.
Er trat heraus mit freud’gem Schrecken,
Er wallet hell in’s offne Land,
Und ruht in einem tiefen Becken
Als blauer See mit breitem Rand.
Und fort von Gottes Geist getrieben
Wogt er hinab zum jungen Meer,
Doch ist sein Ruhesitz geblieben,
Und Wälder grünen um ihn her;
Und über ihm hoch ausgebreitet
Spannt sich der heitern Lüfte Zelt,
Es spiegelt sich, indem sie schreitet,
Die Sonn‘ in ihm, des Himmels Held.
Und wie nun auf den weiten Auen
Des ersten Sabbaths Ruhe schlief,
Ließ sich der Bote Gottes schauen
Im lichten Wolkenkranz und rief.
Da scholl gleich donnernden Posaunen
Des Engels Stimme durch den Ort,
Es horchten Erd‘ und Flut mit Staunen
Und sie vernahmen Gottes Wort:
»Gesegnet bist du, stille Fläche,
Vor vielem Land und vielem Meer!
Ja rieselt fröhlich nur, ihr Bäche,
Ja ströme, Fluß, nur stolz einher!
Ihr füllet euch in einen Spiegel,
Der große Bilder bald vereint,
Wenn Einer, der der Allmacht Siegel
Trägt auf der Stirn, – der Mensch, erscheint.
Erst lebt ein dumpf Geschlecht, vergessen
Sein selbst, im Walde mit dem Thier,
Dann herrscht ein Fremdling stolz, vermessen,
Ein Sieger mit dem Schwerte hier;
Er zimmert sich den Wald zu Schiffen,
Er öffnet Straßen, baut das Haus;
Dann hat ihn Gottes Hand ergriffen,
Und schleudert ihn zum Land hinaus.
Und führt den Stamm mit goldnen Haaren,
Mit blauem Aug‘ an’s Ufer her;
Er hat noch nichts vom Herrn erfahren,
Sein Gott ist Eiche, Fluß und Meer.
Doch schläft im tüchtigen Gemüte
Noch unerweckt des Ew’gen Bild,
Ein Strom der höchsten Kraft und Güte
In seinen vollen Adern quillt.
Der Himmel wird ihm Boten senden,
Die sagen ihm von Gottes Sohn,
Die bauen mit getreuen Händen
In dichten Wäldern seinen Thron.
Dort wird das Licht des Geistes leuchten,
Von dorther der Erkenntniß Quell
Der Erde weites Feld befeuchten,
Dort bleibt’s in tiefem Dunkel hell.
Dann werden sich die Haine lichten,
Wie sich der Menschen Herz erhellt,
Dann prangt ein Kranz von goldnen Früchten
Um dich, du segenreiches Feld,
Die Rebe strecket ihre Ranken
In deinen hellen See hinein,
Und schwerbeladne Schiffe schwanken
In reicher Städte Häfen ein.
Und die des Höchsten Krone tragen,
Statthalter seiner Königsmacht, –
An diesen Ufern aufgeschlagen,
Sonnt oft sich ihres Hofes Pracht,
Und Völker kommen aus dem Norden
Und aus dem Süden, See, zu dir!
Du bist das Herz der Welt geworden,
O Land, und aller Länder Zier!
Drum sind dir Sänger auch gegeben,
Zween Chöre, die mit deinem Lob
Die warme Frühlingsluft durchbeben,
Wie keiner je sein Land erhob:
Das eine sind die Nachtigallen,
Auf Wipfeln jubelt ihr Gesang,
Das andre sind in hohen Hallen
Die Ritter mit dem Harfenklang.
Wohl ahnst du deinen Ruhm, du wallest
Mit hochgehobner Brust, o See!
Doch daß du dir nicht selbst gefallest,
Vernimm auch deine Schmach, dein Weh!
Es spiegeln sich die Scheiterhaufen
Der Märtyrer in deiner Flut,
Und deine grünen Ufer traufen
Von lang vergoßnem Bürgerblut.
Sei nur getrost! Du blühest wieder,
Du wischest ab die Spur der Schmach,
Und große Sagen, süße Lieder,
Sie tönen am Gestade nach.
Zwar dich verläßt die Weltgeschichte,
Sie hält nicht mehr am Ufersand
Mit Schwert und Wage Weltgerichte,
Doch stilles Gnügen wohnt am Rand.
Der Hauch des Herrn treibt deine Boote,
Dein Netz soll voll von Fischen sein,
Dein Volk nährt sich vom eignen Brote,
Und trinkt den selbstgepflanzten Wein.
Und unter deinen Apfelbäumen
Wird ein vergnügt Geschlecht im Glück
Von seinem alten Ruhme träumen;
Wohlan, vollende dein Geschick!«
Der Engel sprach’s, der Sabbath endet,
Der Schöpfung Werktag hebt sich an,
Es rauscht der See, die Sonne wendet
Ihr Antlitz ab, die Wolken nahn;
Die Stürme wühlen aus den Schlünden
Den trüben Schlamm an’s Licht herauf,
Der Strom hat Mühe sich zu münden,
Und sucht durch trägen Sumpf den Lauf.
Doch webt und wirkt im innern Grunde
Der schwerarbeitenden Natur
Das Wort aus ihres Schöpfers Munde,
Sie folgt der vorgeschriebnen Spur.
Von Licht verklärt, von Nacht verhüllet,
Sein bleibt das Wasser, sein das Land,
Und was verheißen war, erfüllet
Der Zeiten Gang auf Flut und Strand.
Gustav Schwab: Gedichte. Leipzig [um 1880], S. 330-333.
Quelle: http://www.zeno.org/nid/20005644690
Der Reiter und der Bodensee
Der Reiter reitet durchs helle Tal,
Auf Schneefeld schimmert der Sonne Strahl.
Er trabet im Schweiß durch den kalten Schnee,
Er will noch heut‘ an den Bodensee;
Noch heut‘ mit dem Pferd in den sichern Kahn,
Will drüben landen vor Nacht noch an.
Auf schlimmem Weg, über Dorn und Stein,
Er braust auf rüstigem Ross feldein.
Aus den Bergen heraus, ins ebene Land,
Da sieht er den Schnee sich dehnen, wie Sand.
Weit hinter ihm schwinden Dorf und Stadt,
Der Weg wird eben, die Bahn wird glatt.
In weiter Fläche kein Bühl, kein Haus,
Die Bäume gingen, die Felsen aus;
So flieget er hin eine Meil‘, und zwei,
Er hört in den Lüften der Schneegans Schrei;
Es flattert das Wasserhuhn empor,
Nicht anderen Laut vernimmt sein Ohr;
Keinen Wandersmann sein Auge schaut,
Der ihm den rechten Pfad vertraut.
Fort geht’s, wie auf Samt, auf dem weichen Schnee,
Wann rauscht das Wasser, wann glänzt der See?
Da bricht der Abend, der frühe, herein:
Von Lichtern blinket ein ferner Schein.
Es hebt aus dem Nebel sich Baum an Baum,
Und Hügel schließen den weiten Raum.
Er spürt auf dem Boden Stein und Dorn,
Dem Rosse gibt er den scharfen Sporn.
Und Hunde bellen empor am Pferd,
Und es winkt im Dorf ihm der warme Herd.
»Willkommen am Fenster, Mägdelein,
An den See, an den See, wie weit mag’s sein?«
Die Maid sie staunet den Reiter an:
»Der See liegt hinter dir und der Kahn.
Und deckt‘ ihn die Rinde von Eis nicht zu,
Ich spräch‘, aus dem Nachen stiegest du.«
Der Fremde schaudert, er atmet schwer:
»Dort hinten die Ebne, die ritt ich her!«
Da recket die Magd die Arm‘ in die Höh‘:
»Herr Gott! so rittest du über den See!
An den Schlund, an die Tiefe bodenlos,
Hat gepocht des rasenden Hufes Stoß!
Und unter dir zürnten die Wasser nicht?
Nicht krachte hinunter die Rinde dicht?
Und du wardst nicht die Speise der stummen Brut?
Der hungrigen Hecht‘ in der kalten Flut?«
Sie rufet das Dorf herbei zu der Mär‘,
Es stellen die Knaben sich um ihn her;
Die Mütter, die Greise, sie sammeln sich:
»Glückseliger Mann, ja, segne du dich!
Herein zum Ofen, zum dampfenden Tisch,
Brich mit uns das Brot und iss vom Fisch!«
Der Reiter erstarret auf seinem Pferd,
Er hat nur das erste Wort gehört.
Es stocket sein Herz, es sträubt sich sein Haar,
Dicht hinter ihm grinst noch die grause Gefahr.
Es siehet sein Blick nur den grässlichen Schlund,
Sein Geist versinkt in den schwarzen Grund.
Im Ohr ihm donnert’s, wie krachend Eis,
Wie die Well‘ umrieselt ihn kalter Schweiß.
Da seufzt er, da sinkt er vom Ross herab,
Da ward ihm am Ufer ein trocken Grab.
Quelle: Gustav Schwab: Gedichte. Leipzig [um 1880], S. 333-335.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20005644704
Der Spuk auf dem Bodensee (1830)
Einst sang ich von dem Reiter, der über Eis und Schnee
Hinflog in vollem Trabe wohl durch den Bodensee,
Und drüben angekommen, erst von der Kunde krank,
Auf gutem, festen Boden vom Pferde sterbend sank.
Nun höret neue Wunder: der See ist wieder zu,
Auf uferloser Fläche wohnt stumme Grabesruh‘,
Wie Schafe gehn zur Weide die Nebel wollicht, bleich,
Es liegt der Mond in Strahlen, gemähtem Grase gleich.
Sonst pfiff der Wind im Segel, der Vogel sang im Blau,
Die Hechte sandten plätschernd empor der Woge Tau;
Jetzt hat die bange Wüste, die starre, keinen Mund,
Der Vogel fiel erfroren, die Welle schläft im Grund. –
Was jagt in schnellem Sturme die Nebelwolken auf?
Was auf des Eises Estrich ertönt wie Rosses Lauf?
Was fliegt mit Peitschenknalle heran? der Duft zerreißt:
Ein Reiter eilt vorüber – ist es des Toten Geist?
Und kaum ist er verschwunden, in Duft und Luft getaucht,
Schon wieder blinkt’s im Dunste, der mondbeschienen raucht;
Es trabt, es rollt, es wiehert – ein Schlitten kommt heran,
Vier schwarze Rosse rennen mit ihm auf glatter Bahn.
In grünem Kleid ein Großer, sein Bart hat roten Schein,
In schwarzem Rock ein Kleiner, schwarzaugig, bleich und fein,
Ein dritter, dicht verhüllet, und eine zarte Frau,
Doch Alles schnell verschwindet im Nebel breit und grau.
Und auf dem Eismeer lagert sich Stille wie zuvor,
In Osten türmt sich riesig die Nebelwand empor;
Kein Klang und keine Farbe, bis blass der Morgen graut
Und auf der toten Ebne nur Eis und Wolken schaut.
»So leg‘ uns doch, o Sänger, das wüste Traumbild aus.
Was für Gespenster bringst du in kalter Nächte Graus?
Für welche Sünde wallen sie hier durch Schreckensnot, –
Und wagen auf dem Eise, schon tot, den zweiten Tod?«
Gespenster? ei, wer sagte, dass es Gespenster sind?
Meint ihr, mit alten Mären erschreck‘ ich Weib und Kind?
Was euch mein Lied berichtet, geschah in diesem Jahr,
Am ersten, hellen Sonntag im strengen Februar.
Die vier geschwinden Rappen sind keine Höllenbrut,
Zu Immenstadt im Stalle dort steh’n sie ausgeruht,
Dort winkt der schmucke Schlitten, er liegt nicht in dem Grund,
Und, friert der See nur wieder¹, so trotzt mit ihm dem Schlund!
Und die darüber fuhren im Mondschein kalt und hell,
Sucht in der Schweiz die Kühnen, fragt an zu Bischofszell,
Klopft an zu Eppishausen²; wer kennt den Meister nicht?
Der hat die Fahrt bestellet, der sandte mir Bericht.
Sie leben alle fröhlich, sie sind ein christlich Blut,
Voran Herr Sepp, der gerne den Wandrern gütlich tut;
Nur spricht man, dass er heimlich nach manchem Schatze gräbt,
Und mit den alten Geistern in einem Bunde lebt.
Fußnoten
1 Ist geschehen im Winter 1879-80
2 Den Herausgeber des »Liedersaals« und vieler literarischen Schätze, von allen Freunden altdeutscher Poesie gekannt und geehrt. (Joseph Freiherr von Laßberg.)
Quelle: Gustav Schwab: Gedichte. Leipzig [um 1880], S. 335-337.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20005644712
Des Feindes Tod
Wo vom Berg die Felsen rollen,
Wo kein Wasser friedlich fließt,
Nur im Sturze sich ergießt,
Wo die langen Donner grollen;
Dort in Rhätiens finstern Gründen,
Wo sich die Natur bekriegt,
Wald und Sturm im Kampfe liegt,
Kann der Mensch nicht Ruhe finden.
Feindschaft zeugt in seiner Seele
Dort der Elemente Streit,
Und die Fürsten sind entzweit
Um den Sitz in Hain und Höhle.
Seine finstern Täler neidet
Rudpert drum dem Adalbert;
Jeder greifet nach dem Schwert,
Ob sie schon der Waldstrom scheidet.
An der überspritzten Klippe
Kämpfen sie im Wasserschaum,
Kämpfen, wo für zween ist Raum
Auf der wald’gen Felsenrippe.
Dann im Anger und im Tale
Jeder mit ergrimmtem Tross,
Jeder auf dem wild’sten Ross;
Lang erhitzt sich Stahl am Stahle.
Beider Mut ist stets der gleiche,
Beider Sehne gleich gestählt,
Beide gleicher Hass beseelt,
Keiner weicht dem letzten Streiche.
Bis die Herrscherin der Gegend
In den Streit sich mischt, Natur,
Irre macht der Rosse Spur,
Felsen in die Wege legend.
Rudpert schwanket auf dem Pferde,
Und es bäumet sich das Tier,
Und mit zornigem Gewieh’r
Schleudert es den Herrn zur Erde.
Und man hört die Wasser toben,
Weil es stille ward vom Kampf,
Nur im grauen Nebeldampf
Kämpft der Wind im Walde droben.
Auf des Feindes Angesichte
Kehrt mit Frieden ein der Tod,
Wischet ab des Zornes Rot,
Überzieht’s mit blassem Lichte.
Und es nahet sich der Leiche
Abgestiegen von dem Pferd
Auch der Kämpfer Adalbert,
Schaut ins Antlitz ihm, ins bleiche.
Lauter bei des Grabes Stille
Schlägt lebend’ges Menschenherz,
Groll und Zorn flieht niederwärts,
Und die Brust bewegt der Wille.
Jetzt erbarmt ihn erst der Schöne,
Die das Schicksal für ihn schlug,
O wie holde Züge trug
Dieser Jüngling, wert der Träne!
Und er hat den Feind umfangen,
Wie den Bruder seiner Wahl: –
Da zuerst durchs wilde Tal
Ist des Friedens Geist gegangen.
Und die Sonne dringet nieder
Durch der Nebel alte Nacht,
Dass der grünen Wildnis Pracht,
Fels und Strom, von Licht glänzt wieder.
Wie den Sieger, auf der Bahre,
Führet den gefallnen Feind
Adalbert durchs Tal und weint,
Als um eines Freundes Jahre.
In die eigne Gruft gebettet
Legt er ihn nach Kampf und Not;
Lieb‘ und Freundschaft aus dem Tod
Hat er endlich sich gerettet.
Sei Natur im Kampf geschieden,
Krieg der blinden Kräfte Ruhm:
Als sein heilig Eigentum
Pflege doch der Mensch den Frieden!
Quelle: Gustav Schwab: Gedichte. Leipzig [um 1880], S. 338-340.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20005644739
Die Prinzessin vom Bodensee
Es sah die Insel aus dem See,
Mit weißer Brust zur blauen Höh’;
Sie spiegelt sich im Wellenbade,
Sie winkt hinüber zum Gestade:
„Mein ist des Seees Diamant,
Wer mag ihn holen sich im Land?“
Und wie er glänzt vom Söller her,
Macht jedes Herz die Liebe schwer:
„O Fürstenkind der Alemannen,
Wer darf dein schlankes Bild umspannen?“
Das darf die keusche Luft allein,
Der Wellen froher Silberschein.
Sie lächelt in das schöne Land:
„Wer freit die stolze Fürstinhand?
Mein ist der freie Inselhügel,
Mein dieses Meeres weiter Spiegel,
Mein ist der hohe Jugendleib;
Wo blüht umher ein reicher Weib?“ –
Der See umwallt sie meilenweit,
Und höhnt der Freier heißes Leid.
Da reitet von den Alpenhöhen
Ein welscher Graf, sie zu erflehen.
Als Bote zieht sein Hund voraus,
Er schwimmet zu der Fürstin Haus.
Er beut ihr dar den Liebesbrief:
„Sind deine Wellen trüglich tief,
Und kannst du treu und tiefer lieben,
So rüst’ ich dir die Barke drüben,
Die hole dich zum Land so hold,
Zum Marmorschloss voll Lust und Gold!“
Sie knüpft ihr Wort dem Boten an:
„Dein Leib sei deiner Hoffnung Kahn,
Dein Segel sei die Lieb’ alleine,
Dann will ich folgen als die Deine.“ –
Er reitet fort mit Spott und Scham:
„Nimm einen Fisch zum Bräutigam!“
Eine Taube fliegt auf ihre Hand
Und beut ein stehend Busenband:
„Auf meinen grünen Schweizerauen
Lass uns die Bundeshütte bauen;
O komm zu mir, du Himmelslicht!
Ein treuer Herz beglückst du nicht!“ –
Die Taube kehrt zum Alpensohn:
„Was sucht der Hirt‘ den Fürstensohn?
In meinen grünen Wellengründen
Magst du die Bundeshütte finden.“ –
Da sinkt er in den tiefen See,
Mit seiner Liebe tiefem Weh. –
Es lagert im verheerten Feld
Ein Werber neu, der Frankenheld:
„Ich habe ihrer Väter Marken,
Will nun im schönem Sieg erstarken.
Mein Edelfalke trage hin
Den Brautring meiner Königin!“
Hoch schwebt der Falk und unsichtbar,
Was schimmert durch die Luft so klar?
Es fällt mit stummen Siegergrüßen
Ein Diamantring zu ihren Füßen;
Sie steckt ihn sinnend an die Hand
Und schaut errötend nach dem Strand.
Dann kränzt sie ihren Ahnensaal
Und füllt den gastlichen Pokal;
Sie lässt den Pfad voll Blumen säen,
Die Tore auseinander gehen;
Sie sieht im bräutlichen Talar,
Den Myrthenzweig im blonden Haar.
Und dort beschwört den See der Held:
„Besitzen will ich ihre Welt!
Sei mein, du frohes Reich der Wellen!
Ihr sollt euch meiner Liebe stellen,
Versäumt die Untertanenpflicht,
Ihr hellen Geister, drunten nicht!“
Er schickt sich rasch zur Reise an,
Und furcht der Wogen klaren Plan,
Da summt und quillt es aus den Tiefen,
Als ob ihn Geisterstimmen riefen.
Er bannt sie mächtig aus der Gruft,
Denn droben ist, die ihn beruft.
Die Geister heben ihn empor;
Er tritt, den Blick voll Liebe, vor.
Er schreitet auf den Blumenwegen
Der Herrin durch das Thor entgegen.
Sie reicht ihm des Willkommens Trank
Und küsst vom Mund der Liebe Dank.
Sie blüh’n, ein friedlich Fürstenhaus,
Das dehnt sein Reich in Liebe aus. –
Die Wassergeister mit den Grotten,
Die Burgen und die Heldenflotten,
Die Insel, ihres Namens Klang, –
Verschwanden längst im Zeiten Drang.
Als die Bewerber um die Hand der lieblichen allemanischen Prinzessin, als welche hier der Bodensee mit seinen umliegenden Gauen allegorisch dargestellt wird, denkt sich der Dichter wahrscheinlich unter dem welschen Grafen die Römer, unter dem Alpensohne die Helvetier, und unter dem Frankenhelden das Haus der jetzigen Herrscher.
Georg Rapp: Die Prinzessin vom Bodensee aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 5–7, 1846
Quelle: https://de.wikisource.org/wiki/Die_Prinzessin_vom_Bodensee